Ealmer Wo^eiüilatt.

Samstag

Krilage M Ur. 31

25. Kebruar 1905.

Privat-An)eigen

Der Apion

Nachdruck verboten.

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1905

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Historischer Roman aus der Geschichte des heutigen Rußlands von Julius Grosse.

(Fortsetzung.)

Nadjeschda war mein geworden in stürmischer Leidenschaft/ fuhr Sherwood in seiner Erzählung fort,wie von Furcht getrieben, daß sie doch noch einem Andern zugesprochen werden könne. Sie wollte sich jeden Ausweg im Voraus abschneiden, und unser Bündnis galt ihr für Zeit und Ewigkeit.

Jene Tage des Glücks hatten ein Ende mit der Rückkunft d«S Generals. Sein mildes Wesen gegen mich schien verändert. Vielleicht war er gewarnt worden. Zwar sprach er nicht von Davidoff, aber sein finsterer Blick betrachtete mich und auch seine Tochter mit Argwohn, so daß Tatiana ihre Zusage vergaß. Die Lage war zuletzt unerträglich, und ich war entschlossen, alles offen zu be­kennen, trug ich mich doch immer noch mit trügerischer Hoffnung, denn ich konnte sagen, der Genera! hatte mich liebgcwonnen wie einen Sohn.

Trotzdem kam eS auch jetzt nicht zu dieser beschlossenen Erklärung. An jenem Tage, dem letzten meines Traumes, war abermals zahlreiche Gesellschaft bei Tafel.

Man erzählte unter anderem von einer Moskauer Dame aus fürstlichem Hause, die einem deutschen Künstler, der irgend eine Kirche mit Fresken ge­schmückt, ihre Hand gereicht habe.

Welcher Simpel muß der alte Fürst geworden sein/ rief der General, sein Kind an einen Ausländer wegzuwerfen. Böser Hanf, böses Linnen. Ich würde meine Tochter lieber umbringen, als eine solche Einwilligung zu geben. Brütet ein Kuckuck im Adlernest, so ifts sein Tod. Wär's noch ein Adeliger,, ein Militär, der den Rock des Kaisers angezogen, um Rußland zu dienen aber ein welscher Tüncher ein Ausländer so Einer, der auf der Sonn« sitzt und die Füße auf dem Mond hat das könnte mich rasend machen!* und er fügte noch manches drohende Wort hinzu, welches uns sagte, daß von dem adelS- stolzen Altrussen und Edelmann nichts zu erwarten war.

Nadjeschda fühlte sich bei diesem Sturm von einer Ohnmacht angewandelt, so daß man sie in ihr Zimmer brachte. Auch der klugen Tatiana war aller Mut gesunken, und todenblaß folgte sie den andern, welche aufbrachen.

«Jetzt war ich mit dem alten Herrn allein.

Ja, wenn die Katze Flügel hätte, gäbe es keine Lerchen mehr/ sagte der General.Sie sind ein Gentleman, Sherwood, Sie pflanzen meinen Töch­tern keine solchen Grundsätze -in, daß jeder grüne Stein ein Malachit, bloS weil er grün ist. Jetzt nehmen Sie sich ein Pferd und reiten nach Smolensk. Dort holen Sie mir einen tüchtigen Arzt. Die Nadja ist leidend. Ich will wissen, woran ich bin, hier kann ich Niemand glauben. Was im Teiche der Lüge schwimmt, sind alles faule Fische.*

Ich glaubte noch nicht, daß es dem alten Herrn Ernst sei und wartete.

Nun, warum gehen Sie nicht?* fuhr er auf.Hier muß alles ander« werden, vielleicht eine Reise ins Seebad nach Haspal. Darüber will ich den Arzt hören. Wozu ins Ausland? Wir haben in Rußland all-.S, was wir brauchen. Und hilft das nicht, so muß sie heiraten. Freilich, die Gäule der Hoffnung traben, aber die Telega bleibt am Ort. Geht'« nach Haspal, können Sie Haushalten inzwischen. Ich hoffe, auch die Davidoff« kommen hin. Jetzt vorwärts!*

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Anfangs klangen mir seine Worte verheißungsvoll. Alles konnte noch gut werden, wenn Aufschub möglich aber diese Reise. Wie konnte ich leben, ohne Nadjeschda zu sehen! Und jetzt war es sicher, daß man mich mit guter Manier los werden wollte. Die Erwähnung des DavidoffS sagte alles, und ich sah kein Mittel, die Gefahr zu beschwören.

Als ich die Treppe hinuntereilte, um mir ein Pferd satteln zu lassen, huschte Tatiana wie verstört auS einem Seitrnzimmer und ergriff schnell meinen Arm.

Um Gotteswillen, JameS!* sie nannte mich zum ersten Male bei meinem Vornamenholen Sie keinen Arzt, holen Sie einen Popen, aber den au« Simianka."

Warum ist Nadjeschda in Lebensgefahr?"

Das nicht, aber sie flüsterte mir ein Wort zu, da» mich wie «in Blitz­strahl berührte. Zwar Gefahr war nicht im Verzüge, aber dies Geheimnis konnte nicht lange verborgen bleiben. Darnach handelte ich.

Der Arzt, den ich um Mitternacht auS Simianka brachte, war jener Pope. Wir kannten uns seit einigen Monaten, und er rechnete auf die Verwendung der Damen hinsichtlich einer reich dotirten, längst vakanten Stelle in der Nachbar­schaft. Ausnahmsweise war dieser Pope ein nüchterner, ehrenwerter alter Mann, der den bösen Welrlauf mit Wohlwollen und Nachsicht betrachtete.*