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Amts- u«d Anzeigekkatt für den Bezirk Gakw
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SrfchrtmmgStaz«: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnserttonSprei« 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und SqirtSort«; außer Bezirk 12 Pfg.
Dienstag, den 21. Mar; 1905.
AbonnernentSpr. in d. Stadt pr.Vtertelj. Mk. 1.10 incl.Lr!igerl. Merteljährl.PostbezugSpreiS ohne «estellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ^«oprteür 1 Mt., s. d. sonst. B-rk-Lr MI. 1.10. Bestellaeld 20 Pf».
Amtliche Aekanntmachungen.
Landwirtschaftliche Aervfsgenossenschaft für den Schwarzwaldkreis.
Gemäß Art. 25. Abs. 2 des Gesetzes vom 4. März 1888 (Reg.-Bl. S. 89) wird hiemit bekannt gemacht, daß der Beitrag für das Jahr 1904 auf
S Mk. 34 P,g. für 100 Mk. Lteuerkapital
festgesetzt worden ist.
Reutlingen, 17. März 1905.
Der Vorfitzende des Vorstands:
O berregierungsrat Stamer.
Bekanntmachung,
die Flößerei auf der Nagold betreffend.
Dem Anträge des Stadtrats Pforzheim, die Nagoldflöße vom Bleichwehr an statt durch den Metzelgraben durch die Nagold zu leiten, wird gemäß § 19 Floßordnung vom 6. April 1889 vorbehaltlich des j-derzeitigen Widerrufs und unter folgenden Bedingungen stattgegeben:
1) Die Unterhaltung des Floßloches im Bleichwehr, sowie der Floßgasse von diesem bis zur Nagoldmündung ist Sache der Stadt Pforzheim.
2) Die Befriedigung aller Entschädigungsansprüche, welche aus Anlaß der vorbezeichneten Verlegung des Floßwegs von dritter Seite erhoben werden, liegt gleichfalls der Stadt ob.
Pforzheim, 8. März 1905.
Großh. Bezirksamt.
Tritscheler.
Vorstehende Verfügung bringen wtr hiemit zur allgemeinen Kenntnis.
Pforzheim, 17. März 1905.
Der Stadtrat.
Habermehl.
Tagesneuigkeiten.
* Calw, 20. März. Der ev. Kir ch engesangverein brachte gestern in der Stadt
kirche das Requiem für gemischten Chor von Chrru - bini, den 42. Psalm für Chor, Soli und O:chester von Mendelssohn-Bartholdy und 2 Konzerte für O.'gel und Orchesterbeglettuag von Händel zur Aufführung. Das Requiem von dem italienischen Meister Cherubini ist ein eigenartiges, prächtiges Tongemälde, das den Tag des jüngsten Gerichtes und die Ruhe des Volkes Gottes mit erhabenen Tönen und Schattierungen zur ergreifenden Anschauung bringt. Der lateinische Text mit den vielen Vokalen läßt eine bedeutende Wirkung und Steigerung des WohlklangS der menschlichen Stimme zn und unauslöschlich ist die erhabene Majestät des Weltenrichters, der als König stegreich über dem Staube steht und eine Scheidung unter den Menschen vornehmen wird. Die Aufführung selbst war höchst eindrucksvoll; der Chor löste seine schwere Aufgabe aufs beste und die Wiedergabe der zum Teil recht schwierigen Chöre zeugte von tüchtiger Einstudierung und liebevoller Hingabe der Mitwirkenden zu dem glanzvollen Werke. Einen gewissen Kontrast und doch wieder eine Ergänzung zn dem etwas düsteren Requiem bildete die Aufführung des 42. Psalms. Ein heißes Verlangen nach Gott, ein Dürsten der Seele nach dem lebendigen Wasserqncll und eine ruhige Zuversicht auf die Hilfe Gottes spricht sich in dieser lieblichen Komposition aus. Auch diese Aufführung reihte sich würdig der ersten an und war von prächtiger Wirkung. Die Sopransoli hatte Frl. G. Zoepprttz übernommen und in bekannter, trefflicher Weise durchgeführt. Die Orgelbegleitung lag in den bewährten Händen von Hrn. Lehrer ViNtzvn; das Orchester hielt sich sehr gut. Der umsichtige Leiter des Kirchengesangvereins, Hr. Fr. Gundert, hat mit der Wahl des Requiems einen glücklichen Griff getan und sei ihm hiemit für die gelungene Aufführung der Dank aller Freunde kirchlicher Musik ausgedrückt.
Stuttgart, 18. März. Die Inhaberin eine» Ladens in der Calwsrstraße wurde gestern abend durch einen Vorgang, der sich in ihrem Laden abspielte, in große Erregung versetzt. Einem Käufer, der neben seinem Geld in der Westentasche auch Revolverpatronen bei sich trug, fiel eine Patrone auf den Boden und entlud sich mit einem heftigen Knall. In der Annahme, es sei nach ihr geschossen worden, hat die Frau um Hilfe gerufen und die Festnahme des Mannes herbetgeführt.
Zuffenhausen, 20. März. Bei einer Schlägerei fand heute nacht der 18jährige Gärtner Gotthilf Schwemmte durch Messerstiche den Tod. Der ebenfalls 18 Jahre alte Bahnhoftaglöhner Friedrich Krebs erhielt in die Bauchhöhle einen lebensgefährlichen Stich und mußte sich sofort im Katharinenhospital in Stuttgart einer Operation unterziehen.
Reutlingen, 20. März. Der Untersuchungsgefangene Grauer von Backnang, welcher sich wegen Betrügereien demnächst vor der Strafkammer hätte verantworten müssen, hat sich am Samstag in der Zelle deS Amtsgerichtsgefängnisses erhängt.
Trossingen, 18. März. Die seit einigen Tagen hier kursierenden Gerüchte, daß der bekannte Metzger und Wirt I. in Tuningen ein Opfer der schon oft in den Zeitungen erwähnten spanischen Briefschwindler geworden sei, bestätigen sich nach zuverlässigen Informationen der „Trosstnger Zeitung" als vollständig wahr. In den Briefen wurde Ir vorgeschwindelt, daß ein Bankier im Gefängnis fitze und die Adresse I. von einem neben ihm inhaftierten Württemberger erfahren habe. Bet der Verhafiung des Bankiers seien dessen Effekten ebenfalls mit Beschlag belegt worden, aber der darin
Der Hpion.
Historischer Roman aus der Geschichte des heutigen Rußlands von Julius Gro sse.
(Fortsetzung.)
„Brüderchen," redete mich der Graf an, „was bist du eigentlich ftr «i n Mensch? Erst hierher schreiben, zu mir kommen, di- Sturmglocke läuten und nachher eine fromme Komödie spielen wollen. Weißt du auch, daß du den Kaiser ins Herz getroffen hast mit deiner Denunziation. Nimm dich in Acht. Aus Staatsangelegenheiten macht man kein Melodram. Zwar habe ich einige der Hauptnamen behalten, aber das genügt nicht, und dieLstr ist nun verloren. Kannst du sie wieder Herstellen?"
„Allerdings hätte ich dies nun gekonnt, aber ich wollte eü nicht. Daß ich im Schutz des Kaisers stand und den mächtigen Despoten von Minister in der Hanö hatte, machte mich übermütig und furchtlos. Deshalb erwidert« ich nur:
„Durchlaucht haben vernommen, was Seine Majestät der Küfer mir befohlen hat."
„Und was auch geschehen wird," rief er, „aber damit kommst du nicht durch, Brüderchen I Meinst du wirklich, mir eine Partie Schach spielen zu können. E» giebt Schlauköpfe, die ihr Geheimnis nach beiden Seiten verwerten. — Wer steht uns dafür, daß Du nicht mit den Verschwörern nun deinm Handel machst, für dein Schweigen oder deine Gnade Bedingungen stellst. Ich kenne meine Leute, auch wenn du ein Engländer bist. Sieh dich vor, Brüderchen, ein ein
ziger Schritt vom Wege, und du spazierst nach Sibirien. Und auch für alles, was trotz deiner Bemühungen geschehen könnte, trägst du die volle Verantwortung."
„Noch ist nichts geschehen, und es soll auch nichts geschehen."
„Und wie willst du das bewirken?"
„Das ist meine Sachs, Durchlaucht, und ich stehe mit meinem Kopfe dafür, die Verschwörung im Guten zu beseitigen."
„Nicht übel," sagte der Fürst, „aber du wirst doch unsere Mitwirkung nicht ganz verschmähen. Was wäre dein Rat?"
„Ich bedachte mich einen Augenblick. Ueber paffende Maßregeln hatte ich früher schon hin und hrrgesonnen, aber der Kaiser hatte meinen Rat in dieser Weise nicht begehrt.
„Und so begann ich denn:
„Gut, wenn Sie meine Ansicht hören wollen, so lassen Sie die Revue in Belaja-Tscherkow um einige Wochen aufschieben» aber der Kaiser muß sich dann wirklich hinbegeben, mitten unter die Verschwörer. Solcher Mut wird sicher Wunder tun."
„Sehr heroisch gedacht, und was weiter?"
„Und weiter muß der Kaiser alle Mllitärkolonien bereisen; die Truppen selbst lieben ihn und werden eS ihm beweisen. DaS wird die Verschwörer aus dem Sattel heben. Und gegen die Entschlossensten unter ihnen giebt es noch andere Maßregeln. Außerdem Warnungen, Drohungen und Versetzungen nach Cirkasfien, unter Umständen aber auch Beförderungen und Auszeichnungen."
„Drohungen — Versetzungen — Auszeichnungen! Mensch, an dir scheint