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Reuenbürg, Dienstag den 7. Oktober 1919.

77. Jahrgang.

Deutschland

München. 6. Oktober. Nach der Drohung der kommunistischen Parteileitung mit nihilistischen und terroristischen Gewaltakten, falls ihre Partei weiter unterdrückt werde, ist die unabhängige Neue Zeitung in München, die diese Proklamation zu veröffentlichen wagte, am Äamstag, den 4. Oktober bis auf weiteres vom Lan­deskommissariat verboten, das Verbot aber am Sonntag, den 5. Oktober auf Veranlassung des Ministerpräsidenten Hoffmann wie­der rückgängig gemacht worden.

Das wäre also der neueste Regierungsskandal in Bayern: Der Ministerpräsident schützt Spartakus. Wozu das führen muß, be­darf keiner weiteren Erläuterung. Herr Hoffmann will sich offen­bar die zerfahrene politische Lage, die ohnehin zur Volksbefragung durch Neuwahlen drängt, zu Nutzen machen. Die Lage ist durch diesen neuen, unerhörten Skandal noch gespannter geworden.

Kassel, 6. Oktober. Am 2. Oktober wurde von den amerika­nischen Behörden in Koblenz ein Generalallarm verkündet. Sämt­liche Einwohner mußten sich »laut vorheriger Anweisung sofort von den Straßen entfernen. Die Straßenbahnen und anderen Wagen mußten an Ort und Stelle halten. Von den amerikanischen Be­hörden ist wohl mit Absicht das Gerücht ausgesprengt worden, es sei ein spartakistischer Putsch zu erwarten. Tatsächlich wurde eine große Meuterei unter den amerikanischen Truppen befürchtet, denen in der letzten Zeit der Sold nicht unerheblich herabgesetzt wurde. In verschiedenen Kasernen von Koblenz ist es aus diesem Grunde in den letzten Tagen zu offener Auflehnung der Soldaten ge­kommen.

Berlin, 6. Oktober. Die Lebensmittel-Einkäufe Deutschlands im Auslande waren am 4. Oktober noch nicht gehindert worden. Auch die amerikanischen Lebensmitteltransporte treffen weiter ein

An amtlichen Berliner Stellen rechnet man damit, daß die von den Alliierten angedrohte Sperrung der Lebensmittelzufuhr nach Deutschland überhaupt nicht eintritt, nachdem Deutschland sich den Änderungen der Entente unterworfen hat.

Berlin, 6. Oktober. MePetersburger Telegraphenagentur" meldet den Uebergang des Generals von der Goltz und seines vtobes zu den Russen. An Berliner amtlichen Stellen ist eine Bestätigung noch nicht eingetroffen.

Französische Gewaltherrschaft und Rücksichtslosigkeit.

Bei dem Umzuge der Saarbergleute, der zur 30jährigen Grün­dungsfeier des alten Bergarbeiterverbandes am 14. September in Saarbrücken stattfand und etwa 30 000 Bergarbeiter vereinigte, spielte die Bergarbeiterkapelle vyn Groß-Rosseln das bekannte Morschste-:Siegreich wollen wir Frankreich schlagen". Die französische Militärverwaltung ließ daraufhin den Kapellmeister und 20 Musiker verhaften. Die Arbeiterschaft erklärte sich aber solidarisch und forderte die sofortige Freilassung der Verhafteten, die auch nach einigem Widerstreben erfolgte.

A ml. Oktober haben die Franzosen die Saargruben offiziell in eigene Verwaltung genommen als französisches Eigentum und haben jeden deutschen Einfluß ausgeschaltet. Die erste Verordnung war die, daß viele Arbeiter entlassen wurden, da die Erzeugung eingeschränkt werden soll, weil es an Abtransportmöglichkeiten fehlt. Unter den Arbeitern der Gruben, denen auch andere Be­schränkungen auferlegt wurden, herrscht große Erbitterung. In Saarbrücken fanden dieser Tage wiederholt Kundgebungen statt, an denen Tausende von Arbeitern teilnahmen. Die französische Besatzungsbehörde zog sich zurück: deshalb kam es nicht zu Zu­sammenstößen, dagegen verübten die Franzosen in ihren Quartieren arge Willkür, was neue Erbitterung schaffte. Man befürchtet den Ausbruch größerer Unruhen.

Gedächtnisfeier für Raumann.

Berlin, 6. Oktober. Die Parteileitung und die Fraktion der Nationalversammlung der deutsch-demokratischen Partei veran­stalteten gestern morgen in der Staatsoper eine Feier zu dem Ge­dächtnis des verstorbenen Dr. Friedrich Naumann. In der Ge- bächkusansprache Senator Petersens wurde ausgesührt:

Naumann war ein Realpolitiker von staunenswerter Kraft, denn als er sah, daß er seine Pläne und Gedanken nicht im engen Kreise seiner Partei durchführen konnte, löste er kurzentschlossen seine national-soziale Partei auf und schloß sich dem linken Flügel der Liberalen unter Schräder, Nöseke und Bahr an. Gleichfalls auf seinen Wunsch war der Zusammenschluß aller Demokraten von vassermann bis Bebel. Ohne Aushören hat Naumann bis zu seinem Todestage für die Bildung einer deutschen Linken gewirkt, solange es noch Zeit war. Das Land ohne Revolution zu demo­kratisieren war Naumanns großes Ziel.

Der Parteivorsitzende Petersen führte in seiner Rede noch ous: Naumann ist der Ansicht gewesen, daß Sozialisten und Demokra­ten eine Linke bilden können, die ohne Reibung mit dem Kaiser­tum zusammenwirken konnten. Die Zukunft Deutschlands liegt in der neuen Demokratie, die national und sozial sein muß.

. Die Rede Petersens übte einen mächtigen Eindruck auf die Ver­sammlung aus. Noch lange, nachdem die Trauerklänge des Opern- stausorchesters verhallt waren, standen die politisch Interessierten m Gruppen zusammen, um ihre Meinung über die Gedanken Pe­tersens auszutauschen. Auch in der Ministerloge bildete sich um den Reichskanzler Bauer und den preußischen Ministerpräsidenten Hirsch Gruppen, die vom Publikum vielfach bemerkt und kommen­tiert wurden

Die deutsche Nationalversammlung.

Berlin, 4. Oktober. Die Nationalversammlung überweist die Ergänzung zum Entwurf des Reichshaushaltplanes für 1920 und me 7. Ergänzung ds Besoldungsgesetzes dem Haushaltausfchuß. "ne Reihe von Petitionen wird ohne Debatte erledigt. Zu einer

Petition betreffend die Zeitungsberichterstattung über die Reichs­tagsverhandlungen wünscht Abg. Kunert (U. S.), daß die steno­graphischen Berichte über die Verhandlungen zum Selbstkosten­preis käuflich gemacht und ein verkürzter objektiver Bericht, aber in etwa 1>L Millionen Exemplaren, veröffentlicht werde, und zwar zu einem mäßigen Preise. Der Bericht des Ausschusses für Volkswirtschaft über die Bildung eines Stickstoffsyndikats wird ohne Aussprache erledigt.

Nächste Sitzung: Menstag 1 Uhr. Tagesordnung: Anfragen, zweite Lesung des Haushalts. (Reichsmimsterium, Reichskanzler usw.)

Ausland.

Haag, 6. Oktober.Daily Herald" bringt aus Petersburg die Nachricht, die Sowjetregierung habe erklärt, daß Deutschland mit England ein Abkommen getroffen habe, nach welchem sich beide Staaten verpflichten, gegen die Sowjetregierung Stellung zu nehmen. Das Abkommen sei deutscherseits von Noske, englischer- seits von Churchill unterzeichnet. (Me Sowjetregierung hat hier jedenfalls eine müßige Erfindung in die Welt geschickt. Schriftl.)

Basel, 6. Oktober. DasBelgische Echo" meldet: Me Eng- länRder haben soeben die belgische Küste geräumt. Me großen Panzerbefestigungen der Deutschen in Zeebrügge werden von bel­gischen Truppen gesprengt, die Schiffsgeschütze der Deutschen, die bei Ostende und Vlankenberghe stehen, nicht entfernt. Die Eigen­schaft Dovers als britischer Flottenstützpunkt wird aufgehoben.

Paris» 6. Oktober. Me rechtsstehenden Parteien in der Kam­mer interpellierten Millerand wegen den antisranzösischen Ström­ungen in Elsaß-Lothringen und der stark zutage tretenden Autono­miebewegung. Hierauf erklärte Millerand, man könne diese Er­scheinungen nicht wegleugnen, sie müßten aber bekämpft werden, was durch Sorgfalt und Entgegenkommen geschehen müsse. Eine Verwaltung des Elsaß und Lothringens von Paris aus, wie einst von Berlin, dürfe nicht stattfinden. Man müsse der Eigenart der Bewohner dieser Provinzen Rechnung tragen und die Französier- ung allmählich ins Volk tragen.

Paris, 6. Oktober. Die Völkerbundsvertragsvorlagen gehen im Januar -en AMierten-Parlamenten zu. Der Eintritt in den Völkerbund ist allen europäischen Staaten zugestanden worden. Vorläufig sind ausgeschlossen: Deutschland, Oesterreich und Sowjet- Rußland. (Wären nicht wirtschaftliche Gründe bestimmend, wir trägen gewiß kein Verlangen, in eine Gesellschaft von Leuten aus­genommen zu werden, deren oberstes Prinzip nicht Völkerrecht sondern Gewaltherrschaft ist. Schritfl.)

Oesterreichs Rot.

Wien, 6. Oktober. Staatskanzier Dr. Renner erklärte einer gegen den Verkauf der Kunstschätze protestierenden Abordnung des Wiener Gemeinderats, der Verkauf sei unvermeidlich, denn es seien für dringende Zahlungen von Lebensmitteln im Auslande gegen 15 Millionen holländische Gulden nötig. Es sei nicht mehr Zeit, einen anderen Weg zu betreten, da binnen 14 Tagen die Zah­lungsmittel beschafft werden müßten, wenn nicht die Ernährung gefährdet werden solle.

Die französische Kammer für die Entwaffnung Deutschlands.

Paris, 4. Oktober. Die Kammer führte aus, daß der Friedens­vertrag mit Deutschland selbst verbessert werden Müsse, denn er gestatte Ebert, die Fortdauer der deutschen Rüstungen zu recht- fertigen. Lsfevre stellte fest, daß die Wiederaufrichtung der deut­schen Armee, die über 600 000 bis 800 000 Mann verfüge, ihren Fortgang nehme. Um ein Ueberhandnehmen ihrer Macht auszu­schließen, müsse die Herstellung von Geschützen vollständig unter­drückt werden. Dann nahm die Kammer folgenden abgesaßlen Kommissionstext an:

Me Kammer lädt die Regierung ein, sich mit allen alliierten und assoziierten Mächten wegen der Ausführung aller Maßnah­men, die die Entwaffnung Deutschlands und seiner Verbündeten verwirklichen und die darin bestehen, daß die Fabrikation von Kriegsmaterial verboten wird, ins Einvernehmen zu setzen."

Lefevre steht in engster Verbindung mit der französischen Rü­stungsindustrie, und es ist ihm bei der ganzen Sache lediglich um das Geschäft für diese zu tun. Daher der Alarm!

Das italienische Fiume-Abenteuer.

Basel, 6. Oktober. Schweizer Blättern zufolge kommt es längs der dalmatinischen Küste beständig zu Kämpfen zwischen Serben und Italienern.

Paris, 6. Oktober. An der dalmatinischen Küste ist weitere amerikanische Marineinfanterie gelandet. Es liegt ein Befehl des amerikanischen Marinesekretärs Daniels vor, wonach die amerika­nischen Matrosen den Kampf mit den Italienern aufzuaehmen haben, falls diese ihren Vorstoß gegen Trau, Spalato oder andere adriatische Häfen erneuern.

Fiume, 6. Oktober. D'Annunzio verfügte die Verhaftung sämtlicher jugoslawischer und amerikanischer Staatsangehöriger in Fiume und ließ Kriegsgefangenenlager errichten. Die Befestig­ungen von Fiume schreiten voran. An der Peripherie der Stadt hat d'Annunzio schwere Artillerie und Schiffskanonen auffahren lassen.

Lugano, 6. Oktober. Nach derStampa" meldetChicago Tribüne", daß die Wiedereinberufung der jugoslawischen Jahr­gänge 18801896 große Aufregung in Agram hervorgerufen habe. Man betrachte den Krieg mit Italien als unvermeidlich. Die aus Trau abgehenden Italiener werden aus den Häusern be­schossen. Auch in Spalato brachen schwere anti-italienische Un­ruh enaus. Alle italienischen Geschäfte wurden zerstört, die Italiener selbst schwer mißhandelt.

Die Moskauer autibolschewistische Verschwörung.

Helsingsors, 5. Oktober. Nach einem Funkentelegra.nm aus Moskau wurden infolge der Entdeckung einer antibolschewistischen Verschwörung der Kadettenführer Schtschepki, sowie gegen 60 oppo­sitionelle Politiker zum Tod verurteilt und erschossen.

Im estnischen Parlament erfolgte eine Interpellation über die Nachricht, daß von den 102 aus Estland ausgewiesenen Kommu­nisten 28 vor der Grenzüberschreitung durch weiße Truppen er­mordet worden seien.

Der kranke Wilson.

Washington, 6. Oktober. Wilson hat innerhalb von 3 Tagm zwei Nervenchoks erlitten; seine Kräfte haben bedenklich abge­nommen; er liegt oft wie geistesabwesend und wird von dauern­den Nervenerschütterungen heimgesucht. (Drücken ihn seine14 Punkte?" Schriftl.) Irgendwelche Besuche darf Präsident nicht empfangen. Me Aerzte erklärten, vor 2 bis 3 Monaten sei an eine Wiederaufnahme seiner politischen Tätigkeit nicht z» denken. Die anläßlich des Besuches des belgischen Königsparre» in Washington geplanten Festlichkeiten wurden abgesagt.

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 6. Oktober. Die Bezirksfürsorgerin, Schwester Ottilie Uber, hat ihre Tätigkeit ausgenommen. Sie wird nun so rasch wie möglich die Mütter mit ihren Säuglingen im ganzen Bezirk austuchen und ihnen in den schwierigen Fragen der Pflege und insbesondere der Ernährung, aus ihren Erfahr­ungen in der Säuglingspflege Rat geben. Damit aber die Ent­wicklung des Kindes genau verfolgt und Erkrankungen rechtzeitig vorgebeugt werden kann, sollen zunächst in der Oberamtsstadt urS dann auch in den anderen größeren Gemeinden des Bezirks Müt­terberatungsstellen eingerichtet werden, in denen Säuglinge urH kleine Kinder regelmäßig gewogen und vom Arzt oder von der Fürsorgeschwester auf ihren Gesundheitszustand angesehen werden können. Üeberall wo diese Säuglings-Fürsorge, die ganz unent­geltlich geschieht, bisher eingerichtet worden ist, hat sie bei den Müttern der Kleinsten freudige Ausnahme gefunden und so wer­den auch die Mütter unseres Bezirks die Beraterin gerne kommen sehen und sich bald in allerhand Sorgen und Nöten der Kinder­pflege von selbst an sie wenden. Das mühevolle Walten der He­bammen wird damit eine bei ihnen selbst wie bei den Müttern willkommene Fortsetzung erfahren. Den Pflegemüttern fremder Kinder wird die Bezirksfürsorgerin gleichfalls bei ihrer verant­wortungsvollen Aufgabe mit Rat beistehen. Darüber hinaus wird ihre Fürsorge auch den tuberkulösen Kindern gelten, deren Zahl im Kriege so bedauerlich angewachsen ist, daß nicht rasch genug dem weiteren Umsichgreifen der verheerenden Krankheit vorqe- beugt werden kann durch Verbesserung der Wvhnweise und durch rechtzeitige ärztliche Hilfe und Einleitung von Heilverfahren. Möge die Bezirksfürsorgerin allerorten freundliche Aufnahme finden, möge ihr Wirken den bezirksangehörigen Familien bald zum Segen gereichen!

Neuenbürg, 6. Oktober. Andere Vereinsveranstaltungen und ein geradezu ideales Herbstwetter brachten es mit sich, daß der von der Württ. Vürgerpartei auf letzten Sonntag nach­mittag im Sonnensaal anberaumte Vortrag, in welchem der bür­gerparteiliche Abgeordnete Hitler, Geschäftsführer des württ. Bundes für Handel und Gewerbe, über das Thema sprachD i e Handel- und Gewerbetreibenden im Volks­staat", neben Angehörigen der eigenen Partei und Wiidbader Gästen nur eine mäßige Zuhörerschaft angelockt hatte. Anstelle des am Erscheinen verhinderten Parteivorstandes von Oberamts­sparkassier Holzapfel begrüßt und den Anwesenden vorgestellt, verbreitete sich der Redner in eineinhalbstün-iger, gewandter, tem­peramentvoller Vortragsweise, die er durch originelle Einwürse zu beleben verstand, über obengenanntes Thema, wobei er der poli­tischen und wirtschaftlichen Lage in Staat und Reich einen breiten Raum gewährte und in beißender Satire die gegenwärtigen Zu­stände einer scharfen Kritik unterzog. Als am 9. November v. I., so leitete Redner seinen Vortrag ein, der Herr Wilhelm Blos aus Weinheim im Badischen zwar nicht den Thron seiner Väter, wohl aber jenen anderer Leute bestieg, habe dieser einen Aufruf an das württembergische Bost erlassen, in welchem u. a. stand, daß die gegenwärtige Entwicklung der Dinge zu einem großen, nie geahn­ten Zustand der Freiheit und Wohlstand des Volkes führen werde. Wenn das früher eine andere Regierung gesagt hätte, dann hätten die Gegner dieser Regierung gesagt: sie lügt; er sei aber loyaler und sage nicht gleich, die Regierung lügt, aber er sage bloß, der Herr Wilhelm Blos sagt die Unwahrheit. Denn daß wir unter den gegenwärtigen Zeitverhältnifsen keineswegs der Freiheit und einem nie geahnten Wohlstand entgegen gehen, wisse der einfachste Mann, da brauche man nicht einmal Staatspräsident zu sein. Als er, Redner, in den 90er Jahren als Sohn eines kleinen Hand­werkers, Vermögen Null Komma Null, sich die Welt besah, habe er sich auch für die Ziele der Sozialdemokratie begeistert, deren Versammlungen besucht und ein gewisses Interesse daran gehabt, daß nicht einer eine Villa habe und der andere nichts zu essen, aber auf die sozialdemokratischen Redensarten sei er nicht herein- gefallen, obgleich ein sozialdemokratischer Redakteur öfters über die Glückseligkeit im sozialdemokratischen Zukunstsstaat sprach, wo man sich in Purpur kleiden und Nektar und Ambrosia trinken würde. Wenn man über vier Jahrzehnte den Leuten vorpredigte, daß sie ein derartiges Leben führen würden, wenn einmal der sozialdemokratische Zukunstsstaat eingeführt sei und die sozialdemo­kratischen Führer konnten diese Versprechungen, welche sie den Genossen machten, nicht halten, dann gäbe das ein Bild von den jetzigen Zuständen, wo die Herren Genossen ihre eigenen Minister-