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Amts- und AnzeigeökaLL für den Bezirk Kalw.
80. Jahrgang.
«rschEdimiLrtaz«: Li«n»tag, Lonnerttaz, KamS- taz, Sonntag. Jns«rtion»pr«tt 10 Psg. pro Zeile für Stadt und Segirttortej außer »e-trt U Pfg.
Samstag, den 29. April 1905.
AbormementSpr. in d. Stadtpr.Mertelj. Ml. I.Illincl.Triifferl. Merteljährl. PostdezugSpretj ohne vcstellg. f. d. Ort«- u. Nachbar- " - - - —.- - - 7- - - --
ortSverlehr 1 Mk., f. d. sonst. Berkehr L
. Bestellgeld 20 Pfg.
Zmlttche Ar»-tt«tm<rchtt«ge».
Bekanntmachung.
In Schöckingen Oberamts Leonberg ist
die «aul- und Mauenseuche erloschen; in Hemmtngen ausgebrochen.
Calw, 26. April 1905.
K. Oberamt.
Amtmann Ripp mann.
Tagesnsaigkeiten.
r. Calw, 25. April. Unser Landw. Bezirksverein entfaltet eine rührige Tätigkeit: es sind Heuer verschiedene Veranstaltungen geplant: Eine Dienstbotenprämieruug, ein Aufkauf von Farren und von Kalbinnen, wobei an die Käufer Beiträge von 1000 ^., bezw. von 300 zur V.-rteilung kommen, eine Jnngviehprämierung unter Aussetzung von Preisen im Betrage von 500 sowie eine Eberprämierung. Außerdem werden znm Ankauf männlicher und weiblicher Znchtferkel aus der neuerrichteten Schweiuezuchtstatton in Sindlingen Beiträge von 25 °/° bezw. von 10 °/° der Ankaufskosten gewährt. Im Interesse des Vogelschutzes wurden 400 Nistkästen angeschafft und 50 "/» der Kosten auf die Bereinskasse übernommen. Mit Rücksicht auf die Ersatzpfltcht, welche §833 des Bürgerlichen Gesetzbuches den Landwirten und Tierbesitzern auferlegt, wurde mit der Versicherungsgesellschaft Wilhelm« in Magdeburg im Jahre 1901 ein V:rtrag abgeschlossen, wonach es einem Landwirt möglich ist, zn einem ganz niedern Pcämiensatz sich gegen die Haftpflicht zu versichern. Infolge dessen mußte diese Gesellschaft schon in verschiedenen Haftpfltchtfällen namhafte Entschädigungssummen leisten. Ja einem einzigen Fall handelte es sich um eine Entschädigung von 10 000 neben einer jährlichen Rente von 3000 Dem betreffenden Pferdebesitzer wurde gegen Bezahlung einer äußerst geringen Prämie die ganze Last des schwierigen und kostspieligen Prozesses von der Gesellschaft abgrnommen und war er aller Verbindlichkeit gegenüber dem Beschädigten entledigt. Die Gesellschaft trat vollständig für ihn ein und allein diesem Vertrag hat er es zu danken, daß er behufs Bezahlung der Entschädigung nicht um sein ganzes Vermögen gekommen ist. Den Landwirten kann daher nicht genug empfohlen werden, Mitglieder des Landw. Bezirksvereins zu werden und der Haftpflicht beizutreten, denn nur Mitglieder haben Anspruch auf die dem Verein gewährten Vergünstigungen.
Calw, 27. April. Auf dem Bahnhof ist jüngst bei der Umladung vom Pforzheim» in den Stuttgarter Zug ein Wertstück abhanden gekommen. Entweder konnte der Dieb das unverarbeitete Silber nicht verwenden oder fürchtete er Entdeckung; er brachte das fehlende Stück zurück und legte es in der Nacht bei dem Güterschuppen nieder.
Würzbach. Bei der Submission auf Langholz, V- Tannen, '/-> Forchen, wurden erlöst durchschnittlich 129,8 "/«. Forche« kamen bis auf 145,3 '/».
Nagold, 26. April. Ledige Burschen von Wildberg hatten am Ostermontag in Gültlingen
eine Schlägerei und beschädigten auf dem Heimwege die der Straße entlang gepflanzten zahlreichen Obstbäume.
Altenstetg, 27. April. Am 1. Mai d. I. beabsichtigen die hiesigen Holzarbeiter in den Ausstand zu treten, nachdem die bisher geführten Verhandlungen ohne Resultat verliefen. Diese Ausstandsbewegung wurde für den 23 Jahre alten ledigen Kassier des hiesigen Holzarbeiterverbands, Schreiner Boßert, zum Verhängnis, da er 141 Mark Kassengelder unterschlug und für sich verbrauchte. Er suchte nun hier Geld aufzunehmen um den Kassenabmangel zu decken, wurde aber durch den hiesigen Landjäger verhaftet und ins K. Amtsgericht Nagold eingeliefert.
Stuttgart, 27. April. Die Kammer der Abgeordneten hat heute die vor Ostern unterbrochene Beratung des Etats des Innern wieder ausgenommen. Damals war noch beim Kap. 38, Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Titel 1 mit der üblichen allgemeineren Debatte erledigt worden. So wurde denn heute die Beratung der einzelnen Titel fortgesetzt. Eine längere Erörterung knüpfte sich an Titel 8, Sammlungen des Landesgewerbemuseums. Hiebei tadelte Abg. Schock (Vp ), daß sich im Landesgcwerbemuseum und überhaupt in Stuttgart keine Ausstellung landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen mehr befinde, während doch Stuttgart der geeignetste Platz für eine solche Ausstellung sei. Schock stellte daher den Antrag, die K. Regierung za ersuchen, sie möge im Landesgewerbemuseum oder sonstwo in Stuttgart wieder einen geeigneten Raum für Unterbringung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte zur Verfügung stellen. Gröber wünschte, da im Landesgewerbe- muscum kein Platz vorhanden sei, die direkte Errichtung eines besonderen Gebäudes, wogegen sich jedoch Minister von Pischek ans finanziellen Gründen aussprach; er und Präsident v. Mosth af hoben auch weiter hervor, daß das Landesgewerbemuseum sich nicht für eine Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte eigne und machten auf das Bestehen einer solchen Allsstellung in Hohenheim, sowie auf die jährliche Ausstellung gelegentlich des Cannstatter Volksfestes aufmerksam. Berichterstatter Haug betrat einen Mittelweg und beantragte, die Regierung möge in Erwägung ziehen, ob in Stuttgart nicht ein Raum zur Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen zur Verfügung gestellt werden könne. Hiemtt ward» Minister sofort ein- vrrstanden. Gröber vertrat dann ab» den Standpunkt, daß man keinen voreiligen Entschluß fassen, sondern die Anträge Schock und Haug an die Finanzkommisfion verweisen solle. Sein diesbezüglicher Antrag wurde schließlich angenommen. Im weiteren Verlauf der Debatte knüpfte sich an Titel 22, Beratungsstelle für das gesammte Baugewerbe, wiederum eine längere Erörterung, wobei vielfach über die Mißstände im Submissionswesen des Baugewerbes geklagt wurde. Vizepräsident Dr. Kiene wünschte die Abschaffung der Gebühren für die Meisterprüfung seitens der Handwerkskammern im Interesse der Handwerk» und der Gesellen. Diesem Verlangen trat namentlich Maier-Blaubeuren, sodann aber auch Minister v. Pischek entgegen, der
darauf hinwies, daß die Prüflinge tatsächlich nur 7-- der wirklichen Prüfungskosten zu tragen hätten. Insgesamt wurden heute Titel 2—24 n erledigt und sodann mit Rücksicht auf die heute nachmittag statt- findende Beerdigung des Abgeordneten v. Geß die Sitzung um V-1 Uhr geschlossen. Morgen Fortsetzung und eventuell auch Finanzetat.
Stuttgart, 27. April. Gestern nachmittag fiel in einem Neubau in der Königsstraße ein Bildhauer samt einer anscheinend ungenügend befestigten Gerüstdiele ca. 10 Meter bis in den Keller hinunter und erlitt eine erhebliche Kopfverletzung. Der Verunglückte mußte in seine Wohnung überführt werden.
— Die kynologischen Vereine Freudenstadt und Schramberg beabsichtigen, am 6. August 1905 in Freudenstadt gemeinschaftlich eine große Itägige Ausstellung von Hunden aller Rassen zu veranstalten. Die günstige herrliche Lage der AuSstellnngsstadt, die um diese Zeit (Hochsaison) der Aufenthaltsort vieler Luftkurgäste und das Ziel vieler Touristen ist, läßt in Gemeinschaft mit der Rührigkeit und der bekannten Sportlichkeit der genannten beiden Vereine eine ganz bedeutende Veranstaltung des Hundesports erwarten.
Eßlingen, 27. April. Durch die ungünstige Witterung der letzten Zeit wurde die Kirfchen- und Birnenblüte in ihrer Entwicklung gehemmt, was namentlich bet den Birnenblüten nachteilige Folgen haben kann. Auch die Bienenzucht erleidet einen beträchtlichen Schaden, da gerade jetzt, wo sonst die beste Zeit der Ernte war, wegen der jungen Völker gefüttert werden muß. Die Futter- und Saatfelder entwickeln sich gut und kräftig. Die Weinberge find gut davon gekommen und berechtigen zu den besten Hoffnungen.
Eßlingen, 27. April. Ja den letzten Tagen find laut „Eßltnger Ztg." auf der Strecke Eßlingen-Geislingen Probefahrten mit 2 aus der Maschinenfabrik Eßlingen hervorgegangenen für die württ. Staatseisenbahnen bestimmten Dampfwagen gemacht worden. Bei diesen Fahrten hat sich gezeigt, daß auch auf den größten hiebei vorkommenden Steigungen 2 weitere Wagen angehängt und mit der von der Eisenbahn- Verwaltung verlangten Geschwindigkeit befördnt werden können. Die Leistung beträgt hiebei rund 100 Pferdestärken. Der Wagen ist auSgestattet mit Westinghousebremse, Dampfheizung und besitzt je einen Abteil für Raucher und Nichtraucher. Die Bedienung besteht aus 2 Personen, nämlich Führer und Schaffner, im Wagen selbst ist Platz für 44 Fahrgäste.
Göppingen, 26. April. Für die deutschen Truppen in Südwestafrika spendete die Landnersche Brunnenvnwaltung (Göpptnger Sauerbrunnen) dies» Tage eine zweite Sendung Mineralwasser (1000 Krüge), die durch Vermittlung des LandeS- veretns vom Roten Kreuz nach Swakopmund abgehen wird.
Kupferzell, 27. April. Vorletzte Nacht schoßsich der 27jährige Bäck» Heerleiu in selbstmörderisch» Absicht eine Kugel in den Kopf