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^S 205. Amts- Ayd AnzeigeßkaLt für den Bezirk Kakw. 79. IflhrglNlü.
ErscheimmgSlage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnsertionSpreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Da am 1. Januar 1905 ein
neuer Abonnement
beginnt, ersuchen wir um baldige Erneuerung deS Abonnements.
Zu Neubestellungen ladet höflichst ein
die Expedition.
Amtliche Aekarmtruachrmgen.
Bekanntmachung.
Der nächste Einstellungstermin für die Freiwilligen der Unteroffizierschule und Unteroffizier- Vorschule ist der 15. April 1905.
Lebensalter zum Eintritt in die Unteroffizierschule ist das 17. bis 20.; Körpergröße mindestens 154 am. Lebensalter zum Eintrittt in die Unteroffiziervorschule ist das 15. bis 17 ; Körpergröße mindestens 151 am.
Die Freiwilligen, die in die Unterofftzier- fchule eintreten wollen, müssen vom Köntgl. Oberamt einen Meldeschein haben.
Die weiteren Bestimmungen über den Eintritt können beim Bezirkskommando, Köntgl. Oberamt und Bezirksfeldwebel etngesehen werden.
Beim Bezirkskommando findet die ärztliche Untersuchung und Prüfung statt.
Bezirkskommando Calw.
Die gem. Aemter
werden ersucht, die für Binsdorf ersammelten Unterstützungsgelder in Bälde an das Kassenamt der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins abzusenden.
Calw, 24. Dezember 1904.
K. gem. Oberamt. Voelter. Roos.
Donnerstag, den 29. Dezember 1904.
Die Ortsbehörde«
werden beauftragt, in der Neujahrsnacht die Ortspolizei strenge zu handhaben, Hilfspersonal zur Unterstützung der Polizeidienec aufzustellen und die Exzedenten zur Anzeige zu bringen; das Oöeramt wird empfindliche Strafen verhängen.
Calw, 27. Dezember 1904.
K. Oberamt. Voelter.
Vagesuenigkkiteit.
Calw, 28.Dez. Die Weihnachtsfeier des Liederkranzes fand wie alljährlich am Stephansfeiertage im Badischen Hofe statt. Das äußerst reichhaltige und interessante Programm hatte eine solch große Zahl von Zuhörern herbeigezogen, daß sämtliche Wirtschaftsräume voll besetzt waren. Eröffnet wurde die schöne Feier mit dem stimmungsvollen Chor „Heilge Nacht" von Beethoven. Hierauf folgte der große gemischte Chor „Kolumbus" von Becker. Bei der Aufführung dieses Melodrams wirkten gegen 100 Sänger und Sängerinnen mit. Das Tonwerk hat an sich keinen großen musikalischen Wert, das Ganze macht jedoch bei einigen sehr ansprechenden Chören einen vorzüglichen Eindruck; ein verbindender Text erläutert die Beziehungen der einzelnen Chöre zu einander. Ein gewaltiger Chor ist „Friedrich Rotbart" von PodbertSky; dieser zeigt einen prachtvollen Aufbau, fügt die Stimmen durchaus harmonisch zusammen und schließt mit überaus kraftvollen wirksamen Klängen. Außer diesen größeren Chören kamen noch Männerquintette und -quartette, Damentrio und -quartette und außerdem ein Sopcan- solo „O süße Mutter" von Löwe zum Vortrag; das Quartett „Guten Abend, gut Nacht" wurde
Wonnrsrintlpr. in b. Stadt pr. Mertelj. Ml. 1.10 tnel. LrLgeil Merteljdhrl. Postd>tzua«pr«tr ohne Besteüg. f. d. OrtS» u. Nachbar ort,v-ilehr I Mi., s. d. sonst, «erlehr Mi. 1.10. Bestellgeld 20 Vsg-
äs. oaxo verlangt. Die flotte Durchführung des Programms versetzte die Zuhörer in eine lebhafte Stimmung, die durch die vortreffliche Festrede des Vorstandes noch gesteigert wurde. Für 15jährige aktive Tätigkeit im Verein wurden 5 Sänger mit einem Sängerkrug ausgezeichnet. Der Dirigent des Vereins hat mit diesem Konzert aufs neue bewiesen, daß er unermüdlich bestrebt ist, den Verein auf eine hohe Stufe der Leistungsfähigkeit zu bringen.
r. Calw. Am 2. Weihnachtsfeiertage hielt die „Concordia" unter sehr zahlreicher Beteiligung ihrer Mitglieder wie alljährlich ihre Weihnachtsfeier ab. Das reichhaltige 14 Nummern enthaltende Programm wurde flott abgewickelt und fanden die gut geschulten Chöre, die instrumentalen und humoristischen Einzeldarbietuagen, sowie die beiden Theaterstücke den ungeteilten Beifall der Anwesenden. Im Lauf des Abends fand Erwähnung, daß der Verein im kommenden Jahre sein 50jährigeS Jubiläum feiert. In kurzer Ansprache wurde den Mitgliedern nahe gelegt, tüchtig zu arbeiten um beim Feste das Lob weiterer Fortschritte verzeichnen zu können. Die Gabenverlosung brachte gleichfalls angenehme Abwechslung, so daß die Teilnehmer von der schönen, in allen Teilen wohl- gelungenen Feier voll befriedigt waren.
Liebenzell, 26. Dez. Eine seit beinahe 30 Jahren in einer Spinnerei bedienstete Arbeiterin wurde wegen jahrelanger Garndiebstähle entlassen. In ihrer Wohnung fanden sich Strümpfe und Socken in allen Farben und Größen.
-j- Gechingen, 27. Dez. Am Stephanstag hielt der hiesige Mtlitärverein im Gasthaus zur Krone seine Christbaumfeter ab, die der Gesangverein desselben mit einem 15 Nummern um-
ASNsillSNtN» Nachdruck verboten.
Schminke.
Roman von Helene Lang-Anton.
(Fortsetzung.)
Sie erschauerte im Innern über ihre Kühnheit dem Manne gegenüber, dem sie sich seit sechsundzwanzig Jahren demütig untergeordnet hatte; aber ihr Aeußeres beriet diese Furcht nicht. Ihr Blick begegnete ruhig dem seinen; Schmolling starrte sie sprachlos an. Er fand gar keine Worte, so erstaunt war er: seine Frau, die seit seiner Verheiratung keinen andern Willen als den seinen kannte, die nie ein Wort des Widerspruchs wagte, erhob sich zu entschiedenem Widerstand, sie bot ihm Kampf, und etwas von Heroismus lag über ihr mildes, gutes Gesicht und ihre zarte Gestalt gebreitet.
Er wurde nicht heftig. Sie war ihm neu, diese Entschiedenheit seiner Frau; sie gefiel ihm besser, als das demütige Unterwerfen, als die Tränenbäche. Daß seine herrische Natur die Frau zu dieser kraftlosen Puppe gemacht, daran dachte er in diesem Augenblicke nicht. Freilich, die Sache an und für sich war lächerlich; was wollte, was konnte die Frau ausrichten gegen sein entschiedenes Verbot; aber daß sie den Mut hatte, ihm entgegenzutreten, gefiel ihm, und er sagte daher ruhig: „Ich würde dir raten, Fred nicht zu unterstützen; nie gebe ich meine Einwilligung."
„Und wenn er ohne diese handelte? Wenn" — erschrocken hielt sie inne; sie war zu weit gegangen. Die Zornader schwoll an deS Gatten Stirn, und mit der Faust auf den Gartentisch schlagend, rief er aus: „Er soll eS wagen, wir einen Bettler jage ich ihn von meiner Schwelle, und wehe dir, wenn du ihn unterstützest."
Er verließ sie auf das höchste erregt. Ihr bischen Mut war schnell verflogen, und von Heroismus war nichts mehr in diesem bekümmerten G:siht zu lesen. Ihre Hände falteten sich zum Gebete, und ihre bleichen Lippen flehten: „Herr, wende du alles zum Besten, schütze mir den geliebten Sohn!" —
*
* * *
Alfred v. Schmolling war im höchsten Grade verstimmt; er hielt einen Brief in den Händen, worin ihn sein Vrter scharf aufforderte, unverzüglich nach Hause zu kommen. Was sollte er tun? Ungehorsam konnte bei dem Despotismus des Vaters einen Bruch mit dem elterlichen Hause schon vor der Znt herbeifahren. Auch Mary hatte ihm, wie sie versicherte, heimlich — geschrieben und ihn beschworen, doch den Vater nicht zu reizen, der sich ohnehin in schlechter Laune befände; zum Schluß hatte sie beigefügt, daß sich jemand unendlich sehne, ihn wiederzusrhen. Das konnte doch nur seine geliebte Mutter sein, und dieser eine Freude zu machen, mußte er da nicht gern sein junges Liebesglück für kurze Zeit entbehren? Wußte er doch schon jetzt, mit welchem Herzeleid sie, wenn der Vater nicht umzustimmen sei, sondern auf seiner Weigerung beharre, seinen Verlust tragen würde.
Er stand erregt auf, griff nach einer Zigarre, entzündete sie und ging im Zimmer auf und nieder. Er blieb vor einer Staffelet stehen und schlug den verhüllenden Shaw! zurück. Es war Frieda! DaS seine, durchgeistigte Gesichtchen mit den großen, sprechenden Augen lächelte in glückselig an. Ir, so sah sie aus, als er sie versicherte, daß nichts auf dieser Erde sie trennen könne. ES war ihm ernst mit diesem Versprechen, doch erfüllte ihn der Gedanke an die kommenden Stürme mit quälender Unruhe. Er war eine weiche, sensible Natur, die nicht leben konnte ohne Liebe. Zu lieben und geliebt zu werden, erschien ihm als das einzig wünschenswerte Glück auf Erden.