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Nr. 24 bei de, K.A.-Sb«r!>»si« Neuenbürg

L»leg>«m»drrsie:

^»»»ler», Neuen»«»,.

Der GnztSler.

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2 L 68

Neuenbürg, Samstag, den 22 . März ISIS. 177 . Jahrgang.

Berlin, 21 März. Im rheinisch.westfälischen Indu­striegebiet macht sich seit einiger Zeit eine große Werbetä­tigkeit zur Auswanderung bemerkbar. Die treibenden Kräfte dtcftr Werbetätigkeit sind, soweit sich feststellen läßt, die Kommunisten. Ihre Zentrale ist in Esten. Es wird be­sonders für die Auswanderung nach Brasilien und Argen­tinien unter den Berqleuien agitiert.

Berlin, 21. März. Trotz des Beschlusses des See- mannSbundes konnten einige Lebensmittelsibiffe von Ham­burg ausfahren. Die Zechenbesitzer des Ruhrgebiets de- schloffen eine weiter« beträchtliche Erhöhung der Brennstoff­preise (z. B für Kohlen um 20 Mark, Koks 30 Mark, Bri­ketts 20,SO Mark pro Tonne.)

Berlin, 21. März. Der über Berlin verhängte Be­lagerungszustand soll nocb bi- Ende dieses Monats aufrecht erhalten werde». Nach der Entkernung der zur Unterdrück­ung deS Ausstandes berangezogenen Rcgigrungstruvpcn wird die Sicherung der Ruhe und O-dnung den in Berlin garnlsonierenden Regimentern und Freiwllligen-KorpS über­tragen werden.

Berlin, 21. März. Frankreich hat in Spaa mittcilen lassen, daß alle schwerverwundeten und schweikranken deutschen Kriegsgefangenen demnächst nach Deuts blond gesandt werden, Die ärztliche Untersuchung habe, bereits begonnen. Es han­delt fich um ca. 2000 Geiangene. Die belgische Finanz­kommission in Spaa hatte Mitte vorigen Monats nn geteilt, die Zurückziehung der deutschen Reichsmark aus dem bel­gischen Verkehr >ei beendet. Belgien verlange nunmehr so- lorlige Vorschläge über den Rückkauf der Mackbeträge durch Deutschland. Es handelt sich u > nicht weniger als 7 Mil­liarden! Deutschlan» erklärte, daß Zurzeit das Trierer Finanz­abkommen vom >8. Dezember, laut welchem die Frage des Markumtouiches eine interalliierte Angelegenheit sei, eine Sonderregelung zwischen Deu schland und Belgien nicht zulaffe.

KuslanS.

Mens, 21 März. Der Weimarer Korrespondent des Newyork American" telegraphierte seinem Blatte: Ich er­fahre au« zuve,lässiger Quelle, daß Exkaiser Wilhelm von der deutschen Regierung Geld verlangt hat. Er sei bereits gezwungen gewesen von seinem Gastgeber 40 >'0' Gulden zu fordern. Man solle ihm wenigstens einen Teil seines Privatvern ögens zur Beriü ung stellen. Die Regierung kam dem Wunsche d s Kaisers nach und stellte eine Unter­suchung an, um scstzustellen, welcher Teil des Vermögens dem Exkaiser und welcher Tbil dem Staat zukommt. Die Untersuchung ergab, daß der Exkaiser tatsächlich ein Anrecht auf 7S Millionen habe. Doch habe die Regierung beschlossen, ihm vorläufig höchstens 8»0 00>> Mark zuiusprechen.

Bern, 20. März. Die Einnahme Lembergs durch die Ukrainer ist vereitelt, da die Polen eine Verbindung mit ihren Truppen bei Lemberg Herstellen konnten. Die bol- siyewistischen Truppen verlieren im Balnlum fortwährend an Raum. Baltische Landeswehr unter Major Fleischer hat M-'au besetzen können. Auch vor den re ch deutschen Truv

Pen weichen die Bolschewisten. Dagegen ist die Ukraine vollständig in ihrer Hand.

Basel, 20. März. DaS Litauische Preffebüro meldet: Die Feindseligkeiten haben auf der ganzen Front wieder angesangen. Die Russen haben bei Seda eine neue schwere Niederlage erlitten. Die Litauer griffen nordwestlich »«» Wilna an. Der Feind zieht sich auf der ganzen Front zu­rück. Die Letten nahmen Tukkum und Blieben. Die Bol­schewik! fliehen auf der ganzen kurländischen Front.

Lugano, 20. März. Nach Pressenachrichten wird Italien verlangen, daß als Entschädigung für den durch de« feindlichen Einfall in Venctien ve>ursachlen Schaden S Mil. in bar und 0 Milliarden Mark durch eine Lieserung binne» 5 Iihren zu bezahlen find.

Rotterdam, 2l. März. »Daily RewS" bringt Be­richte aus >8 englischen Großstädten über Massenversamm­lungen des letzen Sonntags, die gegen einen Diklatm stiebe« demonstrierten.

Rotterdam, 21. März. Di« LondonerTimes" meldet aus dem Haag: Die niederländische Regierung hat bei den Alliierten die Ausfuhrbewilligung sür Lebensmittel nach Deutschland in Höhe von 8SOVOO OOO Gulden nach­gesucht.

Rotterdam, 2l. März. Nach Blätiernieldung aus Newyork schreibt die dortigeSun", daß bis Mitte April insgesamt 3n0»00 Tonnen Lebensmittel sür die Mittelmächte aus Hoboken abgefahren sein könnten. Die Lager der gro­ßen Weiften seien so reichsttz gefüllt, daß die Boiräte dl« Nbrollungen bis Ende April decken.

Rotterdam, 2>. März Meldungen der englische« Presse zuiolge sollen die 3 Schiffe mit den bisher in China ansässigen Deutschen ->m Sonntag den Hasen von Sha ghal unter Eskorte eines englischen Kreuzers verlosten und nach Singapore abgefahren sein. Die meisten der deu'schen Aerzte sind an Bold geschafft, doch hat man noch einige Aus­nahmen gemacht. Auch die katholischen Missionen mußte« die H imreise antreten.

London, 19 März. Wie dieTimes" melden, fahre« Heu e 4S tzroz der zwischen Amerika und den übrigen Erd­teilen verkehrenden Handelsschiffe unter amerikanischer Flagge, währ ud vor d.-m Kriege Amerika nur mit 9 Prozent «» der Wellhandelsschiffahrt beteiligt war.

Württemberg.

Stuttgart, 20. März. Einen unerwarteten AuSgang nahm hier eme Gerichtssitzung. Es halten sich mehrere Personen wegen Ausiaabens von Wohnungen zu verant­worten, U'id als Gelegenheitsmacher der 82 Jahre alte Elektrotechniker Eugen Weißer. Letzterer erhielt ist» Jahr« Gelängnis. Als dieses Urteil ve> kündet wu.de zog We ßer .plötzlich einen Revolver und tötete sich im Gerichlsiaal durch einen Schuh ins Herz. Der Mann hinterläßt S Kinder.

Heil br onn , 21. März. Am letzten Dienstag fand hier eine s br st >k -U-'-trg»?- smönn

DeullchlanS.

Stuttgart, 21. März. Mit Schreiben der StaatS- «gierung ist dem Präsidium der verfassunggebenden Lan- »esversammlung der Entwurf eines vesttzes über vorläufige Maßnahmen gegen di« Fideikommiffarische Bindung von Vermögen zugegangen. Der Leiter der Sicderheitslom- tzagnien, Lr. Hahn, trat aus dem Landesausschutz württ. Goldatenräte aus.

Karlsruhe, 2l. März. In der Landesversammlung protestierte der Minister deS Innern Dr. Haas qegen die Annexionen badischen Gebietes durch die Franzosen. Er «klärte am Schluß seiner Rede: Wenn Frankreich auf sei- »em Anspruch deharri, müssen wir vor der ganzen Welt sage«: Wir find belogen und betrogen worden!

Karlsruhe, 21. März. Die Nationalversammlung wkd auch darüber zu beschließen haben, an weichem Tage da- badische Volk selbst über die Annahme der Bersaffung «ltscheiden soll. Diese Abstimmung (Vvlksreserendum) ist als solche bereits von der Regierung und den Fraktionen drschloffen. Als Tag der Abstimmung wird wohl der 20. März bestimmt werden

Karlsruhe, 21. März. Als Abfindung für die Do­mänen erhält der Großherzog sechs Millionen Mark und außerdem für di« Zeit seines und der. Großherzogin Hilda Leven die Nutznießung aus dem Kaltenbrpnner Forst, der »ach dem Ableben des Gcoßderzogspaares in das freie Eigentum des badischen Staates übergeht. Aus ähnlicher Grundlage schloß der badische Staat mit dem Prinzen Max «inen Vergleich ad. Auch Prinz M x verzichtet aus alle Ansprüche, die ihm aus verschiedenen Höfen und Gütern zn- ß«hen. Dir Barabfindung dasür beträgt drei Millionen Schließlich ist noch zu erwähnen, daß durch das Abfindungs- aeletz auch die Verhältnisse der Hosbeamtcn geregelt werben. ES steht ihnen frei, entweder in den Staatsdienst überzu- treten oder sie können sich in den Ruhestand versetz-n lassen. Li« Pensionsgelder hat der Großherzog aus der Abfindungs­summe zu zahlen.

Etraßburg, 20. März. DenStraßb. N. N." zufolge »erbietet Gouverneur Jonnart in einem Erlaß alle Lireiks ftn besetzten Gebiet von Elsaß-Lothringen. Die Fabriken, welche Streikende wieder einstellen, weiden unter Zwangs- »erwabüng der Militärbehörde gestellt. -

München, 2l. März. Der neue bayerische Militär- Minister Eck neppenhorst hat in einer Versammlung der Viehiheitssoziattsten in München erllärt, Bayern mache die i» Wecmar beschlossene Neubildung der Wehrmacht seiner seits nicht mit. Wir hätten so schnell als möglich abzurü- ße»; der Zeitpunkt müsse kommen, wo das Volk nur noch »it geistigen Waffen kämpfe. (Um dann von der bolsche­wistischen und spanaktsnschen Flut verschlungen zu werden. Schriftl

Weimar, 21. März. Di« Reichs'egierung hat Matz- «ahmen ergriffen, um die zwangsweise Ausfahrt der Ham­burger Lebeusmitteldawpser nach Newyork für spätestens Sonntag durchzusetzen._

Vas Mclirsrmbanck.

Roman von Renttoh.

00) (Nachdruck verboten.)

Ein Aufatmen hob die Brust des Mannes, -er hierauf das Blättchen in hundert Teilchen zerpflückte und Liese in seiner Tasche verschwin­den ließ.

Ab Wien 6 Uhr 15 Minuten morgen», Rordbahn, am 28. März 1914."

In seinem Gehirn arbeiteten fieberhaft die Gedanken. Nur so konnte er sich dies deuten. Und Ankunft in Krakau 11 1> 17 w.

Doch das war ja gleichgültig! Wenn nur dieser Frühzug pünktlich aus dem Weichbilde Wien» war. Er selbst kannte sich gut aus in Galizien, da er früher öfters dort gereist war, auch mehrmals mit seinem Sohn; die weiten Ebenen, die uralten Straßen, die winkligen Höfe all die» hatte ihn stark gelockt. Und er wußte e» genau: dort^ in diesem Lande weiter Einsam­keiten. konnte man noch leicht untertauchen» ver­schwinden. Wen» man da gut« Freunde besaß »m stachen Land oder in den Dörfern der Grenz­wälder. so fand einen so bald niemand.

Und er kannte »inen, der dort sehr heimisch war, der jahrelang dort gelebt hatte. Er at­mete auf.

Die alt« Frau saß aufrecht in ihrem Bette, »ad wie hellseherisch blickten ihr« Augeu in die Gerne.

»Ist die .blaue Schlange' fort?" fragte sie.

Christa getraute sich kaum, zu antworten, «ber die Greisin brauchte gar keine Antwort.

Ich sehe sie nicht mehr" sagte sie leise, traurig. »Aber ich sehe etwas andre»: Ich weiß» daß sie wieder kommt! Laß sie sortgleiten, >t»d i Sie muß doch zurückkehren l Einstweilen

bist du befreit von Hans Norberts Gewalt! Gott­lob, Christa, gottlob!"

Eie sank zurück mit einem verklärten Ausdruck auf dem tiefblassen Gesicht; seltsam schien in ihrem Kopfe der wirre Traum vergangener Zeiten zu streiten gegen die Wirklichkeit. »Befreit?" dachte Christa. »Ich will aber ewiges Gebun­densein Und daß die .blaue Schlange' heute noch einmalfortgleitet, das entlastet den Geliebten mehr als alles, bindet ihn fester an mich als alles andrel Möge sie wiederkehren oder für ewig verschwunden sein, Han» Norbert wir zwei find eins!" Und ein uralter Vers fiel ihr ein:

»Wir zweie sind verbunden Für alle Ewigkeit!

Wir zweie halten zusammen Im Glück und auch im Leid!

Wir zweie lassen uns nimmer.

Sei noch so dunkel Sie Zeit!

Wir zwei find eins dem ander»

Leben und Seligkeit!"

Ja! Da» war Liebe! Jene echte, einzige» seltene, die zwei Menschen vereint zu innerster, höchster Harmonie, zu einer Uebereinstimmung alle» Denken» und Fühlens, die eben erst den wahren Menschen schafft. Demütig neigte das schöne Mädchen den Kopf: Mochte das Schicksal spielen, wie es wollte! Durch Nacht und Dunkel mußte der Weg zur Höhe führen, zur Sonne!

Christa atmete auf, wie erlöst au» einem Dann, und sah, daß der Kopf der Greisin auf das Kissen zurückgefallen war, daß sie nun wirklich schlief. Edmund Herton aber stand neben dem Fenster und schaute mit großen, ernsten Augen hinaus in die Herrlichkeit der Dollmondnacht. Betete er? Zitterten nicht leise, leise Worte durch den Raum?

»Ich will kein Unrecht a« andere», aber bich

will ich schützen! Helft mir, ihr guten Geister dieses Hauses, helft mir!"

Ach, wie war ihr doch alles so ganz unver­ständlich! Sie begriff nichts, aber wußte doch eines: die Geister dieses Hauses waren die Lieb« und der Haß, die seit langen Jahren gegenein­ander stritten. Wer würde siegen ?

»Wann wirst du bei Doktor Hubinger La» sonderbare Geschehnis dieser Nacht anzeigen?" fragte Christa eine Stunde später ihren Onkel, der^ nachdem er Doktor Robinson den Jüngeren ge­weckt und mit ihm Haus und Garten durchsucht hatte, nun müde, übernächtig, abgespannt, zu­rückkam.

Doch nicht vor sieben Uhr morgens" meinte dieser, die Uhr ziehend. »Früher treffe ich ja niemanden."

Heimlich aber dachte er: Um S Uhr IS geht der Zug ab.

Und habt thr etwa» gefunden? Eine Spur? Einen Hinweis?"

Nicht» l Der einzige Weg zu diesem Zimmer geht außer durch alle anderen Räume durch den alten Gang, von dort durch mein Zimmer und den Hausflur auf die Straße. Es ist jedoch nirgends auch nur die geringste Spur zu finden. Alle Türen sind versperrt. Wenn nicht die .blaue Schlange' fehlte ich würde glauben, ich hätte geträumt. Aber sie ist nicht da l Sie ist fort l"

Christa Herton atmete tief auf. Ja! Sie war fort! Und Hans Norbert saß in sicherem Gewahrsam! Mußte da nicht jeder Verdacht gegen ihn einfach fallen gelaffen werden?

Aber die Großmutter? Hatte sie nicht erst vor kurzem gesagt, sie würde sich nie, nie trennen von dem Armreif, weil er Hans Norbert an sie band? Und nun sprach sie wieder so ganz an- der»! Wo war in dein Denken der alten Fra» die seine Grenze zwischen ihren Träumen und der Wirklichkeit? IFortsetzuug folgt.)