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Neuenbürg, Freitag den 22. August IM.
77. Jahrgang.
Deutschland.
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Frankfurt, 21. August. Das Reichspostministerium verhandelt mit der Flugoerkehr-A.-G. „Fluga" wegen einer bedeutenden Ausdehnung des Luftverkehrs. Der „Fluga" soll zunächst auf sechs Linien die Beförderung von Briefen, Packeten und Zeitungen übertragen werden. Diese Strecken sind Köln—Berlin, Köln— Hamburg, Köln—Breslau, Köln—Frankfurt—München, Köln— Frankfurt— Stuttgart und Köln—Frankfurt—Basel. Das Betätigungsfeld der „Fluga" soll also Süd- und Westdeutschland werden, mährend der Verkehr des Nordens der Luft-Reederei Berlin überlassen wird.
Dresden, 21. August. Wie von amtlicher-Seite gemeldet wird, werden in Chemnitz 14 Soldaten vermißt. Man vermutet, daß diese Soldaten ermordet sind oder versteckt gehalten werden.
Berlin, 21. August. Gegen die vom kommunist. Vollzugsrat des , >ß-Berliner Arbeiterrats ausgeschriebenen Wahlen zum Arbeiterrat wendet sich der Bürgerrat in Groß-Berlin in einem Aufruf an die werktätige Bevölkerung.
Berlin. 21. August. Die Beschäftigung der 150 000 Reichswehrsoldaten, die Noske am 1. Oktober entlassen muß, macht Sorgen. Die Regierung erwägt einen Vorschlag, wonach die zu Entlassenden zu Arbeiterbataillonen zusammenzustellen und mit ihnen die Wiederaufbauarbeiten, die Förderung der Kohlen, die Arbeiten zur Umwandlung der Oedländereien, die Aufsorstungsarbeiten im Reiche nach großzügigem Programme auszuführkn sind. Die Regierung will aus alle Fälle kein neues Heer von Arbeitslosen schassen zu einem Zeitpunkt, wo unsere Industrie schwer zu kämpfen hat.
Heraus mit den deutschen Gefangenen?
Weimar, 21. August. Die Nationalversammlung nahm am sst Ende ihrer gestrigen Sitzung eine Entschließung an, die von allen ESd" ss Parteien einschließlich der Unabhängigen unterstützt wurde und auf
' Antrag des Sozialdemokraten Loebe den Parlamenten in Frankreich, Italien, England und Amerika zugefunkt werden soll. Die i Entschließung hat folgenden Wortlaut:
„Die Deutsche Nationalversammlung hat wiederholt mit allem Nachdruck die Befreiung der deutschen Kriegsgefangenen gefordert. Sie erhebt heute noch einmal ihre Stimme; um vor aller Welt den Empfindungen des deutschen Volkes Ausdruck zu geben angesichts der sinnlosen seelischen Marter, zu der durch die unabsehbare Verzögerung der Auslieferung die Kriegsgefangenen und ihre Angehörigen verurteilt sind. Die Nationalversammlung steht unter dem erschütternden Eindruck zahlreicher Beweise, daß die Zahl der Opfer dieses Krieges noch nach dem Friedensschluß durch Tausende von Gefangenen vermehrt wird, die, von der Willkür und Unsicherheit ihrer Lage zerquält, körperlich und seelisch zugrunde gehen. Sie steht unter dem Eindruck der steigenden Verzweiflung von Frauen und Angehörigen, die das Ende ihrer unerträglichen Spannung immer wieder hin- ausgeschoben sehen, und sie erhebt mit dem Nachdruck und der Eindringlichkeit, die dem Protest gegen zwecklose Grausamkeit und dem Appell an die Menschlichkeit innewohnt, die Forderung, daß mit dem Abtransport der Gefangenen unverzüglich begonnen wird. Aus dem gleichen Grundsätze heraus fordert die Nationalversammlung, daß dem Rücktransport der in Deu schland befindlichen russischen Kriegsgefangenen seitens der Entente keine weiteren Schwierigkeiten bereitet werden."
. . Erzberger klagt gegen Helfferich.
lNkA GkklWa Der frühere Staatssekretär Helfferich hat das, was er mit
« aalv. AM^Zm unablässigen und heftigen Angriffen gegen Erzberger er- »erreualb. wollte, jetzt fertig gebracht. Das Wolffsche Büro meldet
.Aus Antrag des Reichsministers der Finanzen ist das Reichs- mmistMum der Justiz bereits am 16. ds. Mts. mit der Prüfung . ber Unterlagen eines gegen den früheren Staatssekretär Dr. » ITAKn Z^'uerich einzuleitenden Strafverfahrens wegen Beleidigung des .Echsfinanzministers beauftragt worden.
Damit sollte der unerquickliche Parlaments- und Pressestreit, A die Parteileidenschaften aufs stärkste aufgewühlt und der Stel-
dritten Kalb. des deutschen Volkes nur geschadet hat, aufhören. Die Lö- rzellerstrahe EI? ^ wichtigsten Frage, die Ordnung unserer Reichsfinan-
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- 1 ^- die zugleich auch die Voraussetzung des Wiederaufbaues un- Wirtschaftslebens ist, darf nicht durch diese persönlichen Ge- Mmeiten und Parteileidenschaften erschwert und gehindert wer-
. Es muß jetzt auch von den Deutschnationalen, wollen sie I wirklich Nationalgefühl besitzen, verlangt werden, daß die Hetze
Dobel.
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«1881 I»IErzberger einer sachlichen Bekämpfung Platz macht. Die ^ wie der Reichsfinanzminister bisher bekämpft wurde, war Verkauf aus. würdig noch national.
«lg, SattlermeÄ Gegen die Jwangswirlschafi.
—--Im volkswirtschaftlichen Ausschuß der Nationalversammlung ist
)fferier^ deutsch-demokratischer Antrag eingebracht worden auf Auf- illSV der Leim-Zwangswirtschaft. Man erwartet von dieser
eine Beendigung der gegenwärtigen Leimkalamität 60.- an per IM ein Sinken der Preise.
NöÜüE 7 Neue Unruhen im Anzug.
50.— an per Kaum haben wir die große Gefahr der Erntqireike abgcwen- n von 20 I av V' wehren sich die Anzeichen, daß weitere Unruhen geplant sind, ab hier gegen Regierung hat aus verschiedenen Teilen Deutschlands unan- i Mebrabn. bilM, ^ Beweise erhalten, die auf neue spartakistische Putsche hin- - «-,«. 1 »«. Es handelt sich um neue Streiks, Plünderungszüge zur
L. . ,Drung der Herbsternte, Felddiebstähle im großen Stile, Ueber-
lung. Senk - M aus Güter, Verkehrsunterbrechungen usw. Die Unabhängigen Mn bei ihren Putschen mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten
infolge Kohlenmangels und'der Unlust der Bevölkerung, Steuern zu entrichten, die jetzt allgemein zur Erhebung kommen. Die Unabhängigen erhalten auch viel Zuzug aus der Beamtenschaft, die trotz aller Stundungen, Zulagen und Gehaltsaufbesserungen unzufrieden bleibt. Die sich zuspitzende Kohlennot mit ihren Folgeerscheinungen mag wohl den Unabhängigen günstig erscheinen, neue Unruhen zum Sturze der Regierung anzuzetteln. Die Unruhen in Oberschlesien, Breslau, Frankfurt am Main, Oberfranken sind Vorläufer der kommenden Ereignisse. Die Regierung hat zur Abwehr umfassende Maßnahmen getroffen. Bei der immer mehr um sich greifenden Unzufriedenheit der arbeitenden Bevölkerung, den sich mehrenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der bevorstehenden Maffenentlassung von Arbeitern in der Industrie, die infolge der Kohlennot immer mehr zum Stillegen gezwungen wird, ist die Lage zur Zeit recht ernst und wird in einigen Wochen noch ungünstiger werden, zumal wenn die Streiks in Oberschlesien aiidauern.
Berlin, 21. August. Verschiedene Morgenblätter wollen wissen, daß der oberste Rat der Alliierten beschlossen habe, Marschall Fach solle der deutschen Regierung nahe legen, den Streiks ein Ende zu machen, nötigenfalls würden ihr Ententetruppen zur Verfügung gestellt werden.
Ein alldeutsch-kommunistisches Techtelmechtel.
Die „Fränkische Tagespost" veröffentlicht eine Anzahl interessanter Dokumente für eine seltsame alldeutsch-kommunistische Arbeitsgemeinschaft während der bayerischen Sturmtage zur Vernichtung des mühsam wieder erbauten deutschen Staatswesens. Das sozialdemokratische Blatt schreibt:
In Nürnberg besteht ein deutschvölkischer Bund, dessen Hauptmacher ein ausgedienter reaktionärer General und ein Nürnberger Großkausmann sind. Die führenden Mitglieder des deutschvölkischen Bundes haben sich nun mit den Kommunistenführern Schmidt Kleinlein und Thonath in einer Wirtschaft in der Steinbühler Straße getroffen und dort mit ihnen die Gründung einer antisemitisch bolschewistischen Zeitung: „Der Freie Arbeiter", beschlossen. Das dazu nötige Geld wiesen die Deutsch-völkischen durch Scheck an, Kleinlein konnte es aber nicht mehr abheben, weil er am 28. April auf Veranlassung des Generalkommandos wegen Hochverrats verhaftet wurde.
Die Kommunisten haben in einer ganzen Anzahl von Fällen von Behörden und Kapitalisten Geld erpreßt. In anderen Fällen haben Großunternehmer ihnen Geld aus Angst gegeben, in der Hoffnung, nach dem Siege der Kommunisten dann besser wegzukommen. Hier aber handelt es sich um ein planmäßiges politisches Zusammenwirken der Reaktionäre zu gemeinsamem Kampf gegen die Republik und die Demokratie. Auch daran hat man seit langem nicht gezweifelt, aber hier hat man einmal die beteiligten Personen feststellen und sich des gesamten Beweismaterials bemächtigen können.
Die Reichswehrlruppen Herren der Lage in Oberschlesien.
Nach in Weimar eingetroffenen Nachrichten aus Oberschlesien sind die Reichstruppen dort Herr der Lage geworden. Sie sind augenblicklich damit beschäftigt, die letzten Nester polnischer Banden zu säubern.
Laut Meldung der Pressestelle des Staatskommissariates kann im Veuthener Aufstandsgebiet dank der Haltung unserer Truppen der Aufstand als in der Hauptsache für abgeschlagen gelten. Es ist in der vergangenen Nacht gelungen, den Beuthener Bezirk so ziemlich zu säubern. Ein großer Angriff fand um Laurahütte statt; aber auch hier gelang es unseren Truppen Herr der Lage zü werden. Laurahütte ist fest in unserer Hand. In den heutigen Morgenstunden war der eigentliche Grenzbezirk Kattowitz stark gefährdet. Es wurde darauf ein großer Angriff eingesetzt mit dem Erfolge, daß Gieschewald, Nikischacht, Janow, Wilhelmi- nenhütte und Rosdzin in unserer Hand sind. Unsere Truppen sind im weiteren Vormarsch gegen die Grenze. Die Säuberung dieses Grenzgebietes dürfte aller Voraussicht nach jedoch einige Tage dauern, da es noch zahlreiche Jnsurgentennester auszuheben gilt, auch mit einem Hinüber- und Herübersetzen von Banden über die Grenze zu rechnen ist.
Ueber den mit dem Aufstande Hand in Hand gehenden Generalstreik ist zu melden, daß sich bereits eine geringe Wiederaufnahme der Arbeit bemerkbar macht.
Dämmernde Erkenntnis in Frankreich.
Berlin. 21. August. Der nach Berlin gereiste politische Redakteur des „Matin" hat eine in Berlin weilende bedeutende französische Persönlichkeit über die wirtschaftlichen Krisen ausgefragt und Aufklärungen erhalten, die etwas anders klingen als das, was die französische Presse vom Schlage des „Matin,, sonst über diesen Gegenstand zu sagen weiß. „Es ist kein Zweifel", sagte dieser Herr, „daß wir auf wirtschaftlichem Gebiet jetzt mit Deutschland solidarisch sind. Wir sind es mit jedem produzierenden Land, aber mit Deutschland mehr als mit anderen Ländern. Die Trägheitswelle, die über die Welt geht, muß natürlich in diesem erschütternden Land empfindlicher gefühlt werden, als anderswo. Die deutsche Regierung ist dje beste, die wir uns wünschen können, aber sie ist schwach. Keine Partei in diesem Land hat die Kraft, zur Arbeit anzufeuern, und Hetzer sagen dem Volk, daß es Wahnsinn sei, für das Kapital, noch dazu für fremdes, zu arbeiten. Und wenn diese Hetzer gehört werden, so sind wir Alliierten daran nicht ohne Schuld: Nach dem Geschwätz der Regierungen kommt jetzt das Geschwätz der Parlamente, das noch weniger entschuldbar ist, da der Vertrag ja doch angenommen wird. Ums Himmelswillen beeilen wir uns, votieren wir den Vertrag, damit der unsichere Zustand aufhört, aus dem alle wirtschaftlichen Unruhen den besten Nährboden finden."
Zusammenstöße zwischen deutschen und amerikanischen MairvM».
Danzig, 21. August. Zwischen deutschen und amerikanisch«! Matrosen kam es vorgestern in Neufaßxwasser zu Zusammenstößen, die ihre Ursache in Eifersüchteleien hatten, zu denen «in Tanzvergnügen am Montag abend, an dem deutsche und amerikanische Matrosen teilnahmen, den Anlaß gab. Bereits am Montag kam es in einem Tanzlokal zu Streitigkeiten zwischen deutsch«! und amerikanischen Matrosen, die sich auf der Straße fortsetzän. die aber mit Rückkehr der amerikanischen Matrosen auf ihren Z«- störer „Hale" ihren Abschluß fanden. Ws nun am Dienstag An- lauber des kleinen Kreuzers „Frankfurt", der gegen 6 Uhr nachmittags in den Hasen eingelaufen war, an dem Zerstörer „Haie" vorbeikamen, stießen sie mit Matrosen vom „Hale" zusammen, wobei einer der deutschen Matrosen schwer verletzt wurde. Die deutschen Matrosen, denen sich auch Zivilpersonen angeschlosjai hatten, nahmen daraus eine erregte Haltung ein, woraus eine Anzahl amerikanischer Matrosen im Verein mit französischen Matrosen des Torpedoboots „Glaimore" auf die Menge cinstürmte. Vom französischen Torpedoboot „Glaimore" wurde ein Schuß abgefeuert, durch den vier Personen verletzt wurden, deren Wun?«r aber leichter Natur sind. Der in Neufahrwasser stationierte Gren^ schütz wurde sofort alarmiert und säuberte die Umgebung des Hs- fenkanals, worauf auch die Amerikaner und Franzosen abzogen.
Rückzug der Engländer aus dem Rheinland.
Köln» 21. August. Außer Churchill weilen auch Asquith Lloyd George in Köln. Wie bestimmt verlautet, wird innerhalb 6 Wochen die englische Besatzung von Köln durch französische Treppen abgelöst werden. Die Stärke der englischen Besatzung nn Rheinland soll vom 15. Januar 1920 an 5000 Mann nicht übersteigen.
Die deutsche Nationalversammlung.
Weimar, 20. August. Die Nationalversammlung beschäftigte sich zunächst mit der zweiten Lesung des Erbschaftssteuergesetzes. Dem von der Regierung eingebrachten Entwurf wollten die Rechtsparteien zustimmen, um dem Reiche in der Finanznot zu Helsen. Im Ausschuß aber ist der Entwurf so geändert und verschärft worden, daß die Erbschaftssteuer künftig Vermögen und Besitz wegsteuern wird. Einem solchen Gesetz können die Rechtspartei«! nicht zustimmen.
Die- Deutschnationalen beantragen durch Abg. v. Posadowsktz und Hampe, die vom Ausschuß vorgeschlagenen Aenderungen abzulehnen. Die Partei sei zu jedem Opfer bereit und hätte die Vorlage der Regierung ohne weiteres angenommen; aber die Ausschußvorschläge stoßen bei uns auf zum Teil unüberwindliche Bedenken.
Auch die Deutsche Volkspartei nimmt die ablehnende Haltung der Deutschnationalen ein.
Abg. Keil (S.): Geändert ist die Vorlage wesentlich nur hinsichtlich des Tarifs. Wir mußten außerordentlich rasch arbeiten, weil große Versäumnisse vieler Jahre nachgeholt werden müssen. So ist die Steuervorlage nicht befriedigend. Jeder Tag des Zögerns kostet dem Reich 2 Millionen Mark. Die Erbschaftssteuer ist die eigentliche große, dauernde Besitzsteuer, die wir haben und di« deshalb ausgebaut werden muß. Nur die dauernde Besitzsteuer kann dem Elend in den Tiefen der Gesellschaft steuern. Das reyrge Gesetz kann nur eine Abschlagszahlung sein.
Die Demokraten sind mit den weitgehenden Anträgen des Ausschusses einverstanden. Abg. Raschig begründet die Haltung dieser Partei. Sie hat das Erbschaftssteuergesetz mit Freuden begrüßt, da es endlich, die Besteuerung des Kinder- und Gattenerbes bringt.
Dem Unabh. Abg. Wurm ist die Erbschaftssteuer noch lange nicht genug ausgedehnt. Unannehmbar ist für die Unabhängigen die Bevorzugung des ländlichey Grundbesitzes. Immerhin betrachten sie die Vorlage als ersten Schritt zur gänzlichen Sozialisierung der kapitalistischen Wirstchaftsordnung.
Bet der Gesamtabstimmung wird das Erbschastssteuergesetz gegen die Stimmen der Deutschen Bolkspartei und des überwiegenden Teiles der Deutschnationalen Volkspartei angenommen.
In der Nachmittagssitzung wurde über die 9 Milliarden-An- leihe für 1919 und über die Ausführung des Friedensoertrages verhandelt.
Nachdem Abg. Kenngott (S.) für seine Partei den vorliegenden Gesetzentwürfen zugestimmt hatte, sprach sich Abg. Hugetiberg (Deutschnatl.) sehr scharf gegen die heutige Gesetzmacherei aus. Die Vorlagen sind aus der Kommission mit affenartiger Geschwindigkeit zurückgekommen. Zwar hat der Reichsfinanzminister -et Einbringung der großen Steueroorlagen eine ausführliche und eingehende Denkschrift über die Finanzlage des Reiches zugesagt. Was er uns aber gegeben hat, ist außerordentlich dürftig und unwesentlich. Wir werden 8 Milliarden bewilligen, weil wir erkennen, daß die Finanzoerhältnisse einer Auffüllung der Reichssonds bedürfen. Mit der Streichung der einen Milliarde wollen wir bezeugen, daß wir zu dem augenblicklichen Finanzminister kein Aer- trauey haben. Es war kein glücklicher Griff, -den jetzigen Finanzminister in seine Stellung zu bringen. Die beiden Gesetze zur Ausführung des Friedensvertrages werden dem Volke klar machen, wie durch den Friedensvertrag unser Glück und unser Wohlstand, unser Selbstbestimmungsrecht und unsere Freiheit preisgegebsn worden sind.
Diese Beschuldigungen riefen den Reichssinanzminister Erzberger auf den Plan. Zunächst verteidigte er sich gegen den Vorwurf' einer zu leichtfertigen Erledigung der Struervorlage. Der Minister weist darauf hin, daß durch das Vorgehen der Deutschnationa- len Deutschland zu den unerträglichen Bedingungen zur Ablieferung von Vieh und Maschinen gezwungen sei, die seinerzeit ans d«! von uns besetzten Gebieten weggeholt oder zerstört worden sei«.