»D^MmSch» «L mld-Berm

sBez.-B.NeuetlbLk,

NlchtNW-MN

8. auf». Ja« bei jeder W»tz rung. Sammlung Punkt'/«gji abends am Marktplatz. MarsP ziel und Programm werdy beim Abmarsch bekannt P geben. Rückkehr: Sonnig vormittag. Wanderfreunde» Freundinnen jeglichen Altetz herzlich eingeladen.

Die Führer.

Wir suchen noch einen eck

klassigen

Drücker

bei hohem Lohn per sofsn oder später. ,

Heinrich Scholl A.,G Neuenbürg, alte ttnnstmühle.

Bezugspreis:

Uerteljährlich m Neuenbürg ^ ßgDurch die Post jm Orts- und Oberaints' veilehr, sowie im sonnigen

inländischen Verkehr .6 66.-

mit Postbestellgeld.

->n Fällen von höherer Ge­walt besteht kein Anspruch aus Lieserung der Zeitung «der auf Rückerstattung des Bezugspreises.

Bestellungen nehmen alle Poststellen, in Neuenbürg außerdem die Austräger jederzeit entgegen.

Girokonto Nr 24 bei der O.A.-Sparkasse Neuenbürg.

Anzeiger kür Sas Enztal unS Umgebung.

Amtsblatt wr s«n Vberamtsbezirk Neuenbürg.

Lricheinl täglich mit Ausnahme Ser Sonn- und Keiertage.

Druck und Verlag der L. Me eh'scheu Buchdnukerei (Inhaber D. Strom). Für die Schristleitung oerantioorttich v. Strom in Neuenbürg.

Anzeigenpreis:

Die einspaltige Petitzeile ob deren Raum r.Bezirk 2. außerhalb desselben 3.«4L einschließl. Jnseratensteuer. Kolleltivanzeigen 100 Proz. Zuschlag. Offerte u. Aus- kuniierteilung IVO Re­klame-Zeile 3 -4L Bei größeren Aufträgen ent­sprechender Rabatt, der im Falle des Mahnverfahrens hinfällig wird, ebenso wenn Zablung nicht innerhalb 4 Wochen nach Rechnungs­datum erfolgt.

Fernsprecher Rr. 4.

Für relelonische Aufträge wird keinerlei Gewähr über­nommen.

Neuenbürg, Donnerstag, den 6. Znli 1922.

80. Jahrgang.

Schömberg. Habe 600 Liter prima

Obßmoß

zu verkaufen, sowie ein

Taselklmner

für Anfänger.

Brrrghard z.Löwen."

Herrenalb. Schönes, jähriges

ÄlG

«W

jat zu verkaufen

Herm. Kiiblrr.

Herrenalb. Tüchtiges ^

Mädchen

ür Küche und Haus sucht bei )vhem Lohn

Hausyaltungsschule

Aalkenburg.

Deutsche Volksgemeinschaft.

ep. Der fluchwürdige Rathenau-Mord hat blitzartig die furchtbare Lebensgefahr beleuchtet, in der die deutsche Volks­gemeinschaft sich befindet. Wir taumeln tatsächlich am Rand des Wgrundes dahin. Noch ein Paar Ausbrüche politischer Leidenschaft, und es erfolgt ein Absturz in bodenlose Tiefe. Jetzt oder nie gilt es Selbstbesinnung. Da muffen wir es uns ganz klar sagen: eine wesentliche Ursache für die Wahnsinns­tat vom 24. Juni liegt in der gesamten Atmosphäre unseres Politischen Lebens. Man hat sich vielfach daran ge­wöhnt. Politik und Moral als zwei Gebiete zu behan­deln, die einander nichts angehen. Man ist vielfach hemmungs­los geworden in der Wahl der Mittel für den politischen Kampf; man hat vielfach kaum mehr ein Bedenken, beim poli­tischen Gegner nur schlechte und verwerfliche Absichten vor­auszusetzen. Es muß zum Verhängnis werden, wenn man die Schuld an unserem nationalen Unglück und seinen wirtschaft­lichen und moralischen Folgen nur bei einem bestimmten Kreis, einer bestimmten Klaffe, Partei oder Raffe sieht und das un­aufhörlich seinen Gesinnungsgenossen einhämmert. Das ist Pharisäertum und Verhetzung, und aus dem derart beeinfluß­ten Geisteszustand keimt dann das politische Verbrechen, na­mentlich wenn Jugendliche so bearbeitet werden. Dieser seeli­schen Verfassung und dem Treiben, das aus ihr hervorgeht, auf welcher -Seite es auch sich zeige, müssen mit aller Macht in ieder Partei sich alle entgegenwerfen, die es gut mit unserem deut­schen Volk meinen. Die entschiedenste Verurteilung jeder Ge­walttat, von wem und zu welchem Zweck sie immer begangen wird, muß nicht nur für die gesamte öffentliche Meinung selbst­verständlich sein, sondern auch für jede Partei und jeden ein­zelnen Wollsgenossen, die Anspruch darauf machen, gehört zu werden. -So wenig es eine Alleinschuld Deutschlands am Weltkrieg gibt, so wenig gibt es eine Alleinschuld einer VolkAlasse, einer Partei oder eines bestimmten Kreises am Zusammenbruch Deutschlands und an den gegenwärtigen Zuständen. Die Wahrheit ist, daß von allen Seiten Fehler ge­macht worden sind. Es liegt eine Erlösung aus unfruchtbarem Hader in der bekannten Regel der Bergpredigt:Zieh am ersten den Ballen ans deinem Auge; darnach bestehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest." Auch gibt es lein Programm, keine einzelne Maßnahme, wodurch wir mit einem -Schlage von unserer Last befreit und in die goldene Zeit ! versetzt werden. Wir haben uns alle ausnahmslos einzustellen > auf ein mühsames, geduldiges Ringen um einen lang­samen Aufstieg. Wenn dieser Aufstieg überhaupt gelingen soll, dann muß er anfangen mit dem Willen, den Druck der Zeit ge­meinsam zu tragen und sich gegenseitig zu verstehen. Nur so entrinnen wir der unmittelbar drohenden Selbstver- nichtung._____

ms guter Familie, welches das! Schneidern gründlich erlernen oill und nebenbei die Haus­haltung von 2 Personen mit- -ersiehl, auf sofort gesucht.

Frau M. Hartman«, Üforzheim, Durlacherstr. 58.^

Xuliiinft!

Glück, Reichtum, Eheleben, sharackter wird nach Astrologie! Sterndeutung)berechnet. Gebe

Deutschland.

Stuttgart, 4. Juli. Die Kommunisten -haben an den Prä­sidenten des Landtags ein Schreiben gerichtet, in dem sie die Einberufung des Landtags auf 5. Juli fordern, um zu der Politischen Lage, der Verordnung zum -Schutz der Republik und die bekannten Forderungen der Arbeiter) chaft Stellung neh­men zu können.

Stuttgart, 4. Juli. Der Landesausschuß der Deutschen Bocksbartes wird am -Samstag, dem 15. Juli, nachmittags, wi Gartensaal des Hotels Banzhaf hier zusammentreten, um die Politische Lage zu besprechen.

Berlin, 4. Juli. Der Reichstag befaßte sich mit kleineren Anfragen, wobei bezüglich der Vergewaltigung und Erdrosse­lung der Frieda Guckes aus Idstein durch einen Marokkaner regierungsseitig geantwortet wurde, der Täter sei geständig, ?ntin Ebi> Kesckäftu Streben.- Pts militärgerichtliche Verfahren jedoch noch nicht abgeschlossen.

^ Die Regierung habe strengste Bestrafung gefordert, Entichä-

lur Geburtsdaten und Schnst. digungsansprüche Vorbehalten und die Zurückziehung der insenden. Streng reell und- ichwarzen Truppen verlangt.

Menschaftlich. Viele Dank- .Berlin, 5. Juli. Die Meldung der T.-U., daß auch der b-ckbi-n misriimeisen Tbews' Uerte Mörder Rathenaus verhaftet worden ist. -bestätigt sich,

3 ^-?.dem Nachrichtenblatt der Berliner Arbeiterschaft von zuver- unmover, lttanenitratze lässiger Seite versichert wird, leider nicht. Rerchsgerrchts- - » E Präsident Delbrück ist am Montag in Toestorf in Holstein, wo

br sich zur Erholung aufhielt, gestorben. Die technischen ' Seeoffiziere (Ingenieure) -streiken in allen deutschen Häfen. Seit Samstag nacht hat kein deutsches Schiff den Hamburger Hafen verlassen. Der Dollar wurde gestern bis zu 450 bezahlt.

Der Württ. Jndustriellrn-Verband und das Katastersteuergesetz.

Zu dem Entwurf eines Grund-, Gebäude- und Gewerbe- steuergesetzes hat der Vorstand und Ausschuß des Verbandes ^ ^ Z Industrieller in einer alsbald nach Bekanntwerden ein-

berufenen Sitzung -Stellung genommen und die Vorlage auf »D UM O > /Inmd eines Berichts des Vorstandsmitgliedes. Fabrikant Emil

' Noth. Reutlingen, Landtagsabgeordneter, und ergänzender

mtte abend Holzapfel.

e i l e r.

:n bewanderter

>ng, Sägewerk.

ss-Artikel:

Schirltiute Zeicheuwareu Schreibware« Gesangbücher

ldlllUg, -UL»

trom.

Darlegungen des Geschäftsführers, Dr. Kncher, einer ein­gehenden Erörterung unterzogen. Am Schluß dieser Aus- Mache stellte der Vorsitzende, Dr. Robert Bosch, fest, daß die Versammlung in der Beurteilung des Entwurfs durchaus ?mig war, und daß -eine Reihe von Verbesserungen seiner Be- mmmungen unbedingt notwendig ist, wenn eine brauchbare und mr längere Zeit haltbare Neuordnung der württ. Gewerbe­steuer erreicht werden soll. Auf Grund dieser Beratungen und °er darauf gefaßten Beschlüsse ist dem Landtag und dem Fi­nanzministerium eine Eingabe des Verbandes Württ. Indu­strieller zugegangen.

Ausschreitungen bei Demonstrationen.

Heilbronn, 5 Juli. (Ausschreitungen.) Nach Abschluß °er offiziellen Demonstration kam es zu Ausschreitungen, -tunge Burschen rissen die Fahnenstangen und Flaggenstücke bor den Häusern nieder, zerbrachen sie und drohten mit wei­ten Gewalttaten. Ein Polizeibeamter, der auf gütlichem biege Einhalt- zu tun versuchte, wurde mißhandelt, und der > wurde ihm entrissen. Größere Haufen von Demon-

zogen vor die Polizeiwache, wo sie die Drenstentla)- Mng dieses Beamten und die Entwaffnung der Polizei for- b?rtm. Der Marktplatz mußte abends gesäubert werden, weil ne Demonstranten sich auf keine Weise zum Weggehen be­

wegen ließen. Der eiserne Kilian unter der Rathaustrsppe ist umgeworfen und zerstört worden. An mehreren Häusern der Stadt wurden die Hoflieferantenschilder entfernt.

Heilbrom», 5. Juli. (Der Zwischenfall in Heilbronn.) Ge­stern nachmittag fand hier -wie in anderen Orten ein Demon­strationszug statt, der im allgemeinen ruhig verlief. Nur an einer Stelle wurde versucht, eine Fahnenstange herunterzu­reißen. Ein Wachtmeister der städt. Polizei, der dagegen ein- schritt, wurde von Len Demonstranten schwer mißhandelt. Der Zug endigte mit einer Versammlung auf dem Marktplatz, wo­bei zum Schluß von kommunistischer Seite aufhetzende Reden gehalten wurden. Die Menge drohte, das Rathaus zu stürmen und warf Fensterscheiben ein. Eine Deputation verlangte vom Stadtvorstand, daß die städt. Polizei ihre Pistolen abgeben sollte, was zunächst auch zugesagt wurde. Ein Gemeinderat, der zur Ruhe ermahnt hatte, wurde von der aufgeregten Menge als Verräter mißhandelt. Da die Lage gefahrdrohend wurde, griff die staatliche Ordnungspolizei zusammen mit der städt. Schutzmannschaft ein und säuberte den Marktplatz sowie die anstoßenden Straßen. Die Polizeiorgane waren Labei wie­derholt schweren tätlichen Angriffen ausgesetzt, die sich bis Mit­ternacht hinzogen. Mehrere Polizeibeamte wurden verletzt. Die Polizei war mehrmals genötigt, von der Waffe Gebrauch ^machen. Erst gegen 1 Uhr nachts herrschte in den Straßen

Heilbronn, 5. Juli. Bei den Ausschreitungen am Dienstag wurden insgesamt 11 Personen verletzt, darunter vier durch Schüsse und die übrigen durch Bierflaschen- und Steinwürse. Der sozialdemokratische Gemeinderat Baßler wurde durch Hiebe und Tritte -schwer mißhandelt, als er zur Ruhe mahnte. Der Arbeiter--Samariterbund hatte eine Verbandsstelle eingerichtet. Fcchnöungsinspektor Kaiser wurde am Mittwoch früh von Äuf- lauernden niedergeschlagen und bewußtlos in seine Wohnung gebracht. Die Kommission unter Führung des Bevollmächtig­tender Menge und Arbeiter" unterbreitete dem Oberbürger­meister Beutinger folgende Forderungen: 1. Der Fahndungs­wachtmeister Schneider muß sofort entlassen -werden, 2. die Schutzmannschaft darf heute und bei Tage überhaupt keine Waf­fen tragen. Die 100 Mann Schupo, die lediglich mit Gummi­knüppeln vorging und den Marktplatz säuberte, Zerrte die Straßen auch durch spanische Reiter ab, weil die Menge ge­droht hatte, morgen wieder zu kommen. Beruhigungsanspra- chen des Gemeinderats Buckel und des Abg. Ulrich waren ohne Erfolg.

Singen a. H., 5. Juli. Bei der gestrigen Demonstration kam es zu schweren Ausschreitungen, hervorgernsen Lurch un­lautere -Elemente, die sich unter die Demonstranten eingeschlichen hatten. Während vor dem Hause eines früheren Offiziers de­monstriert wurde, fielen aus dem Nachbarhause, in dem gleich­falls ein früherer Offizier, ein Major Scherer wohnt, Schüsse. Bei dem sich entwickelnden Tumult wurde Scherer erschossen. Mehrere Demonstranten erlitten Verletzungen.

Lörrach, 4. Juli. Hier wäre es -bei den heutigen Demon­strationen beinahe zu einem blutigen Zusammenstoß gekommen zwischen Gendarmerie und Arbeiterschaft. Die Gendarmerie, die -auf Grund von Drohungen mit Plünderungen von Läden durch Heranziehung auswärtiger Kräfte verstärkt worden war, hielt sich im Bezirksamt alarmbereit, vor dem die Arbeiterschaft sich in immer größerer Menge ansammelte und den Abzug der nichtortsansäKgen Gendarmen verlangte^später sogar auch die Abgabe der Waffen. Ms ein Teil der Menge versuchte, mit Knütteln die Türe des Bezirksamts einzuschlagen, öffneten die Gendarmen schußbereit die Türen, worauf die Menge sich zu­rückzog. Nach langen Verhandlungen, als die Haltung der Massen immer drohender wurde, entschloß sich schließlich die Gendarmerie, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, das Be­zirksamt zu räumen. Sie zog geschlossen nach dem in der Nähe gelegenen Amtsgericht, wo sie die Waffen niederlegte und sich dann allmählich zerstreute. Erst nach Beendigung dieses Zwi­schenspiels begann der Umzug. In den Ansprachen wurde der Sturz der Regierung gefordert, wenn es ihr nicht gelingen sollte, die Ausnahmebestimmungen zur Anwendung zu bringen.

Dortmund, 4. Juli. Die heutigen Demonstrationen verlie­fen anfangs ruhig. Dann begann die Menge aber aus ver­schiedenen Gebäuden schwarz-weiß-rote Fahnen herauszuholen und zu verbrennen. Vor dem Hotel Römischer Kaiser kam es zu einem Auflauf, so daß die Polizei einschreiten mußte. Als die Menge eine drohende Haltung einnahm, ging die Polizei mit blanker Waffe vor. Es wurde geschossen. Maschinen­gewehre sind aufgestellt und Panzerautos fahren durch die Straßen. Am Abend dauerten die Unruhen noch an.

Köln, 4. Juli. Nach Beendigung der heutigen Kundgebung am Aachener Tor. die in völliger Rühe verlaufen war, zogen die versammelten Demonstranten vor das Rathaus und suchten hier einzudringen, zogen aber schließlich wieder ab. Andere Teile versuchten, die auf der Hohenzollernbrücke stehenden Denk­mäler zu beschädigen. Den sofort eingesetzten Schutzmann, schäften gelang es, die Menge zu zerstreuen, wobei es nur zu leichtezi Reibereien kam. Eines der Denkmäler auf d:r Hohen­zollernbrücke war bereits anaesägt.

Magdeburg, 4. Juli. Bei der heutigen Kundgebung zum Schutze der Republik kam es zu Ausschreitungen. Eine Truppe Demonstranten versuchte einen Angriff auf das Sparkasienge- Läude, den die Polizei mit blanker Waffe zurückschlug. Der Polizeipräsident, der zu vermitteln suchte, wurde selbst tätlich angegriffen. Eine Gruppe von Kommunisten versuchte, das Käiser-Wilhelm-Denkmal zu stürzen. Die Polizei verhinderte den Anschlag mit blanker Waffe. In den Abendstunden wurde der Straßenbahnverkehr durch Demonstranten unterbunden. Eine große Anzahl von Verhaftungen wurde vorgenommen.

Urteilsbegründung im Prozeß LeoprechtiiW.

München, 4. Juli. Das um Mitternacht gegen den Schrift­steller Freiherrn von Leoprechting gefällte Urteil, das, wie ge­meldet. auf lebenslängliches Zuchthaus lautet, besagt in seiner Begründung, das Gericht sei der Ueberzeugung, daß der fran­zösische Gesandte Dard nach München gekommen ist mit dem Auftrag, mit Hochdruck die Loslösung des deutschen Südens vom deutschen Norden zu betrechen. Der Gesandte habe auch die unmittelbare Separation Süddeutschlands von Norddeutsch­

land mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln betrieben. Zu diesen Feststellungen sei das Gericht einstimmig gekommen. Das Expose Leoprechtings sei ein Denkmal des glühenden Hasses gegen die deutsche Volkseinheit und gegen alles, was deutsch ist. Es sei ganz eingestellt auf französische Gedankengänge. Deutsch­land nicht bloß militärisch zu vernichten, sondern auch in voll­ständige politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von Frank­reich zu bringen. Das Expose sei ein Beweis dafür, daß jFrank- reich mitten während des Diktatfriedens von Versailles auf die gewaltsame Zertrümmerung der deutschen Reichseinheck und auf die gewaltsame Errichtung der europäischen Vorherrschaft Frankreichs hinarbeitet. Der Angeklagte sei durch die Ver­handlungen moralisch gerichtet, er sei ein gewohnheitsmäßiger Urkundenfälscher, ein gewissenloser, erbärmlicher Vaterlands- Verräter, ein infamer, ehrloser -Schurke. Die einzig angemes­sene Strafe wäre der Tod durch das Schaffst oder den Strick. Das Strafgesetzbuch kennt aber die Todesstrafe für Hochverrat nicht. Die gesetzliche Höchststrafe ist lebenslängliches Zuchthaus. Da der Angeklagte ehrlos gehandelt hat, so hat das Gericht ihm diese Strafe zudiktiert und ihm weiter wegen seiner Ehrlosig­keit und Gemeinheit die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebens­zeiten aberkannt.

Die Rolle des Gesandten Dard.

München, 5. Juli. Der Ausgang des Leoprechting-Pro- zesses hat vor allem auch den französiichen Gesandten in Mün­chen, Dard, außerordentlich kompromittiert. Im Urteil ist aus­drücklich festgelegt, daß Dard gegen Bayern und das Reich ge­arbeitet -hat. Es taucht nunmehr die Frage auf, ob Monsieur Dard sein, Amt-in München noch länger verwalten kann. Für die bayerische Regierung kann sich nur die eine Möglichkeit er­geben, stillschweigend den Verkehr mit Dard abzubrechen und das gesamte Prozeßmaterial dem Auswärtigen Amt in Berlin zur weiteren Erledigung zu übergeben. Im übrigen kann man ohne Uebertreibung sagen, daß Monsieur Dard in München von Anfang an gesellschaftlich so gut wie boykottiert war. Sein Verkehr war in der Hauptsache auf die Ententediplomaten in München beschränkt.

Um den Schutz der Republik.

Wie das Berliner Arbeiternachrichtenblatt meldet, welches noch immer das einzige in Berlin erscheinende Presseorgan ist, würde die sozialdemokratische Reichstagsfraktion zu dem Ge­setzentwurf über den Schutz der Republik noch eine ganze Reihe Wänderungsanträge einbringen, die auf der Linie der sogenannten gemeinsamen Forderungen der Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Parteien liegen. Die Sozialdemo­kratie will also das Gesetzgebungswerk noch nach Kräften er­schweren. Heute sollen, wenn möglich, sämtliche Fraktionen zu Wort kommen, damit das Gesetz dann sofort dem Ausschuß überwiesen werden kann. Die Beratung im Plenum wird mit vier schon länger zurückliegenden Interpellationen der Unab­hängigen und Sozialdemokraten verbunden, die sich gegen Re­gimentsfeiern und Reichswehr richten.

Die Unabhängigen znm Eintritt in die Regierung entschlossen.

Berlin, 5. Juli. Die Zentralleitung der Unabhängigen Sozialdemokraten veröffentlicht einen Aufruf an die Partei, in dem sie ausführt, die Einheit des Proletariats erfordert in die­ser Situation, daß die Unabhängige Sozialdemokratie in die Reichsregieruna erntrete und die Exekutive mit in die Hand nehme. Das Gesetz zum Schutze der Republik könne wirksam nur durchgeführt werden, wenn die Verfügungsgewalt über die Staatsmacht in den Händen entschlossener Republikaner liege.

Die Befreiung des deutschen Oberschlefiens.

Beuthen, 4. Juli. Der Tag der Befreiung Beuthens und des Wiederemzuges der deutschen Truppen wurde heute festlich begangen. Alle Straßen und Plätze prangten im Festschmuck. Vor dem Rathause hielt Oberbürgermeister Dr. Stefan eine Ansprache, in der er der unbesiegbaren Hoffnung auf Deutsch­lands Wiedererstehung und der Wiedervereinigung der abge­trennten oberschlesischen Gebiete mit dem deutschen Ltaterlande Ausdruck gab. Mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland und die oberschlesische Heimat schloß die Ansprache. Die Be­völkerung sang dann das Deutschlandlied. Der Vorsitzende des Bürgerausschusses hielt die Begrüßungsansprache, woraus der Kommandeur der Reichswehr herzlich dankte. In Gleiwitz, Hindenburg und Ratibor verliefen die Einzugsfeierlichkeiten in gleicher Weise.

Ausland.

Dublin 5. Juli. De Valera ist mit dem größten Teil der belagerten Aufständischen entkommen, und zwar durch einen Tunnel, den die belagerten Truppen zu den gegenüberliegenden Häusern gebaut hatten.

Interpellation Wer die Kriegsschuld in der französischen Kammer.

Paris, 5. Juli. In der gestrigen Kammersitzung wurden Interpellationen der kommumstischen Wgeordneten verlmndelr die sich mit Regierungsmaßnahmen gegen die Pressefreiheit in den Kolonien und in den Ländern, die unter französischem Pro­tektorat und Mandat stehen, befassen. Im Laufe der Debatte kam es zu außerordentlich lebhaften Zuiammenstößen zwischen dem kommunistischen Abgeordneten Vaillant-Couturier und dem Ministerpräsidenten Poincare. Die außerordentlich stür­mische Auseinandersetzung endigte damit, daß Ministerpräsident Poincare erklärte, er nehme die von den Kommunisten ver­langte Auseinandersetzung über die Kriegsursachen an. Am Schluß der Sitzung wurde bekannt, daß eine Interpellation über die Verantwortlichkeit über den Krieg eingebracht werde, die auf die Tagesordnung der heutigen Nachmittagssitzung ge­setzt wurde.

Die Reparationskommission gegen die deutschen Kredite an die

Ukraine.

Paris, 5. Juli. Die Reparationskommission hat der deut­schen Regierung durch die Kriegslastenkommission ein Schreiben zugestellt, in dem sie um Auskunft bittet über den von Deutsch­land bewilligten Kredit für die ukrainische Regierung in Höhe von 400 Millionen Mark. Sie fragt an, ob dieser Betrag in