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Nr. 74

Mittwoch, den 28. März 1928

101. Jahrgang.

Die Vorbereitung der Reichstagswahlen

Um das Weilerbestehen des Reichskabinetts

TU. Berlin, 33. Marz. Es verlautet, daß Reichskanzler Marx gestern mit dem Reichsprälidenten Uber die Frage des Wahltermtns und der Auslösungsorder verhandelt hat.' Wie zu dem Erlaß des Reichsinnenministerlums über die Neuwahl zum,2V. Mai von zuständiger Stelle erklärt wird, liegt es nunmßhr den Landesbehörden ob, die Gemeindebe­hörden anzuweisen, die nötigen Vorbereitungen für die Wahl zu treffen. Ein Erlaß des Reichsinnenministerlums über die Ausführung der Listen wirb noch in den nächsten Tagen erfolgen. Weitere Maßnahmen für die ReichStagswahl sind nicht zu erwarten, da im übrigen alles gemäß der Neichs- stimmordnung erfolgt.

Noch ungelöst ist die Frage, wie sich die Regierung nach -er Auflösung des Reichstages verhalten wird. Man ver­tritt vielfach die Ansicht, daß das Ministerium Marx, da es kein Mißtrauensvotum erhalten habe, auch nicht zu demis­sionieren brauche, sondern als rechtmäßige Regierung mit voller Verantwortung bis zur Bildung eines neuen Kabi­netts weiter amtieren werde. Dem ist cntgcgenzuhalten, - die jetzige Regierung, wenn sic auch bas Notprogramm im Reichstag vertreten hat, doch nur den Charakter einer geschäftsführcnden Regierung trägt. Es wäre darum zu empfehlen, den Reichstag über das W e i t e r b e st e h e n des Kabinetts beschließen zu lassen. Wenn das Kabinett dann auch kein Parlament hinter sich hat. so wäre es doch in der Lage, etwa erforderliche Entscheidungen zu treffen.

Der Ausschuß für Berfassnnssreform soll nach Ostern einbernfe« werde».

TU. Berlin, 38. März. In der gestrigen Sitzung des Reichskabinetts wurde beschlossen, den-von der Länderkon­ferenz eingesetzten Ausschuß zur Beratung einer Verfas­sungsreform einzubcrufen. Wahrscheinlich wird der Zu­sammentritt Ende April, spätestens aber anfangs Mai er­folgen.

Der Marine-Etat vor dem Reichstag

DaS Panzerschiff bewilligt.

TU. Berlin, 28. März. Im Reichstag fand gestern bei der Beratung über Len Marineetat die Abstimmung über die Anträge statt, die das neue Panzerschiff strei­chen wollten. Diese Anträge wurden in einfacher Abstim­mung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, der Kom­munisten, der Demokraten und des Bayerischen Bauern­bundes abgelehnt. Der Marineetat wurde in 3. Lesung er­ledigt. Zugestimmt wurde auch -er Bewilligung von 7 Mil­lionen Mark zur Abwicklung der PhöbuSverpflich- tungen im Nachtragsetat für 1927. Annahme fand weiter die Entschließung des Haushaltsausschusses über die Loh- mann-Unternehmungen. Der Ergänzungsetat 1928, der das landwirtschaftliche Notprogramm und das Sozialprogramm umfaßt, fand gleichzeitig in der AuSschuß- sassung die Zustimmung des Hauses.

Bei der Beratung des Marineetats im Reichstag dankte Reichswehrminister Grüner den Abgeordneten, die sich für die Marine eingesetzt hatten. Die Marine werde es sich angelegen sein lassen, sich dieses Vertrauens würdig zu zei­gen. Die Marine ist infolge der Beschränkung der Land­rüstung durch den Versailler Vertrag ein wichtiger Faktor lm Rahmen des Handelsschutzes und es wäre eine Unter­lassungssünde, wenn wir nicht die Möglichkeiten für diesen Landesichuy ausnützen würden.

Hinsichtlich der weiteren Liauidierung der Lohmann- Unternehmungen erklärte der Reichswehrmtnister, habe er den Wünschen des Reichstags bereits insofern Rechnung ge­tragen, als die Abwicklung aus der Marine herauSgenom- meu und ihm unmittelbar unterstellt worden sei. Dem' Reichsfinanzministerium und dem Rechnungshof werde in kürzeren Zeiträumen von dem Fortgang der Abwicklung Mitteilung gemacht werden. Die in Aussicht gestellte Kon­trollkommission werde in Kürze ihre Tätigkeit aufnehmen.

Die wirtschaftliche

Bemerkenswerter Bericht eines amerikanischen Wirtschaftsvertreters

TU. Berlin, 38. März. Die amerikanische Abteilung der internationalen Handelskammer gibt, wie Sem Berliner Tageblatt aus Washington gemeldet wird, unter der Über­schriftDeutschland ist modern" einen Bericht eines Pariser Vertreters über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage Deutschlands bekannt, der in Washington außerordentliche Beachtung findet. Man könne ruhig behaupten, so erklärt der Verfasser, daß Deutschland in bczng auf seine Zukunft das modernste aller europäischen Länder sei. Das äugen- blickliche Deutschland se» der Punkt, nm den sich die Zukunft Europas in der Hauptsache drehen werde. Deutschland sei heute mehr als je zuvor das Herz -es industrielle« Europas. Das moderne Europa würde von einem Zusammenbruch Deutschlands mehr in Mitleidenschaft gezogen als von dem irgend eines anderen Landes ans dem Kvtincnt.

Dann heißt es über die fremde« Kapitalsanlagcn in Deutschland: Deutschland» Kredit ist weiter gut und der Zu­strom neuen Kapitals für die Entwtülnng und Wieöerge- sundung des Landes wird anhalten. Solange der deutsche Kredit gut bleibt, ist kein besonderer Grnnd vorhanden, weshalb AnslandsLapital wenigstens in den nächsten Jahren darauf verzichten sollte, sich die Gelegenheit zu einer ge­funden Kapitalsanlage entgehen zu lassen. Als sehr ernst wird der Druck der Neparationslasten auf die deutsche In­dustrie angesehen. Der schwere Steuerdruck, der auf der deutschen Industrie unzweifelhaft laste, müsse als War- nuugssignal bei einer Entwicklung betrachtet werden, die noch zu jung sei, um nach dieser oder jener Richtung hin vor­urteilslos angesehen zu werden.

Eine dauernde starke Behinderung einer günstigen Ent­wicklung bilde das durch -cn polnischen Korridor merkwürdig isolierte Ostpreußen. Immerhin sei der kritische Punkt in Deutschland noch nicht überwunden, solange noch gewisse fun­damentale Ungewißheiten bestünden. Diese Ungewißheiten lägen in der Hauptsache auf politischem Gebiet,' sie wirkten sich aber in erster Linie ans wirtschaftlichem Gebiet aus. Es gebe im großen und ganzen vier Ungewißheiten: 1. Die Rheinlandbesetznng, 3. die Entwicklung des Handels mit Ost-

Lage Deutschlands

prcußen über den polnischen Korridor hinweg, 3. die Auf­bringung des nach dem Dawesplan zu zahlenden Höchst­betrages an Reparationen und schließlich noch die vollkom­mene Ungewißheit darüber, für welche Zahl von Jahren die Reparationsleistungen aufgebracht werden müßten und welche tatsächliche Kapitalschuld sie ausmachen sollten.

Die Parlamentswahlen in Frankreich

TU. Paris, 28. März. Nach einer Veröffentlichung im Staatsanzclger wird der erste Wahlgang der französischen Parlamentswahlen auch in den Kolonien am 22. April statt- ftnden. Der zweite Mahlgang wird jedoch im Gegensatz zum Mutterlands erst an dem Sonntag stattfinden, der dem Tag der Verkündung des Ergebnisses des ersten Wahlganges folgen wird.

Warnung vor dem Friedensstörer Poincarc.

TU. Paris, 38. März. Der Soir warnt die französische Wählerschaft vor Poincarc. Die bevorstehenden Wahlen müßten unter der Parolefür oder gegen Poincarel" auS- gesochten werden. Pvincare bedeute die gefährlichste Reak­tion, die man sich nur denken könne, weil er äußerst intelli­gent, geschmeidig und fähig sei, die zu sehr lärmenden Par­teigänger, die ihn zu leicht kompromittieren könnten, von sich scrnzuhalten. Man habe zu rasch vergessen, daß sein gan­zes Ansehen auf die blutige Katastrophe von 191418 zurück­greife. Ob Poincarc wolle oder nicht, er bleibe für die Fran­zose» der Mann des Krieges. In dem Augenblick, als er zur Macht gelangt sei, sei der Frieden erneut kompromittiert worden. Alle Bemühungen BriandS, eine endgültige Lö­sung zu finden, würden insgeheim bekämpft werden und ob­wohl Poincarc den Eindruck zu erwecke» suchte, als stehe er unter dem günstigen Einfluß Briands, habe er dennoch nicht ausgehört, diesen zu bekämpfen. Man brauche sich in dieser Beziehung nur an den telephonischen Auftrag an die Gen­fer Delegation zu erinnern, als Briand sich bemühte, die Locarnopolitik zu realisieren und eine deutsch-französische Verständigung auf fester Grundlage zu erreichen. Damals habe Potncare diese Verständigung verhindert. Daß Poin- care vier Jahre nach dem Zustandekommen des Linkskar­tells einen derartigen Einfluß gewinnen konnte, dentc auf

Tages-Spiegel

Der Reichstag genehmigte gestern mit brr Verabschied!!,,,! -es Marinceiats die Mittel z«m Ban des Pauzerkrenzcrs «nd für die Lohmaun-Nntecnchmnngen.

I« Berliner parlamentarische« Kreisen rechnet man mit einer Auslösung des Reichstages schon am Freitag.

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Der Reichspräsident hat gestern den Reichskanzler zu einer Besprechung über die Wahlvorbereitungen empfangen.

Der bisherige britische Gesandte in Durazz», Seeds, ist zum .Oberkommiffar in -er interalliierte« Rheinlandkommisfion ernannt worden.

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I« Berlin find die Note« der deutsche« und tschechoslowa­kische« Negierung über die Anshebnng deS Paßvlsumzwan- ges mit Wirknng vom S. April d. I. ansgetanscht mor­den.

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I» de« italienischen Alpen sBenetien) hat ei« schweres Erd­beben zahlreiche Menschenopfer gefordert. Der Umfang der Katastrophe ist noch nicht z« übersehen.

eine auffallende Schwäche der republikanischen Parteien. Da­her gebe es nur eine Losung: «Für oder gegen Poincarel" Unter dieser Parole müßten die Wahlen geführt werden.

Der deutsche Ozeanflug

Hcnte Start zum Ozeanflng Köhls?

TU. Berlin, 38. März. Nach hier vorliegenden Meldun­gen beabsichtigen die deutschen Ozeanfliegcr heute früh 5 Uhr irischer Zeit zum Flug über den Ozean zu starten. Der be­kannte Pilot Loose soll an Stelle des Monteurs Spindler den Flug über den Ozean mitmachen. Sollten die Wetter- verhiiltnisse ungünstig sein, oder der Benzinvorrat nicht ausreichen, ist auf Nenfnndkanb eine Zwischenlandung be­absichtigt.

Ueborraschung in Renyork.

Der Start der deutschen Flieger hat in Neuyork große Ueberraschung hervorgerufen. Die Zeitungen veröffentlichen die Bilder und Lebensbeschreibungen der Flieger. Man hofft, daß der Flug gelingt. Auf dem Flugplatz Mitchell Fteld trifft man die Vorbereitungen für den Empfang der Ozeanflieger. Die gesamte Belegschaft des Flugplatzes wird in Alarmbereitschaft gehalten werden. Sämtliche Schein­werfer, darunter einer, dessen Licht 90 Meilen weit sichtbar tst, sollen den Fliegern den Weg weisen. Sollten die Flieger tagsüber eintreffen, wird ihnen eine Anzahl Flugzeuge ent­gegenfliegen, und ihnen das Ehrengeleit geben. Der Flug, platz wird reich geschmückt werden.

Schweres Erdbeben in Norditalien

TU. Berlin» 38. März. Wie die Morgenblätter aus Mai­land melden, hat das gestrige, auch in Süddeutschland ver. spürte Erdbeben in der italienischen Provinz Udine statt­gefunden. Das Zentrum des Erdbebens befindet sich in der Gegend von Cavazza-Verzegnis, nördlich von ULine öm Abhänge der Karnischen Alpen. In den heimgesuchten Ge­bieten beträgt die Zahl der Toten bisher fünf, die Ser Ver­letzten sieben. ES ist sehr leicht möglich, daß sich die Zahl der Toten noch erhöhen wird. Die Bevölkerung kampiert aus Angst vor weiteren Erdstößen im Freien. Hilfszüge mit Rettungsmannschaften find in die Erdbebengeviete abge gangen.

Wie aus Mailand gemeldet wird,find bis gestern abend in den Ortschaften Cavazzo, Carnigo, Caneva und Telmezzo 50 Tote und 50 zum Teil schwer verletzte Opfer geborgen worden. In Caneva mußten sich die Truppen einer ein­stürzenden Kaserne ins Freie flüchten. Zahlreiche Häuser­einstürze, verbunden mit zu beklagenden Menschenopfern werden ferner aus Santo.Stefano, Tarvis und Pontebba gemeldet. Aus anderen Tälern, wo man ebenfalls katastro­phale Folgen des Bebens vermutet, fehlen bis zur Stunde Nachrichten, da sowohl Telegraph- wie Telephonoerbinönng gestört sind.