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«tr»»»nt, Nr. 24 bei der A.K.-S»«rlraffr Neuenbürg.

Lelegrammadrejs«: ^O»,1iil»r", Neuenbürg.

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ÜNJÄger iür Sas Enztal unv Umgebung.

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Amtsblatt wr Sen VberamtsbLAirk Ncuenbürg.

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Me«end »kg. Dienstag, den 18. März M9.

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77. Aabrgang.

DsutschlanS.

Mannheim, 17. März. Der Spartakusbund gibt seit einigen Tagen ein eigenes BlattDie Roie Fahne" heraus. In dieser wird offen zum Generalstreik gehetzt und das Gozialisierungsgesetz als Schwindel erklärt.

Elberield, 15 März. Von den bntiichen Beiatzungs- dehSrden wird augenscbeinlich eine weitere Ausdehnung des Kölner Brückenkopfes erstrebt. Zuftändigerseirs verlautet, daß von den Abjchnitiskommandsuren der englischen Be­satzungstruppen bei ihrer Regierung gefordert wird, Rem- scheidt und Kronenberg zu besetzen, obgleich nur ein kleiner Teil dieser Gebiete in den Kölner Brückenkopf hineinreicht. Eine Angabe von Gründen ist nicht erfolgt. Die Behörden der beiden genannten Städte haben sofort bei der deutschen Reichsregierung und der deutschen Waffenstiüstandskomimssion M energisch gegen eine solche Besetzung protestiert.

Bochum, 17. März. In einer vom alten Bergarbei­terverband einber'usenen Konferenz zur Besprechung aller iw Voidergrund stehenden Bergarbeitersragen gelangte ein­stimmig ein Antrag zur Annahme, der verlangte, daß am I. April ds Js. die siebenstündige Arbeitszeit und ab I. Januar 1S2V die sechsstündige Arbeitszeit einschließlich Eir»' und Ausfahrzeit zur Auslührung gelangen solle. Er­folge die Schichtverkürzung nicht mm 1. April, dann würden die Bergarbeiter streiken. An die Reichsregierung wurde «in Telegramm gesandt, in dem von der Regierung u. a. bis zur gesetzlichen Regelung der Steiger-Revier-Betrieb und Beschlutzräte allseitige Anerkennu, g dieser Räte geiordert wird.

Berlin, 17. März. En Vertreter desBerliner lkokalanz." hatte eine Unterredung mit dem Minister der öffentlichen Arbeiten, Hoff, in der dieser u. a. ausführte, daß sich ein besonders Großer Mangel an Lokomotiven be- «erkbar mache. Die Lieterung neuer Lokomotiven hätte infolge des Streikes nicht pünktlich eingehalten werden kön­nen. Güterwagen würden wegen des Darniederliegens des Handels lange nicht so viel benötigt, wie vor dem Kriege. Der Bedarf an diesen Wagen iür die Lcbensmiltelzuluhr «erde sich wohl schlecht und recht decken lassen. Ein Teil der Güterwagen werde mit Bänken versehen und sür die Personenbeförderung benutzt werden; denn ein großer Mai gel an Personenwagen'wache sich fühlbar. Mehr als LOGO Personenwagen seien aus dem militärischen Opera­tionsgebiet nicht zurückgekommen.

Berlin, '7. März. In derTägl. Rundschau" hatte Proseffor Dr. Schiemann Enthüllungen gewacht zum Thema Kaiser und Kanzler, die im wesentlichen dahin gingen, daß Bethmann-Hollweg und das Auswärtige Amt dem Kaiser kein« Mitteilungen gemacht hätten von Geheimberichten, die 190S-I9I4 ein Beamter der russischen Bolschalt in London fortlaufend üaer die immer fester geschmiedete Verschwöiung der Vierverdandsstaaten gegen Deutschland gab. Dieie Be­richte geben ein Bild der russischen Balkanpolink und die Treulosigkeit Italiens. Nun stellt Bethinann-Hollweg fest, daß er dem Kaiser bei seinen Vorträgen gar lichis ver­schwiegen habe, was zur Beurteilung der Laue M°ven

konnte und daß er bei den Borträgen l^m Kaiser gegenüber auch keine Schönfärberei getrieben habe. Jeder Versuch, den Vicrverband vor 1914 zu sprengen, hätte diesen nur um so fester zusammengeschmiedet.

Berlin, 17. März. Zu seiner Rechtfertigung hatte General Ludendorff wiederholt Briefe an Ministerpräsident SLeidcmann gerichtet welche dieser das erste Mal erwiderte, dann aber den General ohne Antwort ließ. Jetzt erklärt Scheidemann imVorwärts" folgendes:Aus der Presse ersehe ich, daß General Ludendorff «m 13. März wieder einen Brief an mich geschrieben haben soll. Er scheint plso die Handhabung der Pressepropaganda immer noch wie einst im Kriege zu verstehen. Tine nochmalige Antwort meiner­seits erütrigt sich, nachdem ich am 5. März dem Genera! mitgeieilt habe, daß die Regierung demnächst eine Samm­lung von Dokumenten herausgeben werde, durch welche seine (Ludendoiffs) Haltung vollkommen klar gelegt wer­den soll"

Berlin, 18. März. Gelegentlich einer Begrüßung unserer Ostafrikaner, zu der die Gesellschaft sür Erdkunde eingeladen batte, gab der Gouverneur von Deutsch-Ostasrika, Dr. Schnee, einen eingehenden Ueberblick über die Ereignisse und Zustäi de in dieser Kolonie während des Krieges, der dort sür alle überraschend kam. Als unwahr wies Dr. Schnee die Behauptung zurück, daß wir dort den Krieg be­gonnen hätten. Schon eine Woche vor Kriegsbeginn erschien das englische Kapgeschwader vor den offenen Häfen. Ebenso begannen auch die Engländer im Innern die Feindselig­keiten Ihnen gleich taten es die Belgier, die den Abge­sandten Dr. Dietrich einfach gefangen nahmen. Zum Schluß seiner Auslüh ungen, in denen er die Einzelheiten der Kämpie, den heldenmütigen Widerstand Generals ». Lettow- Voibeck und seiner tapieren weißen und schwarzen Krieger, deren unerschütterlichen Mut gegen ost zehnsache Ueber- macht bei modernster Bewaffnung, die unerhörten Strapazen schilderte, entwarf Gouverneur Schnee ein Bild, wie rings um das deutlche Schutzgebiet Eingebo>encnau'stände gegen Portugiesen, Engländer und Belgier getobt haben, während die deutschen Schwarzen bis zum letzten Augenblick treu blieben. Dies sei, so fühlte er aus, der beste Gegenbeweis gegen die Behauptung u, serer Feinde, daß Deutschland kein kolonisatorisches Ta ent b,säße.

Zum Brüsseler Abkommen.

Berlin, 17. März. Ueber den Inhalt des Brüsseler Abkommens teilen vetschiedene Blätter allerhand mit. Ueber die Auslieferung der Schiffs verlautet, daß die Handelsschiffe innerhalb 30 Tagen übergeben sein müssen. Neun Paffa- gierdampfer, darunter derImperator", würden an Amerika ausgeliesert. Die Uebergabe dieser Schiffe hat bereits in­nerhalb dreier Tage-zu erfolgen. Die Schiffe erhielten amerikanische Besatzung.

Berlin, 17. März. Der wesentliche Unterschied der Vereinbarungen gegenüber den bisherigen Verhandlungen liegt darin, daß die assoziierten Regierungen nicht Deiitichtrmd d'e Lieterilna einer bestimmten Menae van

Lebensmitteln garantieren, sondern das Recht einräume», Lebensmittel in der Höchstmenge von 370 000 Tonnen mo­natlich durch selbständige Abschlüsse von Verträgen in de« feindlichen oder neutralen Staaten einzuführen. Die Erhol- tung der Kreditfähigkeit Deutschlands gegenüber diese» Ländern ist daher die Voraussetzung für die Möglichkeit der Ausnutzung der Einfuhrerlaubnis, und deshalb ist unsere wichtigste Aufgabe, jetzt für möglichste Steigerung der Aus­fuhr von Rohstoffen und industriellen Erzeugnissen zu sorge«.

Die Einfuhr von Fischen aus Fängen in europäische» Gewässern und die Einfuhr von Gemüsen sollen hierbei nicht in Anrechnung gebracht werden. Die Einschränkung hinsicht­lich des Fischfangs in der Ostsee wird sofort aufgehoben. Zahlung soll auf jede Lieferung im Voraus erfolgen. Die Versorgung der linksrheinischen Gebiete soll in der gleiche» Weise, wie die des rechtsrheinischen Gebietes erfolgen. Die deutsche Regierung soll ferner die Verschiffung über deutsche Häfen und das Jnlend nach Tscheche Slowakien und Oester­reich g'statien. Um die Lebensmiltelbeschaffung zu ermög­lichen, werden die assoziierten Regierungen den Be, kehr nach dem Auslände sür Deutschland erleichtern. In Rotterdam soll eine ständige Kommission die kaufmännischen und son­stigen Fragen, die sich aus dem Abkommen ergeben, regel».

Ferner haben die assoziierten Regierungen, um aut die Belebung der industriellen Aussuhrtätigkeil und damit auf die Wiederherstellung der inneren Ordnung in Deutschland einzuwirken, verlangt, daß die Einfuhren niemandem zu­kommen dürfen, der infolge eigenen Verschuldens arbeitslos ist. Die deutsche Regierung hat sich schließlich bereit erklärt, in Brüssel ein Depot von I I Millionen Pfund Sterling i» Gold zu hinterlegen, damit mit den Lieferungen von Lebens­mitteln sofort begonnen werden kann. Das Depot ist zurück­zugeben, sobald andere Mittel bereitgestellt werden für die Uebcrlafsung der beschlagnahmten ausländischen Wertpapiere an die assoziierten Reg elungen. Es sollen von assoziierter und deutscher Seite Komitees gebildet w«dcn, die an eine» noch zu bezeichnenden Platz zusammentreten werden. Die assoziierten Regierungen verlangen seiner, daß mii der Be­schlagnahme der ausländischen Wertpapiere sofort vorgeg«»- gen wird, was von deutscher Seite anerkannt wurde.

ttuslanS.

Wien, 16 März. Die Nachricht, daß Triest und Pol» sowie einige strategische Inseln und Städte Dalmatiens Italien zufallen, während Fiume Freihafen werden sollte, ries in ganz Südslavien große Erregung he.vor. Nach einer Meldung desNeuen Wiener Tagblatts" aus Agr«« kam es dort zu großen antütalienischen Kundgebungen, a« denen sich die Arbeiterschaft und die Studenten beteiligte». Der Tag wurde als nationaler Trauertag erklärt.

Budapest, 16. März. Das ungarische Heer wurde in ein freiwilliges Heer umgebildet. Die neuorganisicrte Armee wird sich in erster Reihe aus Industriearbeiter» rekrutieren. Sie besteht aus sechs Divisionen. Einen be­sonderen Teil der freiwilligen Armee bildet die Donauwach«.

Roman von Renttoh.

(Nachdruck verboten.)

Ob ihr Gatte eine Ahnung auch davon hatte? Das konnte sich wohl erst bei einer längeren Unter, redung zeigen.

Sie klopften im Häuschen des Friedhofver» Walters den schon schlafenden Mann wach und sagten ihm, der sich rasch ermuntert hatte, das Notwendigste, worauf er sehr befriedigt nickte.

Ich bin froh, wenn der Sarg fortkommt", fagte er.

Der Baron und Herta Herton standen etwas abseits, und Hubinger neigte §ch rasch zu dem Verwalter.

Weshalb? Haben Sie irgend etwas Be^ sonderes, etwas Verdächtiges bemerkt? fragte er hastig."

Josef Müller, der Friedhofsverwalter, zuckte die Achseln.

Nicht justament was Verdächtiges" ant» wartete er unlustig.Aber seit der Sarg hier steht im Aufbahrungsraum, ist halt keine Ruh'. Alle möglichen Leut' wollen die Frau von Salten noch einmal sehn. Sogar wenn schon längst ab- g'sperrt ist, kommen sie noch, schleichen da herum, spähen durch das kleine Fensterl. Grad war heut ein Mann da ein merkwürdiges Gesicht hat er g'habt, förmlich zum Fürchten. der in der Dunkelheit die längste Zeit da herumg'schlichen. Ich Hab' .ihn net gar so genau gesehn. Mein Gott, so Narren gibt's ja genug, die sich einbildeu, daß's Anschauen von einer Leich? ihnen ein Gtück bringt."

Können Sie mir nichts Genaueres sagen, wie dieser Mann aussah?" forschte Hubinger.

Aber der Verwalter wußte nichts, konnte sich

auf gar keine Einzelheiten besinnen, und der Baron verlangte schon ziemlich ungeduldig nach dem Schlüssel zum Aufbahrungsraum. Sie schritten stumm dahin, und als sie an Ort und Stelle waren, sandte Hubinger den Verwalter zurück und sperrte selbst auf.

In dem kleinen Raum brannten ein paar hohe Kerzen, die ein unsicheres Licht verbreiteten, und deren zuckende Flammen die Schatten der einzelnen Gegenstände unklar, wie tanzend, an die llöand warfen. Der Sarg stand in der Mitte des Raumes und war geschlossen bis auf einen mit einer Glasscheibe versehenen kleinen Ausschnitt, durch den fast unverändert das reizenü- iiebliche Antlitz der Toten zu sehen war. Das reiche Haar lag auf dem weißen Seidenpolster, die langen dichten Wimpern hoben sich weich von den blassen Wangen ab, um den schönen Mund, der sonst so lebensfreudig gelacht, lag jetzt ein seltsam hoheitsvoller, ernster Zug.

Hubinger faßte nach der Hand der Frau Herton und hielt sie zurück, da seinem Gefühl nach jetzt vor allem der Mann vor dem Sarg, der Gatte dieser Toten, das Reckt hatte, allein und ungestört von ihr Abschied zu nehmen!

Und dabei kam es ihm seltsam zum Bewußt­sein, daß diese Frau gebunden gewesen, während er und alle, die sie gekannt, sie stets für frei ge- ^ halten batten. Man hatte wohl allerlei gemunkelt j von einer unglücklichen Ehe, von einer völligen ' Scheidung, vom Tode des Mannes - aber was munkelt man nicht alles, wenn es das Geschick einer jungen, schonen Frau gilt'? Je e-.mUs hatte niemand gezweifelt, daß sie völlig frei war.

Und sie war es doch nickt gewesen! Und i warum halte sie Lies nie angestrebt? Warum ^ hatte sie,eine Fessel weiter getragen, die sie doch ost belästigt haben mußte?

Huhinger seufzte tiei auf. Rätsel des Men­schenherzens! Wer löst sie? Die Rätsel des Leben»

lassen dann und wann doch noch eine Lösung zu, wo aber das Herz mitspricht, da muß man ost auf alles Begreifen verzichten.

Der Rat warf einen Blick durch die halb- angelehnte Tür; drinnen stand die hohe, schlanke Gestalt des Barons stark vornübergeneigt, und es war zu sehen, daß er am ganzen Körper bebte in einer verhaltenen Leidenschaftlichkeit, einer ungeheuren Erregung.

Also wirklich auch er?" dachte Hubinger, sonderbar ergriffen.Auch für ihn ist diese Stunde eine harte, dieser Abschied etwas Schweres!"

Aber der Baron hatte sich doch sehr in der Gewalt; die Maske der äußern Ruhe und Ge­lassenheit saß bei ihm schon so fest, daß sie bei­nahe unverrückbar schien, und als er nach kurzer Zeit wieder heraustrat, war sein Gesicht zwar sehr ernst, aber nichts deutete mehr auf einen Gefühlsausbruch hin.

Würden Sie vielleicht die Güte haben» hier abzusperren, Herr Rat?" bat er höflich.Ich gehe einstweilen langsam mit Frau Herton vor­aus zum Wagen.

Die beiden gingen davon, Hubinger hörte ihre Schritte mehr und mehr verhallend, noch eine kurze Minute, dann nichts mehr um ihn war jetzt die große, tiefe Ruhe derjenigen, die über­wunden haben.

Er trat jetzt selbst an den Sarg heran und blickte still nieder auf dieses weiße, ernste Antlitz, das er im Leben nur lächelnd gekannt. Würde sich das Geheimnis der letzten Minuten auf unsrer Welt je lüsten lassen? Was hatten diese Auge» gesehen, ehe sie jedes Erdeubild verloren? Weiche Worte waren zule-t an diese Ohren geklungen? Was für Gedanken halten im letzten Augevbltik noch hinter dieser Stirn gekreist?

(Fortsetzung folgt.)

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