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Neuenbürg, Samstag den 20. November 1920.
78. Jahrgang.
Rundschau.
Landwirtschaft und Gewerbe haben während der letzten Woche den Finanzausschuß, die neue Steuervorlage, besonders mit bezug auf das Gemeindesteuerrecht, den Steuerausschuß beschäftigt. Wenn man die Berichte aus den Sitzungen las, gewann man das Bild bewegterer Parlamentarischer Arbeit, als ob der ganze Landtag beisammen wäre. Es fehlte auch nicht an Zwischenfällen, so bei der Debatte über die Besetzung des Präsidentenpostens in der Versicherungsanstalt Württemberg, wo anstelle des mit hohen Verdiensten in den Ruhestand getretenen Präsidenten Hilbert wieder ein Fachmann in ver Person des" bisherigen Ellwanger Kreisregierungspräsidenten von Friede! berufen wurde, obgleich der Angestellten- und Versichertenausschuß sich gegen den Wortlaut des Reichsve-.- sicherungsgesetzes ein Vorschlagsrecht angemaßt hatte mit der kaum verhüllten Absicht, eine der nach den letzten Landtagswahlen um ihre Ministersessel gekommenen Parteigrößen zu versorgen. Sachlicher war der Streit um den Katasterzuschrags bei dem einzelne Parteien eine Steigerung bis auf 600 Prozent anstrebten. Die Parteien konnten sich im Ausschuß nicht einigen; die Entscheidung mußte der zweiten Lesung Vorbehalten bleiben. Noch eine andere belangreiche Erscheinung politischer Art hatte diese Woche: die Landeskonferenz der sozialdemokratischen Partei in Württemberg, wo die beiden besten Köpfe der Partei, Keil und Hildenbrand, die Hauptredner waren. Keils Sachkenntnis und persönliche Uneigennützigkeit verschafft ihm auch bei Andersdenkenden aufmerksames Gehör. Am meisten gespannt war man auf die Erklärungen über den Wiedereintritt der alten Sozialdemokratie in die Koalitionsregierung. Die Frage wurde aber nach dem amtlichen Bericht nur gestreift. Die Partei scheint es damit nicht eilig zu haben; sie fühlt sich Wähler in ihrer ausschlaggebenden und doch von aller Verantwortung befreiten Rolle.
Im Zeichen der Reden stand auch die Reichspolitik. Der Reichskanzler Fehrenbach und der Reichsminister des Auswärtigen Dr. Simons haben den besetzten Rheinlanden Len längst schuldigen Aufmunterungsbesuch abgestattet und in Düsseldorf, Köln und Aachen manch kräftiges Wort gesprochen, worin die von der Entente geknebelte Bevölkerung getröstet und die himmelschreienden Gewaltstreiche unserer Feinve, sie mit uns im Frieden zu leben vorgeben, scharf beleuchtet wursen. 15^ Miiarden machen nach der neuesten Zusammenstellung die Besatzungskosten in einem Jahre aus. Wie sollen wir da die Wiedergutmachungssummen aufbringen? 185 000 Mann stark ist das Besatzungsheer, während die gesamte deursche Militärmacht nur noch 100 000 Mann beträgt. Die Franzosen legen Truppenübungsplätze an und treffen militärische Vorgänge aller Art, nicht als ob sie bloß die Bürgschaften für die Erfüllung des Friedens von Versailles auf die Dauer von 15 Jahren zu schaffen, sondern für alle Zeiten ihre Grenze an den Rhein vorzuschieben hätten. Immer wieder stößt man in der französischen Oeffentlichkeit auf das stürmische Verlangen, auch das Ruhrkohlenrevier zu besetzen. Das ist der Idealismus des Wilson'schen Völkerbundes.
Der Völkerbund selbst hält jetzt seine Generalversammlung in Genf ab. Amerika ist dabei nicht vertreten, Deutschland ausgeschlossen. Es ist die elendeste Komödie, ein Henchlerkonzil, wie es die Geschichte schlimmer noch nicht zu verzeichnen hatte. Die Franzosen triumphieren. Auch der neue Präsident der Vereinigten Staaten, Harding ist von einer Affenliebe für Paris besessen. Wir aber stehen wehrlos in unserer Selbstentmannung wie Bettler vor der Tür und müssen durchspähen, ob nicht ein Brocken vom Tische der Schlemmer und Prasser für das arme Deutschland abfällt.
Kein Wunder, daß bei uns der Ruck nach rechts, der Ekel vor den sogenannten Errungenschaften der Revolution immer stärker erscheint. Die sächsischen Landtagswahlen haben dies aufs neue bewiesen. Im ehemals roten Königreich ging es genau so wie weiland in Württemberg: die Demokratie verschwand fast völlig, die Sozialdemokratie mußte einen Haufen Mandate an die Radikalen abgeben und die Rechte erlebte einen großen Triumph. Man weiß zur Stunde noch nicht, wie die neue Regierung sich zusammensetzen soll, aber es kann schon sein, daß auch in Dresden das Rezept von Stuttgart als Aushilfsmittel dienen muß.
Die griechischen Wahlen haben Venizelos hinweggesegt und die Bereitschaft des Volkes zur Rückberufung des Königs Konstantin ergeben. Die Entente wird das zu verhindern wissen, besonders auch Italien, das eben erst in dem Abkommen von Rapallo die Machtverhältnisse in der Adria mit den Südslaven geregelt hat und eifersüchtig auf Griechenland blickt. General Wrangel ist den Bolschewisten auf der Krim unterlegen und hat Sebastopol geräumt. Darob Entsetzung bei den Franzosen, denen auch noch ein Bergarbeiterstrett m der Heimat droht. Einen Trost hat Millerand in der Vergewaltigung der Deutschen durch die Teschechen in Prag. Der Deutsche spielt jetzt in Europa die Rolle des Negers in Amerika.
Deutschland.
Stuttgart. 18. Nov (Massenkundgebung der Beamten)
einer von (er Arbeitsgemeinschaft der württ. Beamtcn- vcrbäude Veranstalteten und von mehr als 2000 Personen besuchten Beamtenversammlung im Sieglehaus wurde heme abend in Anwesenheit von Vertretern der Staatsregierung, iahlreicher Abgeordneten des Landtags und Vertreter der SraLt
eine Entschließung angenommen, in der gefordert wird: 1. Tie Beamtenschaft bedauert die in weiten Volkskreisen herrschende und immer wieder zum Ausdruck kommende geringschätzige Bewertung der Dienste, die die Beamten für den Staat und die Volksgesamtheit leisten. Die Beamtenschaft erwartet, Latz nachdem die Kosten für den notwendigen Lebensbedarf ständig steigen, der bewegliche Teuerungszuschlag entsprechend erhöht wird. 2. Die Gemeinde- und Körperschaftsbeamten, sowie Lie Altpensionäre harren trotz der dringenden Vorstellungen immer noch auf die ihnen schon längst in Aussicht gestellte gesetzliche Regelung ihrer Bezüge, wie sie in den übrigen Ländern längst erfolgt ist. Die Versammlung erwartet, vaß die betreffenden Gesetzentwürfe sofort beim Landtag zur Beschlußfassung eingebracht werden. 3. Die Beamtenschaft verlangt, daß bei der Regelung von Beamtenfragen mehr wie bisher den Beamtenorganisationen und -Beiräten Gelegenheit zur Mitwirkung gegeben wird. 4. Die für Württemberg vom Reich in Aussicht genommene Ortsklasseneinteilung ist durchaus unbefriedigend. Sie beruht auf vollständig ungenügenoen Voraussetzungen und ist ohne jede Mitwirkung der Beamren- organisationen )N die Wege geleitet worden. Die Beamtenschaft erwartet, daß sie bei der Einweisung der einzelnen Orte in die verschiedenen Gruppen rechtzeitig gehört wird. Mit allem Nachdruck tritt sie dafür ein, daß Stuttgart in der Ortsklasse -4 verbleibt und daß auch die übrigen Orte Württembergs entsprechend hoch eingestuft werden. 5. Die Beamtenschaft hält eine gerechte und alle Berufsstände in gleicher Weise Altpensionäre harren trotz der dringendsten Vorstellungen erfassende Verteilung der Steuerlasten für absolut notwendig. Sie erwartet insbesondere die Durchführung einer gleichmäßigen und gerechter wirkenden Veranlagung zur Einkommensteuer und Berücksichtigung des Grundsatzes der Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit.
München, 19. Nov. Wir haben vor einigen Wochen gemeldet, daß der Bürgerrat in München auf seine Kappe hin eine Unterschriftensammlung vorgenommen hat, um festzustellen, ob die Mehrzahl der Münchener Bevölkerung mit Ver gegenwärtig:n sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung Münchens zufrieden ist oder nicht. Es wurden 94 000 Unterschriften abgegeben, welche für die Gemeindewablen in München eintraten. Am 12. Dezember soll nun das Volksbegehren stattfinden, das 190 000 Mark kostet. Wenn das Volksbegehren 200 000 Stimmen für Neuwahlen ergibt, dann wird in München am Sonntag, den 16 Januar 1921, der Wahltag für ein neues Stadtparlement sein.
Berlin, 18. Nov. Auf der heutigen Tagesordnung der Sitzung des wirtschaftlichen Ausschusses des vorläufigen Wirtschaftsrates stand u. a. ein Antrag des Abg. Rothmeier, welcher fordert, daß die weitere Zentralisierung der Reichseisenbahnbetriebsverwaltung nach Berlin sofort gehemmt wird und daß die Zweigstellen des Reichsverkehrsministeriums zur Schaffung einer grundlegenden Neuorganisation herangezogen werden. Das soll geschehen dadurch, daß sie durch eigene Etats wieder unmittelbar für ihren Betrieb verantwortlich gemacht werden. Sodann wird unter Zugrundelegung von Richtlinien die Inangriffnahme der Neugestaltung des Eisenbahnwesens gefordert.
Ein Märtyrer der Arbeit. _
Ein Arbeitswilliger der Borsigwerke in Berlin, ein 53jähriger verheirateter Lokomotivführer Hoffmann ging, um nicht mit den Streikposten zusammenzustoßen, schon um 4 Uhr morgens zur Fabrik, obwohl sein Dienst erst um 6 Uhr begann, der Weg aber nur wenige Minuten beträgt. An der Schöneberger Straße wurde er plötzlich von einem unbekannten Manne, wahrscheinlich einem Streikposten, der ihm aufgelaucrt hatte, überfallen. Der Mann versetzte chm einen so schweren Fußtritt gegen den Unterleib, daß Hoffmann starb. Das Borsigwerk hat auf die Ermittelung des Täters eine Belohnung von 10 000 Mark ausgesetzt.
Ausland.
Rom, 19. Nov. Die Blätter berichten, daß der Stadtrat von Fiume beschlossen habe, auf der Annexion Fiumes durch Italien zu beharren und das Abkommen von Rhapallo als provisorisch zu betrachten. d'Annunzio soll sich indessen bereits mit dem Gedanken tragen, zusammen mit seinen Legionären nach Rom abzuressen. -
Ablehnung des Frauenstimmrechts in Italien.
Während der Diskussion des neuen Wahlgesetzes für die Provinzial- und Gemeindewahlen im italienischen Parlament erklärte Giolitti, er habe nichts dagegen, wenn den Frauen das Stimmrecht gewährt werde. Ein entsprechender Antrag wurde aber von der Kammer mit großer Mehrheit abgelehnt.
Die Abrüstungsfragc.
Paris, 18. Nov. Ballaguy vom „Petit Parisien", einer der bestinformierten Pariser Reporter, meldet seinem Blaue und politisch erhole. — Wie die Entente und die mit ihn aus Genf, die Frage der Abrüstung bezw. die Frage der Rüstungen sei sehr heikel infolge des Marinewettrüstens zwischen Amerika und England. Frankreich selbst müsse gegenwärtig einen Heercsbestand erhalten, der ihm auch in Zukunft genügen könne für den Fall, daß Deutschland sich wirtschaftlich Verbündeten Staaten die Abrüstung verstehen, darüber klärt ocr Militäretat des tschecho-slowakischen Landesverteidigungsmtni-
sterium in interessanter Weise auf. Laut diesem Budget hat die tschecho-slowakische Armee insgesamt rund 12 000 Offiziere, d. h. daß fast auf jeden zehnten Infanteristen ein Offizier kommt. Die tschecho-slowakische Armee weist 61 Generäle, 116 Oberste und 114 Oberstleutnants, auf. Auf die französische Militärkommission entfallen acht Generäle, 13 Oberste und 2S Oberstleutnants.
Die Völkerbundsversammlung.
Genf, 18. Nov. Präsident Hymans eröffnete die heutige Sitzung der Völkerbundsversammlung mtt der Mitteilung, da- Balfour-England, Tittoni-Jtalien, Leon Bourgeois-Frankreich, Quinones de Leon-Spanien, Branting-Schweden und Hun- lenus-Chile zu Präsidenten der sechs Kommissionen der Völkerbundsversammlung gewählt worden seien. Entsprechend einem früheren Beschluß der Versammlung proklamierte er die sechs genannten Mitglieder der Versammlung zu Vizepräsidenten. Tittoni-Jtalien, unterstützt durch die Delegation Venezuelts, schlug hierauf den Bundespräsidenten Motta zum Ehrenpräsidenten der ersten Völkerbundsversammlung vor, womit zugleich eine Ehrung der schweizerischen Demokratie verbunden werden könnte, die durch ihre klare politische Stellung den schlimmen Einflüssen der Plutokratie und den ebenso schlimmen Verirrungen des Bolschewismus Widerstand leiste. Präsident Hy- mans stellte fest, daß der langanhaltende Beifall der Versammlung beweise, daß der Antrag angenommen sei. Bundespräsident Motta erklärte sich für die Annahme der Wahl bereit, er wolle aber darin keinen Vorzug seiner Person gegenüber den anderen Delegierten sehen. Die Versammlung setzte hierauf die Aussprache über den Bericht des Generalsekretariats de- Völkerbundes fort. Nansen erstattete den Bericht über da- Werk der Heimbeförderung der Kriegsgefangenen, mit dessen Leitung er im Frühjahr durch den Völkerbund betraut worden war. Es handle sich um die Heimschaffung von 350 000 Kriegsgefangenen aus dem Gebiete des ehemaligen russischen Reiches, wovon sich 40 000 in Ostsibirien, 20 000 im Kaukasus und Turkestan und die Mehrzahl in Südrußland befindet. Nansen schildert eingehend die schwierigen finanziellen und technischen Hindernisse und teilt mit, daß nicht zuletzt dank der loyalen und energischen Mitarbeit der deutschen Behörden, aber auch dank der Hilfe der Sowjetregierung es gelungen sei, daß anstatt der erwarteten 100 000 Mann bereits 180 000 Kriegsgefangene heimgeschafft' werden konnten. Auf große Schwierigkeiten stoße namentlich die Heimschaffung der in Ostsibirten befindlichen Kriegsgefangeney und insbesondere auch daran, weil die in Frage stehenden Regierungen, namentlich die Zentralmächte, nicht die nötigen Mittel hätten, um die für Sie lange Reise notwendigen Schiffe zu liefern. Im weiteren Verlaufe seines Berichtes teilte Nansen mit, daß gegenwärtig das internationale Rote Kreuz ans sein Verlangen eine Deputation nach Südrußland entsende, um dort die besten Methoden für die Durchführung der Heimschafftmg dieser Unglücklichen zu prüfen. Nansen schloß seine mit starkem Beifall aufgenommene Rede mit der Erklärung, daß die wirklich großen Lehren darin liegen, daß der Völkerbund die Wiederkehr solcher Katastrophen verhindere, die unvermeidlich für die Menschen die entsetzlichsten Leiden mit sich bringen.
Genf, 19. Nov. Während den gestrigen Verhandlungen über Danzig und Polen brach Leon Bourgeois zusammen und mußte aus der Sitzung nach Hause gebracht werden. Es scheint sich um eine ernste Erkrankung zu handeln. Bourgeois ist Vorsitzender des Völkerbundsrats.
Die Umwälzung in Griechenland.
Athen, 18. Nov. Venizelos hat bei der Abreise erklärt, er fürchte für sein Leben und das seiner Freunde. Wie berichtet wird, soll Venizelos, als er die Wahlresultate erfahren hatte, in Tränen ausgebrochen sein. — Aus Rom wird gemeldet: Der Athener Korrespondent des „Temps" drahtet über Zu- sammenstöße vor dem Venizelos-Elub und dem Schlosse. Das Militär machte von seinen Schußwaffen Gebrauch; es gab viele Opfer.- Die Venizelos-Partei verlangt die Annullierung der Wahlen. Die italienische Presse weint im Adrigen Venizelos keine Träne nach. Der „Temps" nennt ihn den Helfer Frankreichs und Englands, der kein Recht hätte, Konstantin einen Verräter zu nennen. Leider werde sein Nachfolger wohl dieselbe Politik treiben, wie Venizelos und das feindliche Mißtrauen der Griechen gegen Italien werde nicht schwinden. Ein freundlicheres Verhältnis Italiens zu Griechenland verspricht sich der „Popolo Romano" von der Rückkehr König Konstantins, die er freudig begrüßt.
Bruch des türkisch-armenischen Waffenstillstandes.
Nach Meldungen aus Konstantinopel sind die Feindseligkeiten an der armenischen Front wieder ausgenommen worden. Die armenische Regierung hat die Forderungen der türkischen Nationalisten, die eine vollständige Entwaffnung Armeniens verlangten, abgewiesen.
Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.
Totensonntag.
Der Tod, der Tod, der gibt die Tiefe und Weihe! Verachte ihn nicht, den treuen Gottesknecht. Wenn er bei dir zu Gaste kommt, ach, zürne ihm nicht, der dich nur weihen will, und mit dem Toten macht er's gut. Du starrst hinab in eine unermeßliche Tiefe des Grams, aber am Grunde entdeckst du den heiligen Anblick: Gott in seiner Urmacht über alle Geburt.