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Neuenbürg. Samstag, den 18. Oktober M9.
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Jahrgang 77.
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Rundschau.
Die Kohlenversorgung ist in ein sehr ernstes Stadium einzeln. Infolge der Zwangsablieferung von Brennstoffen an vie Fleute werden neben den Eisenbahnen die Gas-, Wasser- und Mrizitätswerke, unser gesamter Handel und Industrie, aufs empfindlichste getroffen, von der überaus mangelhaften Haus- inkidversorgung gar nicht zu reden. Zwar hat der württember- miche Arbeitsminister neulich gesagt, daß nach einer Mitteilung ks Reichskommissars Württemberg nicht schlechter mit Kohle be- iichrt werde als die übrigen Bundesstaaten; das ist beispielsweise Lr die Stadt Stuttgart, die nachgewiesenermaßen unter der Gas- u. Stromsperre zu leiden, wie keine andere Stadt, ein sehr magerer Trost. Wie tief diese Kohlennot in unser gesamtes Wirtschaftsleben einschneidet, zeigt die nunmehr völlige Einstellung des Per- mnzugsoerkehrs an den Sonntagen in Württemberg. Wir möchten dem Kohlenkommissar dringend ans Herz legen, ein geneigtes Ohr Len Vorschlägen des württembergischen Ärbeitsmint- iters zu leihen, der bereit ist, besondere Kohlenzüge ins Ruhrgebiet abgehen zu lassen. Sollte man in Berlin nicht begreifen, daß Ruhe und Ordnung im Lande dahin sind, wenn wir im kommenden Winter nicht halbwegs mit Kohle befriedigend versorgt sind?
Freilich auch der beste Kohlenkommissar muß versagen, wenn her Arbeiter sich nicht rührt. Das Streikfieber in Deutschland ist keineswegs im Erlöschen, im Gegenteil: Es streiken neben kn 18 000 Berliner Magistratsbeamten noch immer die Metallarbeiter, zu denen sich neuerdings die Maschinisten und Heizer gesellt haben. Auch auf der Stuttgarter Tagung des Deutschen Metallarbeiterverbandes, die aus aller Herren Länder, nur nicht von den uns feindlichen Staaten beschickt ist, zeigt sich wieder die alles terrorisierende Uebermacht der radikalen Opposition, so daß van einer fruchtbringenden Arbeit keine Rede fein kann. — Ne Unabhängigen und ihre Gesinnungsgenossen sind es auch, die M meisten Genugtuung über das nunmehr erfolgte Ausscheiden des Ministers des Innern Dr. Lindemann aus der württember- gislhen Regierung empfinden. Sein Wegzug nach Köln deveuret ft die Sozialdemokratie, wie auch für die jetzige Regierung «men sltzveren Verlust. Die Ernennung seines Nachfolgers wie des mm Justizministers ist immer noch nicht erfolgt. Es wäre nachgerade an der Zeit, die Neugestaltung des Staatsministeriums ins reine zu bringen; eine weitere Verschleppung tut nicht gut.
Die Nationalversammlung will noch bis Ende dieses Mouais in Berlin beisammen bleiben. Im deutschen Reichsparlament ist sür absehbare Zeit der Kolonialetat zum letztenmal zur Beratung gestanden; nochmals protestierte Kolonialminister Bell gegen -rne brutale Vergewaltigung, die in Versailles unserer weiteren kolonialen Betätigung ein schroffes Ziel gesetzt hat. Was aber geniert das unsere Feinde? Im übrigen sprach man des Langen und Breiten für und wider die Zwangswirtschaft und genehmigte dann die Etats der verschiedenen Reichsämter. Ob aber auch das Reichs- notopser noch erledigt werden kann, ist bei der Zeitverschwendung, die gegenwärtig im Reichstag getrieben wird, noch sehr die Frage.
Es wäre an der Zeit, wenn die Parlamentarier ihre Rede- ardeit auf größere Gesichtspunkte beschränken wollten. Vor den Toren steht der Feind und heischt nach der Besetzung von Frankfurt a. M. u. dem Ruhrgebiet, indem er hinzufügt, es sei einerlei, ob diese Teile Deutschlands heute oder morgen besetzt würden, einmal müsse man sie doch besetzen. Dunkle Tage liegen vor uns. Der Feind hat sich ja alle ihm zur Durchführung des Schmachfriedens geeignet erscheinenden Mittel Vorbehalten. Unter nochmaliger schärfster Drohung mit der Hungerblockade zwingt uns Foch, die-Baltischen Truppen zurückzurufen und damit die letzten Mch vorhandenen Kampfstellungen gegen die Bolschewisten abzu- dauen. Gleichzeitig aber wird Deutschland mit den neutralen Staaten offiziell von der Entente eingeladen, an der über Räte- Wand verhängten Hungerblockade sich zu beteiligen. Diese Un- M in der Ententepolitik findet ihre Erklärung in der alles andere überwiegende Furcht der Entente vor der Weltrevolution, die »die Häupter der Verbandsimperialisten im Sturm Hinwegsegen wurde. Dabei erinnert sich die Entente zum erstenmal wieder, dag auch Deutschland noch zu den Kutturnationen gehört. Der M,Tiger" Clemeneeau nannte bei der Erörterung des Frie- densoertrags Deutschland ein intelligentes, ordnungsliebendes und methodisches Volk, aber nur zu dem Zwecke, aus diesem Volk für »rankreich herauszupressen, was möglich ist. Das werden rmr am leibe gar schmerzlich zu spüren bekommen, wenn der Friede dem- uachst unterzeichnet und in Kraft tritt. Nach langem Hin und Her W>nt es nun so weit zu sein, daß Frankreich, England und J!a- uen sich Mr Ratifikation zusammenfinden, während von den anderen Hauptmächten Amerika den Kampf um den Friedensver- aag noch nicht abgeschlossen hat, trotzdem durch Wilsons Nerven- »Mmmendruch seine republikanischen Gegner es für ratschn hielten, Uh mit ihm zu verständigen. Dann soll auch Wilsons Völkerbund Leben erwachen. Dieser Völkerbund erstrebt vekanntlich auch ^ Nagelung und Organisation der Arbeit, zu welchem Zweck In A^ber in Washington eine Arbeiterkonferenz stattfinden M. Die Arbeitervertreter aller Staaten haben hiezu Einladungen Malten, nur die der Mittelmächte nicht. Sieht so ver Ler- I ynungsgedanke in diesem Völkerbunde aus? Ist es mit ihm , ?"ümr, daß Deutschland in nächster Zeit 140 000 Milchkühe dd.öchmmches anderes Vieh an die Entente abliefern mutz, wäh- "och in letzter Stunde von neutraler Seite aus die entsetzlichen NWewiesen wurde, die eine solche Ablieferung auf die s? 'Ehr mangelhafte Ernährung unserer Kinder, Frauen ?swnken haben muß? Die „Segnungen" dieses schrecklichen ni.Eus sollen wir jetzt aus den Händen unserer Peiniger em- MnMn. Wir besteigen das Schafott!
Deutschland.
Deutsche Nationalversammlung.
Frankenlhal, 16. Okt. Hier fand gestern unter riesiger Beteiligung die Beerdigung des am Sonntag in Ludwigshafen von einem französischen Soldaten erschossenen jungen Mädchens statt. Die Arbeiterschaft feierte, ebenso waren die Geschäfte und Wirtschaften geschlossen. Am Grabe legte auch ein französischer Soldat einen Kranz nieder. Das französische Kommando in Ludwigs- Hafen sandte dem Bezirksamt ein Schreiben, in dem es sein tiefes Bedauern über den Vorfall zum Ausdruck bringt und bittet, dieses Schreiben auch der Familie des Opfers zur Kenntnis zu bringen. Ferner erschien in den Frankenthaler Blättern eine Erklärung des Generals Daugan, des Kommandanten der marokkanischen Division, wonach der schuldige Soldat, ein Lazarett-Krankenwärter, sowie seine vier Kameraden verhaftet sind und vom Kriegsgericht zu schweren Strafen verurteilt werden.
Frankfurt a. M., 16. Okt. In der Debatte im niederländischen Parlament mißbilligten laut „Frankfurter Zeitung" die Nationalisten den Versailler Friedensvertrag aus das schärfste. Er sei ein unehrliches Dokument, voller Ungerechtigkeit und Heuchelei, rin Dokument des Diebstahls und des Unrechts. Die Nationalisten protestieren gegen den Vertrag, der jeder Menschlichkeit entbehre, und gegen die Rachgier, die der Vertrag atme, und die den von allen so heißersehnten Frieden unmöglich mache.
Aachen, 16. Okt. Sämtliche indische Truppen sind aus der englischen Besatzungszone zurückgezogen worden, da sie in ihre Heimat befördert werden. Dagegen werden die Senegalneger in Worms überwintern. Die französische Behörde beabsichtigt nämlich ein Experiment, indem sie die Neger auf ihren Widerstand gegen die Kälte untersuchen will. Erst bei einer bestimmten Sterblichkeitsquote wird der Abtransport der Schwarzen nach dem Süden erfolgen.
Berlin, 16. Okt. Die Deutsche demokratische Fraktion der Nationalversammlung nimmt in der Frage der Feier des 9. November, wie wir aus parlamentarischen Kreisen hören, den Standpunkt Lin, daß der 9. November für uns ein Trauertag ist, da an diesem Tage der brutale Waffenstillstand uns aufgezwungen wurde. Die Fraktion gedenkt vielmehr den Tag, an dem mit der Annahme der Weimarer Verfassung die Grundlagen für das demokratische Deutschland gelegt worden sind, künftig als Feiertag zu begehen.
Berlin, 17. Okt. Wie dem „Berliner Lokalanzeiger" aus Flensburg (Schleswig) berichtet wird, sollen die stimmberechtigten deutschen Heeresangcchörigen nicht in Uniform zur Abstimmung erscheinen dürfen. Dadurch wird vermutlich vielen die Teilnahme an der Abstimmung unmöglich gemacht werden, da sie. sich nicht im Besitze eines Zivilanzuges befinden. Es stellt sich diese Maßnahme als eine neue Erschwerung der deutschen Vorbereitungen für die Abstimmung heraus, auch ist es ein Verstoß gegen den Friedensvertrag, der ausdrücklich bestimmt, daß den Militärpersonen Gelegenheit gegeben werden soll, an den Abstimmungen teilzunehmen.
Berlin. 17. Okt. Dem Vertreter des Marschalls Fach ist gestern die Antwortnote der deutschen Regierung wegen der baltischen Frage übergeben worden.
Königsberg, 17. Okt. Aus Mitau wird gemeldet: General v. d. Goltz richtet einen Aufruf an die Soldaten des ehemaligen 6. Reservearmeekorps an der russischen Westfront, worin er den Soldaten für die Heldentaten vor Riga dankt, die er mit Stolz verfolgt habe. Im Ausruf heißt es dann weiter: Wenn er auch von der Reichsregierung seiner Stelle als kommandierender General des Armeekorps enthoben sei, werde er doch mit allen Kräften bemüht sein, für seine alten Soldaten zu sorgen. In einem Schreiben an den General Awaloff beglückwünschte er diesen zu den Erfolgen der russischen Westarmee und erinnert an die letzten schweren Kampftage, wo zum ersten Male seit einem Jahrhundert wieder deutsche und russische Truppen Seite an Seite gefachten haben.
Von der Sohlennol.
Stuttgart, 16. Okt. Zur Kohlennot wird dem Staatsanzeiger geschrieben: Bekanntlich herrscht in Württemberg die Auffassung, daß wir in Bezug auf die Belieferung von Kohlen wesentlich schlechter daran sind, als andere Teile des Reichs. Nach den Feststellungen des Reichskohlenkommissars hatten am 1. September ds. Js. die württembergischen Eisenbahnen noch einen Vorrat für 20 Tage, die bayerischen sür.19 Tage, die badischen für 11 und die preußischen nur für 9 Tage. Von den Gasanstalten hatten am 1. September diejenigen von Stuttgart und München noch sür 6 Tage Kohlen, Eßlingen noch für 3 Tage, Nürnberg dagegen nur noch für 1 Tag. Von den angeforderten Jndustriekohlen hat Württemberg im Mai ds. Js. erhalten 26 Prozent, Bayern 17 Prozent, Baden 14 Prozent, im Juli WürttenFerg 34 Prozent, Bayern 30 Prozent, Baden 11 Prozent. Mit Koks war dagegen Württemberg schlechter daran. Von den angeforderten Mengen erhielt es im Mai nur 29 Prozent, Baden 31 Prozent, Bayern 34 Prozent: im Juni Württemberg 38 Prozent, Boden 40 Prozent, Bayern 48 Prozent. Um eine bessere Belieferung mit Kohlen herbeizuführen, hat Württemberg die Beschlagnahme von Schiffsraum in möglichst großem Umfange beantragt; außerdem hat es Vertreter nach Mannheim und ins Ruhrgebiet gesandt and will auch hier besondere Kohlenzüge mit württembergischen Lokomotiven laufen lassen.
Große Schwierigkeiten erwachsen dem Bahnbetrieb auch aus den überaus schlechten Kohlen. Unsere Lokomotiven — erklärte der preußische Eisenbcchnmimster in der Landesversammlung — sind auf Heizung mit guten Kohlen eingerichtet. Der jetzt zur Verfügung stehende Brennstoff enthält aber Beimischung von Steinen, die den Brennwert ungemein verschlechtern. Tagtäglich fahren
wir 4000 Wagen mit nichts als Steinen ab (Lebhaftes Hört.
hört!), die als Kohlen deklariert und bezahlt werden. Mit einer derartigen Kohle bekommen die Lokomotiven keine Hitze und keinen Dampf; die Züge müssen stillstehen und dann müssen aus de» Brennmasse die schlechten Bestandteile erst herausgeklaubt werden. (Lebhaftes Hört, hört!).
Evangelische Landeskirchenversammlung.
Sluilgarl, 16. Okt. Auf Antrag des Legttimationsausschusfrs erklärt das Haus die Wahlen in den Bezirken Weikersheim ruck» Ravensburg, wo grobe Verstöße gegen das Wahlgesetz vorgekommen sind, sür ungültig. Die Abgeordneten Präs. v. Scheuerte n - Stuttgart und Landrichter B ü h l e r - Ravensburg scheiden damit fürs erste aus der Versammlung aus.
Im weiteren Verlauf der Generaldebatte über den Bersassungs- entwurf wies Abg. v. Planck- Ulm aus die bedeutsame Tatsache der vollzogenen Gruppenbildung hin: fast alle Mitglieder des Hauses haben sich der Gruppe Römer oder der säst gleich starken Gruppe Schoell angeschlossen. Die Gruppen wollen sich einfach Gruppe I und Gruppe ll nennen und damit Protest erheben gegen die lieblose Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen, zwischen Positiven und Liberalen, zwischen der Rechten und de» Linken. Möchte unsere ganze Arbeit von diesem Geist des Der- stehens und der Einigkeit getragen sein. — Abg. Hummel- Crailsheim, der zum Versassungsentwurf sprach, begrüßt insbesondere die Lösung von ihrer Gebundenheit an den Staat. Abg. Hahn begrüßt die Vorlage als zeitgemäß. Der synodale Charakter der Befassung sei aber noch reiner herauszuarbetien. (Beifall.) Abg. Prasch bespricht den Vorschlag in die Paragraphen von der Glaubensgrundlage der Kirche auch Hinweise aus das „Bekenntnis" und den Brenz-Lutherischen Katechismus hereinzunehmen. Man müsse den Schein einer Verengerung und Verschärfung vermeiden, um der Gewissen der Pfarrer und der jungen Theologen, aber auch sehr vieler Gemeindeglieder willen. (Lebhafter Beifall.) — Mg. Fürst zu Hohenlohe-Langen- burg spricht seine Befriedigung darüber aus, daß das bisherige «rge Band zwischen Kirche und Staat gelöst und dadurch vielem Mißtrauen gegen die Kirche der Boden entzogen werde. (Beifall.) Abg. Egelhaaf: Die Kirchenregierung wird von dem ihr allerdings noch zustehenden Recht der Ablehnung der Beschlüsse de» L. K. V. gewiß keinen Gebrauch machen. Oberkonstistorialral Müller spricht seinerseits dis Ueberzeugung aus, daß es im Zusammenwirken von L. K. V. und Kirchenregierung zu einer beide Teile befriedigenden Lösung der Verfassungsfragen kommen werde. — Abg. Kiefner weist darauf hin, daß gerade den um ihrer freien theologischen Haltung willen vielfach mit Mißtrauen angesehenen Pfarrern nicht wenige Gemeindeglieder sehr viel verdanken. (Lebh. Beifall.) — Abg. Fischer tritt als Arbeiter für die volkstümliche Gestaltung der Kirche ein. Man sei als Arbeiter erstaunt, daß sich nun auch die Kirche, die man als Arbeiter aus die reaktionäre Seite zu rechnen gene>Ht sei, cine neue Verfassung geben wolle. Die Kirche müsse gerade der Ar- beiterfeele mehr als bisher geben was sie brauche. (Beifall.) Abg. Hartenstein unterstützt dis Anregungen des Wg. Römer. Schluß der Sitzung 1 Uhr 50 Minuten.
Belgische Tücke.
Frankfurt, 16. Okt. Ein Gefangener, der aus Brüssel nach Hamburg heimkehrte, teilt laut „Frankfurter Zeitung" mit: Wir waren die letzten Gefangenen, die heimgeschickt werden sollten. Vielemale war uns die Heimkehr angekündigt; wohl ein dutzend- mal erlebten wir die furchtbarste Enttäuschung, daß im letzten Augenblick, wenn alles zum Abmarsch gepackt war, der Transport wieder abgesagt wurde. Nun war es endlich so weit. Alle Gefangenen standen zum Abmarsch bereit. Da tritt ein belgischer Feldwebel vor unsere Abteilung und verliest zwanzig Namen von Gefangenen mit der Erklärung, daß diese, meist Offiziere, Offiziersaspiranten, Adelige usw., als Geiseln solange Zurückbleiben müßten, bis eine belgische Kommission in Deutschland alle Gefangenenlager durchsucht und die Gewißheit erlangt hat, daß kein Belgier von Deutschland zurückgehalten würde. Bon den zwanzig Dorgetretenen schlug einer unter der Wucht dieses seelischen Pät- schenhiebes nieder und. wie tot wurde er auf einer Bahre ins Gefangenenlager zurückgetragen. Die belgische Regierung weiß natürlich ganz gut, daß sich längst kein belgischer Gefangener in Deutschland befindet. Die Zurückhaltung von Geiseln ist daher nichts als eine böswillige Quälerei, die, in den Augenblick vor der ersehnten Abreise verlegt, als ein Meisterstück vorsätzlicher Gra«- samkeit zu bezeichnen ist.
Die deutsche Nationalversammlung.
Berlin. 16. Okt. Zunächst wird der Antrag des parlamentarischen Untersuchungsausschusses, daß die von ihm zu vernetzenden Beamten von der amtlichen Schweigepflicht entbunden werden, von der Nationalversammlung angenommen. Dann wird die Anfrage der Deukschnatlonalen Volkspartei über die Einführung der Filmzensur, Bekämpfung der Schmutz- und Schundliteratur, sowie den Jugendschutz besprochen.
Minister Dr. Koch: Alle gesunden Kräfte unseres Volke» müssen zusammenstehen, um gegen den Schmutz vorzuachen. Ich lasse eine Novelle ausarbeiten über die Zensur für Ki'no-Theatrr. die Ihnen alsbald zugehen wird. Dann äußerte der Minister sich darüber, wie er sein Amt, das Ministerium des Innern, zu führen gedenke. Er werde es sachlich und ohne Voreingenommenheit führen. Die öffentliche Ordnung im Reich muß wieder herqestellt werden. Auf die Dauer gehorcht das Volk nur dem Mann, der ihm die Ordnung bringt. Unser Volk ist seelisch noch nicht gesundet Darum soll mau ihm noch nicht neue Verfafsungskämpfe dringen! Die Aufgabe der Demokratie ist es ferner, die Reichseinheit z«