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« 193 . Amts- «nd Anzeigrökatt fiir de« Aezirk Galw. 79 . MM,.
Srscheinungstage: Dienstag. Donnerstag. Samstag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Sonntag, Len 4. Dezember 1904.
Lbonnementtpr. in d. Stadt pr. Viertelt. Mk. 1.10 tncl. Träger l, Bterteljährl. PostdqugSprei» ohne Bestell«. f. d. OrtS- u. Nachbar ortSoerlchr I Mt., s. d. sonst. Lertehr Wk.1.10. Bestellgeld 20 Pfg.
Amtliche WeLarmtmachrnrgen.
Bekanntmachung.
In Hemmiuge« ist die Maul- und Klauenseuche ausgebroche«».
Calw, 3. Dezember 1904.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Tagesnenigkeiten.
2 . Ge Gingen, 1. Dez. Bei der heut. Bürg er- ausschußwahl haben von 239 Wahlberechtigten nur 31 abgestimmt. Diese gegen frühere Wahlen noch günstige Wahlbeteiligung war lediglich dem) Umstand zu verdanken, daß der hiesige Gesangverein, auf die bei Bürgerausschußwahlen herrschende chronische Wahlenthaltsamkeit spekulierend, sich den Spaß erlaubte, einen eigenen Kandidaten aufzustcllen. Ohne die Stimmen der Gesangvereinsmitglieder wäre also die Wahlbeteiligung gleich Null gewesen. Dieses Ergebnis zeigt wieder deutlich, wie man auch bei der ländlichen Bevölkerung über den Wert der Institution des Bürgerausschusses denkt. Die Anschauung, daß diese Institution sich überlebt hat, und daß die ursprüngliche Bestimmung des Bürgerausschusses, eine Kontrollbehörde gegenüber dem Gemeinderat zu sein, längst gegenstandslos geworden ist, hat tatsächlich in viel größerem Umfang Platz gegriffen, als diejenigen ahnen, die für das Zwei- kanzmer-System auf den Rathäusern schwärmen. Der Ausfall der hiesigen Wahl zeigt aber auch noch Wetter, welche Gefahren eine regelmäßige Wahlenthaltsamkeit unter Umständen in sich bergen kann, obgleich wir auch diesmal wieder Grund haben, mit dem Wohlresultat zufrieden zu sein.
-u. Wildberg, 1. Dez. Der Gedenktag von Champtgny und Villiers gestaltete sich Heuer für den hiesigen Mtlitärverein zu einem schönen Festtage, indem der König das von ihm für 25jährige Zugehörigkeit zum Kriegerbunde gestiftete Ehrenzeichen dem Verein überreichen ließ. Beztrks- obmann, Landtagsabgeordneter Schaible, heftete nachmittags 2 Uhr auf dem Marktplatz unter passenden Worten die Medaille an die Vereinsfahne und schloß den Akt mit einem dreimaligen Hurrah auf den König. Das Festessen, durch eine Anzahl patriotischer Reden gewürzt, wurde bei Kamerad Rothfuß zur Traube eingenommen.
Im Laufe dieses Jahres wurde in Calmbach, OA. Neuenbürg, nach den Plänen des Oberamtsbaumeisters Link ein neues Schulgebäude mit einem Aufwand von 156000 ^ erstellt. Auf freiem Platz an der Straße nach Höfen gelegen ist das stattliche Haus im deutschen Renaissancestil aufgeführt. Die Einweihung fand unter Teilnahme zahlreicher Gäste am 1. Dezember statt. Die Glückwünsche der Oberschulbehörde überbrachte Ober- konfistorialrat Schüz, die Festrede hielt Bezirksschulinspektor Schneider, das Weihegebet sprach Dekan Uhl.
Reutlingen, 2. Dez. In der gestrigen Gemetnderatssitzung wurde beschlossen, dieFleisch - und Biersteuer solange als möglich zu behalten. Im städtischen Gaswerk soll Koaks zu ermäßig»« Preisen an ärmere Bewohner der Stadt abgegeben werden.
Eßlingen, 2. Dez. In der Untersuchung wegen Unterschlagung gegen den Beztrksnotar Häcker und dessen Gehilfen Raff ergeht nunmehr seitens des Untersuchungsrichters Lessing
öffentliche Aufforderung zur Einsendung der von beiden Angeklagten ausgestellten Quittungen aus den Jahren 1900/1904.
Heilbronn, 2. Dez. Der frühere Oberbürgermeister Hegel maier hatte in einem Brief an das Hochbauamt Heilbronn um die Enfernung seines Wappens aus der Wappensammlung des großen Rathausfensters ersucht, mit dem Zusatz, daß er „keinerlei sichtbare Verbindung mit dem Heilbronner Rathaus" mehr wünsche. Der Ge- metnderat, an den das Hochbauamt das Ersuchen weiter gab, hat diesem aber nicht stattgegeben.
Heilbronn, 2. Dez. Die beiden Ausbrecher aus dem hiesigen Untersuchungsgefängnis des K. Landgerichts haben sich nur kurze Zeit der goldenen Freiheit erfreuen dürfen. Der eine, der Maurer Wtesenmaier, wurde in Crailsheim ab- gefaßt und der andere ist bei Langenburg festgenommen worden. Beide wurden hier wieder ein- geliefert.
Blaufelden, 2. Dez. In der am Mittwoch hier stattgefundenen Versammlung gab Regierungspräsident v. Häberlen den Anwesenden interessante Aufschlüsse über den verhafteten Einbrecher Karl Bader. Derselbe hat seine Einbrüche allein verübt. Bader begann feine Tätigkeit am 9. Sept. mit einem Einbruch ins Rathaus in Gebenweiler OA. Welzheim. Nach verschiedenen weiteren Rathauseinbrüchen in Dettingen, OA. Heidenheim, Oberkochen und Unterkochen brach er am 19. Sept. in Untergröningen im Rathaus und im Ochsen ein. Bei letzterem Einbruch erbeutete er 1500 worauf er nach München zum Oktoberfest fuhr und das Geld in zarter Gesellschaft verjubelte. Am 17. Okt. nahm Bader sein Diebs-
FeUilletOHr Nachdruck »erboten.
Gisa's Antwort.
Eine lustige Pensionsgeschichte von Alwin Römer.
(Fortsetzung.)
Nach einer Pause fuhr Gisa zu lesen fort: „Die alte Heimat hat mich wieder. Sie sind inzw.schen ein Jahr älter und, w-.e ich heute vom C>fe Robby aus, wo Sie alle vorübcrwandelten, gesehen habe, noch viel, viel hübscher geworden. Darf ich heute fragen, ob Sie auch mir damals schon ein wenig zugetan waren? Ob sie im Laufe dieser Monde manchmal des Mannes gedacht, der Ihnen in jener köstlichen Zeit ein so getreuer Ritter war und doch den Frieden ihres jungen Herzens mit keinem unbedachtem Wort zu stören wagte? Oder ^omme ich zu spät? Habe ich keine Hoffnung?
Gönnen Sie mir, bitte, eine einzige Viertelstunde der Aussprache! Ich weiß, Ihre Pensionsvorsteherin ist strenges als Cerberus, der Höllenhund, aber wenn Sie mich nicht ganz vergessen haben oder auch nur Ihr treu behütetes Bit» zurückerhalten wollen, so dürfen Sie nicht nein sagen. Lasten Sie mich wissen, wo und wann ich Ihnen einmal begegnen kann; zu jeder Stunde bin ich bereit, und ich ersehne den Augenblick, wo ich Ihnen wieder in die tiefen, dunklen Augen schauen darf, die mich um den halben Erdball herum verfolgt haben. Ihr unwandelbar ergebener Kurt von Güsen."
„Welch entzückender Brief!" schwärmte Therese und ließ das Blatt sinken. „Und was hast du ihm geantwortet?"
„Nichts bis jetzt!"
„Aber du mußt doch antworten! Ob du ihn liebst oder nicht!"
Gisa lächelte leise.
„Muß ich wirklich?" fragte sie schalkhaft.
„Ach, verstell' dich doch nicht, Gisa! Du bist ja schon längst mit dir
einig!"
„Das bin ich nicht!"
„Nun, gefiel er dir denn nicht damals, ehe er nach China ging?"
Gisa zuckte die Achsel und wurde rot.
„Was würde das beweisen?" entgegnete sie schließlich. „Ec könnte sich doch ziemlich verändert haben in dem rauhen Jahre! Außerdem war ich noch so unreif damals!"
„Das warst du allerdings!" gab Therese im Ton höchster Ueberlegenheit zu. „Aber darum mußt du ihn jetzt unbedingt Wiedersehen, damit du klar wirst über ja und nein! O, ich habe eine Idee! Ich muß am Dienstag um elf Uhr zum Zahnarzt. Wenn du heute abend anfängst, über eine alte Wurzel zu klagen, und morgen ein tüchtiges Tuch umknudelst, so darfst du Dienstag mit! Kein Mensch wird etwas argwöhnen! Du schreibst ihm gleich heute noch, daß er dich im Wartezimmer dort treffen soll; ja nicht etwa auf der Straße, weil Pastor Hollmann gegenüber wohnt, hörst du? Und alle- kommt ins Geleise!"
„Ich habe noch nie solch einen Brief geschrieben, Therese! Ich fürchte mich davor!"
„Du armes Wurm! Na, Gott sei Dank, habe ich genügend Erfahrung darin; ich werde ihn dir aussetzen und du brauchst ihn dann blos abzE^eiben!"
Und rasch entschlossen riß sie aus einem ihrer Aufsatzbücher ein paar Blätter heraus, kaute ein wenig an dem Bleistiftende herum und begann dann, ohne viel zu stocken, einen Entwurf niederzuschreiben.
„So!" rief sie dan- voll Eifer und offenbar sehr befriedigt von ihrer Leistung. „Jetzt, bitte, hör 'mal zu! Duschreibst: