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(Prediger E. Lang). Sonntag vorm, iv Uhr: Psi „ „ 11(/. Uhr:Z>
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München, 9. Jan. Die „Bäuerische Staatszeitung" stellt gegenüber einem von einem Berliner Blatt verbreiteten Gerücht, daß Ministerpräsident von Kahr amtsmüde sei, mit aller Bestimmtheit fest, daß weder von einer Amtsmüdigkeit, noch von irgendwelchen Rücktrittsabsichten des Ministerpräsidenten von Kahr die Rede sein könne.
Berlin, 10. Jan. In politischen Kreisen wird die Meldung über angebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen der deutschen Regierung und dem Staatssekretär Bergmann als eine auf Kombinationen beruhende Sensationsnachricht betrachtet. Es kann die Möglichkeit vorliegen, daß die Mitteilung auf mißverstandenen Aeußerungen Bergmanns beruht. Minister Simons wird bekanntlich nach Ester, reisen und dort außer Hue auch Staatssekretär Bergmann erwarten, um über die Möglichkeiten der Kohlenlieferungen zu verhandeln Auch aus der Konferenz der Ministerpräsidenten am 19. wird neben der Entwaffnung und Wiedergutmachung auch die Frage der Kvhlenliefernngen zur Sprache kommen.
Berlin, 10. Jan. General Rollet wird sich wieder nach Paris begeben, um auf der dort am 19. Jan. zusammentretenden Konferenz seine persönliche Ansicht über die Durchführung der Entwaffnung Deutschlands vorzutragen. In den Kreisen der Alliierten glaubt man, daß die Pariser Konferenz die Frage sehr rasch entscheiden wird. Rollet glaubt, die endgültige Antwort der Pariser Konferenz bei der mr den SO. Januar erwarteten Rückkehr nach Berlin der deutschen Regierung übergeben zu können.
Berlin, 10. Jan. Auch Max Marburg und Direktor Ur- big werden sich zu dem Wiederbeginn der Brüsseler Verhandlungen nach Brüssel begeben. — Die deutsch-polnische Grenze im Kreis Osterode ist endgültig festgesetzt. Die Räumung der zu Polen fallenden 40 Gehöfte und Ortschaften hat bis zum 15. Januar zu erfolgen. — Auf dem Preußentag der Deutschen Volkspartei wurden die monarchistischen Ziele der Partei stark betont.
Die Feier ber 80 jährigen Reichsgrüttdung.
Durch Erlaß des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens wird bestimmt, daß der 18. Janauar, an dem es 50 Jahre sind, daß das Deutsche Reich gegründet wurde, in den Schulen festlich begangen wird. Vormittags soll eine einfache, dem Ernst der Zeit entsprechende Feier abgehalten werden, in der der Einigung der deutschen Stämme durch die Gründung des Reiches und seines nunmehr 50jährigen Bestehens in angemessener Weise gedacht werden soll. — In ähnlichem Sinne soll auch die Feier in Baden vor sich gehen frei von jeder parteipolitischen Färbung. — Der Tag der Reichsgründung soll nach einer Anordnung des bayerischen Kultusministers angemessenerweise begangen werden, jedoch nicht durch Line eigene Schulfeier unter Freigabe eines Unterrichtstages, sondern durch Ansprachen, in denen besonders hervorzuheben sei, daß Bayern sich voll und ganz als Glied des deutschen Reiches fühle.
Vernünftige Worte.
Der Landwirtschaftliche Hauptverband versendet folgende Aeußerung an die Tagespreise:
Die Lage der Brotversorgung Deutschlands ist unter dem doppelten Druck einer teilweisen Mißernte und der fortschreitenden Geldverschlechterung außerordentlich bedrohlich geworden. Die Spitzen der Landwirtschaft in ganz Deutschland sind sich darüber einig, daß die Erfüllung der Ablieferungspflicht mit größtem Nachdruck gefordert werden muß, wenn der Zusammenbruch unseres Ernährungswescns , verhindert werden soll. Eine Katastrophe dieser Art würde auch für die Landwirte die schlimmsten Folgen haben, denn wenn auch das Getreide, das wir von unserer eigenen Landwirtschaft begehen könnten, im Ausland gekauft werden muß, wird die Geldverschlechterung nicht mehr aufzuhalten sein. Die Landwirte würden für die Jndustrieerzeugniste, deren sie bedürfen, Preise bezahlen müssen, denen gegenüber die heutigen Preise noch als gering zu bezeichnen sind. Eine Herabsetzung der Jndustrielöhne und der Preise für die aus dem Auslande ein- zuführendcn Jndustrierohstoffe ist nur dann zu erwarten, wenn die Einkäufe im Auslande auf das Notwendigste beschrankt werden. Jeder Landwirt, der den Abbau der Löhne wünscht, weil er davon mit Recht mehr erwartet als von einer Erhöhung der Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse, sollte das Semige tun, daß dieses Ziel erreicht wird, indem er das LSerschussige Brotgetreide schnellstens abliefert. Damit wendet sich der landw. Hauptverband auch gegen Körners extremen Standpunkt.
Die Bamberger Finanzministerkonferenz.
. Bamberg, 8. Jan. Die Konferenz der deutschen Finanzminister wurde gestern vormittag mit einer Ansprache des bayerischen Ministerpräsidenten Krarsncck, der auch den Vorsitz führte, eröffnet. Er wies darauf hin, daß die Finanz- mimsterkonferenzen aus der jetzigen Zeit stammen, wo die «uftandigkeitsgrenze zwischen Reich und Ländern sich verschoben habe, was die Länder naturgemäß auf eine gemeinsame Jnteressenlinie gebracht habe, daß es sich dabei aber kineswegs um eine unfreundliche Haltung gegenüber der Reichsleitung handle. Sodann wurde in die Besprechung der Tagesordnung eingetreten. Im Vordergrund der Beratung stand das Landessteuergesetz mit seinen wichtigen Fragen der Beteiligung der Gemeinden an den Steueranteilen. Außer
dem wurde auch die Frage der Beamtenbesoldung und der
Erwerbslosenfürsorge behandelt. Endlich wurden auh noch die neue Wohnungssteuer, die Errichtung eigener Landcsfi- nanzorganisationen und andere kleinen einschlägigen Fragen erörtert. Die Beratungen, die sich am ersten Tage bis in die späten Abendstunden hinzogen, waren von einer geschlossenen Einmütigkeit getragen. Vertreten waren die Finanzminister der Staaten Preußen, Bayern. Hessen, Mecklenburg. Sachsen, Württemberg, Baden und Groß-Thüringen. Heute vormittag wurden die Beratungen zu Ende geführt. Anfang nächster Woche werden sich sämtliche Finanzminister mit ihren Referenten zur Fortsetzung der Beratungen nach Berlin begeben.
Die unbequeme Presse.
Koblenz, 10. Jan. Die interalliierte Kommission für das rheinische Gebiet verbot wegen Beeinträchtigung der Sicherheit und der Würde der alliierten Armeen für die Dauer eines Monats den Vertrieb und den Verkauf der in München erscheinenden Zeitung „Die rote Hand", die illustrierte Zeitschrift die „Jugend" und das Buch „Ter Untergang Frankreichs".
Behandlung deutscher Minister im besetzten Gebiet.
Die interalliierte Rheinland-Kommission hat den Bc- satzungsbehörden neue Vorschriften mitgetcilr, wie in Zukunft Mitglieder der deutschen Regierung im besetzten Gebiet zu behandeln sind: Oeffentliche Reden der deutschen Regierungsmitglieder sind im besetzten Gebiet verboten. Sie können erlaubt werden, wenn der Wortlaut der Reden vorher der Rheinland-Kommission vorgelezt ist und von dieser genehmigt wurde. In solchen Versammlungen haben Militärpcr- sonen der Besatzungsbehördrn darüber zu Wachen, daß mit dem Genehmigungsrecht kein Mißbrauch getrieben wird. Sollte dies dennoch der Fall sein oder sollten sich andere Personen in beleidigender Weise gegen oie Alliierten aussprechen, so ist die Versammlung unverzüglich zu schließen und die Personen, welche die Uebertretung begangen haben, auch nötigenfalls deutsche Minister (!!), sofort zu verhaften. Diese Fälle sollen zur Aburteilung den Kriegsgerichten überwiesen werden. Weiter sind von der Kommission Anweisungen ergangen, welche eine schärfere Kontrolle und Beobachtung aller Personen fordern, die sich im Aufträge der deutschen Regierung nach dem besetzten Gebiet begeben. Die Kommandanten haben, sobald sie von einer derartigen Reise Kenntnis haben, davon telegraphisch Mitteilung zu machen, ehe sie einschreiten. Eine neue Verordnung ist in Vorbereitung, welche das Vcrsamm- lungsrecht im besetzten Gebiet unabhängig von den deutschen Reichsgesetzen regeln soll.
Merkwürdige Vorgänge bei einer Pferdebersteigerung.
Die Greifenhagener Kreiszeitung berichtet über erregte Vorgänge bei einer Versteigerung von Militärpferden am 29. Dezember in Altdamm:
„Erschienen waren etwa 2000 Bieter, zum allergrößten Teil kleine und kleinste Landwirte, die teilweise seit Jahr und Tag auf die Zuteilung der ihnen längst versprochenen billigen Ackerpferde warteten. Ihre Hoffnungen wurden getäuscht, denn es gelangten nur 15 Pferde zur Versteigerung. Infolge der dadurch hervorgerufenen Erregung der Landwirte mußte die Versteigerung abgebrochen werden. Die erbitterten Landwirte konnten nun mit ansehen, wie in den Straßen Altdamms die Pferdehändler die schönsten Militärpferde zu teuren Preisen weiter verkauften. Die Landwirte hatten sieben den vergebens gemachten Reisekosten — eS waren u. a. sogar Leute aus der Schneidemühler Gegend erschienen, die von ihren Behörden nach Altdamm gewiesen waren, noch den Spott der Pferdeschieber zu tragen.
Die Militärbehörde wird nicht umhin können, sich dazu zu äußern, wie es kommt, daß Hunderte von Militärpferden sich im Besitz der Händler befinden, während die durch amtlichen Schein zum Kauf berechtigten leer ausgingen und wie es möglich war, daß bei einer ursprünglich auf zwei Tage festgesetzten Auktion, die in erster Linie mit sonst landrätlichem Erlaubnisschein versehenen Personen, die ländl. Bevölkerung versorgen sollte, „schließlich noch ganze 15 Pferde zur Versteigerung kamen."
Ausland.
Paris, 8. Jan. Die Note der deutschen Regierung gegen die Abstimmungsordnung für Oberschlesien ist gestern beim Sekretariat der Friedenskonferenz eingetroffen. Das „Echo de Paris" gibt seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß diese Note keinen Erfolg haben wird. Die Alliierten seien der Ansicht, daß die von ihnen in dieser Angelegenheit getroffene Entscheidung den Grundsätzen der Billigkeit entspreche.
Paris, 8. Jan. Nach einer Havasmcldung aus Washington erklärte Senator Hitchcoock im Senat, Hoover habe durch seine Hilfstätigkeit für europäische Länder das Leben von 6 Millionen Kindern gereuet.
London, 10. Jan. „Daily Chronicle" erfährt aus Mailand, daß die italienische Regierung, die bis jetzt nicht geneigt war, das englische Protektorat über Aegypten anzuerkenncn, nunmehr im Begriff ist, ihre Haltung zu ändern. Die italienische Regierung will als Gegenwert gewisse koloniale Kompensationen verlangen, die darin bestehen, daß Italien bei der Aufteilung der deutschen Kolonien berücksichtigt werde.
Warschau, 10. Jan. Nach einer Meldung der „Rußpreß" wurde Trotzki auf seinen Wunsch als Volkskommissar der Verkehrswege enthoben.
Frankreichs Ziele auf der Pariser Konferruz.
Was der französische Ministerpräsident laut nachstehender Meldung zu einem englischen Journalisten gesagt har, weist die Richtung, in der Frankreich die Pariser Verhandlungen M führen gedenkt: Erkaufung der Handlungsfreiheit gegen Deutschland durch Zugeständnisse an England in den asiatischen, besonders vorderasiatischen Fragen. Die Schmeicheleien an Lloyd Georges Adresse sind vielleicht etwas M plump, um auf den englischen Ministerpräsidenten Einbruch zu machen. Der Gang aller bisherigen Verhandlungen hat aber gezeigt, daß England sehr nachgiebig ist, wo es sich »« Preisgabe Deutschlands handelt.
München, nicht das Ruhrgebirt.
London, 10. Jan. Die „Observer" stellt fest, daß die englische Politik der deutschen R'gierung mehr Zeit gönnt, «> inan ui Frank:eich gern sieht. Er erklärt, die Flinza'en sotten eigentlich verstehen, daß die Partner das Recht hätte», nicht immer der gleichen Ansicht zu sein England sei entschlossen, Fraisi :iy za unteistütz>n und die völlig«' Entwaffnung innerhalb einer längeren Frist durchzuführen. Er schlägt vor, daß die Entente, wenn Bayern nicht aufhöre» sollte, Schwierigkeiten zu machen, München besetze, aber nicht das Ruhrgebiet, wo die Ruhrbergleute sich ja der Beibehat- tung der Einwohnerwehren widersetzten. Mehrere Blätter der gemäßigten Richtung nehmen diesen Vorschlag mit der Begründung auf, daß die militärische Ausführung nicht schwer sei.
Die Ausfuhr der Welt-Revolution.
Aus Petrograd wird mitgeteilt, daß Sorin im Petro- grader Gouvernement eine Propagandareise unternahm und in seinen Reden die Notwendigkeit eines Friedensschlusses mit den Westmächten betonte. Er erklärte u. a.: „Der Friede» ist unter den obwaltenden Umständen ein Mittel, die Revolution hervorzurnfen. Der Frieden wird uns gestatten, die Ausfuhr unserer Rohstoffe in großem Umfange zu organisieren; mit der Ausfuhr aber werden wir den Geist der Ro- volution nach West-Europa bringen."
Amerikanisches Mißtrauen gegen England.
Dem „Daily Telegraph" wird aus Newyork gedrahtet: Bei den jüngsten Besprechungen in Marion zwischen Präsident Harding und politischen Führern bildeten die britisch-amerikanischen Beziehungen einen Hauptgegenstanü der Diskussion. Im Wahlkampf unterstützte Harding den Vorschlag, den englischen Schiffen die Abgabe für die Passage des Panama-Kanals zurückzuzahlen. Dieses Problem und die Bedingungen für die Erneuerung der englisch-japanischen Allianz werden die delikatesten Gegenstände sein, mit denen sich die republikanische Regierung zu befassen haben wird. In manchen einflußreichen Kreisen wird erklärt, daß Großbritannie» keinen besseren Beweis für seine Freundschaft z» den Vereinigten Staaten geben könne, als die Ablehnung der Erneuerung des Bundes mit Japan. Die gleichen Kreise räumen ein, daß die Weigerung der Vereinigten Staaten, de» Vertrag von Versailles zu ratifizieren und dem Völkerbund beizutreten, Amerika in die Notwendigkeit versetzt, den englisch- japgnischen Bündnisvertrag im Auge zu behalten und Großbritannien als möglichen Verbündeten Japans in eine» Kriege zwischen den Vereinigten Staaten und Japan a»sz»° schalten.
Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 10. Jan. Den Empfängern der Kriegsteilnehmerbeihilfe nach dem Reichsgesetz vom 22. Mai 1895, dir ayi 20. Dezember 1920 am Leben waren, ist von der Reichk- regierung eine einmalige Beihilfe von 150 Mark als Ehrengabe zur 50. Wiederkehr der Tage der großen Kriegsereignisse von 1870-71 und Dankausdruck des Vaterlandes verwilligt worden. Diese Ehrengabe wird von der Jinanzkasie den Empfängern durch die Post zugesandt.
B Neuenbürg, 10. Jan. In gefüllter Kirche, in der' freilich die Männerwelt nicht sehr zahlreich vertreten war, sprach gestern Abend an der Hand von Lichtbildern Pfarrer Mößner über die Arbeit der Inneren Mission, insbesondere über die Brüderarbeit. Anschaulich schilderte er daS Leben ans der Karlshöhe bei Ludwigsburg. Er führte in di» Brüderanstalt, die auf eine AnregungWicherns gegründet worden ist und gab einen Einblick in die Ausbildung der Brüder; er zeigte die Kranken im Männerheim und ließ ahnen, wieviel Not dort getragen aber auch welche hingebungsvolle Liebe dort geübt wird; besonders ausführlich schilderte er das Lebe» in der Kinderanstalt, was besonders der zahlreich anwesenden Jugend große Freude bereitete. Dann führte er auf die Arbeitsfelder der Karlshöher Brüder, die in alle Welt zerstreut sind. Nicht nur in Württemberg oder Deutschland sind ihre Dienste begehrt, sondern auch in Amerika und im Orient. Alle diejenigen in unserer Stadt die für die notleidenden Anstalten der Inneren Mission im letzten Jahr beigesteuert haben (es sind mehr als 3600 Mark im Lauf des letzten Jahres ein- gegangen) konnten sehen, welch segensreiche Tätigkeit ollei» von den Brüdern verrichtet wird. Das Opfer des gestrige» Abends, das 598 Mark betrug, kommt der Karlshöhe zu gut.
Neuevbürg, 10. Jan. Das W?sen der Turnvereine bringt es mit sich, daß sie bei Veranstaltungen außergewöhnliches in bezug auf Einzel- und Gesamtdarstellung bieten können; das zeigte sich auch diesmal wieder bei der Weih-