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an der Spitze schritt der Priester Gapon mit dem Kreuze. Es waren meist Arbeiter aus den Putilow- Werken, und man schätzte ihre Zahl auf ungefähr 20 000 Arbeiter; bei ihrem Marsch sangen sie reli­giöse und nationale Lieder. In ihrer Mitte sollen' auch Studenten geschritten sein, die sich in Arbeiter- kleidung gesteckt hatten; auch Frauen und Kinder sah man unter ihnen. Ich befand mich mit einigen Bekannten gerade auf dem Newsky-Prospekt. Wir sahen, wie die Leute immer näher und näher kamen. Am Eingang der Straße, unweit des Winterpalais, war ein großes Aufgebot von Truppen versammelt. Voran sah man einige Schwadronen Kosaken und hinter ihnen Jnfanterieabteilungen. Als die Arbeiter den Versuch machten, auf den Newsky-Prospekt zu gelangen, ritten ihnen die Kosaken mit gezückten Säbeln entgegen und suchten, blindlings dreinhauend, sie zurückzutrciben. Doch willenlos wurden die vor­deren Reihen von den rückwärts nachdrängendcn Scharen vorwärts geschoben. Bei der Attacke der Kosaken entstand allerdings im Anmarsch eine Stau­ung, doch bald darauf wälzte sich der ungeheure Menschenstcom unaufhaltsam weiter. In diesem Moment rückte die Infanterie vor, die Kosaken sprengten zur Seite, schrille Kommandorufe ertönten; die Gewehre wurden in Anschlag gebracht, und in wenigen Augenblicken erschütterte eine Gewehrsalve die Luft. Es waren blinde Patronen. Als die Massen, die fast vor den Flintenläufen standen, dessen inne wurden, wollten sie den Vormarsch fort­setzen. Doch schon krachte abermals eine Salve, und jetzt sah man die ersten Opfer sich im Blute wälzen. Nach allen Richtungen stoben die ersten Reihen der Arbeiter auseinander, doch die Jnfanterie- truppe rückte stets einige Schritte vor und feuerte ununterbrochen in kurzen Intervallen eine Salve nach der anderen ab. Acht Salven wurden gegen die Arbeitermassen abgegeben und jedesmal sah man ganze Rethen sich in ihrem Blute wälzen. Es war ein entsetzlicher Anblick. Ein furchtbares Angst­

geschrei und Wutgeheul erfüllte die Luft. In kurzer Zeit war der Platz gesäubert und den Fliehenden setzten die Kosaken noch nach und ließen ihre Klingen auf jeden, den sie erreichten, unbarmherzig nieder­sausen. Auch wir, die wir uns hinter dem Militär auf der anderen Seite der Straße befandrn, wurden von der Polizei aufgefordert, schleunigst den Platz zu räumen. Rasch wurden die in Petersburg be­kannten kleinen Schlitten requiriert und Tote und Verwundete fortgeschafft. Als ich dann später wie­der den Schauplatz dieser Vorgänge passierte, sah ich die Kugelspuren an den Häusermauern. Sie befanden sich meist ungefähr in Mannshöhe. Diese Wahrnehmung wurde mit großer Erbitterung aus­genommen, da sie den Beweis lieferte, daß die Soldaten ihre Gewehre gegen die Köpfe der Arbeiter gerichtet hatten. Wie gründlich die Truppe bei dem Schüßen vorgegangen war, mag auch daraus ge­schlossen werden, daß einige Leute, die sich vor den Kugeln auf die Nächstliegenden Bäume flüchteten, wie Vögel heruntergeschossen wurden.

Dia jaMsch-rMchk« Krieg.

Petersburg, 27. Jan. Eine Depesche Kuropatkins an den Kaiser vom 25. ds. Mts. meldet: Die Offensive der rechten Flanke gegen den Feind hat begonnen. Wir haben Khailatosa und Kheigutaya genommen.

London, 27. Jan. Einem Daily Expreß- Telegramm zufolge erhielt das russische Kriegs­ministerium eine beunruhigende Meldung von Kuropatkin, auf welche hin sofort ein Kriegs­rat stattfand. Wie es heißt, habe Kuropatkin dem Zaren telegraphiert, seine Offensivkraft sei durch die hartnäckige Abneigung seiner Leute aus den europäischen Provinzen gegen den Feind vorzugehen, schwer behindert. Sie unterscheiden sich darin sehr von den sibirischen Regimentern und Kosaken.

London, 27. Jan. Der Korrespondent des

Reuter'schen Bureaus bei der Armee Kurokis meldet: Nach längerer Zeit milder Witterung ist strenge Kälte eingetreten. Die Ebene ist mehrere Zoll hoch mit Schnee bedeckt. Der Boden ist zu hart, um schnell Verschanzungen anlegen zu können. Die fremden Militärattachees, die eine Woche in Port Arthur zugebracht haben, hatten dort die Erlaubnis erhalten, die Forts zu besichtigen und ungehindert zu photographieren. Auch Prinz Karl Anton von Hohenzollern hat sich einige Tage in Port Arthur und Dalny aufgehalten.

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5 Baukangen II. Klasse,

5 Hagstangen II.

70 Hopfenstangen I.

30 dito II.

145 dito IV.

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75 Ribpfähle I.

sowie 23 Rm. Prügel und Anbruch.

Gemeinderat.

Liebeuzell.

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Mord.

Die jährl. Lieferung und Beifuhr von ca. 250 obw. Straßenunhaltungs­material (blaue Kalksteine) wird am Moutag. de« 3V. Ja«, ds. IS.»

dormitiagS 10 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus im Abstreich vergeben, wozu Liebhaber hiemit etn- geladen werden.

Den 20. Januar 1905.

Gemeinäerat.

Vorstand Mäulen.

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