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^ 5 . Amis- und AnzeigeölaLL für den Aezirk Gakw. 80 . IahrgMg.
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AbonnementSpr. in d. Stadtpr.Biertelj. Mk. 1.10incl.Lräg«rl. VierteljLhrl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts-u. Nachbarortsverkehr 1 Mk., f. b. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.
Amtliche Aekanntmachrtnge«.
LrscheinungStag«: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. Jnserttonsprets 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Lezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Dienstag, den 10. Zanuar 1905.
Bekanntmachung, betr. die Neuwahl der Mitglieder der Handelskammer i« Calw.
Durch Erlaß der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel vom 21. Dezember 1904 wurde die Neuwahl der Mitglieder der Handelskammer in Calw
auf Montag, de» 18. Januar 1985
anberaumt.
Der Oberamtsbeztrk zerfällt in S Av- ftimmungsdezirke mit de« Abstimmungsorte«: Calw und Liebenzell.
Zum Abstimmungsbezirk Liebenzell gehören die Gemeinden Liebenzell, Dennjächt, Ernstmühl, Monakam, Möttlingen, Oberkollbach, Unterhaugstett und Unterreichenbach; zu dem Abstimmungsbezirk Calw die übrigen Gemeinden.
Wahlvorsteher in Calw ist der zweite oberamtliche Beamte, Wahlvorsteher in Liebenzell der Stadtvorstand daselbst.
Die Wahlhandlung wird in beiden Ab- sttmmungsorten von nachmittags 3 bis 5 Uhr auf dem Rathaus stattfinde».
Auszutreten haben aus der Handelskammer auf Grund von Art. 18 Abs. 2 des Gesetzes vom 30. Juli 1899 (Reg.-Bl. S. 579).
1) Lutz C. W., Kaufmann in Altensteig OA.
Nagold;
2) Schmidt Ferdinand, Kommerzienrat in Neuen
bürg;
3) Wagner Otto, Fabrikant in Calw;
4) Zöppritz Emil, Kommerzienrat in Calw.
Wetter ist ausgeschieden:
5) Stälin Eugen, Fabrikant in Calw.
Diese 5 Mitglieder find durch Neuwahl auf 6 Jahre zu ersetzen.
Weiter ist an Stelle des seit der letzten Wahl verstorbene« Mitglieds
6) Commerell Karl, Kommerzienrat in Höfen OA. Neuenbürg ein Mitglied auf 3 Jahre zu wählen.
Die jetzt austretenden Mitglieder sind wieder wählbar.
In der Handelskammer verbleibe« die Mitglieder
1) Koch Albert, Fabrikant in Rohrdorf OA.
Nagold;
2) Münster Wilhelm, Julius, Fabrikant in
Baiersbronn;
3) Stöffler Julius, Fabrikant in Herrenberg.
Calw, 5. Januar 1905.
K. Oberamt.
Amtm. Rtppmann.
Aagesuelligkeite«.
sAmtlicheS aus dem StaatSanzetger.^I Infolge der vom 8. bis 26. November abgehaltenen Dtenstprüfung find nachstehende Lehrer zur Versetzung von Schulstcllen für befähigt erklärt worden: I. Gwinner, Unterlehrer in Gechingen, W. Köhler Schulamtsverweser in Jgelsloch, I. Rentschler, Unterlehrer in Ostelsheim, I. Keinaht, Unterlehrer in Wildberg.
X Gechingen, 6. Jan. Immer dringender wird in unsrer Gemeinde das Verlangen nach einer Wasserleitung, zumal infolge der langen Trockenheit des vergangenen Sommers und Herbstes die hochgelegenen Ortsteile unter großem Wassermangel leiden. Eine günstig gelegene Quelle im „oberen Tal" wurde kürzlich von sachverständiger Sette auf ihre Wassermenge untersucht. Das Ergebnis dieser Untersuchung steht noch aus und erwartet man dasselbe allgemein mit Spannung.
Neuenbürg, 6. Jan. Ein Arbeiter der Bügeleisenfabrik Theobald Steiger wurde von seinen Kameraden wegen eines Mädchens verfolgt und als er im Schlamm eines Abzuggrabens stecken geblieben war, in rohester Weise mit Messern und Stöcken traktiert; jetzt liegt der Bemitleidenswerte im Bcztrkskrankenhaus.
Stuttgart, 6. Jan. Die im Konzertsaal der Ltederhalle heute abgehaltene Landesversammlung der Volkspartei war gut besucht. Nach einer Begrüßungsansprache des Vorsitzenden des Landeskomitös, Rechtsanwalt Elsas, und des Redakteurs Wellmann-Frankfurt, der betonte, daß die Demokratie mit der Sozialdemokratie unter der Voraussetzung, daß sie sich darnach verhalte, ein freundnachbarliches Verhältnis herbeiführen wolle, ohne ihr jedoch nachzulaufen, wurde von Dr. Elsaß der Parteibericht erstattet, dem sich eine Schillergedächtnisrede anschloß. Den Kassen- und Preßbericht erstattete Laudtagsabgeordneter Galler. Nach Erledigung des geschäftlichen Teils bezeichnte K e r ch e r - Stuttgart als den Zweck der jungdemokratischen Bewegung in Württemberg die Sammlung der Jugend zur politischen Arbeit und die Förderung der Verständigung unter den liberalen Parteien. Landtagsabgeordneter Schmidt sprach über Landespolitik. Folgende von ihm vorgeschlagene Resolution wurde einstimmig angenommen: „Die Volkspartei sieht durch die Ereignisse des Jahres 1904 ihre politische Ueberzeugung von der Unhaltbarkeit der Württemberg. Verfassungszustände bestätigt und begrüßt es, daß die Unterbindung des Fortschrittes durch überlebte Privilegien wie vom Volk, so auch von Krone und Regierung als nicht mehr erträglich anerkannt find. Sie beauftragt die Fraktion, für die Beseitigung
Aeutktetun» Nachdruck verboten.
Schminke.
Roman von Helene Lang-Anton.
(Fortsetzung.)
Sie erzählte ihr, wie brüsk Alfred Frida den Abschied gegeben ohne Untersuchung, ohne daß Frida Gelegenheit zur Verteidigung hatte, teilte ihr ihre Vermutung, veranlaßt durch den geliehenen Regenmantel, mit und brachte endlich den gefundenen Brief vor mit der Bemerkung, daß Alfred, wohl durch den anonymen Brief erregt, so unvermittelt, ohne Ueberlegung gehandelt hätte. Frau v. Schmolling hatte ihr stillschweigend zugchört; ihre Hände zitterten, als sie nach dem Brief griff, den ihr Paula willig überließ.
Welche Perfidie! Und diese Frau, die sie haßte, wie den Tod — nein den haßte sie nicht, denn oft hatte sie ihn als Erlöser herbei gesehnt — aber wie die Sünde, hatte sie auf dem Gewissen.
Mit diesem Brief in der Hand wollte sie vor sie treten und sie entlarven, damit ihrem verblendeten Mann die Augen öffnen und ihren geliebten Sohn retten.
Dieser Brief war eine Waffe in ihrer Hand, und so ungewohnt es dieser gütigen Frau war, eine solche zu führen, diese wollte sie voll gebrauchen.
Freilich, ob sie dm beiden Liebenden helfen konnte, wußte sie nicht; sie hatte den besten Willen, und deshalb wollte sie sich genau unterrichten.
„Und das junge Mädchen, Ihre Kollegin, ist doch tadellos in ihrer Aufführung?"
„So tadellos wie Ihre Tochter, gnädige Frau."
„O, ich bitte — mein Kind —"
„Nein, Sie haben Recht, zu widersprechen. Ihr Fräulein Tochter hat sich noch nicht bewährt.
„Aber Fräulein!" geradezu hilflos sah sie Paula an, es schien, als zweifle sie an ihrem Verstand. „Meine Tochter ist ein junges, von der Welt ganz unberührtes Mädchen."
„Ja, sehn's gnä' Frau, da liegt der Has' im Pfeffer, verzeihen's, Ihr Fräulein Tochter ist noch nie allein g'standcn. Stets behütet in der Familie, rechts der Vater, links die Mutter, vorn der Bruder und im Hintergrund die Gouvernante, die mit Argusaugen jedes Wort und jeden Blick der Nahenden bewacht. Wie hätte denn da eine Versuchung an Ihr Fräulein Tochter herantreten können? Wo hat sie je eine Gelegenheit gehabt, zu beweisen, daß sie tugendhaft ist? Wo keine Versuchung, ist auch keine Tugend. Aber unsereins, als junges Ding so ganz allein im Kreuzfeuer des Lebens dastrhen, dabei umworben, ohne Erfahrung, ohne unterscheiden zu können, ob's die Menschen ehrlich meine), oder nit, keinen Menschen zur Teste, der einen warnt oder einem zum Guten rät — oft kommt noch die Not dazu — wann so ein Madel tapfer bleibt und nit strauchelt trotz der vielen Fallen, die ihm gestellt werden, da muß man den Hut ziehen. Und ich sag' Ihnen, gnä' Frau, die Frida Warnsdorf is so ein kreuzbraves Mädel, und wenn die a feiner Mann zum Weib nimmt, hat er'S große Los zogen, denn nit er steigt zu ihr herab, sie hebt ihn empor.
— I bewunder' die Wamsdorf — und-weiß Gott — i mach'S ihr nit
nach", setzte sie treuherzig in ihrer oft belachten Drolerie hinzu.
Auch Frau von Schmolling mußte trotz des Ernstes der Situation über die« naive, ehrliche Geständnis des guten, leichtlebigen Mädchens lächeln.
Eie dankte Paula und küßte sie auf die Stim.
Der Kuß rührte Paula zu Tränen, und sich während dieser Weichheit