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Neuenbürg, Montag den 24. November 1919.

77. Jahrgang.

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Deutschland.

Stuttgart, 22. Nov. DieDemokratische Korr." berichtet, in einem Hotel hätten die dort wohnenden Verbandsosfiziere einige Studenten, die sich mit ihren Abzeichen in dem Hotel aufhielten, aufgefordert, das Hotel zu verlassen. Um Zusammenstöße zu ver­meiden, sei dem Verlangen der Offiziere Rechnung getragen wor­den. Dazu bemerkt dieWürtt. Ztg.": Nach unserer Kenntnis ist die Darstellung nicht ganz richtig. Nicht die Verbandsoffiziere, sondern der Hotelbesitzer hat, übrigens in höflichster Form,, Korps­studenten ersucht, das Haus zu verlassen, da die fremden Gäste an den Abzeichen Anstoß nehmen könnten. Wer ist dieser Wirt? Warum geben ihn die Stuttgarter Blätter nicht der öffentlichen Verachtung preis?

Berlin, 22. Nov. Der Reichskommissar Hörsing hat, nachdem sein Antrag, den Belagerungszustand in Schlesien aufzuheben, in einer Sitzung beim Minister des Innern mit Rücksicht auf die politische Lage abgelehnt worden war, erklärt, daß er den Be­lagerungszustand mit seinem Namen nicht weiter decken könne und feine Dienstentlassung beantragen werde.

Berlin, 21. Nov. Im Volkswirtschaftsausschuß der National­versammlung begründete ein Regierungsvertreter den Entwurf einer Verordnung über die Erhöhung des Holzschlags zur Linder­ung des Mangels an Nutz- und Brennholz. Im Zusammenhang damit wurde eine Petition des deutschen Städtetages beraten, die eine Versorgung der Städte mit Brennholz verlangt zur Erleich­terung der winterlichen Kohlennot, und eine Petition des Vereins Ostdeutscher Holzhändler und Holzindustrieller, betreffend den Mehr-Einschlag von Holz. Die Regierungsvorlage wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Berlin, 21. Nov. Der Major v. Lützow, der kürzlich mit einer Kompagnie von Jägern vor die Wohnung Hindenburgs ge­zogen war, wird vom Reichswchrminister seines Postens enthoben Verden.

Minister koch über die innere Lage.

Berlin, 22. Nov. Minister Koch hatte mit einem Vertreter desBerliner Tagebl." eine Aussprache über die gesetzgeberischen Pläne im Reichsministerium des Innern, lieber die Reichspolitik »ach dem Wiedereintritt der Demokraten und über die allgemeine politische Lage sprach sich der Minister wie folgt aus: Ein Volk, das noch heute von seinen Gegnern verhindert wird, sich wirtschaft­lich aufzurichten, wird nicht so leicht eine Regierung finden, mit der es restlos zufrieden ist. Die gegenwärtige Regierung ist so einig, wie eine Koalitionsregierung es nur sein kann. Jede Re­gierung von rechts würde alsbald den Kampf aller gegen alle s herbeifuhren. Die Meinung, als wir vor einer Gegenrevolution 'ständen, halte ich für weit übertrieben. Wir brauchen Ruhe in Deutschland und namentlich in Berlin. Tollhäusler, die es wagen würden, gegen den Willen der großen Mehrheit des Volkes eine Gewaltherrschaft der Minderheit aufzurichten braucht man nicht zu fürchten.

Gewalkakle der Enlenle im befehlen Gebiei.

Berlin, 21. Nov. Nachdem bekanntlich vor einiger Zeit die Ausweisung des Landrates Dr. Klausel in Höchst a. M. durch die »»4 ' k französische Besatzungsbehörde erfolgt ist, hat diese Behörde dem

Kreisschuldirektor Hindrichs in Höchst a. M. die Verwaltung des l Landratsamts Wertragen, obschon die zuständige deutsche Verwat- : lungsbehörde hiergegen bei den französischen Befehlshabern Ein­spruch erhoben hat und die Staatsregierung Hindrichs in seinem Amte nicht anerkennt. Da Hindrichs das Amt ohne Genehmi­gung der ihm Vorgesetzten Behörde angetreten hat, im übrigen Men ihn der Vorwurf erhoben wird, staatsfeindliche Bestrebungen durch seine politische Tätigkeit zu unterstützen, ist gegen ihn das ! Disziplinarverfahren mit dem Ziele der Dienstentlassung durch den ! Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung eingeleitet wor- lkN.

' Berlin, 22. Nov. Die Aufstellung der Sicherheitswehr im Letzten Gebiet des Rheinlands ist, wie diePolitisch-Parlamen- drischen Nachrichten" von zuständiger >Seite in Berlin erfahren, M Marschall Fach verboten worden, ohne daß irgend welche münde dafür angegeben wurden.

Milzlüir

i Grundgebote.

Erstens:

r Krankheit schütze».

Zweitens:

:iten rasch beseitigen, hutz! vor Krankheiten darin, daß man alle, ,

'den und giftig-» i Mden halte ich für weis übertrieben

>om Körper fernhalt. ^

sie sich Loch in den eingeschlichen, dann rasch als möglich en. Beides kann chehen durch den

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eilapparat

e Krankheiten vn- ister Art, Nerven- ungen, Erkrankungen nungsorgane,JschiaS, heilt, was von mehr 00v Familien amr- oird. Verlangen K> belehrenden Dr»S' n von unS od« iserem Vertreter.

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wende sich unt.DK ein. Verhält«, and» Allgemeine Beleih ivat-Darlehen-AnfÄ 'Baden, Jammstr. - eglaub. DankschreD! men jeden Standes^ >e rasche, verschwieM me u. vorschuöfrA sabwickelung. Züschs

«stürzt. BriefaufschrM

A» Lahr in Bad»

Besetzung von Bonn durch -le Franzosen.

Bonn, 20. Nov. Die Stadtverwaltung von Bonn teilt mit, daß die Stadt Anfang Dezember von französischen Truppen besetzt vird. Die Mannschaften, bestehend aus mehreren kriegsstarken Regimentern, werden in den Kasernen und Baracken unterge- Mcht, die Offiziere mit ihren Familien in Privathäusern. Bonn Mlt einen Korps-, einen Divisionsstab, zwei Brigade- und drei Regimentsstäbe.

Der Ruf nach Abbau der Zwangswirischaft.

, Auch der frühere Reichsschatzminister Gothein verlangte in kan demokratischen Versammlung in Berlin den Abbau der Zwangswirtschaft und allmähliche Angleichung der Preise Ser Mischen Waren an die Weltmarktpreise. Die ungeheure Spann­es! zwischen den deutschen Höchstpreisen und den Welthandels­

preisen trage die Schuld an der Verschiebung großer deutscher Lebensmittelmengen, vor allem Getreide und Zucker, nach Sem Auslande. In der Fleischwirtschaft werde Wer 60 Prozent des Viehs schwarzgeschlachtet. Eien Besserung sei nur durch Erhöhung der Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu erreichen, bei der die Arbeiter, die ja doch vorwiegend aus dem Schleichhandel leb­ten, sicher nicht schlechter fahren würden. Die Schwerfälligkeit des amtlichen Apparates bringe heute fast sämtliche günstigen Aus­landsgeschäfte zum Scheitern und die Zwangswirtschaft verteuere dem Verbraucher nahezu alle Einfuhrartikel. Der deutsche Kauf­mannstand sei in Gefahr, alles Ansehen und damit den Kredit im Auslande zu verlieren, wenn der Zustand so bleibe, daß nur das Schiebertum nach dem Ausland Geschäfte machen könne.

Ls ist gestattet.

Der frühe Eintritt des Winterwetters hat bei dem allgemeinen Rückstand der diesjährigen Erntearbeiten die restlose Einbringung der Hackfrüchte verhindert. Bei Eintritt von Tauwetter gilt es, alle Kräfte einzusetzen, um die für die gesamte Bevölkerung dro­hende schwierige Lage nach Möglichkeit zu mildern und die noch im Boden befindlichen Kartoffeln, Futter- und Zuckerrüben her­auszunehmen. Bei der allgemeinen Knappheit an Nahrungsmit­teln, sowie Futtermitteln, darf nichts unversucht bleiben, um die Erntearbeit da, wo erforderlich, vor Eintritt des Winterfrostes zum Abschluß zu bringen.

Wo die zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte und die tarif­lichen Verträge oder die nach der vorläufigen Landarbeitsordnung vorgesehenen Höchstarbeitszeiten nicht ausreichen, sind Uebeistun- den zu machen. Die vorläufige Landarbeitsordnung Paragraph 3 sicht ausdrücklich vor, daß im Notfälle Ueberstunden gegen beson­dere Vergütung geleistet werden können. Alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerorganisationen bittet daher der Reichsernährungs­minister, durch einträgliches Zusammenarbeiten daraus hinzuwir­ken, daß die noch aus dem Felde befindliche Ernte gerettet wird, (Der Unsinn der Landarbeiterordnung kommt ihren Schöpfern all­mählich selbst zum Bewußtsein. Schriftl.)

Leine Einigung der Sozialdemokratie.

Berlin, 22. Nov. Mit der sozialistischen Einigung, von der in den letzten Tagen so viel die Rede war, scheint es doch noch gute Weile zu haben. Heute wird in derFreiheit" eine Erklärung des Zentralkomitees der Unabhängigen veröffentlicht, die an ein Schreiben der bekannten Zentralstelle für Einigung -er Sozial­demokratie, oder genauer, an ein Schreiben der Herren Eduard Bernstein und Nestripke anknüpft, die den Vorstand der Unab­hängigen aufgesordert hatten, mit dem Vorstand der Mehrheits­sozialisten in Verbindung zu treten, um die Möglichkeit einer Ver­ständigung zu erörtern. Kurz und brüsk wird erklärt, die unab­hängige Parteileitung könne der Aufforderung keine Folge geben. Eine Einigung könne nur erfolgen auf dem Boden desproletari­schen" Klassenkampfes.

Die Rückkehr der baltischen Truppen.

Berlin, 22. Nov. Der Zusammenbruch im Baltikum scheint katastrophal zu sein. Seit sechs Tagen rollen, wie aus Königsberg gemeldet wird, die Lazarettzüge mit den Verwundeten und Kran­ken der Heimat zu. In Königsberg allein sind etwa 600 Ver­wundete eingetroffen. Sie behaupten, bis zum letzten Moment hätten ihre Vorgesetzten ihnen erklärt, die Rückzugsbefehle der deutschen Regierung seien nur Scheinmanöver der Entente gegen­über. In Wirklichkeit wünsche die deutsche Regierung das Fort­bestehen des Baltikumunternehmens. Wenn man die unverant­wortliche Sprache kennt, in der dieTrommel", das in Mitau er­scheinende Organ der deutschen Truppen, geschrieben wurde, kann man das beinahe für glaubhaft halten.

Ausland.

Amsterdam, 22. Nov. Nach demHandelsblad" vernimmt Daily Chronicle" aus Paris, daß in den nächsten Tagen die zoll­freie Einfuhr deutscher Farbwaren in Frankreich verlangt werden wird. (Die deutschen Farben, welche die Franzosen trotz aller Schnüffeleien in Len Höchster Farbwerken in gleicher Güte nicht nachmachen können, sind doch ein recht begehrenswerter Artikel. Schriskl.)

London, 21. Nov. Obwohl die nächste Sitzung des Kongresses bereits am 1. Dezember stattfindet, hält man es jedoch kaum für wahrscheinlich, daß der Friedensoertrag vor Januar in Kraft tre­ten werde. Der Minister des auswärtigen Amtes hob ausdrücklich hervor, daß keine amerikanischen Konsuln nach Deutschland ge­sandt werden, bevor der Frieden geschlossen worden ist.

Lugano, 22. Nov. Der in Berlin wegen Teilnahme an den spartakistischen Unruhen zu 6 Monaten Gefängnis, und in Italien wegen Fahnenflucht vor dem Feinde zum Tode verurteilte italie­nische Eisenbahner Missioni ist bei den italienischen Kammerwahlen zweimal gewählt worden.

Newyork, 22. Nov. Der Bergarbeiterstreik dauert trotz der Zurückziehung des Streikbefehls fort und nimmt sogar zu. Die Lage ist sehr ernst, die Beschränkungen, die während des Krieges galten, sind wieder eingeführt.

Die Bevölkerung Oesterreichs vor dem Verhungern.

Wien, 21. Nov. Die Nationalversammlung nahm den Zwei- Milliarden-Kredit zur Bestreitung der durch die normalen Staats­einnahmen nicht gedeckten Staatsausgaben an. Staatskanzler Dr. Renner schilderte die entsetzliche Lage, in der sich die Bevölkerung und das Staatswesen befinden. Niemand wisse, ob unter diesen Umständen der Winter des Entsetzens von den Millionen Einwoh­nern überlebt werden könne. In den Städten und Jndustrieorten Steiermarks könne schon seit Tagen kein Brot mehr ausgegeben werden. Tirol und Salzburg sind ohne genügende Brotfrucht. In den Ländern unseres Staates versagt die Kohlenversorgung vollständig. Wir sehen die wachsende Zahl der Leichenbegängnisse, die sich mehrende Zahl der Kindergräber. Wir sehen, wie sich ent­setzensvolles Sterben eines ganzen Gemeinwesens ankündigt. In dieser Lage will die Staatsregierung das Gewissen unserer Nach­barvölker und der ganzen Welt wachrufen.

Von der italienischen Kommission vPirde vor längerer Zeit Oesterreich ein Quantum von 30 000 Tonnen Brotgetreide ameri­kanischer Herkunft angeboten, deren Lieferung nur erfolgen kann, wenn der Oberste Rat in Paris die Bedingungen der Lieferung und die Bezahlung gutgeheißen hätte. Die österreichische Regier­ung genehmigte die italienischen Bedingungen. Der Oberste Rat aber hat bisher eine Entscheidung Wer die Ablieferung nicht ge­fällt. Unterdessen gehen Tausende dem Untergang entgegen. Aber was kümmert das die Entente.

Die österreichische Lrone auf 2 Centimes gefunken.

Basel, 20. Nov. Die österreichische Krone ist gestern an der Schweizer Börse auf 3, im freien Handel auf 2 Centimes ge­sunken. In Börsenkreisen verlautet, - der Wert der Krone binnen weniger Tage so minimal sein werde, daß sie als Zah­lungsmittel im Ausland keine Bedeutung mehr besitzen werde.

Zu den französischen Wahlen.

Mülhausen, 20. Nov. Im Oberelsaß haben die Bürgerlichen rund 50 000 Stimmen bei den Wahlen mehr erhalten, als die Sozialisten. Immerhin erzielten die Sozialisten im Departement Oberrhein nahezu 118000 Stimmen, in verschiedenen Industrie- Plätzen hat der sozialistische Kandidat gesiegt. Elsaß-Lothringen entsendet u. a. in die französische Kammer: die Abbes Wetterte und Müller, die Pastoren Scheer-Mülhausen und Altorsen-Wei- ßenburg, die Fabrikanten de Wendel und Simonis, den Arbeiter Viegel, sowie die Redakteure Weltz vom Elsässer" und O-yarles Frey von derNeuen Straßburger Zeitung".

Millerand Nachfolger Elemenceaus.

Stratzburg, 20. Nov. Wie dieJnform." erfährt, ist für die letzte Novemberwoche eine außerordentliche Sitzung des französi­schen Kabinetts n iParis vorgesehen, in welcher. Clemenceau sei­nen Entschluß von seinem Rücktritt bekannt geben wird. Der gegenwärtige Eeneralkommissar Millerand reist in den nächsten Tagen nach Paris, um sich mit dem Präsidenten Poincaree und Clemenceau zu besprechen. In politischen Kreisen gilt es als fest­stehend, Laß MilleranL Nachfolger Clemenceau wird, während Barthou zum Generalkommissar von Elsaß-Lothirngen ernannt wird.

Clemenceau als Präsidentschaftskandidat.

Paris, 22. Nov. Die drei nicht als Abgeordnete wiederge­wählten Minister sind zurückgetreten und durch Deschanel, Mou- rier und Jennency ersetzt worden. Mit dem so veränderten Mi­nisterium wird Clemenceau vor der Kammer erscheinen. Man hört, daß Clemenceau als Kandidat für die Präsidentschaft Ser Republik auftreten wird.

Der Rhein ein internationaler Fluß.

Paris, 22. Nov. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Cla- veille, ist zum Vorsitzenden der internationalen Rheinkommission ernannt worden. Der Verband wird darauf bestehen, daß die freie Schiffahrt auf dem Rhein gesichert wird; der Rhein soll eins Art internattonaler Fluß werden.

Wahlsieg der Sozialisten in Italien.

Mailand, 21. Nov.Secolo" schreibt, daß die definitive Zahl der gewählten Sozialisten 161 beträch. Es sind gewählt: Liberale 74, Katholiken 97, Republikaner 11, Giolittianer 9, Kombattanten 3, Unabhängige Sozialisten 3, Nationalisten 2. Die Unabhängigen Sozialisten find Saboli, Labrida und Orano. Nach dem Blatt werden in die Kammer zahlreiche Journalisten einziehen.

Der Papst an den kardinalerzbischof von Paris.

Auf dem Montmartre bei Paris ist in den letzten Tagen die Herz-Jesu-Basilika eingeweiht worden, die infolgeeines Gelüb­des Frankreichs um den Sieg" errichtet worden ist. Diesen Anlaß hat der Papst zu einem Schreiben an den Kardinal Ameite in Paris benutzt, worin er von der stürmischen Dankesfreude zu Gott spricht, da Frankreich siegreich hervorgegangen ist aus dem größten Kriege, den die Menschen gesehen. Die französische Nation sei mit besonderen Segnungen bereichert worden. Der Brief schließt mit den Worten:Was menschliche Klugheit begonnen in

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