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«orrüte zurückgehalten worden seien, die jetzt auf einal zum Vor- Z.M kommen. Nichts unvernünftigeres als Lies, denn bei der E« Dauer des Krieges sind die Lager bis zum letzten Faden aerSumt worden, und kein vernünftiger Mensch kann glauben, daß, aam abgesehen von den strengen behördlichen Verfügungen, irgend Aman» bei den heutigen hohen Preisen seine Ware zurückhält. L,nz das Gegenteil ist der Fall. Jedermann sucht, das immerhin wrbandene Risiko zu verkleinern. Gute Waren können in absehbar« Zeit nicht wesentlich billiger werden, nur die Ersatzartikel, die nach und nach verdrängt werden, dürften die Besitzer mit Ver- luit weggeben.
Vermischtes.
gM ». 13 . August. In einem militärischen Depot in Köln-Koll, in de« Arbeiter mit dem Verladen von Rauchminen beschäftigt 2 ««,, brach gestern Großseuer aus, wobei mehrere Personen getötet wurden. Bis gestern nachmittag hatte die Feuerwehr 11 Leichen geborgen. Weitere Tote sollen unter den Trümmern liegen. Unter ihnen befinden sich auch 2 englische Soldaten, die auf Wacht- oostm standen. Das Großfeuer ist vermutlich durch Selbstentzündung der Minen entstanden. Der Schaden ist außerordentlich groß.
Schwarz-weitz-roi ln den Dolomiten! Einer Meldung aus Innsbruck zufolge haben geübte Felskletterer vor einigen Tagen die Santner- und Bajolettetürme erstiegen und zum Zeichen der Zugehörigkeit Deutschsüdtirols zu Nordtirol weiß-rote und schwarz- wetß-rote Fahnen auf diesen schier unzugänglichen Felszinnen gehißt. Es müssen waghalsige Felskletterer gewesen sein, die auf diese Weise ihre Zugehörigkeit zum deutschen Mutterland manifestieren wollten. Die italienischen Besatzungsbehörden versuchen nun, wie die „Innsbrucker Nachrichten" aus Südtirol melden, diese Zeichen deutscher Treue herunterholen zu lassen. Die italienischen Kellerer erwiesen sich aber den deutsch» unterlegen und muhten unverrichteter Dinge talwärts ziehen. Nunmehr wurde die Bevölkerung aufgefordert, entweder die Fahnen heradzuholen, oder die Namen der „irredenltschen Gipfelstürmer" bekanntzugeben. Für das Herabholen der Fahnen waren 400 Lire, für die Bekanntgabe der Kletterer, welche die Fahnen gehißt hatten, 1000 Lire Prämie in Aussicht gestellt worden. In den Reihen der Alpinisten fand sich keiner, der eines Verrats an der deutschen Sache fähig gewesen wäre. Hingegen liefen anonyme Anzeigen ein und -ie Jagd nach den Tätern begann. Doch welche Enttäuschung! Der erste Verhaftete war blind, der zweite ein Kriegsinvalide mit einem Bein und der dritte ein Krüppel ohne Arme. Nunmehr versuchten Kampfflieger mit Maschinengewehren und Minemver- sern ihr Glück, bisher vergeblich. . . Die stolze schwarz-weiß-rote Fahne auf den fernen Dolomitenzinnen! Ob nicht eine klettergewandte Abordnung aus Weimar hinfährt und das schwarz-rot- goldene Banner hißt?
Warnung vor dem starken Rauchen amerikanischer Zigaretten.
Die „Süddeutsche Tabakzeitung" schreibt: „Es mehren sich die Fälle von Erkrankungen infolge des Genusses der sogen, englischen Zigaretten, welche allerdings zumeist amerikanischen Ursprungs sich. Die englischen Zigaretten gelangen aus dem besetzten Gebiet in großen Masten ins Landinnere. Der mit einem starken Opiat getränkte Tabak verursacht bei starkem Konsum Uebelkeiten, Magenbeschwerden, Benommenheit. Bei manchen Personen treten auch Vergiftungserscheinungen auf. Auch Fälle von Lungen- tlnten sind als Folge übermäßigen Genusses beobachtet worden."
Amerikanisch. Die „Times" berichten von einer Trauung, die am 26. Juli im Aeroplan 2000 Fuß über der Stadt Newyork in hoher Luft stattgefunden hat. Die Heiratskandidaten, die so hoch hinaus wollen, sind die Miß Wily ^Schaeffer und der Leutnant George Burgeß vom „United States Aviation Corps". Der Reverend Alexander Wouters folgte als Passagier eines zweiten Aeroplans der Hochzeits-Maschine, von der er durch drahtloses Telephon den Austausch der Gelübde der Liebenden anhörte. Die Brautzeugen hielten sich inmitten von Tausenden von Zuschauern aus der festen Erde, wo sie durch Megaphone von der drahtlos geschloffenen Verbindung unterrichtet wurden. Die Braut scheint eine energische Dame zu sein, denn die am lautesten vernehmlichen Worte waren: „I will!" — Man sieht: das alte Amerika lebt immer noch; das Land der unbeschränkten Möglichkeiten . . . oer unmöglichen Beschränktheiten.
Rückwanderung aus Amerika und Valuta. Das Washingtoner Arbeitsamt stellte eine beachtenswerte Berechnung auf: rund IM000 Einwanderer beabsichtigen, aus den Vereinigten Staa- kn nach Europa zurückzukehren. Angeblich wollen 30 Prozent der Russen, 34 Prozent der Slowaken, 28 Prozent der Oesterreicher, 22 Prozent der Kroaten, 15 Prozent der Polen und 11 Prozent der Aaliener und Griechen nach Europa reisen, teils zum Besuch von verwandten, teils in der Hoffnung, dort billiges Land zu finden. Die Rückwanderung kann natürlich nur langsam vor sich gehen; immerhin wurden seit Juli täglich 1000 Leute befördert. Nimmt man «un an, daß ein Rückwanderer durchschnittlich 3000 Dollars mit sich nimmt, so ergibt das 4 Milliarden Dollars, ein Betrag, »en selbst Amerika nicht für zu gering schätzt in der Wirkung auf die Wechselkurse. Diese Rechnung scheint immerhin plausibel, Denn man bedenkt, was man sich z. B. mit den 3000 Dollars heute Ees kaufen kann. So erhält der nach Oesterreich Zurückkehrende m dem heutigen Wechselkurs der Krone für 3000 Dollars nicht MÄPr als 134 000 Kronen.
De« Auswanderern.
Das Brot der Fremde ist Bettelbrot Nun beißt's ihr Brüder!
Der Kinder Augen, einst werden sie rot Und stumme ihre Lieder.
Dann wird ein Bangen im Herzen sein,
Ein Sehnen und Zagen;
Sie werden bei Morgen- und Abendschein Nach Deutschland fragen.
Dann wird euch die Seele wirr und schwer,
Allen und Jungen.
- Deutschland? — O fern-eine graue Mär
Vergessen — verklungen —
„Was ist's, Großmutter? Es summt dein Mund Ost so seltsame Lieder?
Vom Brunnen am Tore, vom kühlen Grund,
Vom blühenden Flieder?"
„Schweig, Mädchen, das war wohl der leise Wind An Büschen und Bäumen —
Oder ein Märchen — das' rinnt und verinnt Zur Nacht — in den Träumen . . ."
Neueste Nachrichten.
Stuttgart, 13. August. Ueber den Verbrauch von Getreide und Mehl veröffentlicht das Württ. Ernährungsministerium im An- Wuß an die Reichsgetreideordnung für die Ernte 1919 die Aus- Mungsbestimmungen über die Versorgungsregelung für die Selbstversorger sowohl, wie für die Versorgungsberechtigten. Die
neuen Bestimmungen decken sich inhaltlich, von geringfügigen Abweichungen abgesehen, durchaus mit den seitherigen. Insbesondere bleiben auch die Mahl- und Schrotkarten, die wie seither den Selbstversorgern nur zur Schaffung eines Vorrats für höchstens 2 Monate ausgestellt werden dürfen, bestehen.
München, 13. August. Die „Korrespondenz Hoffmann" meldet amtlich: Für den Reichsrat, den bisherigen Staatenausschuß, sind vom Ministerrat folgende Minister als ordentliche Mitglieder für Bayern bestimmt worden: Hoffmann, Endres, Dr. Müller, «speck, Segitz, Frauendorffer und Hamm, als Stellvertreter Freyberg.
Weimar, 13. August. Der Arbeitsausschuß hat heute das Offi- ziersentschädigungsgesetz in zweiter Lesung angenommen. Alle Anträge der Fraktion der Rechten, die darauf abzielten, den den Offizieren günstigeren Regierungsentwurs wiederherzustellen, wurden abgelehnt. Die Reichsregierung ließ entgegenkommenderweise erklären, daß sie einen neuen Härteparagraphen weitestgehend auslegen würde.
Weimar, 13. August. In der heutigen Sitzung des Reichstags machte der Unabhängige Wurm in seiner Rede Andeutungen über ein Mehlmonopol und eine Fleischsteuer, die besonders ertragreich sein sollen. Er hat damit aus der Schule geplaudert. In der Tat beabsichtigt das Reichsfinanzministerium in den nächsten Tagen zwei derartige Steuervorlagen noch vorzulegen und, nachdem eine vertrauliche Rücksprache mit den Parteien bereits in den Kommissionen ein Einverständnis ergeben hat, sie noch vor der Vertagung zur Annahme zu bringen.
Weimar, 13. August. Wie in den Jahren 1917 und 1918 erscheint auch in diesem Jahre geboten, dem durch die gegenwärtige Teuerung in Not geratenen ehemaligen Kriegsteilnehmern, die die Veteranenhilse von jährlich 150 Mark beziehen durch Bewilligung einer einmaligen Zulage eine Hilfe angedeihen zu lassen. Sie beträgt nach den Beschlüssen der Reichsregierung 50 Mark und soll allen, die die erwähnte Beihilfe beziehen, gewährt werden, dis am 1. August 1919 am Leben waren.
Berlin, 13. August. Laut „Deutscher Allgemeiner Zeitung" teilt die Appenrader Dänische Ztg. „Heimdal" mit, daß das französische Kriegsschiff Marseillaise zur Verfügung der Verbandskommissionen in den dänischen Gewässern bleiben wird. (Besatzung 900 Mann). Während der Abstimmungszeit wird ein französisches Bataillon von 1100 Mann nach Flensburg verlegt; auch stellt Frankreich der Kommission eine Landesabteilung von 600 Matrosen zur Verfügung.
Gleiwih, 13. August. Aus der Hauptkasse des „Oberschlesischen Wanderers" wurde die Löhnungssumme von 21 000 Mark von einem Bergpraktikanten geraubt. Der Täter, ein Bruder der Kassiererin, wurde verhaftet.
Wien, 14. August. Nach Meldungen aus St. Germain dürfte in der Ueberreichung der Ententenote auf die österreichischen Gegenvorschläge eine ungefähr einwöchige Verzögerung eintreten.
Bern, 14. August. Nach italienischen Blättern werden Warentransporte zwischen Italien und Deutschland wieder zugelassen.
Gens» 13. August. Eine Havasdepesche meldet, daß der Rat der Alliierten der Auslieferung von 67 Mitschuldigen in der Führung des Weltkrieges aus den früheren Mittelmächten zugestimmt hat. Die Auslieferungsbegehren würden sofort nach Ratifikation der Friedensverträge abgehen.
Stockholm, 13. August. „National Titende" meldet, die Ernährungskommission hat bei der Regierung beantragt, Brot- und Milch-Rationierung vom 25. August an aufzuheben. Damit wäre in Schweden die letzte Rationierungsbestimmung in Wegfall gekommen.
Paris, 13. August. Das Kriegsgericht in Bourges verurteilte einen Soldaten vom 17. Jägerbataillon wegen Fahnenflucht ins Ausland zu 10 Jahren Zwangsarbeit. Der Verurteilte hatte noch Abschluß des Waffenstillstandes gefordert, in Deutschland verbleiben zu dürfen, um dort weiter zu arbeiten. Auf Grund des Waffenstillstandsabkommens wurde er festgenommen und den französischen Behörden ausgeliefert.
London, 13. August. Während die Flotte Großbritanniens bei Kriegsausbruch etwa zehnmal so groß war wie die der Vereinigten Staaten, hat England jetzt 16>- Millionen Tonnen, während die Bereinigten Staaten 9^ Millionen Tonnen besitzen. Amerikas Tonnage ist um 6ZH Tonnen gestiegen, während die Tonnage Großbritanniens um 5 Millionen Tonnen zurückgeblieben ist.
Vor neuen Putschen in der Pfalz.
Mannheim, 14. August. Wie die „Neue Badische Landeszeitung" hört, mehren sich die Anzeichen, daß die Pfalz unmittelbar vor einem neuen Putsch steht. Der bekannte Spartakist und Zuchthaussträfling Eggersdorf-Ehrens werde von der französischen Behörde zum Losschlagen ermuntert. Ein französischer Wagenpark und Waffen seien den Landauer Putschisten zur Verfügung gestellt worden. Eggersdorf und Haas gingen nun aufs Ganze und beabsichtigten an einem der nächsten Tage sämtliche Regierungsstellen und Bezirksämter zu besetzen. Wir hoffen, schreibt das Blatt, daß die treuen Pfälzer auf der Hut sind und den „Gründern der Republik" entsprechend auswarten.
Inkrafttreten der neuen deutschen Verfassung.
Berlin, 13. August. Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht die neue Verfassung, die damit in Kraft tritt. — Der Reichspräsident hat den bisherigen Präsidenten des Reichsministeriums. Herrn Gustav Bauer, zum Reichskanzler ernannt. — Die verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung führt von heute an die Bezeichnung Reichstag. Die bisherige Vertretung der Landesregierungen, der Staatenausschuß, hat aufgehört zu bestehen. An seine Stelle ist der Reichsrat getreten. — Der Reichspräsident hat eine Beiordnung erlassen, daß alle Beamten des Reiches und der Länder, der Gemeinden, Kommunalverbände und sonstigen öffentlichen Anstalten, sowie die Angehörigen der Wehrmacht unverzüglich auf die Reichsverfassung zu vereidigen sind.
Für und gegen Erzberger.
Berlin, 14. August. Die Art, in der Reichsfinanzminister Erzberger die größte Finanzreform aller Zeiten in Angriff nimmt, schreibt die „Germania", muß in jedem nicht voreingenommenen Kreis Anerkennung und Dank finden. Es ist doppelte Pflicht, jedes Vaterlandsfreundes, dem Minister mit allen Kräften helfend zur Seite zu bleiben. In diesem Sinne ist sich die Zentrumssraktivn ihrer Pflicht bewußt, um unsere schwer erschütterte Finanzlage in Ordnung zu bringen.
In der „Kreuzzeitung" setzt Staatsminister Helfferich seine Polemik gegen den Reichsfinanzmimster fort. Das Blatt selbst schreibt: So groß auch die Finanzvorlagen erscheinen, es bleiben doch nur Palliativ-Mittelchen. Der Reichsfinanzminister fordert Sparsamkeit. Dabei hocken in den besten Häusern in Berlin-W. immer noch völlig überflüssige Kriegsgesellschasten mit einer ganzen Anzahl untätiger Angestellten.
Verbesserung der Brotrationen.
Berlin. 14. August. Nach ein« Meldung des sächsischen Wirt- schaftsministeriums wird die Erhöhung der Brotration von der Reichsregierung erwogen. Ferner stehe für den 1. Oktober die Herabsetzung der Ausmahlung des Brotgetreides zu erwarten.
Dem „Berliner Lokalanzeiger" wurde im Reichsernährungsamt erklärt, daß der Ernährungsminister der Reichsgetreidestelle den Wunsch der Regierung übermittelt habe, zum Herbst die Brotratton zu erhöhen und die Ausmahlung des Getreides von 94 auf 82 Pro-, zent herabzusetzen. Bindende Beschlüsse ließen sich aber erst fassen, wenn ein genauer Ueberblick über die neue Getreideernte und die weitere Einfuhr ausländischen Brotgetreides vorliege.
Aufklärung über deutschen Zucker-Export.
Berlin» 13. August. Die Oeffentlichkeit wird durch die von mehreren Zeitungen gebrachte Meldung beunruhigt, daß deutsche Groß-Banken größere Mengen Zucker, die in Deutschland lagern» zwecks Export ins Ausland aufgekauft hätten, angeblich um die deutsche Valuta aufzubessern. Dieses Gerücht entbehrt nach Meldung von zuständiger Seite jeder tatsächlichen Grundlage, wie auch die Meldung unzutreffend ist, daß von behördlicher. Seite größere Zuckermengen als Tauschobjekt siir die Einfuhr anderer Waren verwendet worden sein sollen. Lediglich die Schweiz erhielt auf Grund des Wirtschaftsabkommens, aus politischen Gründen und gegen Lieferung von kondensierter Milch und anderen Lebensmitteln einmalig 150 Wagen Rohzucker, also eine für die deutsche Zuckerwirtschaft unwesentliche Menge.
Zur Slreiklage io Oberschlesien.
Berlin, 13. August. Eine Versammlung des Lokomotivführerverbands in Kattowitz, an der über 600 Mitglieder, sowie Ke Vorsitzenden des Reichs- und des Landesverbandes der Lokomotivführer teilnahmen, verurteilte aufs entschiedenste die Bestrebungen auf Bildung eines mitteldeutschen Blocks zur Vorbereitung eines Streiks. Die Versammlung lehnte die Teilnahme an diesen Machenschaften energisch ab und versicherte, mit allen Kräften für die Aufrechterhaltung der Ordnung und des Betriebs eintreten zu wollen.
Beuchen, 14. August. Die Arbeiterschaft der oberschlesischen Gruben und Hütten, sowie der Zentrale der oberschlesischen Elektrizitätswerke und die Kleinbahnangestellten haben in einer Entschließung folgende Forderungen aufgestellt: Restlose und sofortige Einstellung der entlassenen Arbeiter; sofortige Inbetriebnahme der stilliegenden Betriebe; 'Grenzschutzleute, die aus eigenem Antrieb zum Grenzschutz gegangen sind, dürfen unter keinen Umständen wieder eingestellt werden; Aufhebung des Belagerungszustandes: sofortige Oeffnung der Grenzen, um der Lebensmittelnot zu steuern; Entlassung der politischen Gefangenen; Aufnahme des Distriktsvorstands der Obleute in die Gemeinschaft der Organisation mit entscheidender Stimme; Bewilligung einer allgemeinen Zulage. --- Bei der gestrigen Nachmittagsschicht fehlten im oberschlesischen Kohlenrevier etwa 70 Prozent der Belegschaft,
Vom Hamburger Bankbeamlenstrelk.
Hamburg, 14. August. Die Zentralstreikleitung der Bankbeamten teilt mit, daß die gestrigen Verhandlungen kein Ergebnis gehabt haben. Die Arbeitgeber hielten ihr Angebot von Samstag (vor Streikausbruch) aufrecht und zwar mit der Aufforderung sofortiger Annahme oder Ablehnung. Die Bankbeamtenvertreter lehnten eine solche Berhandlungsgrundlage ab und traten mit einem neuen Vorschlag hervor, in dem neben den wirtschaftlichen Forderungen u. a. auch verlangt wird, daß umgehend in Tarifverhandlungen einzutreten ist. Die Arbeitgeber erklärten, daß sie zu diesem Vorschlag bis heute Mittag Stellung nehmen würden. Regierungskommissar Dr. Busche wurde vor seiner Rückkehr nach Berlin von den Arbeitnehmern gebeten, sofort im Reichsarbeitsmimsterium wegen Einberufung einer gemeinsamen Sitzung auf den 15. August nach Berlin unter Hinzuziehung von Vertretern aller beteiligren Kreise Schritte zu unternehmen. .
Oeskerreichlsche Kundgebungen für die republikanische Slaalsform.
Wien, 13. August. Heute vormittag fand hier vor dem Parlamentsgebäude eine große Kundgebung für die Erhaltung d?k republikanischen Staatsform Deutsch-Oesterreichs statt, bei der der Präsident der Nationalversammlung, Seitz, eine mit stürmischer Zustimmung aufgenommene Rede hielt.
Ebenso wie in Wien fanden in Graz, Linz, Salzburg und an- deren Städten Kundgebungen der Volkswehr, der Polizei und der Gendarmerie für die republikanische Staatsform in Anwesenheit der Spitzen der Zivil- und Militärbehörden statt. Es wurden Entschließungen angenommen, in denen das unverbrüchliche Festhalten an der demokratischen Republik betont wird.
Das Sündenregister Bela kuns.
Budapest. 13. August. Gegen Bela Kun und seine sogenanmen Volksbeauftragten waren bis Sonntag mehr als 700 Anzeigen wegen Mordes erstattet worden. Die neue Staatsregierung steht auf dem Standpunkt, daß eine gesetzliche Regierungsgewalt Bela Kuns nicht bestanden habe und daß deshalb alle von ihm angeordneten Hinrichtungen nur als gemeiner Mord anzusehen und zu verfolgen sind. Die Meldung, daß die Entente Deutsch-Oesterreich für die Person Bela Kuns, der über die Leitha flüchtete und dort interniert wurde, verantwortlich gemacht habe, wird dementiert.
Die Budapester Staatsanwaltschaft hat gegen Bela Kun und Genossen ein Strafverfahren wegen Anreizung zum Verbrechen des Mordes und der Geldfälschung, sowie wegen anderer strafbarer Handlungen eingeleitet und einen Steckbrief gegen ihn erlassen.
Deutsch-französische Besprechungen über Ablieferung der Fischereifahrzeuge.
Versailles, 14. August. Gestern fand zwischen den deutschen Regierungsoertretern und Fischereisachverständigen einerseits und den Ententevertretern andererseits eine Besprechung über die Ablieferung der Fischereifahrzeuge statt. Deutscherseits wurde das Angebot gemacht, ein Viertel der nach dem Friedensoertrag abzu- liesernden Fahrzeuge innerhalb der vorgeschriebenen 60 Tage nach dem Inkrafttreten des Vertrags zu übergeben und drei Viertel der abzuliefernden Fahrzeuge nach den Wünschen der Entente auf deutschen Wersten neu zu bauen. Dieser Vorschlag hat für Deutschland den Vorteil, daß unsere Fischerei keine Unterbrechung zu erleiden brauchte und bietet der Entente den Vorteil, anstatt älterer für sie unbrauchbarer Fahrzeuge moderne nach eigenen Angaben gebaute zu erhalten. Der Vertreter Frankreichs fragte, ob Deutschland damit einverstanden sein würde, daß die neu zu bauenden Schiffe insgesamt als Dampfer gebaut werden. Der deutsche Vorsitzende agte dies zu. Die Vertreter der Ententeregierungen erbaten christliche Ueberreichung der Vorschläge.
Acht deutsche Kriegsgefangene getölel.
Versailles, 13. August. Im Walde zwischen Fourmies und Hirson explodierten gestern auf einem Transport Granaten. Acht deutsche Kriegsgefangene wurden dabei getötet. Einige Blätter melden auch, ohne den Ort anzugeben, in Belgien seien 10 000 Granaten in einem Münitionsdepot explodiert. Nur einige Personen eien leicht verletzt, im Umkreise von 3 Kilometern jedoch Sach- chäden angerichtet worden. Im Militärautodepot im Park von St. Maur bei Vincennes entstand gestern Feuer, das das Depot zerstörte. Nach Hoeuvre beträgt der Schaden 3 Millionen Franken.