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Neuenbürg» Samstag» den 25. März 1922.

80. Jahrgang.

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Eonweiler.

Einladung.

wandte, Freunde und Be- ^

!6. März 1922 G

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llbhor»* in Conweiler ^

er, Feldrennach, r, Schuhmachermeisters.

er, Conweiler, chaber, Fabrikarbeiters.

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Rundschau.

sl Ein Frühlingsanfang mit gewaltigen Schnecstürmen, 50 MO streikenden oder ausgesperrten Metallarbeiter in Würt­temberg, einem Dollarkurs von über 300 M. und Repacations- vorschlägen für Genua, die Deutschland zur Entente in ein Verhältnis bringen wie etwa das Aegyptens oder Irlands zu England, das ist mehr als eine erträgliche Belastung, das übertrifft die schlimmsten Befürchtungen der letzten Wochen und straft jeden Optimismus Lügen. Aber wir haben uns in unsere Leidensrolle schon so hineingewöhnt und sind allmählich gegen jede weitere Verschärfung des auf uns lastenden Druckes so empfindungslos geworden, daß wir alles Hinnehmen wie die verschiedenen Stufen der Teuerung und mit einem gewissen Fatalismus uns in die Lage schicken, als müßte es eben io sein.

Betrachtet man zunächst die Stillegung unserer einheimi­schen Metallindustrie, so kann man sie nicht anders denn als ein großes Unglück bezeichnen. Wegen zwei Stunden Arbeit in der Woche, einer Erhöhung der 46stündigen auf die 4Lstündige Wochenarbeitszeit solche Verluste! Denn darüber kann kein Zweifel bestehen, daß die Unternehmer sowohl wie die Arbei­ter einen riesigen Ausfall erleiden zu einer Zeit, in der man meinen sollte, kein Mensch sei mehr stark genug, solche Einbußen zu tragen. Ein Hohn auf die Errungenschaft der achtstündigen Arbeitszeit und auf den schönen Satz: Wir Deutsche müssen mehr arbeiten, um wieder aüZ dem. Sumpf, in den uns der Krieg, die Revolution und der Schmachvertrag von Versailles brachte, herauszukommen. Es ist, als ob alle Vernunft aus der Welt geschwunden wäre. Bei Daimler wollten die Ar­beiter mit weitüberwiegender Mehrheit eine Verständigung mit dem Unternehmertum, aber eine gewalttätige Minderheit wußte dies zu verhindern und ließ Hunderte und aberhnnderte von Familienvätern brotlos werden. Das Ende der Bewegung ist noch gar nicht äbzusehen.

Zn der allgemeinen Teuerung gesellt sich nun vom 1. April ab wieder eine Erhöhung aller Frachten um 10 Prozent, was natürlich die Teuerung weiter verschärfen wird. Die Folge ist-sins-unumgängliche Erhöhung der Löhne und Gehälter, nicht zuletzt auch bei der Eisenbahn, und um diese aufzubringen, muffen die Tarife dann abermals erhöht werden. Die Schraube dreht sich endlos und hält doch nicht. Der Reichstag berät dabei die Steuervorlagen und weiß ganz genau, daß sie, schon bevor er endlich mit seinen Lesungen fertig wird, durch die Ansprüche an das Reich überholt werden und einen Wert Z bekommen, wie das Paar Schuhe, von denen der Lehrbub zu ! seinem Meister sagte:Jetzt habe ich sie fertig, soll ich sie gleich flicken?"

Aber das alles ist noch nichts im Vergleich zu unseren neuen Wiedergutmachnngspflichten. Am 14. Dezember hat Deutschland um teilweise Stundung der Zahlungen gebeten, die es nach dem Londoner Ultimatum vom 5. Mai eigentlich im Laufe des Jahres 1921 an die Entente zu leisten gehabt hätte. Die Antwort ist, daß wir statt zwei Milliarden Goldmark und 1 Milliarde Abzüge vom Auslandshandel in bar jetzt nur" 720 Millionen Goldmark in Sachleistungen aufbringen müssen. Dieser Beschluß ist in Paris sogar einstimmig gefaßt worden und hat die Hoffnungen auf England und Italien wieder einmal schmählich enttäuscht. Der politische Vernich­tungswille in Frankreich und Belgien war eben wieder stärker als die englische und italienische Einsicht, daß die Arbeits­stockung in England und die Handelskrise in Italien nur besser werden können, wenn man der weiteren Entwertung der deut­schen Mark einen Damm vorlegt. Und so müssen wir denn auch zu den noch in Beratung befindlichen Steuern und Ab­gaben, die für Las laufende Jahr rund 45 Milliarden Mark mehr erbringen sollen, sofort neue Steuern, und zwar Kapital­steuern schaffen, die in Jahresfrist abermals 60 Milliarden und bis zum Ende ds. Js. 40 Milliarden aus unserem Wirtschafts­leben Herauspressen sollen. Das sind die Früchte unserer Er- füllungspolitik, aber noch nicht einmal alle Früchte, denn schon erwägt die Entente die Einführung einer ständigen Finanz­kontrolle. ja sogar einen Eingriff in die Reich'sverfassung durch Abschaffung der einzelstaatlichen Landtage.

Der Eindruck ist einfach niederschmetternd. Ob ihn die Reichsregierung überleben wird, steht dahin. Eine nichtsozia­listische Regierung wird kaum den Mut aufbringen, dem deut­schen Bürgertum fernerhin solche Erfüllungen zuzumuten. Die nächsten Wochen müssen uns große Entscheidungen bringen, vielleicht schon Wahlen. Jedenfalls wird dieser Frühlingsan­fang durch alle künftigen Jahrhunderte hindurch in der deut­schen Geschichte verzeichnet werden nicht als der Anfang zu neuem Hoffen, Schaffen und Wachsen, sondern als der Anfang vom Ende eines schönen Traums. _

hundebörsc

Verkäufer eingeladen sind.

ttlisb Bürkls.

Deutschland.

Stuttgart, 23. März. Die Unabhängige sozialdemokratische Partei Württembergs hält am 13. und 14. Mai hier eine Landesversammlung, auf der u. a. auch über die diesjährigen Gemeindewahlen verhandelt werden soll.

Berlin, 24. März. Zum 125. Geburtstag Kaiser Wilhelm I. wurden am Nationaldenkmal in Berlin Kränze mit schwarz­weiß-roten Schleifen niedergelegt, die in der Mehrzahl von Angehörigen des alten Heeres stammten. Aber auch viele Pri­vatpersonen ehrten den alten Kaiser durch Spenden von Blu­men und Tannenzweigen. Auch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal m der Siegesallee hatte Kranzschmuck aufzuweisen.

Berlin, 23. März. Im Reichstag fand heute vormittag eine Besprechung der Vertreter aller Parteien der Vertreter­organisationen und des Reichswirtschaftsministerium über die präge der Papierpreise statt. Die Verlegerverbände ersuchten das Reichswirtschaftsministerium und die Parteiverlreter, so­fort Abhilfemaßnahmen im Reichstag zur Annahme zu Lrin-

fentliche Bewirtschaftung des Papiers und aller zum Papier gehörenden Rohstoffe. AlS besonders wichtig stellten alle Red

ner hin, daß die Länder für Holz, Las zur Druckpapicrfabri- kation verwendet wird, geringere Preise erheben müßten und vielleicht, wie in der Tschechoslowakei, allen Waldbesitzern eine bestimmte Ablieferungspflicht für Holz zu vorgeschriebenen Preisen auferlegt werden müßte. Sodann wurden über die Berechnung der Jnseratensteuer Vorschläge gemacht. Die ein­zelnen Parteien werden sich in Fraktionssitzungen mit diesen Vorschlägen befassen. Reichstagspräsident Loebe hat zugesagt, daß wegen der Dringlichkeit die Frage in der nächsten Woche im Reichstag zur Entscheidung gebraucht werden soll.

Getreideumlage und Kartosfelbewirtschaftung.

Berlin, 23. März. Die im Reichsministerium für Ernäh­rung und Landwirtschaft zusammgetretenen Vertreter der Län­der, darunter eine größere Zahl von Ernährungs- und Land- wirtschaftsminister, berieten über die Getreidebewirtschaftung und die Kartoffelversorgung im nächsten Wirtschaftsjahre. Bei der Getreidewirtschaft war die Versammlung mit Ausnahme des Vertreters eines Landes, der die Stellungnahme sich vor­behält, der Auffassung, daß im gegenwärtigen Zeitpunkt dem Endziel der freien Wirtschaft noch nicht zugesteuert werden könne und sprach sich für eine Umlage auch im nächsten Wirt­schaftsjahr aus. Bei einer binnen kurzem einberufenen Refc- rentenbesprechung soll mit den Ländern eine Erörterung über die Grundzüge einer entsprechenden Gesetzesvorlage stattfinden. Bei der Besprechung der Kartoffelversorgung wurden die Mängel der diesjährigen Versorgung allseitig anerkannt, jedoch wurde auch auf die Schwierigkeiten einer Wiedereinführung der Zwangswirtschaft und auch der Einführung einer Kartoffel- umlage nachdrücklich hingewiesen. Die Konferenz machte noch keine bestimmten Vorschläge. Die Stellungnahme kommt zum Ausdruck in einer Resolution, auf die sich alle Vertreter einig­ten und die bejagt, daß das Reichsministerium kür Ernährung und Landwirtschaft einen Weg suchen und Vorschläge machen möge für eine bessere Versorgung. Das Material für solche Vorschläge soll den Ländern zugeleitet werden.

Die neuen Zahlungstermine für Deutschland.

Berlin, 23. März. Heber die Fälligkeitstage für die einzel­nen von Deutschland zu leistenden Barzahlungen, sowie über die Sachleistungen werden noch folgende Einzelheiten bekannt. Deutschland hat zu zahlen: 18 051079,51 Goldmark am 15. April 1922, 50 Millionen Goldmark am 15. Mai, 50 Milli­onen am 15. Juni, 50 Millionen am 15. Juli, 50 Millionen am 15. August, 50 Millionen am 15. September und 50 Millionen am 15. Oktober, 60 Millionen Goldmark am 15. November und 60 Millionen am 15. Dezember 1922. Als Barzahlungen, welche aus die vorbezeichneten Fälligkeiten angerechnet werden, sollen alle bon Deutschland der Reparationskommission bis ein­schließlich 15. Dez. bewirkten baren Leistungen erachtet werden, ebenso alle anderen Summen, welche an die Reparationskom- missian in bar zu zahlen sind und nach den Bestimmungen der frühM»on ihr getroffenen oder noch zu treffenden Entscheidnn- en auf die von Deutschland im Verlauf des Jahres 1922 als lnnuität nach Festsetzung des Artikels 4 des Zahlungsplanes zu bewirkenden Zahlungen gutgeschrieben werden sollen. In Sachleistungen den Gegenwert von 1450 Millionen Goldmark in Waren, davon 950 an Frankreich und 500 an die anderen Alliierten, insoweit Frankreich oder die anderen alliierten Län­der oder ihre Staatsangehörigen, welche Lieferungen nach Maßgabe des Verfahrens im Vertrage oder eines anderen von der Reparationskommission gebilligten Verfahrens fordern werden. Als Sachleistung wird auch der Ertrag der britischen Reparation recovery act und aller ähnlichen Bestimmun­gen gelten, welche von anderen alliierten Regierung in Aus­führung der Entscheidung der alliierten Regierungen vom 3. März 1921 getroffen sind oder noch getroffen werden. Sollte die Reparationskommission im Laufe des Jahres 1922 feststellen, daß von Frankreich oder seinen Staatsangehörigen oder von den anderen reparationsberechtigten Mächten oder ihren Staatsangehörigen nach Maßgabe des im Vertrage vorgesehe­nen oder auf Grund eines von der Reparationskommission gebilligten Verfahrens und in den Grenzen der obengenannten Ziffern geforderte Sachleistungen infolge Obstruktion der deut- ichen Regierung oder ihrer Organisationen, oder infolge von Verstößen gegen das Verfahren des Vertrages oder eines von der Reparationskommission gebilligten Verfahrens nicht aus­geführt worden sind, so werden von Deutschland am Ende des Jahres 1922 an Stelle der nicht ausgeführten Sachleistungen entsprechende Zusatzzahlungen in Lar gefordert werden.

Die Regierung einig über die Unerfüllbarkeit der Bedingungen.

Berlin, 24. März. In der gestern nachmittag zwischen dem Reichskanzler und den Parteien stattgehabten Besprechung war man sich einig, daß mit einer Stellungnahme zu der Note der Reparationskommission erst abgewartet werden müßte, bis der amtlich übersetzte Text der Note vorliegt. Der Reichskanzler äußerte sich, von einer Regierungskrise könne noch keine Rede sein. Eine solche käme nur dann in Frage, wenn er am Diens­tag vor dem Reichstag keine Mehrheit finden sollte. Weiter wurde vom Kanzler betont, daß auch die Regierung über die Unerfüllbarkeit der Bedingungen sich völlig einig sei. Man rechnet damit, daß auch die maßgebenden Arbeitervertreter die Note verwerfen.

Die gemeinsame Not als Drang zur Einheitsfront.

Berlin, 24. März. Die Deutsche Volkspartei wird wenn anders die Herren Wirth und Rathenau auf ihrem Posten zu bleiben wünschen ihnen vor Genua keine Schwierigkeiten be­reiten. Aber fe mehr man in den Sumpf des Ententebescheides einzudringen versucht, um so stärker wird überall ahne Unter­schied die Empfindung, daß die Ausführung dieses neuesten Wunschzettels eine einfache Unmöglichkeit ist. Das Mehr von 50 Milliarden, das man von uns verlangt, ist durch Steuern nicht aufzubringen. Eine einmalige innere Anleihe, wenn man sie von allen Abgaben befreit und die Zinsen in Gold zahlt, könnte vielleicht Erfolg haben, aber Loch nur für einmal, und für eineauswärtige Anleihe sind die Wege noch wie vor verschlos­sen. Was uns von der Reparationskommission jetzt angeson­

nen wurde, ist in Wahrheit eine Dette Publique auf Um­wegen, will sagen, die Deutschen werden in die Schraube ge­nommen und sollen nun alles und noch mehr ausführen, waS eine fremdländische Schuldenverwaltung dem deutschen Volke je auferlegen könnte. Männer von ernster Sachkenntnis er­klären rund heraus, die Forderungen sind in ihren Konsequen­zen so unerträglich, daß der Dollar bis auf 400 und darüber stehen werde. In dieser deutschen Lebensnot wäre das Gebot der Stunde eine gemeinsame Front von den Deutschnationaleir bis zu den Unabhängigen. Man kann dieser Forderung selbst bei durchaus linksgerichteten und demokratisch gesinnten Par­lamentariern begegnen. Aber die Aussicht, daß cs zu einer solchen Einheitsfront kommen könnte, ist leider sehr gering.

Die Durchführung der Kontrollmatznahmen.

Berlin, 23. März. In hiesigen politischen Kreisen nimmt man an. daß zur Durchführung der in der Note der Repara­tionskommission eröffneten Kontrollmatznahmen die Berliner Garantiekommisston beauftragt werden würde, die der in Paris weitertagenden Reparationskommission zu berichten habe, welche dann ihrerseits wiederum die erforderlichen Entscheidun­gen treffen werde. Es soll im Gegensatz zu den in Cannes ge­faßten Beschlüssen die Garantiekommission aufs engste mit der Reparationskommission zusammenarbeiten.

Presse-Urteile über die Reparationsbeöingungen.

Die Kölnische Zeitung" schreibt: Es wäre erfreulich, wenn sich in diesem Falle endlich einmal eine geschlossene, einmütige Ueberzeugung im deutschen Volk durchdringen wollte; eines Tages muß dies geschehen, wenn Deutschland aus der Sackgasse cherauskommen will. Es ist an der Zeit, in dieser Entschei­dungsstunde endlich den Weg gemeinsamen Handelns zu finden und nicht den Kops zu verlieren. LautDeutscher Allgemei­ner Zeitung" sei die Reparationsnote nach der Ansicht der Zen­trumsfraktion und der Bayerischen Volkspartei unannehmbar. Im übrigen glaubt das Blatt, daß angesichts dieser neuen Sachlage mit der bisherigen Politik der Erfüllung nicht mehr viel getan sein könne. Auch lautBerliner Tageblatt" wer­den die Forderungen der Entente durchweg für unannehmbar er­klärt. In der sozialdemokratischen Fraktion beurteilt man dis Lage, nach einer Mitteilung desVorwärts", der seine Ab­lehnung der Note ausführlich begründet, sehr >rnst, vielleicht noch ernster, als irgend eine Krise, die wir seit dem Londoner Ultimatum erleben mußten. Immerhin sei aber von einer ver­schlechterten Stimmung keine Rede. Man werde sich kühl und sachlich bemühen, einen Ausweg zu finden. DieKreuzzei­tung" verlangt jetzt eine aktive Regierungspolitik und bezwei­felt, ob es für Deutschland noch Zweck habe, die Konferenz von Genna zu beschicken. DieMünchner Neuesten Nachrichten" schreiben:Am 21. März 1922 hat sich mit der Entscheidung der Reparationskommission das Schicksal der deutschen Erfül­lungspolitik erfüllt. Die bisherige willige und freudige Er­füllung, die der Völkerversöhnung dienen sollte, ist mit Hohn beantwortet worden; denn anderes können die neuen unerfüll­baren Forderungen nichts bedeuten . . . Das Deutschland das sich selbst bis zum Weißbluten die Adern auf- schnitt, um seinen Feinden Blut zuzuführen, muß sich heute von der französischen Presse beschuldigen lassen, es habe die Mäßigung" seiner Feinde mißbraucht I Das verklausulierte Moratorium" in der Reparationsentscheidung mag ein schwa­cher Augentrost sein für diejenigen, die die Fußangeln nicht sehen wollen und die Schlingen um den Hals. In den nächsten Stunden und Tagen werden sich die Verantwortlichen in Deutschland entscheiden müssen, ob sie sich wie bisher den un­möglichen Forderungen willig unterwerfen oder ob sie den Mut finden zu der mannhaften Erklärung, daß es auf diesem Wege nicht weiter gehen könne; ob sie erkennen, daß die bisherige Art der Erfüllungspolitik in eine Sackgasse gekommen ist."

Ausland,

Der Eindruck in Wien.

Wien, 23. März. Die Entscheidung der Reparationskom­mission über die deutschen Zahlungen ist in der gesamten Wie­ner Presse aller Parteien Gegenstand der schäristen Kritik. So schreibt dieNeue Freie Presse" unter dem TitelDeutschland in finanzieller Hörigkeit", daß der Geist des Friedens von Ver­sailles nicht verschwunden sei. Aegypten wurde selbständig ge­macht. Indien darf gegen die unwahrre Politik des Mutter­landes Protest erheben, nur gegen Deutschland wagen die Mächte eine Strafe vorznsehen, wie man sie heute auch bei dem kleinsten zivilisierten Staaten nicht in Anwendung bringt.

Dr. Wirth gegen die gleitende Lohnskala?

Paris, 24. März. DerPetit Parisien" erfährt aus Berlin, die Reichsregierung werde der Reparationskommission gewisse Fragen über Unklarheiten in der Note stellen und nach Kräf­ten über gewisse Bedingungen verhandeln. Staatssekretär Dr. Fischer werde morgen Samstag nach Paris reisen. Reichskanz­ler Dr. Wirth sei der Ansicht, daß die Festsetzung der eigent­lichen Fristen besonders für die förmliche Zustimmung zu dem Stundungsplan nicht angenommen werden kann, denn diese Fristen seien für die Einführung der verlangten Maßnahmen zu kurz. Der Reichskanzler müßte auch die Verpfl'chlungen ablehnen, die Steuern je nach dem andauernden Tiefstand der Mark zu vermehren. Der Reichskanzler habe bereits gestern nachmittag mit dem englischen und italienischen Botschafter eine lange Unterredung gehabt. Wahrscheinlich werden diese Bot­schafter ihre Regierungen in diesem Sinne benachrichtigen.

Ein vernünftiger Franzose.

Paris, 23. März. Entgegen den von anderen Blättern be­züglich der jüngsten Beschlüsse der Reparationskommission ge­äußerten Erwartungen verspricht sichBainwlle" nicht viel von diesen Entscheidungen.Entweder unterwirft sich Deutsch­land nicht", so bemerkt er,und dann muß man sich an die Alliierten wenden und sie ersuchen, Maßnahmen zu treffen, von denen diese nie etwas wissen wollen, oder aber Deutschland unterwirft sich, wird aber durch den niedrigen Kurs der Mari verhindert, seinen Verpflichtungen nachzrckommen und dann