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Md KuzeigeKkatt für dm Bezirk Gakw. 79. Ishrgam-.
LrscheinungStage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnsertionspreiS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und BezirlSorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Donnerstag, dr« 17. November 1904.
LbonnementSpr. in d. Stadt pr. viertelt. Ml. 1.10 incl. Träger l Biertslfährl.PostdqugSpretS ohne V-stetig. f.d. OrtS- u. Nachbar' orliv-riehr 1 Mi., s. b. sonst. Verkehr MI. 1.10, Bestellgeld 20 Big
Amtliche Netarnrtmachnngerr.
Bekanntmachung.
Nach Mitteilung des Kaiserlichen Kommandos der Schiffsjungendivision in Friedrtchsort kann noch eine größere Anzahl von Schiffsjungen eingestellt werden.
Die Bestimmungen zum Eintritt in die Schiffsjnngendivision können beim König!. Oberamt und beim Bezirksfeldwebel eingesehen werden.
Die Einzustellenden müssen 15'/- bis 18 Jahre alt sein und eine Körpergröße von mindestens 1,47 m besitzen.
Bezirkskommando Calw.
Bekanntmachung.
Je« HrLsschukvehörde«
gehen mit der nächsten Post die Formulare für die
Gesuche um Staatsbeiträge zu de« Arbeitsschule« zu.
Die Ortsschulbehörden derjenigen Schulgemeinden, welche mit Rücksicht auf ihre Vermögenslage um einen solchen Staatsbeitrag für das Rechnungsjahr 1904 nachsuchen wollen und bei welchen dieser Beitrag nicht im fortlaufenden Schulgehaltsstaatsbeitrag begriffen ist, habe« die Ortstabelle« «ach dem Stand deS laufende« Rechnuugs- bezw. Schuljahrs auszufülle» und bis spätestens 1. Dezember d. I. an das gemeinschaftliche Oberamt 1« Schulsache» einzusenden.
Calw. 15. November 1904.
K. gem. Oberamt in Schulsachen.
I. V.: Amtm. Ripp mann. Schmid.
ragesnestgketten.
* Calw, 14. Nov. Die gestrige Konzertaufführung des Liederkranzes gehört zu den besten, die der Verein je veranstaltet hat. Das Programm bot nicht nur eine reiche Mannigfaltigkeit,
sondern war auch mit den auserlesensten Musikstücken aufs sorgfältigste zusammengestellt. In rascher Aufeinanderfolge lösten sich Männer- und Kinderchöre mit Gesang- und Cello-Soli ab. Der zu recht stattlicher Größe herangewachsene Sängerchor böt diesmal 6 neue Chöre, eins Leistung, die die größten Anstrengung:» an den Dirigenten und die Sänger stellte und daher alle Anerkennung verdient. Der Dirigent, Hr. Lehrer Rummel, welcher dem Liederkranz auf dem Schwäbischen Liederfest in Ravensburg zu ehrenvoller Auszeichnung verholfen hat, hat auch bei dieser Aufführung aufs neue bewiesen, daß er seiner Aufgabe vollständig gewachsen und ein vortrefflicher Kenner des Männergesangvereins ist. Etngeleitet wurde das Konzert mit dem durch den großen Frankfurter Wettgesang berühmt gewordenen „Volkslied" von Dr. Kienzl-Graz, einer einfachen, frischempfundenen Melodie im Volkston. Die weiteren Darbietungen der Sänger bestanden in Liedern von Rummel, Angerer, Podbertsky, Mendelssohn-Bartholdy, Stl- cher und Schumann. Das Retterlied „Die bange Nacht ist nun herum", mit dem sich der Dirigent auch als Komponist vorteilhaft eingeführt hat, ist eine feinfühlige Kompostlion, die sich innig an den Textinhalt anschmiegt und prächtige Akkorde mit schwungvollen Gängen aufweist; der ganze Charakter des Liedes sowie der herrliche Schlußsatz verraten ein nicht gewöhnliches musikalisches Talent. Das türkische Schenkenlied, der schottische Bardenchor, das Waldlied „Bist du im Wald gewandelt" (mit Hörnerbegleitung vonHrn. Stadtmustkus Frank und drei wetteren Mitgliedern der Stadtkapelle), wie auch die Quartette „Wie ist der See so lief" und „Gute Nacht" fanden nach jeder Richtung hin eine ausgezeichnete Wiedergabe, sowohl hinsichtlich des Wohlklanges der Stimmen, als der rhythmischen Präzision und der reichen dynamischen Schattierungen. Die Perle der Chöre war aber unstreitig der imposante, kraftvoll einherschreitende Chor „Friedrich Rotbart". Dieser Chor, einer der schönsten der modernen Männerchöre, zeigt eine
große Menge von Schönheiten, ist von gewaltiger Klangfülle und überaus packender Wirkung. Die herrliche Erfindung des Meisters macht um so tieferen Eindruck, als sich hier die angewandten Kunstmittel den Voraussetzungen des Gedichts anpassen und eine Instrumentalbegleitung die poetische Stimmung in genialer Weise zeichnen hilft. Dementsprechend war der Erfolg des Stückes, auS dem der Dirigent alle Wirkungen herauszuholen wußte, ein sehr bedeutender. Einen glücklichen Griff tat der Verein mit der Aufnahme von 2 Kinderchören. 40 Mädchen brachten „Die Mühle" von Schumann und „Das Taubenhaus" von Abt zu flottem, sicherem und stimmungsvollem Vortrag; das letztere Lied, von köstlichem Humor durchdrungen, mußte auf stürmisches Verlangen der Zuhörer wtederholr werden. Die Klavierbegleitung hatte Herr und Frau Kaufsmann übernommen und in bekannter mustergilttger Weise durchzeführt. An der gelungenen Ausführung des Programms haben aber auch die Solisten ihren redlichen Anteil. Frl. Rothammel sang 3 Lieder „Goldschmieds Töch- terletn" von Löwe, „Winterlieb" von Koß und „Mein Liebster ist ein Weber" von Hildach; Hr. W. Schwämmle trug 2 Lieder vor: „Ein Schütz bin ich" von Kreutzer und „Wiederkehr" von Wengert; Hr. Kaufmann Lillich sang eine Arte aus den „Jahreszeiten" von Haydn und Hr. Bautechniker Hauser spielte 2 Cello-Soli: „Lied an den Abendstern" von Wegner und „Simple Avne" von ThomS. Sämtliche Vorträge waren aufs beste durch gearbeitet und boten einen hohen Genuß; reichster Beifall belohnte die dankbarst aufgenommenen Darbietungen. Die Klavierbegleitung zu den Sopransoli hatte Hr. Handelslehrer Rothammel und die übrigen Begleitungen Hr. Lehrer Rummel übernommen und in dezenter Weise ausgeführt. Die Zuhörerl äußerten sich höchst befriedigt über den durchaus schönen Verlauf des Konzerts, das so stark besucht war, daß alle Räume des badischen Hofes voll besetzt waren.
Calw, 15. Nov. Dem „Schwarzw. Boten" wird berichtet: Auf ein im Juli d. I. vom Magistrat
8^UjkkA«U» Nachdruck «erboten.
Nachbarskinder.
Roman von B. v. d. Lancke n.
(Fortsetzung.)
„Mir war es mehr als Scheinglück," sagte Dorothee schroff, „ich liebte meinen Mann über alles, ich liebe ihn noch. Und worüber man idem Lebenden zürnte, dem Toten ist alles vergeben; man denkt nur an die Liebe, die man empfangen, und vergißt das Leid, das einem geschah."
„Nun, ich meine, des Leides war es ein gerüttelt Maß voll, Frau Dorothee," sagte er bitter.
„Gleichviel, Sie haben kein Recht, sein Richter zu sein."
Sie schritt an ihm vorüber, den Hügel hinab; Wasmcr folgte langsam, und sie sprachen nicht mehr miteinander. Die Freude des Wiedersehens war ihm getrübt und die Frühlingssonne schien ihnen beiden nicht mehr ins Herz hinein.
Die Tage von WasmerS Besuch brachten Dorothee sehr viel weniger Freude, als sie erwartet hatte.
Eines TagcS saßen sie zusammen im Wohnzimmer; draußen fiel ein milder Regen und durch die geöffneten Fenster zog ein erfrischender Duft. Stephan las, Dorothee nähte.
„Ich wünsche mir einen Beruf," sagte sie plötzlich.
„Schaffen Sie sich einen," entgegnete er, von seinem Buche aufsehend.
„Wie kann ich das?"
Ihr Ton klang wehmütig, hilflos.
„Mit Energie und gutem Willen; aber ich bemerke leider, Sie haben beides nicht."
„Stephan!" rief sie gekränkt, empört; in den dunklen Augen standen Tränen."
Er biß sich auf die Lippen.
„Verzeihen Sie, Frau Dorothee."
„Weßhalb sind Sie ost so rauh mit mir, Stephan? Niemals waren Sie früher so," sagte sie leise.
„Ich weiß e« nicht, Dorothee," antwortete er gepreßt, „vielleicht ist es die Sorge um Sie, die mich rauh sein läßt, weil meine Bitten und Vorstellungen so gar nichts nützen."
„Ja, ja, ich weiß. Sie meinen es immer gut."
Dabei glitten ihre Blicke vorüber zum Nachbarhaus, dorthin, wo Edmund und Srdonie einst gelebt; er sah es, sagte aber nichts mehr und ging leise hinaus; und sie merkte es nicht einmal. Am nächsten Morgen reiste er ab. —
Als Wasmer abgefahren war und Dorothee allein durch den stillen Früh- lingSabend nach der Stadt zurückkehrte, begegneten ihr die Arbeiter und Arbeiterinnen, die von den Fabriken und vom Felde heimkehrten; sie gingen daher mit dem etwas schwerfälligen Tritt von Menschen, die rastlos geschafft haben, das Gesicht, die Anzüge bestaubt. Sie alle hatten gearbeitet, schwer gearbeitet. Und sie gewahrte vor dem offenen Fenster eines kleinen Häuschen ein junges Mädchen