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77. Jahrgang.

Neuenbürg, Samstag den K. September 1918.

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Rundschau.

Air Frage, ob der württembergische Landtag schon B16. September, wie bisher geplant war, wieder zusammentreten «ich, war neulich zweifelhaft geworden. Die Hauptaufgabe un- ker Landstände sollte die Verabschiedung des Jugendfürsorgege- Ws seiir, eines Lieblingsgedankens des Ministers des Innern ^Lindemann, der sich mit diesem Werk vor seiner Uebersiede- W als Professor nach Köln wohl verabschieden möchte. Da aber M Reichsjugendgesetz in Arbeit genommen ist und Reichsrecht vor San-recht geht, liegt es nahe, das württembergische Gesetz bis M Verabschiedung des Reichsgesetzes zurückzustellen und dann fiesem anzupassen. Nun fällt aber auf den 25. September das diMrtjährige Jubiläum der alten württembergi- ichen Verfassung. An diesem Tage soll die neue Ver- Mng durch den Landtag endgiltig verabschiedet werden. Die Mehrheit des Landtages scheint daran festhalten zu wollen. Des­halb bleibt es bei der Wiederaufnahme der Landtagsberatungen Wie Äptember. Es verrät eine geschickte Regie, dem Volke len staatsrechtlichen Neuaufbau des Landes aus diese einigermaßen cheatralische Weise recht eindringlich zu machen. Das Theater- mßige ist uns ja schon äußerlich durch die lange Tagung der Wonalversammlung im Theater von Weimar zu einer gewissen Zävohnheit geworden.

Immerhin bleibt dem Landtag auch noch praktische Arbeit an­derer Art. Er hat einen Gesetzentwurf über die Torfbewirt- ichastung zu verabschieden, der dem Torfwucher ein Ende mä­hen soll. Man zahlt jetzt in Stuttgart 12 Mark für den Zentner gewöhnlichen Stichtorf, obgleich er im Oberland von den Torf- «rken, einschließlich Verladung. auf die Bahn, nur mit 45 -.tt krerhnet wird. Wo sitzen da die Wucherer? Noch schlimmer 'st es mit dem Ledet. Die Haut eines Ochsen oder Rindes gilt feil her Aufhebung der Kriegslederstelle fast ebenso viel wie das Wch des Tieres. Darin liegt noch ein ganz besonderer Anreiz M Tchwarzschlachten, weil es doppelten Gewinn bringt. Die hat sich deshalb genötigt gesehen, die Häute dem freien henbci zu entziehen und kurzerhand zu beschlagnahmen. Das ließ sich schlechthin nicht vermeiden, denn das Leder hat so zu sagen über Nacht wieder derart aufgeschlagen, daß ein Paar Stiefel nicht mehr unter 150200 Mark zu bekommen sind.

Kein Wunder, daß auch in der Lohnbewegung der Ar­beiterschaft keine Ruhe eintritt und immer neue Lohnzuschläge, M Teil auch durch Ausstände, wie im oberschwäbischen Bauge- Mlbe, herangerückt werden. Auch die Bauern empfinden von Monat zu Monat härter die Verteuerung alles dessen, was sie sÄst einzukausen genötigt sind. Dazu kommt ihr steigender Un- mit über die Belästigung durch die Zwangswirtschaft. Der Hafer ist ja jetzt frei gegeben, aber Brotgetreide untersteht immer noch der öffentlichen Verwaltung. Die gereizte Stimmung der Land­wirte hat da und dort die Gefahr des Ablieferungsstreikes nahe- Mt. Deshalb sind nunmehr Lieferungszuschläge be­worben, die einigermaßen beruhigend wirken, aber immer nicht die Tatsache aus der Welt schaffen, daß der allgemeine er alle Konsum- und Verbrauchsartikel um das 5- bis lO- dec Friedenspreise in die Höhe getrieben hat, während die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, besonders Brotgetreide, aber auch die Milch, nur nach Ueberwindung des allergrößten Widerstandes den Gestehungskosten angepaßt werden. Steht uns doch auch schon wieder eine 50prozentige Erhöhung aller Eisenbahntarife zum 1. Oktober in Aussicht, dazu eine so große Einschränkung des Eisenbahnverkehrs, daß die Verwal­tung wahrscheinlich nur noch den waggonweisen Versand der Ernteergebnisse, auch des Obstes, wird durchführen können. Uebri- gms stellte es sich immer mehr heraus, daß die Getreideernte im Lende höchstens den mittleren Durchschnitt erreicht. Damit aber M die Aussicht auf eine Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung inimmer weitere Ferne gerückt.

Ms der Reichspräsident Ebert neulich auf seiner Reise bei oen Mdeinschen Regierungen auch in Stuttgart weilte, hielt der Mi­ller des Innern, Dr. Lindemann, eine vielbeachtete Tischrede. Er nahm gegen die Gleichmacherei Stellung, die uns unsere schwäbische Eigenart zu berauben droht. Es muß schon weit gekommen sein, wenn ein sozialdemokratischer Minister sei­nem Genossen, obendrein einem geborenen Badener, der von der Rrvolutionswelle an Hie Spitze des Reiches getragen wurde, so scharf ins Gewissen redet. Die begütigenden Worte Eberts, der Ms auch eine bessere Kohlenversorgung versprach, müssen bald in Een umgesetzt werden. Sie erinnerten gar zu sehr an Wahl- persprechungen, wie denn überhaupt der Eindruck, daß die Ebert- schm Besuche in Süddeutschland eine Wahlreise darstellten, llch jedem denkenden PchMer ausdrängte. Man besinnt sich mmiich darauf, daß wir nach der Reichsverfassung den Rei^)s- präsidenten erst noch endgiltig zu wählen haben. Das geschieht mit Hilfe desselben allgemeinen, direkten und geheimen Wahl- kochts, wie es früher für die Reichstagswahlen galt, nur mit dem Unterschied, daß beide Geschlechter wahlberechtigt sind und das Mer der Wähler auf 20 Jahre herabgesetzt ist.

lleber Haupt die Wahlen! Wo bleiben sie? Me diese Parlamente, die ja jetzt noch im Reiche umeinander gelten, sind noch vor der Verabschiedung der verschiedenen Ver­lesungen gewählt worden und bedürfen jetzt überall der Er­neuerung. Obendrein besteht gar kein Zweifel darüber, daß äw Anschauungen der Wähler sich inzwischen vielfach gewandelt gaben. Wenn es also wirklich Volksvertretungen sein wllen, so muß das Volk aufs neue befragt und in die Lage ver­letzt werden, Parlamente zu wählen, die die veränderte Volks- Murung verkörpern. Die neue Politik im Reich und in den

Cinzelstaaten stellt eine Kette von Vergewaltigungen

des Gemüts durch beharrliche Grenzüberschreitun- gendesVerstandes dar. Sie ist so rationalistisch und viel­fach so einseitig nur aus die augenblicklichen Tagesbedürfnisse zu­geschnitten, daß zwischen ihr und der Volksseele eine immer brei­tere Kluft entstanden ist. Da aber jetzt alles Recht und alle Ge­walt aus dem Volke geschöpft wird, kann diese Kluft, wenn wir endlich zu einer inneren Ruhe kommen sollen, nur durch eine neue Befragung des Volkes mit dem Wahlzettel überbrückt wer­den.

Zu alledem kommt, daß jetzt auch noch die Entente den Bestand unserer Reichsverfassung gefährdet. In einem Ultimatum, mit einer Frist von 15 Tagen, verlangt der Diktator unserer Feinde, der sogar bei den Franzosen als Tiger" verschriene Clemenceau, die Abänderung der Artikel 2 und 61 der deutschen Reichsversassung, weil sie angeblich gegen den Friedensvertrag von Versailles verstoßen. Es geht insbe­sondere um den dauernden Ausschluß Deutsch-Oester­reichs, dem das Recht der Teilnahme am Reichsrat, dem frü­heren Bundesrat, nach seinem Anschluß an das Deutsche Reich eingeräumt ist. Da haben wir nun wieder die Segnungen des Völkerbundes. Wir erkennen sie ja auch aus dem Schmach- fr i e d e n v o n S t. G e r m ai n, den die Entente über das un­glückliche Oesterreich verlangt hat. Lug und Trug waren die Wil- sonschen Vorspiegelungen vom Selbstbestimmungsrecht der Völker. Der amerikanische Staatssekretär Lansing hat im Senat von Was­hington ganz offen zugegeben, daß über die 14 Punkte Wilsons, auf die wir so jämmerlich hereingefallen sind, von den Alliierten in Paris überhaupt nie verhandelt wurde.

Aber was sollen wir dagegen tun? Proteste loslassen? Die Antwort in Paris wird wieder sein:Sie überschwemmen uns mit Papier". Auch die neuesten Putsche in derPfalz und die französische Generalpolitik im ganzen besetzten Gebiet sprechen jedem Völkerrecht Hohn. Die Feinde machen mit uns, was sie wollen. Wir aber haben zu zahlen, zu arbeiten und mit Respekt das Maul zu halten. Lohnsklaven wie wir müssen froh sein, wenn uns wenigstens jetzt truppweise u n - sere armen Gefangenen heimgeschickt werden, ober unter solchen Schwierigkeiten, daß gar nicht daran zu denken ist, sie in diesem Jahre noch alle heimzubekommen. Nach Oberschlesien hat man uns amerikanische Besatzungstruppen geschickt. Im Balti­kum, den russischen Ostseeprovinzen, müssen unsere Regimenter den Engländern und Franzosen Söldnerdienste leisten. Im Laltl- schon so, wie jemand neulich die Stellung des Deutschtums in der Welt gekennzeichnet hat: Wir sind noch eine Stufe unter die Neger gedrückt worden!

Deutschland.

Stuttgart, 5. Sept. Das Gesetz betreffend die Torfwirtschaft, das der Landtag in seiner Septembertagung zu beraten hat, will dem Raubbau unserer Torflager entgegenwirken, vor allem aber dem Staat weitgehende Befugnisse zur Enteignung von Grund­stücken, Anlagen und Geräten zur Torfgewinnung und Torfver­arbeitung einräumen. Der Entschädigung werden nicht die jetzigen außerordentlichen Verhältnisse, sondern im wesentlichen die vor dem Kriege zugrunde gelegt, sodaß Spekulationskäufer nicht auf ihre Rechnung kommen werden,

Berlin, 5. Sept. Die deutsche Antwort auf die feindliche For­derung einer Verfassungsänderung erklärt den Artikel 61, Abs. 2 der Verfassung ohne Aenderung des Wortlauts für kraftlos und weist die Drohung der Ausdehnung der feindlichen Besetzung zurück.

Hannover, 5. Sept. Generalfeldmarschall von Hindenburg dankt öffentlich für die zahlreichen Glückwünsche anläßlich der Tannenbergfeier, die er leider nicht persönlich beantworten könne.

Danzig, 4. Sept. Zur Polonisierung von Danzig wurde der polnischen Reigerung vom polnischen Nationalauslchnß in den Vereinigten Staaten ^ Million Dollars überwiesen. Eine wei­tere halbe Million soll folgen. Die polnische Bevölkerung hofft immer noch, daß Danzig die Hauptstadt des polnischen Westpreu- ßens wird.

Königsberg, 4. Sept. In West- und Ostpreußen versuchen die Polen immer wieder, auch unter dem deutschen Militär Propa­ganda für Polen zu treiben. Es erscheinen Flugblätter, die an die Militärpersonen gerichtet sind und in denen dis Soldaten auf­gefordert werden, nicht gegen die Polen zu kämpfen. Als Ur­heber und Vertreibe! derselben ist der Amtsvorsteher des polni­schen Gewerkschaftsbüros, von Dombrowsky, festgestellt.

Die Stellung des bayerischen Kronprinzen zum Volksstaal.

Der frühere bayerische Kronprinz, der sich wegen seiner von der Entente verlangten Auslieferung unter den Schutz des bayeri­schen Landtags wie unter den des bayerischen Volkes gestellt hat und dem der Landtagspräsident in seinem Schreiben diesen Schutz auch zusagte, hat an den Landtagspräsidenten Franz Schmitt, den sozialdemokratischen Parteisekretär, ein neues Schreiben gerichtet, dem wir die folgenden Sätze entnehmen:

Da ich in der Monarchie keinen Personenkult, sondern ein gei­stiges Prinzip sehe, steht für mich über jeder Dynastie das Ämd. Darum verlange ich von mir wie auch von jedem deutschen Für­sten, daß er sich vorbehaltlos der staatlichen Entwicklung seiner Heimat fügt und alle Versuche weit von sich weist, sich, durch fremde Wünsche unterstützt, in den inneren Gestaltimgsprozrß ein­zumengen. Ich habe bereits Anfang November 1918 eine dah'n- gehende, öffentlich bekannt gewordene Versicherung abgegeben.

Der bayerische Kronprinz hat am 29. August seine Ver­lobung mit der Prinzessin Antonie von Luxemburg gelöst.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag,

der jetzt in Dresden abgehalten wird, ist von etwa 300 Geistlichen Kirchenlehrern und Vertretern der evangelischen Arbeitervereine besucht. Den Höhepunkt des ersten Verhanldungstages bildete der v'on dem unerschütterlichen Vertrauen an die Zukunft der evangelischen Kirche getragene Vortrag des bekannten Leipziger Universitätslehrers Professor Dr. Jhmel über den evangelischen Glauben als Kraftquelle der Gegenwart. Durch alle Verhand­lungen zog sich die Ueberzeugung, daß es unbedingt gelingen müsse, unbeschadet der Besonderheit der einzelnen Landeskirchen, ihr Zusammenwirken in wichtigen Kirchekifragen ssu erreichen. Hierfür sind eine Anzahl Grundsätze ausgestellt, die in den näch­sten Tagen beraten werden sollen. Auch einige Erklärungen zu­gunsten unserer Kriegsgefangenen, der Glaubensgenossen in den abgelösten westlichen Gebieten, für die Nichtauslieserung des Kai­sers und kraftvollere Vertretung der evangelischen Auslandsinter- essen bei den politischen Behörden werden vorbereitet.

Rasche Heimbefärderung der Kriegsgefangenen.

Berlin» 5. Sept. Der englische Vorsitzende der interalliierten Waffenstillstandskommission in Köln hat ein Telegramm folgenden Inhalts erhalten:

Wir beabsichtigen, Vertreter der Londoner Zentralbehörden und des englischen großen Hauptquartiers in Frankreich zu einer Besprechung nach Köln zu entsenden. Diese sollen gemeinsam mit Vertretern der Armee-Oberkommandos der Besatzungstrup-pen unter Führung der englischen Waffenstillstandskommission mit deutschen Vertretern verhandeln und mit ihnen einen Plan ent­werfen, auf welche Weise täglich bis zu 10 000 Gefangene heim- besördert werden können. Diese Besprechung wird heute imKöl­ner Hof" in Köln stattfinden."

Gegen die Verhetzung unseres Volkes wendet sich ein Aufruf, dem wir folgendes entnehmen: In einer Zeit, die mehr als je die gemeinsame Arbeit aller, die sich zu Deutschland bekennen, zur Pflicht macht, macht sich eine beson­ders erbitterte antisemitische Verhetzung bemerkbar. Ueberall tau­chen Flugblätter auf. Der Ton wird immer giftiger, inan scheut sich sogar nicht mehr, ganz offen zu Pogromen auszuforder», wie der Osten Europas sie schaudernd erlebt hat. Hand in Hand da­mit geht eine geheime Propaganda, deren Zweck es ist, die deut­sche Arbeiterschaft zum Judenhaß aufzureizen. Wer heute Rassen- und Klassenhaß predigt und die niedrigsten Instinkte der mensch­lichen Natur zu erwecken sucht, begeht ein Verbrechen gegen das Vaterland und gegen die Grundsätze allgemeiner Sittlichkeit, d'e in unserem Volke so tief wurzeln, wie nur bei irgendeinem an­deren, die uns aber unsere Feinde zu Unrecht absprechen. In der schwersten Stunde des Vaterlandes richten wir daher an alle rechtlich denkenden Deutschen jeder Parteirichtung und jeden Glau­bens, und nicht zuletzt an das arbeitende Volk, die dringende Mah­nung, im Interesse der Gesamtheit der verhetzenden Arbeit mit allen Kräften entgegenzutreten.

Auch die Jugend will demonstriere«.

DieFreie sozialistische Jugend Deutschlands" wendet sich an die arbeitende Jugend in einem mit kommunistischen Ideen durch­tränkten Flugblatt, in dem folgende Forderungen aufgestellt sind: 1. Verbot der Arbeit für alle Mädchen und Burschen unter 38 Jahren; 2. Ausdehnung der Schulpflicht bis zu diesem Alter; 3. Einführung von bezahlten mehrwöchigen Ferien im Jahr für die jugendlichen Arbeiter bis zum. 21. Jahr; 4. Einführung -es Sechsstundentages; 5. Ausreichende Entlohnung: 6. Reform des Lehrlingswesens (Kürzung der Lehrzeit, Abschaffung des Züch­tigungsrechts, Errichtung von kommunalen und staatlichen Lehr­werkstätten); 7. Reform und Ausbau der Gewerbe- urck> Fort­bildungsschulen; 8. Milbestimmungsrecht aller gewerblich tätigen Jugendlichen in Betrirbsangelegenheiten und beim Ausbau der Sozialgesetzgebung. Für diese milde gesagt zum Teil doch recht uferlosen Forderungen wird nach der Ankündigung des Flug­blattes die sozialistische Jugend der ganzen Erde (?!) am Sonn­tag, den 7. September in allen Ländern (?) demonstrieren.

(Wer die Jugend hat, hat die Zukunft. Eine Jugend, der solche Ideen eingeimpft werden, die zu solchen Forderungen in noch unreifem Alter erzogen wird, bedeutet für Deutschlands Zu­kunft den völligen Zusammenbruch. Einem Zusammenbruch mit allen Mitteln entgegenzuarbeiten ist Aufgabe jedes Deutschen, der sein Vaterland wahrhaftig liebt und es mit dem deutschen Volke ehrlich meint. Schriftl.)

Ausland.

Wien, 4. Sept. Die Blätter veröffentlichen Aeußerungen des Staatskanzlers Renner, die er gegenüber privaten Berichterstattern in Saint Germain getan hat. Politisch und national, jo erklärte der Staatskanzler, sind wir schwer getroffen. Unser Staat wird beschränkt ans die deutschen Alpenländer. Die Nationalversamm­lung wird darüber entscheiden müssen, ob trotzdem der Vertrag unterzeichnet werden kann. In nationaler Beziehung büßt Misere Republik ihre Handlungsfreiheit ein und das mit elementarer Ge­walt in den Novembertagen hervorgetretene Anschlußbestreben wird auf den schwierigen Weg von Verhandlungen mit dem Völ­kerbund verwiesen. Wir erhalten eine politische Souveränität, von der wir kaum Gebrauch machen dürfen und werden dazu der voll­ständigen ökonomischen Oberhoheit der alliierten Großmächte un­terworfen, die sich in dem Reparationsausschuß verkörpert, mit dem Völkerbund als höchster Instanz. Sie wollen einen Ertrin­kenden erretten und belasten ihn sofort mit einem Mühlstein. Unser Volk ist nun vor die furchtbarste Prüfung gestellt. Diese