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die unrichtige oder unvollständige Angabe bei einer mit der Anwendung des Gesetzes befaßten Behörde berichtigt oder ergänzt oder das verschwiegene Ein­kommen angegeben und hiedurch die Nachforderung der sämtlichen nicht verjährten Steuerbeträge er­möglicht wird.

Sind für die Verfehlung mehrere Personen verantwortlich, so befreit eine Richtigstellung von seiten einer dieser Personen die übrigen von ihrer Verantwortung. Ebenso ist im Falle einer entspre­chenden Richtigstellung von seiten des Steuerpflich­tigen die dem Bevollmächtigten desselben zur Last fallende Verfehlung straffrei zu lassen.

* * *

De« Eteuerpftichltse« wird bei etwaige« Zweifel« hinsichtlich der vo« ih«e« erftmal» abzi»gebe«d«» Gle«ererklSru«g empföhle«, sich a« da» u«terzeich«ete Be- zirttfterieramt »u w««de«, welche» zu fach- gemätzer Beral««g u«d Belehrung der Eteuerpftichtige« gerne bereit ift.

Hirsau, 13. März 1905.

«. Bezirkssteueramt.

V o e l t e r.

Bekarmtruachrmg, betr. di« Bornahme öffentlicher Schutz­impfungen gegen Tchweinerotlauf.

Unter Bezugnahme auf den oberamtlichen Er­laß vom 18. Februar d. I.. Calwer Wochenblatt Nr. 29, werden die Interessenten daran erinnert,

daß der Anmeldetermi» auf 15. März fest­gesetzt ist.

Calw, 11. März 1905.

K. Oberamt.

Amtm. Rippmaun.

Nagesneuigkeiten.

-I. Stammheim, 12.März. Ja der Frühe des Landesbuß- und Bettogs wurden die hiesigen Bewohner durch eine Schreckenskunde aus dem Schlafe erweckt. Um 6 Uhr ertönten die Sturm­glocken. In dem oberen Stockwerk des Ztmmermann Ritter'schen Hauses war Feuer ausgebrochen. Durch das energische Eingreifen der hies. Feuer­wehr wurde dem entfesselten Element noch recht­zeitig Einhalt getan, so daß weiteres Unglück ver­hütet wurde, jedoch ist der Schaden, der dem dort eingemieteten Schneider Reutter sowie dem Haus­besitzer dadurch entstand, nicht unbedeutend. Die Entstehungsursache ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt.

Nagold, 11. März. Gegenwärtig macht sich hier eine stark gärende Bewegung bemerkbar, welche entschieden für eine Hebung des Fremden­verkehrs am Platze eintritt. Gelder wurden schon gesammelt. Der Lokalverschönerungsverein soll er­weitert und gestärkt werden durch erhöhte Mitglieder­zahl und -Beiträge. Eine entsprechende Propaganda wird in Szene gesetzt werden.

Tübingen, 11. März. Ein exotischer Gast ist in der hiesigen Universität eingetroffen. Prinz Dilokk von Siam wird nach dem Besuch der Hochschule in München seine wissenschaftliche» Studien hier fortsetzen. Der gen. Prinz, ein Sohn des Königs Chulalong-Korn in Siam, ist im Hotel z. Lamm abgestiegen. Er soll sich der Verbindung Hohenstausta" angeschlossen haben.

Murrhardt, 12. März. Am 10. März starb die in weiten Kreisen bekannte 103 Jahre alte Frau Huber. Sie war die älteste Frau der Stadt und der Umgebung. Am 5. März hatte sie ihren Geburtstag gefeiert.

Blaubeuren, 10. März. Vor einigen Tagen ging eine Aufforderung des Schwäb. Schiller- Vereins zur Abbrennung von Höhenfeuern an Schillers Todestag durch die Zeitungen. Da­mit dürfte man wohl allerorts, wo man Schiller­feiern veranstalten will, prinzipiell einverstanden sein. Doch gibt die Wahl des TageS, an dem die Feuer abgebrannt werden sollen, Veranlassung zu einer Erwiderung. Es will uns bedünken, als sei der 9. Mai nicht der passende Tag für Höhenfeucr, und wir möchten in Anregung bringen, diese Feuer am 8. Mai bei Eintritt der Dunkelheit abzubrennen und zwar aus Zweckmäßigkeitsgründen. In den meisten Orten wird die Schillerfeter stattfinden und aus Theateraufführung und Bankett bestehen, erstere in den Mittagsstunden, letzteres abends, und da glauben wir, daß die Höhenfeuer gar nicht die nötige Beachtung finden würden, die sie verdienen. Hier z. B. findet am Montag, den 8. Mai Schiller­platzweihe, Fackelzug und Höhenseuer statt, am Dienstag mittag Tellaufführung, abends Bankett, und es ist hier gar keine Aussicht, daß sich für den 9. Mai überhaupt jemand findet, der die Höhen­feuer abbrennen will, alles wird zum Bankett wollen und mit Reckt. Auch anderwärts wird es ähnlich sein. Deshalb sollte diese Anregung des Schiller- Vereins, so wertvoll sie ja ist, dahin abgeändert werden, daß die Höhenfeuer am 8. Mat abgebrannt werden.

Berlin, 11. März. DerOstpreußischen Zeitung" wird aus Berlin telegraphiert: Oberst Leutwein, der nach der Riviera gereist ist, wird noch einige Wochen dort verweilen. Zuverlässigen Mitteilungen aus dem Schutzgebiet zufolge handelt es sich bei der Kur des Obersten nicht um die Be­hebung eines Beinleidens sondern vielmehr um eine Rückenmark-Erkrankung. Er konnte schon aus diesem Grunde nicht mehr Verwendung im Dienst finden. General von Trotha hat den Wunsch geäußert, aus dem Schutzgebiet abberufen zn werden.

Berlin, 11. März. Bei dem im Hause Schönhauser Allee 63 wohnhaften Gastwirt Franz Grabow wurde heute in der 6. Morgenstunde ein Einbruch verübt. Die Kinder Grabows wurden durch ein verdächtiges Geräusch aus dem Schlafe geweckt und riefen laut um Hilfe. Die Einbrecher, die sich dadurch in der Arbeit gestört sahen, ließen von ihrem Versuch, die Kasse zu öffnen, ab und wandten sich nun gegen die beiden Kinder. Eins derselben erhielt einen Stich in den Unterarm, der die Pulsader schwer verletzte, sodaß es heute Mittag seinen Verletzungen erlag, während das zweite Kind eine ebenfalls schwere Verletzung am Hinterkopf davontrug. Die Einbrecher entkamen hierauf durch das Fenster. Bisher fehlt jede Spur von ihnen.

Hamburg, 9. März. Die für die elf, ursprünglich an Rußland verkauften Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie angemusterten und dann abgemusterten Mannschaften wurden heute zu den früheren hohen Bedingungen von neuem engagiert. Es verlautet, daß der Verkauf der Schiffe an Ruß­land nun doch perfekt geworden sei. Von anderer Seite wird noch das Gegenteil behauptet und erklärt,

daß Rußland an die Gesellschaft eine sehr bedeu­tende Abstandssumme gezahlt habe, welche diese in den Stand setze, die Mannschaft reichlich zu ent­schädigen. Der Generaldirektor Ballin erklärte, sich über die Frage des Verkaufs der Schiffe nach keiner Richtung äußern zu können.

Zürich, 11. März. Gestern kamen bei einem Brande bei Luzern ein 70jähriger Greis und ein lOjähriger Knabe in den Flammen um. Furchtbare Szenen spielten sich dabei ab, aber alle Hilfeversuche waren vergeblich.

Bern, 11. März. Das Hospiz auf dem St. Gotthard wurde nachts durch Feuer zerstört. Der Brand entstand am Donnerstag Abend im Kamin. Herbeigeeilte eidgenössische Truppen konnten nur wenig retten. Es blieb nur ein Aschenhaufen.

Kattowitz, 11. März. In Sosvowice ist auf dem Gemeindeamt den Frauen der vor Monaten nach der Mandschurei geschickten Reservisten mitge­teilt worden, daß das ganze Regiment ihrer Männer bis auf den letzten Mann gefallen sei und daß ihnen als Wittweu die bisherige amtliche Unter­stützung von 5 monatlich nunmehr entzogen würde. W'twen hätten nichts zu beanspruchen.

Am lyMsch-rrMeii Kürz.

Petersburg, 11. März. Die vom Kriegsschauplätze etr,laufenden Nachrichten lauten immer trostloser. Niemand glaubt mehr, daß es auch nur einem kleinen Teile der Armee Kuropatkins gelingen werde, der Gefangenschaft zu entgehen. Angesichts der Katastrophen mehren sich die Stimmen, welche einen sofortigen Friedensschluß fordern. DerRuß" meint, bei der jetzigen Art der Kriegsführung sei ein ehrenvoller oder einiger­maßen ehrenvoller Frieden das Beste. Da sich die Situation wahrscheinlich immer mehr verschlechtern dürfte, sei es das beste, den Frieden so schnell wie möglich abzuschließen.

London, 11. März. Der Berichterstatter desDaily Expreß" in Tokio meldet seinem Blatte, daß die russischen Verluste jetzt bereits mit ziemlicher Genauigkeit festgestellt werden. Die Russen verloren ungefähr an Toten 60000 Mann, an Verwundeten 100000 und an Gefangene« 50 000 sowie 90 Feldgeschütze und 51 Belagerungs­geschütze. Die japanischen Verluste werden nicht angegeben, doch wird in amtlichen japanischen Kreisen zugegeben, daß sie geradezu ungeheuer waren.

Washington, 12. März. Wie mitgeteilt wird, wird Oyama von seiner neuen Basis Mukden aus seinen Vormarsch bis nach Charbin fortsctzen und zwar mit dem größten Teile der Armee, um seinen Zweck, Kuropatkin eine vollständige Niederlage beizubringen, zu erreichen.

Aeüsameteik.

ewige Rache derer, die ich denunzieren wollte. Ich sah nun ein, wie verzweifelt die Lage war, in die ich mich gestürzt hatte. In wilder Gedankenflucht wußte ich zuletzt selbst nicht mehr, was wirkliches Erlebnis und was Einbildung war, und Frost und Fieberhitze quälten mich unaufhörlich.

In diesem peinvollen Zustande vergingen lange Stunden. ES war Nacht geworden und man hatte Lampen gebracht, aber das rote Licht beleuchtete nur die Finsternis um mich und in mir. Endlich gegen Mitternacht kam ein Adjutant des Grafen mit dem Befehl, mich in den Winterpalast zu bringen. Ich hörte wohl die Weisung, aber wie im Traume, es dunkelte mir vor den Augen, und ich felgte dem Adjutanten wie ein Automat oder noch mehr wie ein Delinquent zum Richtplatz.

Wie ich in den Wogen gekommen und im Fluge d«S Galopps in den Winterpolast, ich weiß eS nicht mehr. Wir stiegen di« breiten erleuchteten Treppen hinauf, ohne Jemand zu begegnen. Die Stille wurde nur unterbrochen vom Geräusch unserer Schritte. Vor dem Kabinet des Kaisers gab uns der dort fitzende Kammerdiener mit dem Kopfe ein Zeichen, zu warten, und verschwand, um unsere Ankunft zu melden. Damals war eS mir, als müßte mir das Herz aus der Brust springen; ich mochte wollen oder nicht, mein Auge starrte unver­wandt, auf die Tür d«S KabinetS, als läge jenseits ein Abgrund oder auch der Tod. Endlich wurde die Tür geöffnet. Der Kammerdiener winkte mit der Hand, «inzutreten; der Adjutant flüsterte mir leise zu:Gehen Sie!" und ich trat rin."

Bis hierher war Sherwood gekommen, als ich ihn unterbrach. Eines war mir nämlich unbegreiflich, daß man ihn vorher nicht durchsucht hatte.

WeSba!b?" fragte Sherwood.

Hm, Sie hätten ja auch zu dm Verschwörern gehören können," sagte ich. ES wäre nicht das erste mal, daß sich ein Verwegener auf solche Weise an die Person des Fürsten gedrängt. Bei Hof ist man vorsichtig."

Offen gestanden, ich war auch darauf gefaßt," sagte Sherwood,aber Graf Araktschejef mochte eS mir wohl «sehen, daß von mir nichts zu befürchten war. Allerdings mußt« ich mich in seinem Palais vor dm Lakaien umziehen, um anständig erscheinen zu können. Dies Kostüm, in dem Sie mich sehen, ist ein Andenken an jene Stunde, der Graf hat mir den Anzug geschenkt."

Also doch eine Durchsuchung in ihrer Art ich kenne meine Leute." Mich interessierte jetzt die Erzählung SherwoodS auf das Höchste. Daß sein verkniffenes Abenteuer diese Höhe erreichen würde, war gegen meine Erwartung. Ich ließ neue Lichter und frische Flaschen kommen und schloß dann sorgfältig alle Türen. Es war bereits Mitternacht, als Sherwood in seinem Bericht übe, die Audienz beim Kaiser fortfuhr.

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ch *

Der Kaiser stand am Kamin, den Arm auf denselben gestützt und sprach mit dem Grafen Araktschejef.

Das große, mit Teppichen belegte Zimmer war nicht besonders hell er­leuchtet, und doch sah ich alles wie mit Katzenaugen, alle meine Sinne waren übermäßig gespannt - und so steht daS Bild heute noch lebendig vor mir. die kostbaren Vase», Statuetten und Gemälde und in der Ecke ein Betschemel mit einem Heiligenbilde.

(Fortsetzung folgt.)

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