Tagungen der dem Deutschen Gewerkschastsbund ange­schlossenen Gesamtverbände der Beamten- und Staatsange­stellten-Gewerkschaften, Angestellten-Gewerkschaften und christ­lichen Gewerkschaften nahm am 12. Juli der Landesvorstand des D. G. zu der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Lage Stellung. Die Verbände sind sich darüber einig, den vor der Türe stehenden winschaftlicheu Schwierigkeiten ge­meinsam zu begegnen. Daß die Lebenshaltung teurer wird, liegt auf der Hand; es werden, was von Regierungsseite bereits als selbstverständlich bezeichnet wurde, auch die Ge­hälter und Löhne steigen mästen. Der Kampf wird darum entbrennen, ob das wirtschaftliche Freibeutertum, das leider einem erheblichen Teil unserer Wirtschaft den Stempel auf­drückt, auch aus der neuen Not seinen unsauberen Gewinn ziehen soll und ob auf der einen Seite von den breiten Masten die äußerste Einschränkung als etwas Selbstverständ­liches verlangt, auf der anderen Seite einigen Tausend Nutz­nießern jedes Wohlleben gestattet werden soll. Der Deutsch; Gewerkschaftsbund wird darum sowohl in der Lohn- und Gehaltspolitik der Einzelverbände gewisse gemeinsame Richt­linien zur Anwendung bringen, als auch gemeinsame Ver­braucherpolitik treiben. Die in ihm zusammengeschlossenen Arbeitnehmermassen sind nicht gewillt, die Entwicklung der Dinge sich seist zu überlasten und zu erleben, daß ihnen wie bei früherer Gelegenheit das Blut entzogen, auf der anderen Seite die Profitmacherei in weitestem Umfange zugelasten' wird. Die Frühobst- und Beerenpreise gaben den Auftakt zu dem, was etwa zu erwarten ist; die Preise ziehen in manchen Geschäftszweigen wieder an, ohne daß eine unmittel­bare Notwendigkeit vorläge. Der Deutsche Gewerkschafts­bund wird in voller Solidarität der in ihm vereinigten öffentlichen und privaten Angestellten und Arbeiter alle Mittel anwenden, um der Volksausbeutung durch wirksame Gegen­mittel Einhalt zu gebieten.

Sch1ka«en «r»d Beeidigungen gegen deutsche Beamten.

Koblenz, 13. Juli. Die im besetzten Gebiet der Inter­alliierten Rheinlandkommission zwangsweise unterstellten deutschen Beamten sind dauernd Schikanen und Beleidigungen ausgesetzt. So wird aus Heinsberg wieder ein besonders krasser Vorfall gemeldet. Bei einer in Lindern (Belgisch besetztes Gebiet) vorgenommenen Zugrevision verweigerten 3 Damen dem Zollassisienten den Zutritt zu ihrem Abteil und gaben sich als Angehörige der Besatzungstruppen aus. verweigerten jedoch die Vorweisung eines diesbezüglichen Ausweises. Eine der Damen wandte sich sogar mit einer Beschwerde an einen belgischen Offizier, der daraufhin den deutschen Zollinspektor stellte und ihm ein Papier vorwies, mit dem Bemerken, daß ihm dies genügen müsse. Ohne auf die Erklärung des Beamten, das Papier sei ihm nicht vorgezeigt worden, zu achten, schlug ihn der Offizier zu Boden und versetzte ihm noch einen Schlag ins Gesicht. Als der Mißhandelte einen höheren Offizier um Schutz und Namensfeststellung des Rohlings bat, wurde ihm erwidert: Was ein belgischer Offizier tut, ist gut. Dieser Vorfall ist nicht etwa vereinzelt, sondern typisch für die Behandlung der deutschen Beamten im besetzten Gebiet. Gegen diesen besonders unerhörten Vorfall ist, wie wir erfahren, der Reichskommissar für die besetzten Gebiete beim belgischen Oberkommistar vorstellig geworden.

Unter Feindesjoch.

Der Chefredakteur der Düsseldorfer Zeitung, Paul- hel, ist von der französischen BesatzungLbehörde zu 4 Tagen Gefängnis verurteilt worden. Er wurde durch 2 französische Gendarmen aus seiner Wohnung geholt. Gründe für die Verhaftung wurden bisher nicht mitgeteilt. Es wurde nur auf eine Nummer der Düsseldorfer Zeitung hingewiesen. An­

scheinend hat die Verteidigung des Leipziger Prozeßverkak/ rens das Mißfallen der Besatzungsbehörde erregt. ^ In einer Gastwirtschaft in Langenloßheim hatten fran­zösische Soldaten behauptet, deutsche Soldaten hätten wäk^ rend des Krieges in Frankreich und Belgien Kindern Arme und Beine abgeschlagen. Der Tierarzt Dr. Jäger aus Volk­heim wies diese Beschuldigungen als unwahr zurück und ließ sich dabei zu Aeußerungen Hinreißen, die die Franzosen als Beleidigungen empfanden und den Arzt vor das Kriegsae- richt brachten. Der Angeklagte soll u. a. das Verhalten der Franzosen in Oberschlcsien abfällig kritisiert haben, besonders wegen der angeblichen Unterstützung der Aufrührer. Das Urteil lautete auf fünfzehn Tage Gefängnis und zweitausend Mark Geldstrafe. Der Arzt legte Berufung ein.

Oberfchlefieu. >

Berlin, 15. Juli. Wie demVorwärts" von unter­richteter Seite mitgeteilt wird, haben seit Eröffnung des Eisenbahnverkehrs bis jetzt über 40000 Personen Oberschlesien verlassen, um ins Innere Deutschlands abzuwandern. Meld­ungen mehrerer Blätter zufolge haben gestern aus Anlaß des französischen Nationalfeiertags in den größeren Orten des oberschlesischen Jndustriebezirks große Umzüge stattgefunden, an denen sich sowohl Franzosen wie Polen beteiligten. Die Franzosen trugen polnische, die Polen französische Farben., Bei dem Umzug in Rybnik führten die französischen Alpen­jäger polnische Fahnen und Banner mit. Hallersoldaten in voller Uniform beteiligten sich an dem Umzug.

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Mittwoch den 1V. Aug 1921, vorm. 11 Uhr,

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Neuenbürg, den 13. Juli 1921.

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Oberschlesien brennt I Die Leiden unserer oberschlesischen Brüder sind unendlich. Man hat sie aus ihrer Heimat vertrieben, man hat sie beraubt, man hat sie mißhandelt.

Deutsches Blut ist geflossen, um deutsches Recht, deutsches Lebensgut zu verteidigen.

Nun kommt es darauf an, die Oberschlesier in ihrer Not nicht zu verlassen. Es darf nicht so sein, daß die Vertriebenen, die Bedrückten und die Verängstigten den Eindruck gewinnen, niemand in Deutschland kümmere sich um sie.

Es geht um sehr hohe und sehr ernste Dinge. Es geht um die Seele der deutschen Ob rschlesier. Sie haben ihre Schuldigkeit für Deutschland getan. Treue um Treue!

Wir eröffnen hiermit eine Sammlung, um den Ver­triebenen, den Mißhandelten, den Verängstigten zu helfen. Wir werden öffentlicd für die Summen quittieren und die Gesamtspende demOberschlesier-Hilfswerk", Berlin KlV 7, Unter den Linden 78, zuführen, zu dem sich dasDeutsche Rote Kreuz", dieVereinigten Verbände heimattreuer Ober­schlesier" und derBund der deutschen Grenzmarken- Schutzverbände" zusammengeschlossen haben.

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