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Amts- und AnzeigeölatL für den Bezirk Kalw.

80. Jahrgang.

LrfcheinungStage: Dien-tag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. JnsertionspreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und »ezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Donnerstag, -en 5. Januar 1905.

Abonnementspr. ind. Stadtpr.Viertelj. Mk. I.IOincl.Trägerl. Vierteljahr!.Postbezugspreis ohne Bestellg. s. d. Orts-u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Die Dorstande der Gemeindegerichte

/'/ werden aufgefordert, die nach 8 101 der Just.- Minist.-Verf. vom 29. Dez. 1899 (Just.-Minist.- Amtsblatt von 1899 S. 569) zu machende Anzeige rechtzeitig vorzulegen.

Calw, 3. Januar 1905.

K. Amtsgericht. Oberamtsrichter Fischer.

Die Ortsbehörden

werden auf den Mintst.-Erlaß vom 15. Dez. 1904 Min.-Amtsbl. Nr. 23 S. 582, b-tr. die Aus­stellung von Erlaubnisscheine« für de» Bezug von Gift, zur genauen Nachachtung hin- gewtesen.

Calw, 3. Januar 1905.

K. Oberamt. Voelter.

Bekanntmachung.

Die Kerrn Hrtsvorsteyer u. Hrtsschutanfseyer werden hiemit darauf aufmerksam gemacht, daß gemäß ß 4 Abs. 1 der Berf. der Ministerien des Innern und des Kirchen- und Schulwesens, betr. die fortlaufende Statistik der Taubstummen, vom 10. Mai 1902 (Reg.-Bl. S. 153) für jedes in der Gemeinde vorhandene nicht in einer Taubstummen­anstalt befindliche taubstumme oder der Taub­stummheit verdächtige Kind am Anfang des Kalenderjahres, in dem es daS 7. Lebensjahr vollendet, ein Fragebogen gemäß 8 3 Avs. 1 der gen. Min.-Verf. in Sfacher Ausfertigung an­zulegen und bis 15. dS. «tS. dem Hrn. Ober- amtSarzt zn übersenden ist.

Zugleich wird darauf hingewiesen, daß für diejenigen taubstummen Kinder, welche in diesem Jahre in eine staatliche Taubstummenanstalt aus­genommen werden sollen, dem Fragebogen ein be­sonderes Aufnahmegesuch der Eltern oder der Stell­vertreter nebst einem Taufschein, Impfschein, Staats- angehörigkeitsnachwets und einem Vermögenszeug­nis anzuschlteßen ist (8 8 Abs. 2 u. a. O.).

Fragebogen können vom Oberamt bezogen werden.

Calw, 2. Januar 1905.

K. gem. Oberamt in Schulsachen:

Voelter. Schmid.

An die Fleischbeschauer.

Für das Kaiserliche Statistische Amt ist es von Wert, aus der vierteljährlichen Schlachtungs­statistik neben den Gesamtvierteljahressummen auch noch die Sonderzahlen für die drei Monate, aus denen sich die Gesamtsummen zusammensetzen, zu erfahren. Obwohl das Postkartenformular für die vierteljährlichen Nachweifunge« über die der Schlachtvieh- und Fleischbeschau unterstellten Tiere (Anlage v zu der Min.-Verfügung vom 22. August 1904, betreff, die Fleischbeschau- und Schlachtungs­statistik Reg.-Blatt S. 246) so eingerichtet ist, daß die Zahlenangabe für das betreffende Vierteljahr monatweise erfolgen sollte, ist doch aus verschiedenen Beschaubezirken die erste Vterteljahresnachweisung so vorgelegt worden, daß nur die Bierteljahres- summe aus derselben zu ersehen war. Die Fleisch­beschauer werden angewiesen, die auf 8. Januar d. Js. verfallene nächste Vterteljahresnachweisung, wie verlangt, einzureichen.

Da sodann verschiedene Fleischbeschauer den vorgeschriebenen Termin für die Vorlage der Melde­karten an den Oberamtstierarzt nicht eingehakten

haben, so daß manche zum Teil wiederholt erinnert werden mußten, so werden die Fleischbeschauer auf die genaue Einhaltung der ihnen gegebenen Ter­mine (8 8 und 8 9 a. a. O.) hingewiesen.

Calw, 2. Januar 1905.

K. Oberamt.

Amtm. Rippmann.

«agesutlliqltMen.

fAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.s Infolge der jüngst vorgenommenen zweiten höheren Justizdienstprüfung wurde zum Justizreferendar 1. Klasse bestellt: Haffner, Hermann, von Calw.

X Hirsau. Hier hat sich neuerdings ein Kurveretn gebildet, der es sich zur Aufgabe ge­stellt hat, den Interessen Hirsaus als Luftkurort seine Aufmerksamkeit zu widmen, die landschaft­lichen Schönheiten desselben ans Licht zu setzen und zu hüten und auf pietätvolle Behandlung und Er­haltung der historischen Denkmale sein Augenmerk zu richten. Der Kucverein tritt dem Verschönerungs- Verein damit ergänzend zur Seite und darf einen Erfolg seiner kaum begonnenen Tätigkeit bereits darin erblicken, daß die bürgerlichen Kollegien seinen Anregungen alsbald ein verständnisvolles Ent­gegenkommen zeigten, indem sie im vergangenen Monat unter dankenswerter Mitwirkung von Herrn Regierungsrat Voelter die Aufstellung eines Ortsstatuts beschlossen, durch welches die sogenannte Villenkolonie in ihrem Hirsau zur Zierde dienenden Charakter geschützt sowie vor lästigen Betrieben innerhalb ihres Bereiches gesichert und das ehr­würdige Ruinenfeld vor störenden Zutaten bewahrt werden soll. Möge dem glücklichen Beschluß die energische Ausführung auf dem Fuße folgen.

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Feuilleton. Nachdruck verdotm.

Schminke.

Roman von Helene Lang-Anton.

(Fortsetzung.)

Im Theater war die Verlobung von Alfred von Schmolling schon bekannt. Wie eS gekommen, wer es erzählt, weitergeplaudert? Plötzlich wußten alle, daß Alfred der unnahbaren Frieda Liebster gewesen.

Neugierig schielten sie alle nach Frieda, einige schadenfroh, die meisten voll Mitleid.

Frieda bemerkte nichts davon, sondern ging ruhig »ach der Garderobe, nur die alte Martha ballte die Faust und ärgerte sich über diese und jene.

Paula Wörkle war außer sich und machte eine heftige Szene dem Regisseur, der ihr den versprochenen Urlaub zum gastieren nicht vorige Woche gegeben, wie sie verlangt hatte; sie raisonnierte so lange, bis der Regisseur ihr, um Ruhe zu haben, den Urlaub vom nächsten Tage ab erteilte.

Ja, jetzt", schmollt« sie,wo der Schafrkopf die Dummheit gemacht hat."

Als sie der Regisseur erstaunt ansah, versicherte sie ihm mit der größten Seelenruhe, daß nicht er der SchafSkopf sei, den sie gemeint.

Nun hatte sie ihren Urlaub. Ob er noch etwas in der verdrehten Sache nützen wird?Ah, bah. verlobt ist noch nicht verheiratet," tröstete sie sich end­lich und ging nach der Garderobe.

Der jugendliche Liebhaber, der an der Kulisse an ihr vorüberkam, wich ihr im großen Bogen aus. Er hatte allen Grund dazu, denn sie hatte ihn gestern auf sehr unliebsame Weise an die Luft gesetzt, als sie von der Probe kam und ihn gemütlich bei ihrer Schwester sitzend fand; sie duldete solche

Charmirerei mit der Kleinen nicht, wenn sie selbst es auch in diesem Punkte nicht so genau nahm. Auf die Kleine paßte sie sorgsam auf, sie hatte nichts dagegen, daß diese sich amüsierte, aber stets unter ihrer Aufsicht. Uno nun gar so ein« Liebschaft mit einem Kollegen, sie kannte diese indiskreteGesellschaft".

Als sie in die Garderobe trat und Frida begrüßte, schlug sie vor der alten Martha vorwurfsvollem Blick die Augen nieder. Die Alte war im Recht, ihr, die schlecht Wort gehalten hatte, zu zürnen.

ES litt sie nicht lange in der heißen Garderobe, Fridas trostlose Augen taten ihr weh, und dis Schweigsamkeit der Alten war ihr schrecklicher, als die lauteste Schelte. Sie sagte kurzAdieu!" und ging hinaus ; sie wollte noch den Probezettel sehen und dann nach Schönstedt telegraphieren, daß sie morgen dort zum Gastspiel eiiltnfsin würde.

Als sie an die Probetafel hrrantrat, g üßte sie der Tenorist, der bei der Lampe die Abendzeitung la?. Sie dankte, ohne weiter von ihm Notiz zu nehmen. Er war ihr unangenehm, derschöne Mann mit dem Porzellankopf", sie hatte ihn so getauft, weil sie fand, daß sein Gesicht so unbeweglich, so glatt und rosig war wie Porzellan. Auch wäre er dumm und gefräßig wie alle Tenoristen, meinte sie; ihre harte Kritik der Tönöre sollte ihren triftigen Grund haben.

Plötzlich hörte sie ihn auSrufen:Ach, das ist stark, so haben wir nicht gewettet!"

Paula drehte sich erstaunt um; erstand, kirschrot im Gesicht, und zerknüllte die Zeitung in der Hand; offenbar hatte ihn etwas geärgert, was darin stund; da es ihr aber total gleichgiltig war, weshalb der schöne Mann gewettet, fragte sie nicht nach der Ursache seines AergerS, sondern sagte :

Gebens' lieber mir die Zeitung, ehe Sie'« zu MuS zerknüllen; döS iS doch das Abendblatt, wo die Verlobungen drin stehen."

»M" Des ErfcheinungSfefte- wegen wird die «amStagSnummer SamStag früh anSgegede«. Die Sonntagsnummer fällt auS.