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und Anzeigeklatt für dm Bezirk Hakw. 7S.
Srschetnungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. Jnsertionsprei» 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirks orte; außer Bezirk 12 Pfg.
Sonntag, den 2V. November 1904.
Abonnementspr. in d. Stabt pr. Biertelj. Mk. 1.10 incl. Lritgerl. Bterteljührl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbarortsoerlehr 1 Mk., s. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Big.
Amtliche MeLamrt«achrrrrgerr.
Die Ortsbehörden
werden an Erledigung des oberamtlichen Erlasses vom 2. November 1904 (Calwer Wochenblatt Nro. 174) betr. da- Slusstandswesen erinnert. Calw, 18. November 1904.
K. Oberamt. Voelter.
lagesnenigsteiten.
* Calw, 18. Nov. Die Entwicklung deS Gaswerks schreitet günstig fort und übertrifft noch die Erwartungen, die man an die Umwandlung des Oelgaswerks in ein Steinkohlengaswerk setzte. Es ist nur schade, daß die Veränderung nicht schon früher vorgenommen wurde. Der Gasverbrauch hat seit der neuen Einrichtung des Gaswerks sterig und beträchtlich zugenommen und es wird der Verbrauch wohl auch fernerhin zunehmen. Der Jahresverbrauch übersteigt 260000 ebm, der tägliche Verbrauch beträgt gegenwärtig 1100 obm; in den nächsten Monaten ist auf eine Steigung bis 1200 edw täglich zu rechnen. Damit ist aber das Gaswerk beinahe auf der höchsten Leistungsfähigkeit angelangt und es ist, um allen Anforderungen gewachsen zu sein, eine Erweiterung des Gaswerks nötig geworden. Die Erweiterung besteht in der Aufstellung eines weiteren größeren Ofens. Die Einrichtung eines solchen wurde von den bürgerlichen Kollegien gutgeheißen und werden die Veränderungen im nächsten Frühjahr vorgenommen werden. Der Aufwand würde sich auf etwa 15000 ^ belaufen.
* Calw, 19. Nov. Gestern abend um V-8 Uhr entstand in der Höheren Handelsschule in dem früheren Oekonomiegebäude Feuer, das in einem Zimmer im Dachstock zum Ausbruch kam. Das Feuer wurde von den Schülern nach dem Nachtessen entdeckt. Die schnell herbeigerusene Feuerwehr konnte das Feuer im Keime ersticken, so daß eine größere Ausdehnung nicht stattfand. Der Brand soll durch Zerspringen eines Rohres der Zentralheizung entstanden sein.
Stuttgart, 17. Nov. (Landgericht.) An einem Neubau der Landhausstraße widerfuhr am 16. April ds. Js. einem fünfjährigen Knaben das Mißgeschick, in einen fünf Meter tiefen Lichtschacht htnabzustürzen und sich einen Schenkelbruch zuzuziehen. Anläßlich dieses Unfalls wurde eine Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung erhoben gegen den Bauleiter Architekt Hermann Molt und den Bauunternehmer Johann Waldegger von hier, unter der Beschuldigung, ersterer habe die Zudeckung der Lichtschächte unterlassen, letzterer habe die daran angebracht gewesenen Einschränkungen wegnehmen lassen. Auf Grund der Verhandlung wurde nur der bauleitende Architekt Molt schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von 30 und 150 ^ Buße verurteilt, Waldegger dagegen freigesprochen.
Cannstatt, 18. Nov. Für den „noch fehlenden Schmuck der König Karlsbrücke" bewilligten die bürgerlichen Kollegien in ihrer gestrigen nicht öffentlichen Sitzung 25 000 ^
Cannstatt, 18. Nov. Das leidige Messerstechen hat schon wieder ein blühendes Menschenleben gefordert. Der 25 Jahre alte Koch Max Weingärtner, der in der Nacht auf Montag nach einem Wirshausstreit von einem verheirateten Mann in den Unterleib gestochen wurde, ist heute seiner Verletzung nach großen Qualen erlegen.
Binsdorf, 17. Nov. Der durch den Brand am 17. September verursachte Gebäudeschaden wird auf Grund des jetzt abgeschlossenen Schätzungsgeschäfts auf 394 600 angegeben. Die Württ. Gebäudeversicherungsanstalt hat denselben zu tragen. An versichertem Mobiliar beläuft sich der Schaden auf 157 000 in den sich 14 Verstcherungsgesell- gesellschaften zu teilen haben.
Ulm, 18. Nov. Der Bankier Leopold Entmann aus Göppingen, der in die bekannte Bankerott-Affäre des flüchtigen früheren Direktors der Buntweberei am Stadtbach in Göppingen verwickelt ist, wurde gestern von der hiesigen Strafkammer zu einem Jahr Gefängnis, 1100Geldstrafe und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Von der Tauber, 18. Nov. Eine Bäuerin in Adolzhausen ließ ihre Geldbörse auf einem Tische liegen. Ein während der Abwesenheit der Bäuerin eingetretener Handwerksbursche entleerte den Geldbeutel zum Teil und verschwand. Der Abmangel wurde entdeckt und der Dieb konnte in dem eine Viertelstunde entfernten Pfitzingen festgenommen werden.
Mannheim, 18. Nov. Der 44 Jahre alte Schiffer Johannes Kugel hat sich gestern in dem Augenblick erschossen, als er wegen Sittlichkeitsverbrechen verhaftet werden sollte. — Ein mit drei Personen besetztes Automobil stürzte gestern eine Böschung hinab und geriet in Brand. Das Automobil ist total verbrannt. Die Insassen konnten sich in Sicherheit bringen. Zwei erlitten nur geringe Verletzungen, während ein Kaufmann aus Chemnitz erheblich verwundet wurde.
Innsbruck, 18. Nov. Gestern sind hier 57 italienische Studenten verhaftet worden. Sie sind heute wieder freigelassen worden, und ohne daß ein Zwischenfall eintrat, abgeretst.
Paris, 18. Nov. Der Text der Konvention zwischen England und Rußland über die Behandlung des Nordsee-Zwischenfalles ist nunmehr festgestellt. Die Fragen der Verantwortlichkeit der russischen Offiziere wurden derart gelöst, daß Rußland, ohne zum Voraus eine Verpflichtung zu übernehmen, es als selbstverständlichen Regierungsakt betrachtet, die Konsequenzen aus dem Schiedsspruch der Kommission zu ziehen, falls sich zur Evidenz irgend ein Verschulden russischer Offiziere ergtebt. Kein Wort in den 9 Vertrags- Artikeln verletzt das russische Empfinden.
Barcelona, 18. Nov. In der Calle Fernando explodierte eine Bombe in der Bürgermeisterei. Zwei Personen brachten gegen 6 Uhr abends dem Pförtner einen Korb, den sie gefunden haben wollten. Als der Pförtner Rauch aus dem Korb aufsteigen sah, warf er den Korb fort, wodurch die Explosion herbeigeführt wurde. 11 Per-
Fierriklelott. Nachdruck verboten.
Nachbarskinder.
Roman von B. v. d. Lancke n.
(Fortsetzung.)
„Eine lange Zeit, und eS ist manches inzwischen anders geworden. Sie sind in die Reihen der Frauen getreten, von denen man spricht/ setzte er, mit dem Versuch zu scherzen, hinzu, „und Sie sind ja auf dem besten Wege, das zu werden, was man „eine berühmte Frau* nennt.*
-Ja, ja," lachte sie, „ich habe Ihnen nun den Beweis geliefert, daß ich nicht nur den guten Willen, daß ich auch die Energie hatte, mir einen Beruf zu schaffen," entgegncie sie mit einem schelmischen Spott.
Sie sah den Schatten nicht, der über sein Antlitz glitt; sie zog einen leeren, herrenlosen Strandkorb heran und plauderte.
Ihr Gespräch war eine Fortsetzung ihrer Briefe; sie hatten sich ein Jahr lang ausführlich geschrieben.
An der Tafel saßen sie zusammen, und auch die Nachmittage verbrachten sie gemeinsam. Anschluß an Fremde suchten sie nicht. ES war eine sehr schöne Zeit, eine Zeit, die fast an eine längst, längst vergangene gemahnte. Sie waren jetzt Nachbarsleute, wie einst Nachbarskinder gewesen; WaLmer wohnte in einem Häuschen neben dem von ClaS Nielsen, über de» niedrigen Gartenzaun konnten sie mit einander plaudern, und wenn sie ihren Kaffee in der Veranda tranken,
konnten sie sich „Guten Morgen* zurufen. Noch nach vielen Jahren dachte Dorothee gerne gerade an diese stillfrohen Tage zurück, die so gleichmäßig und doch so abwechslungsreich waren.
Wasmer und Dorothee machten fast jeden Nachmittag weite Spaziergänge am Strande entlang, bis zu der Stelle, wo das Wrack eine« gesunkenen Dreimasters aus den Wellen und während der Ebbe aus dem Sand hervorragte,
oder sie gingen durch die Insel hinein durchs Dorf über die grünen Matten und Wiesen, wo der stille Friede einer weltfernen Landschaft seinen lieblichen Zauber um sie wob. Oft auch leisteten si- Fräulein Stoltenberg Gesellschaft, und Dorothee wollte es fast scheinen, als wenn sie zu Dreien lustiger und gesprächiger wären, als zu Zweien. WasmerS Schweigen auf ihren Wanderungen zu Zweien hatte oft etwas Beängstigendes uud Quälendes, wofür sie keine rechte Deutung fand.
Eines Nachmittags — es war einige Tage vor der Abreise — waren sie
am Strande entlang gewandert; links dehnte sich das Meer in seiner unabseh
baren, majestätischen Größe, ganz besonders schön durch die dunkle Färbung seiner Wogen und die eigenartige Beleuchtung des Himmels, an dessen Horizont sich gigantische Wolkenmafsen türmten, die hin und wieder nur ein seltsam gelbleuchtender Schein der Sonne durchbrach; rechts dir grünlichgrauen Dünenhügel mit den aus dem Sande heraus starrenden Büscheln von Sandgras und Strandhafer. Ab und zu strich ein Windstoß über das Meer, daß dir Wogen hochauf- schwellend sich an den Strand warfen und SandgraS und Strandhafer sich leise neigten.