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aufschiebc. Der Gesandte hat die Militärmission in Fez und auch den dortigen französischen Vizekonsul beauftragt, mit sämtlichen dort lebenden französischen Staatsangehörigen sofort abzureisen. Alles deute auf eine Krisis hin. Clemenceau spricht in der „Aurore" die Befürchtung ernster Verwickelungen aus: „Wir sind mit der Abenteuer-Politik noch nicht zu Ende!"
Port Arthur, 22. Dez. Heute morgen machte eine Abteilung des rechten Flügels einen Sturm auf eine nördlich von Husanyantau nahe der Taubenbucht gelegene Anhöhe auf der Halbinsel in der Taubenbucht, wobei ein russisches Geschütz kleinen Kalibers genommen wurde. Der Gegenangriff wurde zurückgeschlagen.
— Die Japaner treffen umfassende Vorkehrungen, um dem baltischen Geschwader einen „warmen Empfang" zu bereiten, und zwar, wie es scheint, schon im Indischen Ozean. Nach einer Reutermeldung aus Stvgapore sind dort, also am Eingang der Straße von Malakka, gestern früh zwei japanische Kreuzer eingetroffen und am Nachmittag weitergegangen. Es heißt, zwei japanische Schlachtschiffe, zwei japanische Kreuzer 1. Klaffe und zwei japanische Kreuzer 2. Klasse, sowie zwölf Torpedobootzerstörer seien nicht wett von Singa- pore in westlicher Fahrt begriffen. Zugleich liegt aus Shangai eine Reuter'sche Meldung vom 22. ds. vor, ein aus starken Kreuzern zusammengesetztes japanisches Geschwader unter dem Befehl des Admirals Kamimura sei nach dem südchinestschen Meere gedampft, um der baltischen Flotte entgegenzugehen.
vermischtes.
— Von Sozialdemokraten, die ein Hochzettsgeschenk für den Kronprinzen bewilligen, wird der „Köln. Ztg." aus der Gemeinde Leichlingen im Kreise Solingen berichtet. Der rheinische Städtc- tag hat beschlossen, daß die Städte der Rhetnprovinz dem Kronprinzen gemeinsam ein Hochzettsgeschenk machen, wozu ein Beitrag von je 1 auf 100 Einwohner beigesteuert werden soll In der Stadt- vcrordnetensitzung in Leichlingen befürwortete der Bügermeister die Bewilligung des auf Leichlingen fallenden Beitrags von rund 60 Der Antrag des Bürgermeisters wurde ohne Erörterung und ohne Einspruch von irgend einer Seite, auch nicht von den sozialdemokratischen Mitgliedern, einstimmig angenommen.
— Ueber einen Raubmord wegen einer falschen Tausendernote wird der N. Fr. Pr. aus Graz berichtet. Kürzlich wurde vom Revierjäger von Kapfenberg, Franz Hoszer, in der Nähe
eines Meierhofs auf dem St. Martiner Weg ein Mann sterbend aufgefunden. Der Mann starb auch bald und bei der Obduktion wurde festgestellt, daß er infolge großer Gewaltanwendung an Gehirnlähmung gestorben ist. Dem „Grazer Volksblatt" wird hiezu gemeldet: Am Abend des 18. ds. kam in das Lurgersche Gasthaus der Schmied Franz Ziegler und zeigte dort den anwesenden Gästen eine Tausendkronennote, die auf der ein-n Seite allerdings das Bild einer Tausendkronennote zeigte, auf der anderen Sette aber nichts anderes als ein Preiskourant war. Diesen Scherz mußte der Mann leider mit seinem Leben bezahlen. In dem Gasthause saßen nämlich an einem anderen Tische zwei Knechte, welche die angebliche Banknote nur von der Ferne sehen konnten. Sie folgten dem Schmied bei seinem Fortgehen aus dem Gasthause, woraus sie ihn auf dem Wege zur Werksanlage überwältigten, niederschlugen und beraubten. Am nächsten Tage starb der Schmied an den Folgen der erlittenen Verletzungen. Noch am selben Tage wurden die beiden Verbrecher ausgeforscht und dem Bezirksgericht eingeliefert.
— Journalismus in Port Arthur. Die „Nowi Krat", die trotz aller Schwierigkeiten einer fast beispiellosen Belagerung ihr Erscheinen fortgesetzt hat, schreibt wie folgt: „In der Nähe unseres Setzerzimmcrs find etwa ein Dtzd. Granaten krepiert. Verschiedene Explosionen drückten die Mauern ein, während andere nur die Fenster zerschmetterten. Unser Text wird auf Papier von unbestimmter Farbe gedruckt. Wir haben nicht immer gutes weißes Papier, und wir sind daher manchmal gezwungen, blaues, rotes oder orangefarbenes Papier zu verwenden. Die Soldaten auf den Wällen lesen aber unsere Zeitung mit großem Eifer." Eine vollständige Ausgabe der „Nowi Krai" dürfte vielleicht schon sehr bald nach Schluß des Krieges kaum zu bezahlen, wenn sie überhaupt zu haben ist.
— Humoristische Stefansboten. Aus einem Berliner Vorort erzählt man der „Tägl. Rundsch." ein Gcschichtchen, das den Vorzug der Wahrheit haben soll. Ein Briefträger konnte an einem Vormittage einen Brief für ein Haus in der Berliner Straße nicht bestellen, weil auf dem Grundstück frei herumlaufende bissige Hunde ihn an- klofften nnd zu beißen drohten. Er nahm daher das Schriftstück wieder mit, nachdem er den Vermerk darauf gesetzt hatte: „Wegen bissigerHunde nicht zu bestellen." Ein zweiter Stefansbote, der den Brief am Nachmittag abgeben sollte und ebenfalls unverrichteter Sache abziehen mußte, schrieb als zweite Notiz auf den Umschlag die Worte: „Mir beißen se ooch!"
blatt aus Dresden: Als die Exkronprinzesstn mittags um 11 Uhr tief verschleiert Einlaß in das Schloß begehrte, wurde sie von Kriminalbeamten umringt. Ein Beamter trat auf die vor Erschütterung Bebende zu und bedeutete ihr, daß sie von ihrem Vorhaben abstehen möge. Bitten und Fordern halfen nichts, sie mußte in Begleitung eines Beamten den Rückweg nach ihrem Hotel antreten, wo niemand zu ihr vorgelassen wurde. Gleich danach wurde der Gräfin ein Schreiben von der Polizei übergeben, in dem die Verbannte aufgefordert wurde, Dresden bis Nachmittags um 4 Uhr zu verlassen. — Vor wenigen Tagen hatte die Gräfin Schritte unternommen, um ihren Kindern Weihnachtsgeschenke zukommcn zu lassen. Dieser Wunsch wurde damals schon abgeschlagen. Die Gräfin wollte dann zugleich mit den Geschenken des Toskanischen Hauses die ihren den Kindern senden; doch auch dieser Wunsch wurde ihr nicht erfüllt.
London, 23. Dez. Das Reutersche Bureau meldet: Der russische Konsul erklärte auf Befragen, von den von ihm im Konsulat vernommenen Fischern habe nur einer die von ihm gemachten Aussagen beschworen und unterzeichnet. Die andern Leute haben nicht gewagt, ihre Mitteilungen zu unterschreiben. Der Mann, der seine Aussagen beschwor, hat erklärt, er habe niemals gesagt, daß sich Torpedoboote unter den Fischerbooten befunden haben. Als man ihn ins Konsulat geführt, sei er betrunken gewesen.
Parts, 20. Dez. Ein eigenartiger Unfall ereignete sich gestern nachmittag in der Vorstadt Matson Blanche. In einer Papierfabrik sprang das Schwungrad ab, drang durch das Glasdach und flog über das Dach des Nachbarhauses in eine etwa 120 m entfernte Schuhfabrik, wo zwei Arbeiter getötet wurden.
Tanger, 23. Dez. Ein Bote aus Alcassar bringt die Nachricht, daß die benachbarten Stämme die Stadt umzingelt haben. Sie fordern die Auslieferung des französischen Konsuls und der englischen Untertanen und drohen, die Stadt im Falle der Ablehnung ihrer Forderungen zu zerstören. Eine berittene Abteilung Regicrungstruppen verläßt Tanger, doch weiß man nicht, ob mit dem Bestimmungsort Alcassar oder zum Patrouillendienst außerhalb Tangers.
— Der Korrespondent des „Matin" in Tanger meldet, daß der Sultan sich geweigert hat, den französischen Offizier, welcher als Verstärkung der französischen Militärmisston mit zwei Unteroffizieren dort eingetroffen war, zu empfangen. Der Gesandte habe der marokkanischen Regierung mitgeteilt, daß er auf Entscheidung der französischen Regierung hin seine Reise nach Fez bis auf weiteres
Amtliche und Privatmyeigm.
Einladung
zur Abnahme von Abonnementskarte« für de« Schlittschuhlauf im Winter 1SV4/VS.
Die Eröffn««« der Eisdah« am Oelevderile ist bei Fortdauer des kalten Wetters auf die Weihnachtsfeiertage in sichere Aussicht zu nehmen. Der Abo«rreme«tspreis beträgt: u) für Erwachsene 1
d) für Kinder unter 14 I. 50 A Jeder Abonnent erhält zum Ausweis eine Marke, welche für die Erwachsenen in blauer, für die Kinder in roter Farbe gehalten ist.
Diese Marke und die Entrichtung des Betrags berechtigt zur Benützung der Eisbahn während des ganzen Winters 1904/05.
Die Marke ist auf der Eisbahn sichtbar za tragen.
Außerdem werden an der Eisbahn Tageskarten zu 10 für Erwachsene und für 5 ^ für Kinder abgegeben.
Zu zahlreicher Beteiligung wird eingeladen. Eine Liste zur Einzeichnung ist im Umlauf.
Calw, den 23. Dezember 1904.
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helle Ware, sind einge troffen, ebenso Thomasmehl 18«/«ig.
Der Verstand:
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Verlobte.
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Stettin
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Verlobte.
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Verlobte.
Weihnachten 1904.
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tVeilmaedten 1904.
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Verlobte.
Pranblurt L. LI., tVeilmaedten 1904.
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