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Neuenbürg, Millwoch. den t. Februar M2.

80. Jahrgang.

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Dir Fälle von Kannibalismus in SowietruUanb «ehren sich.

So erschütternd die Berichte der deutschen Sanitätsexpedi­tion oder Nansens Mitteilungen über das Elend im ostrusfischen Hamgergcbiet lauten, so reichen derartige Schilderungen noch lange nicht an die grauenerregende Wirklichkeit heran, da es km die Ausländer unmöglich ist, gerade die abgelegenen Ge­biete wo der Hunger am furchtbarsten wütet, zu bereifen. Zu tzm schwerst betroffenen Gebieten gehören die Kreise Puga- tschew und Bnsuluk im Gouvernement Samara. Der Bolsche­wist A. Chochlow hat dieseTal des Todes" genannten Kreise bereist und berichtet über seine Eindrücke in der Moskauer Jswestija" Nr. 8. Die kümmerliche Ernährung mit verschie­denen mehr oder weniger unverdaulichen Surrogaten hat auf­gehört, da tiefe Schneedecke die Wurzeln, Kräuter usw. im Walde zugedeckt und für die Menschen unerreichbar gemacht hat. Gefallene Pferde und Hundekadaver gelten bei der Be­völkerung als seltene Leckerbissen, die auch schon überaus rar geworden sind. In dem dem Tode geweihten Landstrich steht man nur noch selten kleine Schwärme von Krähen und Doh­len. die bisher Len Nachstellungen entgangen sind. Zu Dutzen­den liegen an den Straßen und in den Gräben die Leichen Verhungerter. Wie es in den abgelegenen Walddörfern aussieht, ist völlig unbekannt, da es in Ermangelung von Pferden un­möglich ist. dorthin durchzudringen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dort aber alles Leben längst erstorben. Chochlow hat auf seiner Reise festgestellt, daß sich die Fälle von Kannibalis­mus in der letzten Zeit erschreckend gemehrt haben. Im Dorfe Mokscha hat eine Frau ihre den Hungertod gestorbene Tochter zum Teil aufgegessen. Im Dorfe Blagodarow des Kreises Bu- suluk haben drei Familien, getrieben von wütendem Hunger, zuerst den Leib eines eben verstorbenen 13jährigen Knaben ge­öffnet, die Eingeweide herangenommen und nach oberflächlicher Reinigung roh verzehrt. Später wurde auch die ganze Leiche ver­zehrt. Infolge des genoffenen Menschenfleisches ist eine der Frauen gestorben, deren Leiche nichtsdestoweniger wieder ver­zehrt worden ist. Die Leiche eines anderen in demselben Dorfe verstorbenen Knaben ist aus einem Maffenarabe wieder exhu­miert worden, wobei festgestellt wurde, daß Kopf und Beine schon fehlten. Die Hungernden haben dann noch den Rumpf fortgetragen und in ihren Hütten verzehrt. Alle diese Fälle von Kannibalismus sind vom Dorfkomitee der gegenwärtigen Hilfe festgestellt worden und das hierüber ausgenommene Pro­tokoll ist der zuständigen Rahonabteilung für allgemeine Er­nährung zugestellt worden. Chocholw schließt seine Schilderun-i gen mit der Versicherung, daß sich im Frühjahr die Bereitstel­lung von Saatkorn für diese Gebiete erübrigen werde, da es dann dort niemand mehr geben werde, der imstande sein würde, den Acker zu bestellen.

Deutschland.

München, 31. Fan. Die Biersteuer ist nach dem Steuer­kompromiß so gesichert, daß für einfaches Bier bis zu 5 Proz. die Hälfte der Steuer, für 8Proz. Bier, also das Volksbier in Bayern X. für 12- bis 13proz. Bier, also in Bayern das Ex­portbier die normale Steuer und für Starkbiere also in Bayern die Bock- und Starkbiere die 1)4 fache Steuer zu ent­richten ist. Diese Staffelung entspricht dem urspürnglichen Vor­schlag, den Handelsminister Hamm gemacht hatte.

Minister Keil über Ernährnngsfragen.

Ernährungsminister Keil gab am Montag in einer Kon­ferenz den Vertretern der Presse Aufklärung über den Stand mr Ernährungsfrage auf den einzelnen Gebieten. Einleitend führte er aus: Eine Hungerkatastrophe werden wir nicht zu Richten haben. Vom Reichsernährungsministerium ist die Ge­treideversorgung bis Ende Juni stchergestellt und auch der weitere Bedarf bis zur neuen Ernte wird rechtzeitig beschafft km 7 Frage der Preisgestaltung tritt auf allen Gebieten Es Nahrungsmittel an uns heran. Es gibt kaum ein Lebens- TE. bei.dem die Preise nicht um das 20fache gestiegen sind. Fette sind sogar auf das 40fache gestiegen. Die Erzeugnisse der Textilindustrie, auch der Lederindustrie, weisen ähnliche Erhöh­ten auf. Die Bevölkerung ächzt und stöhnt unter diesem 4nua, xiagt die Behörden und Regierung an, die nichts unter- nehmew gegen diese Preissteigerung und macht sogar die de- Staatskunst und Republik dafür verantwortlich.

.Teuerung steht im Zusammenhang mit unseren "^bichssinanzen, die eine Folge des verlorenen Krie- r,, A??' einzige Mittel, die Preise in mäßigeil Grenze» » Mten wäre eine Zwangswirtschaft, die aber nicht mehr voraussichtlich auch nicht mehr eingeführt werden /"emand hat in der Zwangswirtschaft ein Ideal er- es muß festgestellt werden, daß die Hoffnungen der Ef die freie Wirtschaft nicht in Erfüllung ge- Regierung kann nur in beschränktem Maße tun» k- -> Teuerung wird bestimmt durch dis Entwer- de?A°o°ch-^A^smittel und durch das Bestreben, die Presse vnten^i-k^Ael den Weltmarktpreisen anzugleichen. Der h-iltern kA'Aen Preisgestaltung und den Löhnen und Ge- Herabtwm*^-» ^ "Ä die Dauer nicht halten lassen, denn die der Besoldungen führt zu einer Einschränkung

kulturellmE?^^'Endes "E zur geistigen und der sinkend« steigende Teuerung ist das Spiegelbild

Die RevaA/wAiA-t' verdient viel größere Beackstnng.

aefäbrN N»"?^en stnd dem Kredit der Mark im Auslande tik Schuld Seite trägt die eigene Finanzpoli-

eigneten Mul der EntwMung. Die Regierung muß mit ge- VreisgestallnnA Arch Preisprüfung und -Meberwachung der

""d «Ach der Tendenz, daß der ii'ster die ist- Hierauf behandelte der Mi­di« der Brot"^ und ^ Ernährungswesens, zunächst

und Mehlversorguiig. Bei der Sberverteilung

der Umlage auf Getreide für die einzelnen Länder wurde hauptsächlich auf Betreiben der württ. Regierung auf mög- lichste Schonung des Kleinbesitzes Rücksicht genommen. Die! Umlage in Württemberg betrug 1921 bis 1922 nur ein Siebtel der letzten Aufbringung und nur 2,4 Proz. der gesamten Ge- treidernte, bei einem Gesamtmehlbedarf von 1264 500 dz nur 135184 dz Mehl, so daß Württemberg 1129 316 dz vom Reich zugeschossen erhält. Abgelieferl wurden in Wüttemberg bis j jetzt 149 682 dz, oder rund 94 Proz. des Ablieferungssolls. Ge­gen einzelne säumige Erzeuger wird mit gesetzlichen Mitteln vorgegangen. In den Reichsgetreidemühlen im Land befinden! sich zurzeit 12 464 To. Getreide (3036 To. inländisches und 9430 To. ausländisches), ferner 17 538 dz Mehl, somtt der Bedarf für 2)H Monate. Derzeit ist man bemüht, in Württemberg ein größeres Reservelager einzurichten. Bevorstehende Erhöhung des Brotpreises um rund 75 Proz. bedeutet für viele die Un­möglichkeit, ohne öffentliche Hilfe durchzukommen. Das bisher zu 7 M. das Kilo abgegebene Auslands-Kochmehl, das das Reich selbst aus 12 bis 13 M. zu stehen kommt, fällt weg. Die Regierung plant, für die wirklich hilfsbedürftigen Kreise eine Verbilligung durchzuführen, um deren Lebensunterhalt zu si­chern. Zur Regelung des Preises für freies Getreide ist eine Prüfung der Verhältnisse der Stuttgarter Landesprodukten­börse angeordnet, bei der eine bessere Aufsicht geboten erscheint. Die württ. Regierung hat zur neuen Brotpreiserhöhung, die bekanntlich die Entente durch die Forderung auf Wegfall der Verbilligungszuschüsse des Reichs forderte, ihre schwersten Be­denken geltend gemacht, zumal, da der Wegfall der Zuschüsse für das Reich nur neue Gehaltsforderungen zur Folge habe, die noch höhere Aufwendungen erfordern könnten. Es komme alles darauf an, einen geeigneten Zeitpunkt für den weiteren Abbau zu finden. Trotz dieser Bedenken hat das ReichSkabi- nett unter dem Druck der Entente die Erhöhung der Brot- Preise beschlossen. Bezüglich der Kartoffelversorgung wurde mitgeteilt, daß eine Preisbindung auch 'in den Nachbarländern geplant ist und dann gleichzeitig in Kraft gesetzt werden sollen. Die Hilfsaktion der Landwirtschaft zugunsten der wirtschaft­lichen Schwachen erbrachte in Württemberg 48 361 Zentner Kartoffel, darunter 7028 Zentner unentgeltlich und 7014 Zent­ner Getreide, darunter 1178 Zentner unentgeltlich. Die Samm­lung geht weiter. Bei Besprechung der Fleischversorgung wurde vom Minister hervorgehoben, daß den Klemverkäusern und Metzgervereinigungen die Auflage erteilt wird, jede beab­sichtigte Aenderung der Kleinhandelspreise für Fleisch vor In­krafttreten der Preise den zuständigen Behörden anzuzeigen, um damit die Möglichkeit eines rechtmäßigen Einschreitens zu schaffen. Minister Keil behandelte dann die Maßnahmen beim Viehhandel und teilte mit, daß die Preisfestsetzungen der Stutt­garter Metzger vom 20. November bis Mitte Dezember 1921 bei Ochsen- und Rindfleisch nm mindestens 1 Mark Pro Pfund zu hoch angesetzt waren. Deshalb soll das Kontrollrecht schär­fer gehandhabt werden. Die Frischmilchversorgung leidet unter dem großen Futtermangel, der großen Nachfrage nach Butter und den hierfür bezahlten hohen Preisen. Die Verhältnisse wurden dadurch noch ungünstiger, daß Bayern seit 1. Jul! 1921 die Preise völlig freigab und daß dort die Notieruna der sog. Kemptener Börse Anerkennung findet. Die Art der Preisfest­setzung dieser Börse erscheint aber nicht unbedenklich. Die Ten­denz der Börse ist unverkennbar, die Preise langsam aber stän­dig in die Höhe treiben. Die Notierungen sind offiziell in Würtemberg nicht anerkannt. Den Ausgangspunkt der Preis­kontrolle in Württemberg bilden daher bis jetzt die wirklichen Milchgestehungskosten. Für Butter und Käse besteht eine Ausfuhrbeschränkung, die vom Reichsernährungsminist-rium erneut verlängert wurde. Bezüglich der Eierversorgung wurde die Landespreisstelle angewiesen, die Preisentwicklung zu be­obachten und gegebenenfalls angemessene Preise zu Hermen. Bei der Auckerversorgnng haben die Behörden geringe Einwir- kungsmöglichkeit. Bisher wurden keine Fälle sestgestellt, daß in Württemberg Zucker zu Branntwein verarbeitet wurde. Die Zuckerpreise unterstehen nicht der behördlichen Regelung. Bei dem kommenden Fremdenverkehr wird darauf hingewirkt, daß die Fremdenbetriebe ihren Bedarf an Lebensmitteln tunlichst mit Auslandslebensmitteln decken und daß Milch nicht in die Fremdenverkehrsbetriebe abfließt. Bezüglich der Wucherbe- kämpfnng bat das Ernährungsministerium die Verwaltungs­und Polizeibehörden zu energischem Vorgehen angewiesen und ans die Maßnahmen innerhalb der bestehenden Gesetze und Verordnungen aufmerksam gemacht. Die Frage der Einführung des Buchführungszwangs hat das Reich bisher abgelehnt. In Betracht kommt auch noch die Wiedereinführung des gegen den Widerspruch Württembergs und Bayerns abgeschafften Rechts der Versagung der Handelszulassung aus volkswirtschaftlichen Bedenken und die Zentralisation der Erteilung der Handel«zu- lassung bei einer Landesstelle im Anschluß an die Vorgänge Lei der Anfkaufszulassung für Kartoffeln und Getreide.

Offizier und öffentliche Meinung.

Unter dieser Ueberschrift schreibt der Unterzeichnete im Deutschen Offiziersblatt" folgendes:

Auf dem Sozialdemokratischen Parteitage hat der Abge­ordnete und ehemalige Reichskanzler Hermann Müller den Prinzen Eitel Friedrich ohne jeden Anlaß in einer Weise an­gegriffen, die nicht unerwidert bleiben darf. Die Form, die der Nachfolger Bismarcks zu wählen für angemessen gehalten hat, richtet sich selbst. Hier sei ein kurzes Wort zur Sache gesagt: Müller bezeichnet den Prinzen u. a. alsHinterfrontkämpfer". Nun, Prinz Eitel Friedrich ist als Kommandeur des 1. Garde- regrments zu Fuß ins Feld gerückt gewiß keineHinter- irontstellung", und daß unser Prinz das Feuer nicht scheute, das weiß jeder Grenadier, der unter ihm gefachten hat. Am 29. August 1914 bei Colonfev schlug er selbst die Trommel zum Sturm, um smn tapferes Regiment zur letzten Kraftanstren- gung vorzureißen. Im September 1914, vor Reims, trug er leme verwundeten Leute eigenhändig aus dem

es nach ihm gegangen, hätte er den ganzen Krieg über sein liebtes Regiment behalten. Nachdem er aber sehr gegen seinen Wunsch znm Brigade- und Divifionskommanderrr beordert worden war, hat er auch in diesen Stellungen stets die Gefahr nrit der Truppe geteilt. Unzählige Male sahen wir ihn im vordersten Graben, unbekümmert um feindliches Feuer. Rein, unseren tapferen Prinzen lassen wir uns nicht beschimp­fen! An ihn reicht der Schmutz aus Verleumders Munde nicht heran. Im Namen der Offiziere, Unteroffiziere und Mann­schaften des alten 1. Garderegiments zu Fuß

Grafzu Eulenburg, als letzter Kommandeur.

(Wir glauben, vor nicht zn langer Zeit im Vorjahre ge­lesen zu haben daß Hermann Müller tatsächlich einHinter- frorttkämpser" war. In seinem Lebensgang,Deutsche Natio­nalversammlung", Verlag P. Baumann, Charlottenlmr«, schreibt er u. a. selbst: 1916 bis 1918 Mitglied des Reichstags usw. Oder sollte er als Reichstagsabgeordneter an der Front das Vaterland verteidigt haben? Schrift!.)

Vorbereitungen auf den Eisenbahnerstreik.

Berlin, 31. Jan. Die Entscheidung über Len von de« Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnbeamter angedrohten Streik wird heute abend, spätestens morgen fallen. Die Aus­sichten werden verschieden beurteilt. Das Ministerium hat, wie wir schon mitteilten, ersucht, die Führer der Reichsgewerk­schaft, in denen es Wohl nicht zu Unrecht die Schürer sieht, in ihre Dienststellen zurückgerufen. Diese sehr vernünftige und gebotene Maßnahme gedenken die Herren mit einem flammen­den Protest zu beantworten. Andere halten sich verborgen, offenbar weil sie verhaftet zu werden befürchten. Wie vielfach mitgeteilt wird, sei man im Neichsverkehrsministerium pessi­mistisch und glaube, daß sich der drohende Konflikt nicht mehr vermeiden lasse. Jedenfalls hat man im Verkehrsministerium wie im Reichsministerium des Innern sich schon über die Maß­nahmen schlüssig gemacht, die beim Ausbruch des Streiks z« treffen wären. Schutzpolizei soll Arbeitswillige und Bahn­anlagen schützen. Es sollen auch höhere Eisenbahnbeamte ohne Rücksicht auf ihren Rang zur Bedienung der Lokomotiven her­angezogen werden. Vornehmlich will man den lebensnotwen­digen Verkehr aufrecht zu erhalten sich bemühen, also die Be­förderung von Lebensmitteln. Kohlen, Milch und einen aller­dings stark beschränkten Personenverkehr. Von den Blättern aller Parteischattierungen wird das frivole Streikbegehren, das den Sinn des Beamtenverhältnisses in Unsinn verkehrt, ver­urteilt, nur derVorwärts" bekommt cs fertig, auch diesmal wieder der Regierung, der seine eigenen Leute angehören, in den Rücken zu fallen und das Streikverbot und die Rückgängig­machung der Urlaubsbewilligung zu bemängeln. Wie die Morgenpost" behauptet, erwägt die Regierung, ob nicht durch ein Reichsgesetz, das innerhalb 24 Stunden geschaffen Vierden muß, ein ausdrückliches Verbot des Beamtenstreiks ausgespro­chen werden könne.

Die hinterhältige Taktik der Streikhetzer.

Berlin. 30. Jan. Von zuständiger Stelle geht uns folgende Mitteilung zu: Gegen die Streikdrohung der Reichsgewerkschaft erhebt sich nunmehr auch in ihren eigenen Reihen heftiger Wi­derspruch. Die Gruppe der oberen Beamten ist schon vor eini­ger Zeit aus der Gewerkschaft ausgetreten, weil sie keine Lust hatte, die unverkennbare Radikalisierung mitzumachen. Auch der Bayerische Verkehrsbeamtenverein hat seinen Austritt voll­zogen. Nunmehr wendet sich auch die Fachgewerkschaft 6, welche die Beamtengruppen 7 bis 10, gehobene mittlere Beamten, um­faßt, in einem Rundschreiben gegen das Vorgehen der Reichs- ! gewerkfchaft. Die Unterlassung einer Urabstimmung vor dem Streikbeschluß wird in dem Rundschreiben als Sätzungsver- letzung bezeichnet.

Streikabwehrmaßnahmcn der Rheinlandkommission.

Köln, 31. Jan. Wie dieInformation" hört, wird die interalliierte Rheinlandskommisston beim Ausbruch eines Eisenbahnerstreiks im besetzten Gebiet unverzüglich die Mili­tarisierung der Eisenbahnen verfügen, wodurch die Beamten und Arbeiter der Eisenbahnen den Kriegsgesetzen unterstehen.

Deutscher Reichstag.

Die Etatsdcbatte begann am Montag in der üblicher» Weise mit der Einführungsrede des Neichsfinanzminiittrs zum Haushaltsplan für 1922. Er gab, wie es nicht anders sein > konnte, ein Gemälde in Grau: 171 Milliarden als Reichszu- ^ schuß für die Ausführung des Friedensvertrages, Gesamtanleihs- ^ bedarf über 183 Milliarden und dazu die neue Steuerforde- ! rung von 100 Milliarden. Das sind fast astronomisch zu nen­nende Zahlen, mit denen sich die zermürbte deutsche Volkswirt- ! schaff abzusinden hat und deren Abfertigung im beschleunigten Verfahren gewünscht wird, damit ja der Beweis des deutschen Volkswillens, mit aller Kraft eine geordnete Finanzwirtschast einzusühren, erbracht wird. Schon hat der Versuch. Unmög­liches zu erfüllen, zur Zerrüttung der deutschen Währung ge­führt, wie Dr. Hermes festzustellen wußte. Noch steht der un­beugsame Eigensinn Frankreichs der Erkenntnis entgegen, daß Deutschland in der Tat alle Anstrengungen macht, seine Ver­pflichtungen aus dem Friedensvertrag zu erfüllen. Noch wird nicht geglaubt, daß der Deutsche keineswegs weniger Steuer bezahlen muß als der Franzose und Engländer, wenn «aich Dr. .Hermes züm so und so vielten Male das Gegenteil bewies. Und wenn er den unanfechtbaren Satz hinstellte, daß ohne Neuregelung des Reparationsproblems die deutsche Finanz- Wirtschaft niemals gesunden könne, so bleibt uns nur noch, die Marzkonferenz von Genua abzuwarten. Indem der Minister wegen des voraussichtlichen Nichtausreichens der ZwangS- anleche noch eine freiwillige innere Anleihe zur Balancieruno des Reparationshaushalts in Aussicht stellte, zeichnete rr des furchtbaren Ernst der Lage Deutschlands so sinnfällig auf. daß Hort, hört! -Rufe aus allen Abgeor'--- --