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Amis- und AnzeigeökaLL für den Bezirk Gakw.
80. Jahrgang.
ErschrkmngStage! Dienstag. Donnerstag. Samstag. Sonntag. Jnsertionspreis lv Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirks orte; nutzer Bezirk 12 Pfg.
Samstag, den 14. Zanuar 1905.
Abonnementspr.ind. Stadtpr.Mertelj.Mk. I.IOincl.Trägerl. Dierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk.. f. d. sonst. Verkehr DU. 1.10. Bestellgeld 20 Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung betr. Anmeldungen für das K. Landesbadspital Katharinenstift.
Gesuche um Aufnahme in das Katharinen- ftift zu Widbad find spätestens bis zum 15. März d. I. bei der K. Badverwaltung Wildbad einzureichen. Dieselben sind mit den nötigen Zeugnissen belegt bei den Ortsbehörden anzubringen und dem Oberamt vorzulegen.
Gesuche, welche nach dem 15. März ein- kommen, können nur in ganz besonders dringenden Fällen berücksichtigt werden.
Des Näheren wird auf die Bekanntmachung der K. Badverwaltung vom 10. Jan. d. I., s. Siaats- anzeiger Nr. 7, Beilage S. 38, verwiesen.
Die Ortsbehörden wollen den Beteiligten hievon Mitteilung machen.
Calw. 12. Januar 1905.
K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung von Unterrichtskurfen üder Obstbaumzucht.
Im kommenden Frühjabr wird wieder ein Unterrichtskurs über Obstbaumzucht am K. landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim und an der K. Weinbauschule in Weinsberg, sowie erforderlichenfalls noch an anderen geeigneten Orten abgehalten.
Hiebei erhalten die Teilnehmer nicht nur einen leicht faßlichen, dem Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht, sondern auch eine geeignete praktische Unterweisung für die Zucht und Pflege der Obstbäume. Zu diesem Zweck sind dieselben verpflichtet, nach Anweisung des Leiters des Kurses in der Baumschule und in den Baumgütern der betreffenden Lehranstalt die entsprechenden Arbeiten zu verrichten.
um die Erziehung junger Obstbäume, die Veredlung, den Baumschnitt und die Pflege älterer Bäume praktisch zu erlernen.
Die Dauer des Kurses ist auf zehn Wochen — acht Wochen im Frühjahr und zwei Wochen im Sommer — festgesetzt.
Der Unterricht ist unentgeltlich; für Kost und Wohnung aber haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Außerdem haben dieselben das etwa bei dem Unterricht notwendige Lehrbuch. die erforderlichen Hefte, sowie ein Veredlungsmesser, ein Gartenmesser und eine Baumsäge anzuschaffen, was am Ort des Kurses selbst geschehen kann.
Die Gesamtkosten für den Besuch des Kurses mögen nach Abzug der Arbeitsvergütung noch 110 bis 125 betragen.
Unbemittelten Teilnehmern kann ei« Staatsbeitrag bis zu 50 in Aussicht gestellt werden.
Für ihre Arbeit erhalten die Teilnehmer nach Ablauf der ersten vierzehn Tage eine tägliche Vergütung von 35 Pfg.
Bedingungen der Zulassung sind: zurückgelegtes siebzehntes Lebensjahr, ordentliche Schulbildung, gutes Prädikat, Hebung in ländlichen Arbeiten. Voikenntniffe in der Obstbaumzucht begründen einen Vorzug
Gesuche um Zulassung zu diesem Unterrichtskursus find bis längstens 20 Februar ds. Js. an „das Sekretariat der Kgl. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" etnzusenden. Den Aufnahmegesuchen sind beizulegen:
1. ein Geburtsschein,
2. ein Schulzeugnis,
3. ein Nachweis über die Uebung des Bewerbers in landwirtschaftlichen Arbeiten und etwaige Vorkenntnisse in der Obstbaumzucht,
4. wenn der Bewerber minderjährig ist, eine Einwilligungserklärung des Vaters oder Vormunds, in welcher zugleich die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch des Kurses erwachsenden Kosten, insoweit solche nicht auf andere Weise gedeckt werden, übernommen wird.
5. ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Prädikatszeugnis, sowie eine Bescheinigung derselben darüber, daß der Bewerber, bezw. diejenige Persönlichkeit, welche die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch des Kurses erwachsenden Kosten für denselben übernommen hat, in der Lage ist, dieser Verpflichtung nachzukommen,
6. wenn ein Staatsbeitrag erbeten wird, was zutreffendenfalls immer gleichzeitig mit der Vorlage des Aufnahmegesuchs zu geschehen hat, ein gemeinderätliches Zeugnis über die Ver- mögensverhältniffe des Bewerbers und seiner Eltern, sowie ein Nachweis darüber, ob die Gemeinde, der landwirtschaftliche Bezirksverein oder eine andere Korporation dessen Aufnahme befürworten und ob dieselben ihm zn diesem Zweck einen Beitrag und in welcher Höhe zugesagt oder in Ausficht gestellt haben.
Die Zuteilung zu den verschiedenen Kursen behält sich dir Zentralstelle vor und wird hiebei die Entfernung zwischen dem Wohnort des Bittstellers von dem einen oder anderen Ort des Kurses, soweit möglich, in Betracht gezogen.
Die Bezirks- und Gemeindebehörden, sowie die landwirtschaftlichen Vereine werden auf diese Gelegenheit zur Heranbildung von Bezirks- und Gemeinde-Baumwärtern besonders aufmerksam gemacht, mit dem Ersuchen, geeignete Persönlichkeiten zur Beteiligung an diesem Kursus zu veranlassen.
Stuttgart, 3. Januar 1905.
v. Ow.
Tagesneuigkeiten.
Liebenzell, 12. Januar. Die hies. zweite Stadtpfarrstelle wurde dem Vernehmen nach dem Stadtvikar Marquardt in Can istatt übertragen. Als Aufzugstermin wurde der 8. Febr. bestimmt.
Nagold, 12. Jan. Elstern fand hier unter Leitung des Hrn. Kameralverwalter Köhler in Altensteig mit einer großen Anzahl Ortsvorsteher
TeuUlers«.
Nachdruck verboten.
Schminke.
Roman von Helene Lang-Anton,
(Fortsetzung.)
„Nun, dann können wir Freitag „Lohengrin" ansetzen?" erwiderte der Regisseur.
„Meinetwegen, nur nicht Sonnabend; ich bin bei Herrn und Frau Leutnant von Schmolling zum Diner." Auf „Frau" legte er ganz besonderes Gewicht und der Regisseur lächelte verständnisinnig.
Paula fühlte ein verdächtiges Jucken in ihrer Hand, als sie diesen triumphierenden Ton hörte, und murmelte dabei etwas, was keiner Schmeichelei ähnlich sah.
Fridas Garderobe glich einem Blumenhain. Jeder und Jede hatten sich mit Blumen eingefunden: die Künstlerin selbst — in GretchenS rührender Gestalt dazwischen — ein hübsches Bild.
Man betrauerte aufrichtig, bis auf die Garderobefrau und die Theaterarbeiter hinab, ihren Abgang.
Das HauS war ausverkauft, man überschüttete sie beim Erscheinen in ihrer kurzen Szene mit tosendem Beifall und nach der Gartenszene mit Kränzen und Sträußen.
Man machte ihr den Abschied sehr schwer, aber man änderte dadurch nichS an ihrem Entschluß.
In einer ersten Rangloge saß eine junge, schöne Frau, die Frida ununterbrochen fixierte — Olga von Schmolling, und sie sprach oft nach dem Hintergrund, wo Alfred saß.
Sie ärgerte sich, daß er nicht vorn an die Logenbrüstung sich setzen wollte» aber er lehnte energisch ab unter dem Vorwand, so bester sehen zu können. In Wahrheit wollte er nicht von Frida gesehen werden. Er fürchtete, sein plötzlicher Anblick könnte sie verwirren, sie unsicher machen, und das wollte er ihr ersparen. Sie verdiente wohl keine Schonung, aber er konnte eS doch nicht über sich gewinnen.
Wie ergreifend, herzzerreißend sie das Gebet im dritten Akt sprach! Sie war eine große, erste Künstlerin geworden.
lieber ihre Jahre gereift war ihr Spiel, und tiefe Ergriffenheit malte sich auf den Gesichtern der Zuschauer. Die Kerkerszene brachte sie rührend zum Ausdruck und erzielte die tiefste Wirkung.
Alfred war bewegt und zog sich noch mehr in das Halbdunkel der Loge zurück. Olga durfte von seiner Bewegung nichts merken; diese war größer, als er sich merken lasten wollte. Er fühlte plötzlich, wie nahe Frida noch seinem Herzen stand; alle seine Gefühle drängten nach der bleichen, schlanken Mädchengestalt, die eben mit irrem Blick und angstvollem Tone „Heinrich, mir graut'S vor dir" sagte.
Wie hatte sie die Verlassene gespielt! Man muß eS durchgemacht, erlitten haben, um es so wiedergeben zu können. Welchen Widerhall hatten ihre Klagelaute in seinem Herzen gefunden!
ES zog ihn zu ihr, unwiderstehlich, als könnte eS keine Hindernisse geben.