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Der Enztäler.
Anzeiger für Sas Lnztal unS Umgebung. Kmtsblall für Sen Vberamtsbezirk NLULnbürg.
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Schluß d. Anzeigen-Annahm« tags vorher.
Kern sprechen Nr. 4. Für telefonische Aufträge wird keinerlei Gewähr über- nommeu.
263.
79. Jahrgang.
»erg, 10. November 192l,
a n s«i g«.
a wir Verwandten, Freunden rige Nachricht, daß heute früh chweren, mit großer Geduld lsere liebe) gute Mutter, Zroßmutier
! WeiMM.
temschler,
Rundschau.
gurz vor dem dritten Jahrestag der Revolution hat die «jlrtiembergische Regierung die längst erwartete Verbreiterung erfahren; aber nur nach links, nicht nach rechts: An Stelle des Arbeits- und Ernährungsministers Dr. Schall von dn Demokratie ist der Führer der Sozialdemokratie, Wilhelm steil, getreten. Seine Partei, die schon vor Monaten ihre Wiederbeteiligung an der Regierung gefordert hatte, nachdem sie nach den Juniwahlen von 1920 aus dem Kabinett geschieden var, hatte eigentlich nach dem Ministerium des Innern gestrebt, sich aber schließlich mit dem Ministersessel Dr. Schalls begnügt. Die Deutsche Volkspartei wurde vor die vollendete Tatsache gestellt. Die ganze Transaktion ist in aller Stille imd offenbar auch ohne größere Reibungen vor sich gegangen. Nr Ergebnis haben wir Württemberger zuerst aus der „Frank-
trauernden Hinterbliebenen:
er, Enzhos bei Wildbad.
rchmittag 2 Uhr vom Hause Wacker aus in Wildbad.
Arier Heilung" erfahren. Die Landwirtschaft hat den neuen Lrnährungsminister, der sich seinerzeit als Landtagspräsident durch große Sachlichkeit auszeichnete, mit gemischten Gefühlen ^genommen. Das kam in der neuesten Tagung der Land- mrtschaftskammer zum Ausdruck, wo darüber geklagt wurde, daß der neue Leiter unseres Ernährungswesens nicht aus den streifen der Landwirte genommen worden sei. Die Stellungnahme der Industrie bleibt abzuwarten. Bei aller Anerkennung der persönlichen Eigenschaften bestehen bei den beiden s sichtigsten Erwerbsständen des Landes Bedenken dagegen, daß en sanft in dem Herrn 8 kr an führender Stelle einer Partei angehört, die das Soziali- , , oem Herrn en,., ^nmgsprinzip zu ihren Grundsätzen zählt. Wir wissen alle.
daß wir die größten Opier bringen müssen, aber zur Preisgabe feiner Selbständigkeit mag sich niemand entschließen.
Die Größe dieser Opfer trat aus der zweitägigen Stcuer- debatte des Reichstags klar hervor. Was der neue Reichsfinanz- minifter Dr. Hermes uns über Schulden und Steuern in seiner Programmrede mitteilt, konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lasten. Es ist mehr als fraglich, ob wir trotz alledem die nächsten Ratenzahlungen an die Entente aufbringen. Die
—_ — -- Reichsregieruna hat sich bereits an die Großbanken und die
AGßWWNWEElKM Industrie um Kredithilse gewandt und keine unbedingten Zu-
sagen erhalten. Insbesondere die Industrie stellte Bedingun- lb»Ktter«k»ack M, die darauf hinauslaufen, daß unproduktive Betriebe nicht
^ länger aus Reichsmitteln gespeist werden sollen, sondern daß
i Mich einmal eine geordnete Sparsamkeit Platz greifen müsse. HW/UARTTTvHGsHll, ! Wesentlich erschwert wird die Ausbringung der Zahlungsmittel ^ durch die wahnwitzige Devisenspekulation, die in dieser Woche
Verwandte Freunde Mid den Dollar auf zirka 320 M. Hinaustrieb, sodatz die deutsche ' sreunoe Reichsmark knapp noch 114 Pf. galt. Am Mittwoch gab es einen Rückschlag, als bekannt wurde, welche einschränkende Maßnahmen das Reich gegen den wilden Devisenhandel getrof- , sm hatte. Auch die übrige Börsenspekulation, die phantastische »Kurssteigerungen und eine fabelhafte Bereicherung aller, die I »ms goldene Kalb tanzen, im Gefolge hatte, soll eingedämmt werden.
Die Reichsregierung besteht immer noch nur aus der Koalition von Zentrum und Sozialdemokratie. Die Lösung der preußischen Ministerkrisis brachte dagegen eine Verbreiterung aus vier Parteien: Zentrum, Sozialdemokraten, Demokraten imd Deutsche Volkspartei. An der Spitze steht mit dem Ministerpräsidenten Otto Braun die Sozialdemokratie, die auch bas wichtigste Ministerium des Innern mit Severing besetzt hat. Der bisherige, dem Zentrum angehörende Ministerpräsident Stegerwald ist aus der Regierung ganz ausgeschieden. Diese Verbreiterung, die Wohl bald auch in der Reichsregierung eine Nachahmung erfahren wird, soll hauptsächlich eine Befe- munci der parlamentarischen Regierungsform und einen Schutz der Republik bezwecken, die seit der Kundgebung des Königs Ludwig von Bayern und seit der Kundgebung des Prinzen RnPPrecht wieder als aefährdet angesehen wird. Das Ge- Mist einer monarchischen Restauration will nicht verschwinden. Bei unseren östlichen Nachbarn hat man es dadurch gebannt, W das ehemalige Kaiser- und ungarische Königspaar auf der Insel Madeira interniert und das Haus Habsburg von der ungarischen Königswahl ausgeschloffen wurde.
Aber Ruhe kommt noch lange nicht in die Welt. England hat mit Irland solche Schwierigkeiten, daß Lloyd George zn- rucktreten will, falls ihn die Protestanten von Ulster in Nord- lckand länger daran hindern, seinen Frieden mit dem katholischen Irland zu machen. Der javanische Premierminister Hara, der sich für den Gedanken der Abrüstungskonferenz in Washington erwärmte, wurde kurzerhand ermordet. Die Konferenz >eht sich allmählich zusammen. Die Franzosen sind bereits mit großem Trara in Washington eingezogen. Derweilen schicken W die Serben an, Albanien aufzuteilen. Die Folge ist eine schwere Spannung zwischen Jugoftavien und Italien. Das Murrt an das bittere Wort des großen Philosophen Lerbniz: M habe einmal auf einer Friedhofstür die Inschrift „Ewiger Mede" gelesen.,
3 November 1921
anrm* i« Aeldrermach
findenden
ritsfeier s
der Bitte, dies als persö.: ^ inehmen zu wollen. §
Ma«er,
> Landwirts in Feldrermach. egeuheimer, enheimer, Bahnbeamten in ersbach.
ng 10 Uhr.
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enalb.
izerhof".
13. November 1921.
offizielle
-Feierlichkeit
«moristische« BortrSgeu
idehalber doch Sonntags statt.
ihr, abends 8—12 Uhr
mit Tanz.
50 Steuer 1.65 -F. freund!, sin
der Besitzer.
Deutschland.
Berlin, n. Nov. Heute vormittag wird die Reichsregie- r»ng eine Kabinettsitzung abhalten, in der sie sich mit der durch m Forderungen der Industrie neu geschaffenen Lage beschäf- Uen wird. Die Abordnung der deutschen Industrie, die die MSerunqen überreichte, bestand u. a. aus Stinnes, Thyssen u. vugenberq. >
. Berlin, 11. Nov. Im Reichstage teilte Finanzminister Dr. UMes mit, daß die am 15. Nov. fällige Reparationsrate 275 AEouen Goldmark beträgt. Sie gilt durch die bereits getä- m Nachlieferungen als abgegolten. Wegen der Abdeckung - Rate vom 15. Januar haben die Verhandlungen mit der
ft bei freier Kost und UnterkaB Eekommission noch keine Klärung ergeben.
' Eine wirtschaftliche Einheitsfront.
! .. ^ Organisationen von Landwirtschaft, Handel, Jndu- «ie, Bewerbe, Haus- und Grundbesitz Südwestdeutschlands hat
e Knechtt
»gewerk, LlllZW-bllllk. ---- ,
nach dem Saaraebiet ist eiq N,„Aage der Besteuerung der Vermögenssubstanz folgende nacy oem L>aargeoi« "I Entschließung gefaßt: „Ungeachtet des außerordentlichen
AWks der bereits bestehenden direkten Steuern wird ange- »er Lurch Annahme des Ultinratums übernommenen Ver
pflichtungen die Bereitwilligkeit ausgesprochen, durch Ausbau der Steuern aus Ertrag und Umsatz bis an die äußersten Grenzen der Möglichkeit zu gehen. Dagegen muß jeder weitere Eingriff in die Vermögenssubstanz als bisher geschehen, mit aller Entschiedenheit abgelehnt werden, weil dadurch die Produttion und Steuerkrast vernichtet, jede Unternehmungslust unterbunden, Grundbesitz und Industrie an das Ausland ausgeliefert und damit das gesamte Gewerbe an seinem Lebensnerv getroffen würde. Die Aufzehrung des Kapitals müßte zur Folge haben eine Erschöpfung der Unternehmungen und dadurch bedingt auch die Verelendung der Angestellten- und Arbeiterschaft.'"
Fünfstundentag.
Eine paffende Kennzeichnung des Begriffes „Achtstundentag" gibt der bekannte sozialdemokratische Volkswirtschaftler Calwer in Nr. 64 seiner „Wirtschaftlichen Tagesberichte": Cal- wer führt u. a. aus: „Nun haben wir dem Gesetze nach den Achtstundentag, in Wirklichkeit arbeitet aber der Arbeiter im Durchschnitt erheblich darunter. Früher hieß es in der Sozialdemokratie: Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf, so kämen nach der Parole 2920 Stunden im Jahr auf die Arbeit, 2920 Stunden auf den Schlaf und ebensoviel auf die freie Zeit. Aber in Wirklichkeit- werden nicht 2920 Stunden auf die Arbeit verwandt, sondern erheblich weniger. Unter Berücksichtigung der Sonn-, Feier- und Ferientage sollte etwa an 295 Tagen im Jahr acht Stunden gearbeitet werden. (Es sind also hier noch nicht die Urlaubstage voll gerechnet!) Das ergäbe eine Arbeitszeit von 2360 Stunden im Jahr gegen 2920, wenn man nach der ursprünglichen Dreiteilung des Tages ginge. Es wären Stunden Arbeit pro Tag. 8 Stunden Schlaf und 914 Stunden freie Zeit. In Wirklichkeit wird aber noch weniger hauptberuflich gearbeitet. Es kommen noch Streittage, dann aber Einschränkungen des Betriebes, Kurzarbeit usw. hinzu, sodaß es hoch kommt, wenn durchschnittlich fünf Stunden am Tage gearbeitet wird."
Der internattonale Rhein.
Auf dem Rhein herrscht jetzt ein bunter Betrieb, wie er noch niemals gesehen worden ist. Er wird nicht nur von den Rhein-, Main-, Neckar-, Mosel- und Lahnschiffen befahren, sondern auch andere deutsche Ströme wie Weser, Elbe, Oder, Warthe, Spree und Havel sind mit einer großen Anzahl Schiffe in der derzeitigen Rheinflotte vertreten. Deutschland hat durch Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberg, Hessen und Baden die meisten Schiffe auf dem Rhein, dann kommt unser deutscher Nachbarstaat Holland mit einer großen Anzahl Fahrzeuge. Nächstfolgender Staat ist Frankreich, das durch den Versailler Friedensvertrag in den Besitz einer stattlichen Anzahl Rheinschiffe gelangte, die die Reedereien Fendel (Mannheim), Mathias Stinnes, Franz Mantel, Stachelhaus L Buchloh, Thyssen, die früheren Egan-Güterboote, die „Braunkohle"-Gesell- schaft, H. Paul Di sch, Rhein- und Seeschiffahrtsgesellschaft in Köln sowie eine Reihe Privater Schiffer abgeben mußten. Ms weitere am Rhein interessierte Staaten kommen Belgien mit einer Reihe von Schiffen, England, vertreten durch die Firma Drughorn in London und Luxemburg, das seine bekannte fünf Meter breiten und 50 Meter langen Kanalschiffe sendet, in Betracht. Als siebenter und letzter Staat ist die Schweiz zu nennen, die sich immer mehr zu einem den Rheinstrom befahrenden Staat auszubilden scheint. Kommt nun noch gar der Großschiffahrtsweg Rhein-Main-Donau zustande, so wird der Rhein eine internationale Bedeutung erlangen, von der wir heute noch gar keine Ahnung haben, denn dann kommen noch zahlreiche andere euroväische. ia sogar asiatische Staaten dazu, die Interesse an der Rheinschiffahrt nehmen werden.
Immer neue Truppenübungsplätze.
Die Arbeiten zur Einrichtung eines französischen Truppenübungsplatzes in Ludwigswinkel bei Dahn in der Pfalz sind bekanntlich seinerzeit eingestellt worden. Die optimistische Auffassung, daß die Franzosen endlich begriffen hätten, welch ein gefährlicher und schädlicher Unfug diele ihre Truppenübungsplätze sind, hat sich jetzt als schwerer Irrtum herausqcstcllt, denn die Franzosen haben ohne jede Begründung die Wiederaufnahme der Arbeiten veranlaßt, so daß nun auch noch dieses Millionenprojett wie so viele andere, lediglich von der Laune der Besatzungsbehörden diktiert, ausgeführt werden muß.
Schutz der Kricgervereine gegen Gewaltakte.
Auf das vom KYffhäuser-Bund der deutschen Landes-Krie- gerverbände an das Reichsministerium des Innern in dieser Angelegenheit gerichtete Schreiben hat der Reichsminister des Innern folgende Antwort gegeben:
„Es ist der Reichsregierung bekanntgeworden, daß in den letzten Wochen in verschiedenen Gegenden des Reiches schwere Gewalttaten gegen kameradschaftliche Feiern der Kriegervereine und Bedrohungen und Mißhandlungen ihrer Teilnehmer von linksradikaler Seite vorgekommen sind. Die Verhütung derartiger Ausschreitungen ist in erster Linie Sache der Länder, denen die Polizeihoheit zusteht. Ich habe jedoch Veranlassung genommen, die Landesregierungen auch meinerseits auf diese Mißstände aufmerksam zu machen und sie zu ersuchen, derartigen friedlichen Veranstaltungen der Kriegervereine usw. den nötigen polizeilichen Schutz zu gewähren. Ich habe auch festgestellt, daß die genannten Ausschreitungen in den letzten Tagen erheblich seltener geworden sind. Ich möchte jedoch ausdrücklich betonen, daß sich unvorhergesehene plötzliche Überfälle durch radikale Elemente trotz größter Aufmerksamkeit der Polizei bei deren zahlenmäßiger Schwäche leider nicht ganz vermeiden werden lassen. Es wird iedoch alles geschehen, um diese Ausnahmefälle auf ein Mindestmaß zu beschränken."
Erst ferner Osten, dann Abrüstung.
Berlin, 11. Nov. Aus Washington über Paris (Havas- büro) wird am 10. Nov. gedrahtet, daß die Geschäftsordnung der Washingtoner Konferenz das Problem der amerikanischjapanischen Beziehungen in den Vordergrund zu rücken scheine. Es bestätige sich also, daß die Abrüstungsfrage sekundär wird und ihre Lösung oder nur schon ihre Erörterung davon ab
hängt, ob sich eine Grundlage für ein neues ZusammenwirN» finden wird oder nicht. Das geht auch aus der Ankündigun» hervor, die bereits heute über die Rede vorlag, die Präsiden» Harding am 12. Nov. zur Eröffnung der Konferenz halt»« wird. Harding wird sich, so wird aus Washington über London gemeldet, eingehend über folgende zwei Punkte verbreiten: 1. sollen bestehende Ursachen beseitigt werden, die die intensiven Rüstungen veranlassen oder möglich machen; 2. soll ein Vorschlag oder ein Entwurf für die Einschränkungen dieser RR- stungen ausgearbeitet werden.
Die Abrüstungsfrage kommt also auch in der Harding Red« an zweiter Stelle und der wichtigste Zweck der Washingtoner Konferenz wird damit so ziemlich ausgeschaltet. Von Steuer- Problemen ist auf der Washingtoner Konferenz nur sehr wenig oder gar nicht die Rede. Es handelt sich nur darum, ein« Formel zu finden, um die kapitalistische Eroberung ChinaD friedlich zu gestalten. Bon der Herabsetzung der Friedensstärken gewisser europäischer Landarmeen verlautet aus der ganz«» Geschäftsordnung auch nichts, auch nichts von der Erneuerung der amerikanisch-englisch-franzöfischen Allianz. Der französt» schen Politik dürfte also freie Hand gegenüber Deutschland gegeben oder vielmehr belassen werden, und die Rolle BriantzB scheint sich darauf zu beschränken, dem Quay d'Orsay diese Politik der freien Hand zu erhalten.
Bor dem Bremer demokratischen Parteitag. <
Für den demokratischen Parteitag, der Samstag in Breme» eröffnet wird, haben sich bis jetzt bereits gegen 700 Teilnehmer gemeldet. Ein Auftakt zum Parteitag war die gestrige Sitzung des Vorstandes des Reichsausschusses für Handel, Industrie und Gewerbe unter dem Vorsitz des Reichstagsabgcordneten Wieland (Nlm). Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand die Frage der Erfüllungspolitik und die Finanzvorlagen der Reichsregierung. Am Nachmittag erfolgte die Gründung eine- Bremer Ausschusses des Reichsausschusses für Handel und Industrie nach einem mit Beifall aufgenommenen Referat de- Reichstagsabgeordneten Wieland. Nachmittags um 145 Uhr begann in der Börse die Sitzung des Parteivorstandes. Ti« Verhandlungen, die vertraulich waren, zogen sich bis in die späten Abendstunden hin. Morgen wird die Tagung des Parteiausschusses eröffnet, der die Beratungen des Parteitages vorbereitet. Aus Württemberg nimmt u. a. auch Staatspräsident Dr. Hieber am Bremer Parteitag teil.
Protest der deutschen Arbeiterschaft gegen das Attentat auf di« Deutschen Werke.
Berlin, 11. Nov. Nachdem die Arbeiterschaft der Deutsche« Werke energisch gegen die geplante einer Vernichtung gleichkommenden .Beschränkung" der Deutschen Werke protestiert hat, will nunmehr auch der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund als Spitzenorganisation gegen den drohenden französischen Eingriff Front machen, In den nächsten Tagen soll eine Deputation der Arbeiterschaft General Rollet, der jetzt wieder aus Paris zurückgekehrt, ist, um eine Unterredung nachsuchen, um der» Chef der französischen Überwachungskommission den Protest der deutschen Arbeiterschaft zu überreichen. Die Gewerkschaften haben in einer Denkschrift klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, daß die französischen Bedenken hinsichtlich der Fabrikation von Jagdwaffen und Revolvern hinfällig sind und betonen, daß die deutsche Arbeiterschaft selbst am , besten in de» Lage sei, eine etwaige Umstellung der Betriebe zu' irgendwelchen vo n der Entente befürchteten Z wecken zu verhindern._
Ausland.
Brüssel, 11. Nov. Eine Verfügung der belgischen Regierung verweigert den. Bewohnern der durch das Versailler Diktat von Deutschland losgerissenen Kreise Eupen und Malmedy das Wahlrecht zum belgischen Parlament. (Also Bürger zweiter Slafse. Schrifl.)
Warschau, 10. Nov. Die polnische Regierung hat die Schließung der Polnisch-russischen Grenze und Säuberung der Grenzen angeordnet.
Frankreich als Büttel
Paris, 10. Nov. Der heutige Leitartikel des „Temps^ beschäftigt sich ausführlich mit dem Bericht Delasteries. de» er in der Kammer über das französische Budget hielt, und schließt sich seiner Forderung an. eine Kontrolle über da- deutsche Finanzgebahren einzurichten und diese Kontrolle wirksam zu gestalten. Eine Politik der Entschlossenheit sei Deutschland gegenüber unbedingt notwendig.
Lloyd Georges Guildhallrede.
Im allgemeinen gilt die jährliche Guildhallrede meist den außenpolitischen Problemen. Das wichtigste dieser gegenwärtigen außenpolitischen Probleme hat Lloyd George diesmal jedenfalls nicht unberührt gelassen. Er sagte über die Washingtoner Konferenz: Me Washingtoner Konferenz steht wie ein Regenbogen am politischen Himmel, und zwar, well ohne Friede das Geschäftsleben nicht wiederhergestellt werden kann. Der Mensch ist das ungelehrigste aller Tiere. Der letzte Krieg war der furchtbarste, den die Welt je gesehen hat. Kaum sind wir den entsetzlichen Metzeleien entronnen, so beginnt die Welt schon wieder neue Maschinen zu erfinden für den nächsten Krieg. Die Abrüstung ist der einzige Weg, der zum Heile führen kann. (Beifall.) Me amerikanische Konferenz trägt das Schicksal der Kultur in ihren Händen (Beifall), und darum wünsche ich ihr Erfolg. Für jeden Mann und ;ede Frau von englischem Blut ist ein Konflikt mit Amerika undenkbar. (Bei- fall.) Wenn die Washingtoner Konferenz ihre Aufgabe erfüllt, so wird diese Konferenz das größte Ereignis der Wett sein, das es seit 1900 Jahren je gegeben hat.
Asgutih über Europas Wirtschaft.
-n 11- Nov. Asquith hielt gestern in Glasgow eine
Rede über die Finanzlage Europas, die in englischen und fran. zwischen Wrrtschaftskreisen großes Aufsehen erregt. AsguitS führte aus, daß ein Wiederaufleben der europäischen Wirtschaft nur unter drei Bedingungen möglich sei. Diese Bedingungen seien: I. radikale Ersparnis und Verzicht auf jede Politik dar