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^o 180. KW-Ls- Nttd AuzeigtskaiL für den Bezirk Kakw. 79. Ishrgavs.
Erscheinungslage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt uno Bezirtsorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Sonntag, den 13. November 1904.
Lbonnementspr. in d. Stadt pr. Sttertelj.Mk. 1.10 tncl. Träger!. Dierteljährl. Postbe-ugspreis ohne Beftellg. f. d. Orts- u. Nachbar - ortSverkehr 1 Iktt., f. d. sonst. BÄehr Mk.1.10, Bestellgeld 20 Pfg
Amtliche NeLormtmachimge«.
K. Amtsgericht Kakiv.
Bekanntmachung.
Die Reihenfolge, in welcher die für das Jahr 1905 gewählten Hauptschöffen an den einzelnen ordentlichen Sitzungstagen Dienst zu leisten haben, wird durch Auslosung in der am
TamStag, 19. November 1904, Bormitt. 11 Uhr,
stattfindenden öffentlichen Sitzung des K. Amtsgerichts bestimmt werden.
Den 8. November 1901.
Oberamtsrichter Fischer.
Bekanntmachung,
betreffend die Bornahme einer Viehzählung am 1. Dezember 1904.
Zur Durchführung der nach den Bestimmungen des Bundesrats am 1. Dezember 1901 vorzunehmenden Viehzählung ist nach § 1 der Minist.-Verf. vom 1. November 1901 betr. die Vornahme einer Viehzählung am 1. Dezember 1901 (Reg.-Bl. S. 356) in jeder Gemeinde zur Einrichtung und Leitung des Zählgeschäftes durch den Gemeinderat und in der Regel aus dessen Mitte eine Zählungskommis- sion unter dem Vorsitze des Ortsvorstehers zu bestellen, welche späteste«- am 15. November ds. Js. in Tätigkeit zu treten hat.
Die Ortsvorsteher werden beauftragt, die Bestellung der Kommission unverzüglich einzuleiten und spätestens bis zum 15. l. Mts. die erfolgte Bestellung der Kommission hieher anzuzeigen.
Die Berichte find als portopflichtige Dienstsache einzusenden.
Die Formulare für die Viehzählung werden in den nächsten Tagen den Gemeinden zugehen. Calw, 11. November 1901.
K. Oberamt.
Amtmann Ripp mann.
Csgesuemgkeiten.
sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.j Se. Maj. der König haben am 10. November allergnädigst geruht, den Postassistenten En giert in Künzelsau zum Postsekretär in Calw zu befördern.
kL. Nagold, 10. Nov. Die Bautätigkeit in unserer Stadt war im verflossenen Sommer eine ziemlich rege. - Statt des in mancher Beziehung unzulänglich gewordenen Zellerstifts wurde in der Calwerstraße, nahe beim Seminar, ein evangelisches Vereinshaus gebaut, das allen Ansprüchen aus unabsehbare Zeit genügen dürfte. Man spricht sogar davon, daß in dasselbe nächstes Frühjahr die Taubstummenanstalt, seither im Seminar untergebracht, übersicdeln werde, weil die betreffenden Räume des Seminars für einen durch den Lehrermangel nötig gewordenen doppelstarken Seminarkurs in Anspruch genommen werden. Weiter unten in der Calwerstraße hat die hiesige Metzger- innung ein stattliches Schlachthaus erstellt. Im Krcuzertal, ganz in der Nähe des Militärgenesungsheims , wurde in geschützter Lage von L. Kappler hier ein Luftkurhaus errichtet, das im nächsten Jahr seiner Bestimmung übergeben werden kann. Am Eisberg erbaut die Methodistengemeinde ein Heim für Alte und Erholungsbedürftige jedes Glaubens, und den Gebäuden der württ. Versicherungsanstalt für erholungsbedürftige Arbeiter in Rötenbad ('/-
Stunde von Nagold) wurde ein stattlicher Neubau hinzugefügt.
Nagold, 12. Nov. Der von seiner Frau getrennt lebende Gerber Battinger von Oberjettingen suchte in der Nagold den Tod. Offenbar war ihm das Wasser zu kalt und er zog es vor, sich an der Calwerstraße an einem Baum zu erhängen. Mangel und Lebensüberdruß dürften das Motiv der Tat gewesen sein.
Cannstatt, 11. Nov. Der hiesige „Verein für fakultative Feuerbestattung" hat an die bürgerlichen Kollegien ein Gesuch gerichtet um Erbauung eines eigenen Krematoriums für Cannstatt auf Kosten der Gemeinde. Bei einfacher Ausführung sollen 50 000 genügen. Die Anlage könnte zugleich als Reserve für das Stuttgarter Krematorium gelten.
Reutlingen,11. Nov. Die Eröffnung der landwirtschaftlichenWinterschule fand heute in Anwesenheit der Mitglieder des Schulkollegiums statt. Die Schülerzahl beträgt dieses Jahr 18, ein Beweis dafür, wie sehr sich auch bei den Landwirten die Erkenntnis von der Wichtigkeit der theoretischen Ausbildung eingebürgert hat, denn seit dem 31jährigen Bestehen der Anstalt hatte sie noch niemals so viel Schüler. 31 Schüler nehmen am ersten Kurs teil und 17 am zweiten. Nach einer Aufnahmeprüfung, die alle Zöglinge bestanden, erklärte der Schulvorstand Landwirtschaftsinspektor Mangold den Kurs 1901/05 für eröffnet.
Pforzheim, 12. Nov. Der 21 Jahre alte verheiratete Goldarbeiter Karl Fr. Z o rin von Eutingen verging sich an einem 10jährigen Mädchen. Er wurde verhaftet.
A^ulkkttuu. Nochdruck ve rbo tkn.
Nachbarskinder.
Roman von B. v. d. Lancken.
(Fortsetzung.) l2. Kapitel.
Es war alles vorüber, all das Schwere und Schmerzliche. Dorothee hatte den Gatten zur letzten Ruhr gebettet, nun kehrte sie in die alte Heimat zurück und Wasmer begleitete sie. Was weiter zu ordnen und zu regeln war, lag in Was- mers und HeSkamps Häadsn. Ein kalter, herbstlicher Wind fegte durch die Straßen der österreichischen Kaiserstadt, und ein feiner, eindringendsr Regen fiel von dem grauumwölbten Himmel. Heskamp stand mit ernstem, kummervollem Gesicht auf dem Bahnsteig und winkte seiner „kleinen" Schwägerin einen traurigen Abschiedsgruß zu; Dorothee lehnte am Fenster des Koupees, und ihre Augen hingen mit dem Ausdruck schmerzlicher Sehnsucht und Wehmut an den vom Regen fast verschleierten Häusermaffen. Als sie nichts mehr sehen konnte, setzte sie sich in eine der Ecken des Wagens, lehnte den Kopf seitlich in die Kiffen und sah in die rcgengraue Welt hinaus auf die kahlen Felder, über die der Wind pfiff, und hinauf zu den Wolken, die schwer und dunkel am Horizont fast auf die Erde hsrabzuhängen schienen.
Warmer saß am anderen Fenster. Seine Blicke ruhten auf der feinen Gestalt, auf dem schmalen, vergrämten Gefichtch en, auf dessen Stirn der schwarze Witwenschleier lag — und das ihm so fremd und so merkwürdig verwandelt erschien. Sie sprachen wenig miteinander. Alles, was über das traurige Geschehnis und seine Folgen zu sagen gewesen, war in den letzten vier Wochen in Wien zwischen Dorothee, WaSmer und HeSkamp besprochen worden, und in Gegen
wart der beid-n Mitreisenden, was konnten sie anders reden, als das Glciq- giltigsts. Dazu fehlte aber beiden die Stimmung.
Einmal mußten sie umsteigen. Wasmer umgab die junge Frau mit der Sorgfalt, mit der man ein geliebtes, zartes Kind umgiebt, und sie dankte ihm vertraulich, liebevoll, wie man einem guten langjährigen Freunde dankt.
„Neustadt! ausstetgen," rief der Schaffner, dis Tür ihres Wagenabteils öffnend.
Es war gegen Abend — auf dem Bahnsteige brannten schon die Laternen; der Regen hatte nachgelassen, die Luft war scharf und naßkalt.
„Geben Sie mir Ihren Arm, Frau Dorothee, ich führe Sie zum Fiaker und besorge alles weitere."
Sie folgte ihm willenlos durch den Äartesaal zu den Fiakern vor dem Bahnhofsgebäude; die Menschen an denen sie vorbeigingen, wandten ihre Köpfe nach den beiden um, nach dem großen Mann mit der leicht gebeugten Haltung und der zarten Frauengestalt, die durch den langen, schwarzen Krepp- schleter noch kleiner erschien. ES war Dorothee lieb, daß es Abend war; so brauchte sie sich nicht zu fürchten, den neugierigen Blicken von Bekannten zu begegnen.
Nun fuhren sie „nach Haus". Die bekannte Chaussee, rechts und links von Obstbäumen eingefaßt und dahinter die Felder, der Wald. Dorothee kannte das alles so genau, dann kamen die ersten Häuser der Stadt, hier und da tauchte ein Licht auf, nun waren sie in der Hauptstraße, sie las beim Scheine der Straßenlaternen bekannte Firmenschilder, sah in die erleuchteten Schaufenster bekannter Geschäfte, und bei allem, was sie sah und wahrnahm, was mit der früheren Zeit zusammenhing und in die Gegenwart htneinreichte, dachte sie an die Vergangenheit, an das, was sie einst ihr eigen genannt,