114
Unterstützung der Regierung bei den bevorstehenden Verhandlungen mit den BergwerkSbefitzern versichert.
Berlin, 15. Febr. Nach Meldung Trothas marschierte Major Mühlenfels mit den vereinigten Abteilungen v. Estorff und v. d. Heyde am 31. Januar von Epukiro ab und erreichte am 2. Febr. nachmittags den Wasserplatz, 40 Kilometer südöstlich von Kalkfontein. ES gelang den HereroS, zu entfliehen. Ausgesandte Verfolgungsabteilungen stießen nur auf die Nachzügler. Am 4. Februar 5 Uhr morgens gewannen sie Verbindung mit der Abteilung des Leutnants Eymael, dieser hatte gerade mehrere Hererowerften, 20 Kilometer nördlich von DabiS, überfallen, darunter auch die vor Mühlenfels geflohenen Leute. Vom Feind fielen etwa 62 Mann, 27 Stück Vieh und mehrere Pferde wurden erbeutet. Der Feind floh nach Osten. Major v. d. Heyde marschierte am 9. Februar gemeinschaftlich mit Hauptmann v. Hornhardt auf Korokis vor, während Major v. Estorff gleichzeitig weiter nördlich die Grenzgegend säubern will.
— Von den furchbaren Anstrengungen, die unsere Truppen bei der Verfolgung der Hereros am Rande des SandfeldeS zu ertragen hatten, gibt ein packendes Bild der im Militärwochenblatt veröffentlichte Bericht über eine Unternehmung des Houptmanns Klein am Epukiro entlang auf Riet- fontein zu. Mit einer größeren Abteilung hatte Hauptmann Klein am 27. Oktober morgens bei Orlogfende einen Trupp Hereros in die Flucht geschlagen und bis zur Wasserstelle Oz-Ombu verfolgt. Hier wurde das Wasser bereits so knapp, daß eine Versorgung der ganzen Abteilung für den Weitermarsch unmöglich schien. Hauptmann Klein beschloß daher, die Verfolgung nur mit 25 Mann des Retterzuges unter Leutnant Wagner und drei Geschützen, einem Munitionswagen unter Oberleutnant Na- drowsky fortzusetzen. Am 27. Oktober 4.30 nachm, trat die Abteilung den Vormarsch an. Am 28. Oktober 7 Uhr morgens hatte sie etwa 50 Kilometer zurückgelegt. Längs des Weges lagen einige tote Hereros und etwa 1000 Stück verendetes Vieh. Wasser war nirgends gefunden worden; der von den Mannschaften mitgeführte Vorrat reichte nur noch knapp für den 28. aus. Hauptmann Klein beschloß nunmehr mit den vier frischesten Reitern allein weiter zu reiten. Oberleutnant Nadrowsky sollte mit dem Rest der Abteilung nach Maßgabe der Kräfte von Mann und Tier folgen. Bereits nach 15 Kilometer mußte Hauptmann Klein zwei Reiter wegen Erschöpfung ihrer Pferde zurückschicken. Er selbst legte mit seinen letzten beiden Begleitern noch weitere 16 Kilometer zurück, ohne auf Wasser oder auf Anzeichen von der Nähe Rietfonteins zu stoßen. Ein weiteres Vorgehen machte der Zustand von Mann und Pferd unmöglich. Der Rückmarsch mußte angetreten werden. Um 2.30 nachmitt, erreichte Hauptmann Klein die noch etwa 10 Kilometer vorgerückte Abteilung Nadrowsky. Ihr Zustand gab zu Besorgnissen Anlaß. Infolge der ungeheueren Hitze des Tages war das Wasser fast verbraucht. Um 5 Uhr nachmiit. wurde der Rückmarsch fortgesetzt. Der Munitionswagen blieb stehen, um seine Bespannung für die Geschütze verfügbar zu machen. Nach einem Marsch von 10 Kilometer rastete die Infanterie, die Artillerie konnte noch weitere 3 Kilometer zurücklegen. Dann weigerten sich die Tiere, die Geschütze weiter zu ziehen. Oberleutnant Nadrowsky ließ die Lafetten unter Entfernung des Geschützzubehörs und der Verschlüsse stehen und verwandte die Protzen zum Transport matt gewordener Leute. Zwei Unteroffiziere blieben zur Bewachung der Geschütze zurück. Der Jnfanterie- zug konnte erst am 29.1 Uhr morgens folgen. Inzwischen war Hauptmann Klein mit zwei Mann nach Oz-Ombu vorausgeritten, um Vorbereitungen für den Empfang der Truppe zu treffen. Dorthin waren auch bereits sieben Mann der Batterie vorausgeschickt worden. Am 29. Okt., 9 Uhr morgens erreichte Houptmann Klein Oz-Ombu; er hatte — von Oz-Ombu aus gerechnet — in 40'/- Stunden 160 Kilometer zurückgelegt. Um 11.30 morgens traf Oberleutnant Nadrowsky mit den ersten Leuten ein. Er hatte unterwegs auch die drei Protzen die letzten 10 Kilometer vor Oz-Ombu — stehen lassen müssen. Im Laufe des Tages fanden sich sämtliche Mannschaften der Batterie, mit Ausnahme von sieben Mann, die sich bei dem Jnfanteriezug befanden, in verhältnismäßig gutem Zustande in Oz-Ombu ein.
Ein Mann, der seinen eigenen Urin getrunken hatte, war schwer erkrankt. Die Batterie verlor 12 Pferde und 26 Esel. Am 31. Oktober erreichte der Jnfanteriezug Orlogfende. Ein Offizier mit vier Mann war zur Bewachung der Protzen, in deren Nähe Wasser gefunden war, zurückgeblieben. Er traf am 1. November in Orlogfende ein. Die Kompagnie verlor 13 Pferde. Ein Mann war schwer erkrankt. Geschütze und Munitionswagen wurden durch von Otjimanangom.be heranbeorderte Ochsengespanne nachgebracht. Hauptmann Klein starb am 29. November in Epukiro am Typhus. Aller Voraussicht nach hat er sich den Keim zu dieser Krankheit bei der geschilderten Unternehmung zugezogen, die — nach dem Urteil General von Trothas — mit großer Energie und übermenschlichen Anstrengungen durchgeführt war.
London, 15. Febr. Die „Times" meldet aus New-Iark, daß eine Revolution in Venezuela bevorstehe. Große Quantitäten von Waffen und Munition sowie von sonstigem Kriegsmaterial find von den Vereinigten Staaten zu diesem Zweck eingesührt worden.
London, 16. Febr. Aus Petersburg wird gemeldet, daß der Zar drei verschiedene Entwürfe für eine russische Volksvertretung eingehend studiert. Die Verfasser der Entwürfe sind Graf Tolstoi Sohn, Graf Jhnatieff und ein bedeutender Schriftsteller, dessen Name geheim gehalten wird. Einer dieser drei Entwürfe s chlägt eine Volksvertretung vor, worin alle Gesellschaftskreise, alle Nationalitäten und alle Religionen in Rußland vertreten werden. „Daily Chronicle" meldet, daß der Zar diesen Entwurf angenommen hätte.
Wien, 15. Febr. Der älteste Sohn des Herausgebers der Neuen Freie Presse, Benedikt, der auf der Hochzeitsreise in Konstantinopel durch den Genuß verdorbener Austern erkrankte, ist heute in Wien gestorben.
Florenz, 15. Febr. Als Justizrat Kör - ner sich nach der Villa „Papiania" begeben wollte, um der Aufforderung der Gräfin Montignoso entsprechend die kleine Prinzessin abzuholen, fand er die Bonne Fräulein Muth in leichtem Morgenkleide frierend auf der Straße. Unter dem Vorwände, der deutsche Konsul wollte sie sprechen, hatte man sie aus dem Hause gelockt und die Pforte hinter ihr geschlossen. Justizrat Körner nahm die Bonne in seinen Wagen und fuhr nach der Villa, wo ihm aber nicht geöffnet wurde, sodaß er umkehrte, um nunmehr andere Schritte zu ergreifen.
Rom, 15. Febr. Die „Tribuna" meldet aus Florenz, Justizrat Körner ließ gestern der Gräfin Montignoso erklären, er glaube zu wissen, der König werde die Zahlung der der Gräfin gewährten Summe von März an einstellen, weil die Gräfin den Vertrag von 1903 verletzt habe.
— Ueber beispiellose Kälte in Italien schreibt man der N. Z. Z. aus Rom vom 14. Febr.: Scharfe Kälte mit Schneefall bis hinunter nach dem Süden Italiens und Siziliens ist neuerdings hereingebrochen. Der heurige Winter ist geradezu beispiellos; in Palermo schneit es heute (Dienstag) morgen wie im höchste« Norden „ultra moute8" und die Temperatur steht auf ein Grad unter Null. In Rom bläst bei — 4 Grad ein eisiger Wind derart von den Bergen herunter, daß selbst die Sonne machtlos ist; die Sizilianer fluchen und behaupten der Erstarrung nahe zu sein. Es ist ein entsetzlicher Winter, wie wir ihn seit vielen Jahren in solcher Heftigkeit nicht mehr erlebt. In Neapel fiel Dienstag früh die Temperatur auf 6 Grad unter Null.
Warschau, 16. Febr. Gestern haben die Arbeiter in den Druckereien, die Seiler und Steinhauer die Arbeit wieder ausgenommen. Die Besitzer sämtlicher Eisenwerke hielten gestern abend eine Sitzung ab, um heute endgültige Antwort auf die Forderungen der Arbeiter zu erteilen. Während einer Unterredung des Direktors der Fabrik Norblin mit der Arbeitcrvertrctung wurde durch das Fenster in das Kontor geschossen.
Moskau, 15. Febr. Die Studenten der hiesigen Universität beschlossen, sich den fortschrittlichen Forderungen anzuschließen. In dem Beschluß heißt es, daß die Studentenschaft, weil die Regierung ihre Forderungen mit Gewehrsalven beantwortet
habe und die öffentliche Meinung ignoriere, bis zum September den Vorlesungen fern bleiben wolle. An diesem bereits kürzlich gefaßten Entschluß, welcher mit Jubel ausgenommen wurde, wird unbedingt fcstgehalten werden, auch wenn die Regierung Maßregelungen vornehmen sollte. Im Zusammenhang mit dem Gang der Ereignisse soll alsdann der weitere Aktionsplan ausgearbeitet werden.
Lodz, 16. Febr. Im Vorort Neu-Rokicie kam es gestern zu Stroßenunruhen. Militär schritt ein und schoß auf die Demonstranten. Hierbei wurden 18 Mann getötet und über 50 verwundet. Der Belagerungszustand wurde über die Stadt verhängt.
Sosnowice, 16. Febr. Der Streik dauert an. Als gestern in den Druckereien mit der Arbeit begonnen wurde, erschienen Arbeiter-Abordnungen und veranlaßten unter Drohungen die Einstellung der Arbeit. Die Stationen Granica, Skiernewice rc. wurden zur Aufrechterhaltung der Ruhe militärisch besetzt. Die Züge werden vielfach von Soldaten der Eisenbahnregimenter bedient.
Suez, 15. Febr. Der Dampfer „Australie" ist gestern Nachmittag 2 Uhr mit Stössel an Bord in den Kanal eingelaufen.
Km j«Misch-nMt« Kürz.
Paris, 15. Febr. General Grtepenberg hat gestern Abend nach einer Petersburger Meldung des „Petit Journal" Irkutsk verlassen. ES ist möglich, daß der General bei seiner Ankunft in Petersburg vor ein Kriegsgericht gestellt werden wird, da sich herausgestellt hat, daß er sein Kommando niederlegte, ehe er dazu ermächtigt war.
London, 16. Febr. „Daily Chronicle" meldet aus Petersburg, daß der Zar die Absicht geäußert habe, den Krieg zu beenden, sobald Rußland einen Sieg errungen hat.
Libau, 15. Febr. Das 3. Geschwader wurde heute vor seinem Auslaufen vom Großfürsten Alexis und dem Verweser des Marineministeriums besichtigt. Der Kreuzer „Wladimir Monomach" verließ zuerst den Hafen. Abends war die Ausfahrt des ganzen Geschwaders beendet. Der Eisbrecher „Jermack" hielt den Weg durch das Eis offen.
Tokio, 15. Febr. Bei den russischen Truppen macht sich ein Mangel an Schuhwerk sowie an Winterkleidern fühlbar. Die russischen Verluste bei Heikotei belaufen sich nach den letzten Feststellungen auf 25 000 Mann.
Gemeinnütziges.
— Buschobst. Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau tritt seit Jahren energisch dafür ein, die Obstbäume als Büsche zu pflanzen und Johannes Böttner, der Redakteur der genannten Gartenzeitschrift, hat vor einigen Jahren ein Buch über diese Kultur geschrieben: „Das Buschobst, schnell lohnende Obstzucht nach vereinfachtem Verfahren". — Die Erfahrungen, die man in der Praxis mit dieser Art Obstzucht gemacht hat, lauten außerordentlich günstig. Ohne besondere Schwierigkeit und namentlich ohne besondere Schnittkünsteleien erhält man niedrige Bäumchen, die bald und reichlich ausgezeichnete Früchtchen tragen. Die Bäume werden teils auf Zwergunterlage, teils auf Wildling veredelt. In einer der neuesten Nummern des praktischen Ratgebers wird nun die Frage erörtert, wann man Buschbäume, auf Wildstamm veredelt, avpflanzen soll. Es haben sich verschiedene Obstzüchter zu dieser Frage geäußert und ergeben sich hieraus für die Obstzucht die folgenden Lehren: Buschbäume, auf Wildling veredelt, gehen mit ihren Wurzeln in größere Tiefe nnd treiben üppiger. Sie sind deshalb zu verwenden 1. wenn die Sorte von Natur schwachwüchflg ist; 2. wenn der Boden gering, mager und trocken ist; 3. wenn auf die Pflege des Bodens und der Wurzeln keine besondere Sorgfalt verwendet werden kann; u. s. w. — Die betreffende Nummer des praktischen Ratgebers ist kostenfrei zu beziehen durch das Geschäftsamt des praktischen Ratgebers in Frankfurt a. O.
Gottesdienste.
Ksnntag SvxlaaAesiwW, 19. Febr. Vom Turm: 385. Predigtlied: 418, O Durchbrecher aller Bande rc. 9Y, Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Dekan Wurm- 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen. 5 Uhr: Abendpredigt im Vereinshaus, Herr Stadtpsarrer Schmid. Das Opfer ist für das evang. Diako- nissenhauS in Bukarest bestimmt.
Donnerstag. 23. Febr. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Stadtpsarrer Schmid. Famstag, 25. Febr. Geburtsfest Sr. Majestät des Königs. 10 Uhr: Festpredigt, Herr Dekan Roos.