Zweites

Blatt.

Der «nztaler. s

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Neuenbürg, Samstag -e« 15. März 1S19.

77. Jahrgang.

aus SlaSt. Bezirk uns Ainaebuna Sonntagsgedanten für 16. M8rz. 1919.

Unsere soziale Ausgabe.

Der Zweck aller Arbeit soll das Gemeinwohl sein.

A. Krupp.

WaS ist der Welt Gerechtigkeit anders, denn daß jeder- ««nn tu« in seinem Stande, was er schuldig ist? Luther.

Sozial sein heißt Sachwalter des Gemeinwohls sein zu «ollen in den tausendfältigen Abstuiurgen und Arl-citsio» «en, die unsere Wirtschait bedingt. Wenn wir diesen So­zialismus nicht schaffen, ist alles andere Selbstbetrug, von de« gelten wird, daß er ärger ist, als der erste.

Johannes Fischer.

Neuenbürg, 14. März. (Vergebung öffentlicher Arbeiten an das Handwerk.) Die Handwerkskammer Peut- Nngen hat sich an die Stadt- und Gemeindeverwaltungen des Echwarzwaldkreises gewandt und daraus hmgewicien, daß gemäß der Versügung des Arbeiisminiperiuws vom 14. Januar ISI9 nicht nur die staatlichen Behörden, sondern auch die Gemeinden urd sonstigen Körperschaften des öffent­lichen Rechts verpflichtet sind, handwerksmäßig Herzusiellende Arbeiten an Handwerker-Vereinigungen zu vergeben, um eine tunlichst gleichmäßige Beschäftigung der Betriebe herbei- znftbren.

* Neuenbürg, 14. März. Aui dasEingesandt" in Nr. SO, wo derVersuch" empfohlen wird, von berufe­ner Seite sich an dieChristen" in den feindlichen Län­dern zu wenden, ist zu erwidern, daß dieserVersuch" längst unternommen worden ist, und zwar nicht nur Einmal. Der erwartete Ersola ist indes ausgeblieben, teils weil die feind­lichen Führer, Männer wie Llopd George und Clewenceau, welch letztiren Wilson beispielsweise als denhärtesten" Mann bezeichnet bat, der ihm je vorgekowmen sei, trotz der vonFreiheit" undBrüderlichkeit" triefenden Redensarten so gewaltig den Daumen über ihren Völkern halten, daß jede widerstrebende Meinung und Forderung niedergediückt wird, teils aber, weil die politische Voieingenomwenheit den klaren Blick derChristen" in den feindlichen Ländern der­art getrübt hat, daß sie von den deutschenChristen" Zu­geständnisse verlangen, die eine Erdrosselung der Wahrheit bedeuten wüßten. Et dlich ist auch bei diesem Anlaß die ur­alte, seit bald zweitausend Jahren erpiodte "Tatsache nicht zu vergessen, daß nämlich dos Häuflein der wahren Christen" stets und überall recht klein ist. Im Netz der großen und der kleinen christlichen Gemeinschaftskreise schwim­men ebensodielefaule" Fische, und auf dem weilen Acker, ber vom Evangelium Christi besät ist, findet sich so er­schreckend vielUnkivut" unter dem Weizen! Darunter leiben wir, aber das zu ändern durch menschlichen Eingriff, steht uns nicht zu, so sehr wir oft Lust dazu hätten.

fl Reuenbürg, 14. März. DieVolkshille", dis für unsere Getänzenen arbeitet und kämpft, hat auch in unserm Bezirk tatkräftig eingesetzt. Donk uneri Ldlichen Weibens ist das -Biwußtsein. daß hier eine wichtige Ausgabe liegt, inniger Teilnahme und Mithilfe in alle Kreise gedrungen. Der materielle Erfolg ist bis jetzt schon ein sehr erfreulicher, namentlich hat die treue Arbeit der sammelnden und wer­benden Frauen auch in hiesiger Stadt, wo annähernd 2000 Mark zusammcnkomen, schöne Fruchte gezeitigt. Dos Ge­samtergebnis mit Bezirk beläuft sich bis jetzt auf etwa 7l» 0 Mark. Bei einem Ergebnis von 10000 Mark würde uns eine Stimme im Vollsbund zuteil. Es steht zu hoffen, daß alle die, welche bis jetzt noch ferne standen, auch hierin ihre Pflicht tun. Denn es ist ja nur ein Geringes, was wir dadurch an Dankesschuld denen abtragen können, die über den Krieg hinaus ihr bittres Los tragen müssen. Tie Hciwkehrenden sollen einmal nicht mit Erbitterung uns ge­genüber treten mit dem VorwurfIhr habt uns in unserer Not vergessen!"

Neuenbürg, 14. März. Vor einigen Tagen kehrte der Sohn von Frau Bärenwirt Burghard, Erwin Burg- h ard, der ' vor dem Kiiege in London eine Stellung als Kaufmann bekleidete, nachdem er älS Zivilinternierter seit September 'Sl4 in verschiedenen englischen Geianpenenlagern zubrachte, in die Heimat zurück. Seine Erbbn fse und Schilderungen zeigen mit erschreckender Deuilirbkeit, aus . wklcker Seite Barbarei getrieben wurde. Die Behandlung kann als eine menschenunwürdige mit Recht bezeichnet wer­den. Die Kost, welche namentlich noch Einsetzen des U-Bools- krieges Weiler reduziert wurde, reichte nach dem Ausspruch eines englischen Ministers gerade hin, vor dem Verhungern zu schützen; die Zustände in den Gefangenenlagern können mit j,nen in den südafrikanischen Konzentrationslagern der Buren verglichen weiden. Es ist begreiflich, daß ave In­ternierten erbichtert aufatmeten, als endlich im Februar die Besrciungsstunde schlug und sie in Rotterdam landeten, wo. sie durch dos Rote Kreuz gastlreundlich ausgenommen und Verpflegt wurden. Als charok'erisch sei angeführt, daß bet den von Detektiven und iw Hasen Von Rotterdam von eng­lischen Sergeanten vorgenomwenen Untersuchungen gestohlen wurde, was diesen Leuten, die angeblich für die Gerechtig­keit kämpfen wollen, zuiagie.

Neuenbürg, 14. März. (Feuerwehrdienstehrenzeichen.) Die Bezirksämter waien mit Rücksicht auf den herrschen­den Metallwangel angewiesen, die Einholung und Vorlage von Anträgen auf Verleihung des F>uerwehrdienstehren- zeichens bis zu dem vom Mii isterium bekannt zu gebenden Zeitpunkt zu unterlassen, in welchem das erforderliche Me­tall wieder freigegeden sein würde. Ehe dieser Zeitpunkt eintrot, hat sich der Wiederauim hme der Verleihung des Feucrwehrdienstehienzeichens das weitere Hindernis entge- gcngestellt, daß die aui Grund der Novemdereicignisse des vorigen Johies eingesetzte neue Regierung grundsätzlich keinerlei Orden und Ehrenzeichen mehr verleiht. Noch dem zur Zeii der Landesversammlung zur Beratung voiliegen­den Verfossungseniwurs, wonach Orden und Ehrenzeichen nicht M>hr verlieben werden sollen, ist eine Verleihung des Feuerwehrdlerstebrenzeichei s in Zukunft ausgeschlossen.

In Berücksichtigung der olwaltenden besondeien Ver­hältnisse hat sich nun aber die Siaatsiegierung inzwischen damit einverstanden erklärt, daß das Fiuerw-Hrd'enstehren- zeiSen nachträglich noch allen denjenigen Mitgliedern der Feuerwehr«« des La> des veilsthen wird, welch unter der alten Regierung das Anrecht aus das Ehrenzeichen bereits ! erworben batten und dieses nur wegen des während des ! Kriegs eingetreienen Metallwangels nicht erhaben konnten. ! Es wird daher den in Betracht kommenden Personen emp­fohlen, sich Weyen der Verleihung des Ehrenzeichens als­bald an ihren Ortsvorsteher zu wenden.

Neuenbürg, 14. März. (Eingesandt.) Wie ver­lautet, soll in nächster Zeit die Milchversorgung hiesiger Stadt zentralisiert werden. Wir möchten nun in Anbetracht der Wichtigkeit der Sache den zuständigen Behörden, sowie der weiteren Oefsentlichkeit unsere Bedenken unterbreiten. Wie allgemein bekannt ist. verträgt gerade die Milch, eines unserer wichtigsten und unentbehrlichsten Nahrungsmittel, am wenigsten den langwierigen Prozeß, den eine Zentralisierung bedeuten würde.

Die Milch käme vom Produzenten zum Händler, von da zur Zentrale und dann erst zur bestimmten Stunde an die Einwohnerschaft. Dieses umständliche und zeitraubende Verfahren würde unbedingt die Güie und Halibaikeit der Milch beeinflussen Von den Bewohnern der Großstädte hört man die bittersten Klagen über sauergcwoidene Milch Auch darüber wird geklagt, daß es lei der Verteilung der Milch keineswegs gerecht zugeht trotz der Zentralisation.

Wenn wir nun auch onnehmcn wollen,, daß hier in Neuenbürg keine Behörde oder Einz,lperson die Zentrali- > sation wünscht, weil man aus irgendwelchen Beweggründen

denRahm abschöpscn" möchte, so, glauben wir doch, daß die Beibehaltung der seitherigen Milchversorgung weit besser und praktischer wäre. Eine genügend sckrorie Kontrolle be­treffs richtiger Verteilung wäre wohl auch so zu ermögliche». Außerdem wären den geplagten Hausfrauen neue große Mühe» und Zeitverluste erspart. Bei dem gebirgigen Charakter und der Ausdehnung unserer Stadt ist das ganz besonders z» beachten.

Dann zum Schluß noch eine Frage: Aus wessen Koste» würde das neue Verfahren eingesührr? Man bräuchte doch Räume, Apparate und Personal dazu. Die Milch ist auch so schon teuer genug.

Wir bitten dringend, sich allen diesen Erwägungen nicht zu verschließen und die Zentralisation nicht emzuführe».

Im Namen vieler Hausfrauen.

VaSen.

Psörz heim, 13. März. . Die Zahl der TyPhuSkrauke» beträgt entgegen umkaufenden Gerüchten, welche von 150« sprechen, etwas ü«er die Hälfte dieser Summe. Energische Gegei Maßnahmen, die Seuche zu bekämpfen, sind eingeleitet. Leider hat man die Bevölkerung, statt gleich nach den erste» Vorfällen vor 14 Tagen vor dem Genuß des Wassers zu warnen, bis vor wenigen Tagen über alles im Dunkel» gelassen. Jetzt, nachdem es für viele zu spät ist, kommt endlich die amtliche Aufklärung und Warnung.

Brötzingen, 13. März. Gestern mittag halb 12 Uhr verunglückie der von Wolstronn OA. Calw gebürtige 12- jährige Wagner Georg Mann, der bei Wagncrmeifter Pst. steicr hier beschäftigt war. In der Werlstätte fiel ein« Riemenscheibe herab und tras den Mann so aus den Kops, daß er nach einer Viertelstunde der Beisetzung erlag. Der Typhus fordert auch hier Opfer. So ist die Familie des Floschnermeisters Theodor Bossert ganz ausgesiorbe«, Der Vater fiel im Alter von 38 Jahren als Vizkfeldwebel bei den Grenadieren vor Verdun. Jetzt ist die Mutter, Emilie, geb. Klittich, mit 2 Töchtern, Lore und Mathilde im Alter von 9 und 12 Jahren gestorben. Die 3 käme» erst vor ein paar Tagen ins Krankenhaus. Sie sollen am Sonntag zusammen in einem gemeinsamen Grabe bestattet werden.

Heid elb erg, 12. März. Postkarten, die in letzter Zeit aus dem Elsaß hier eingingen, z. B. aus Kolmar u»d Hagenau, tragen bereits französische Briefmarken.

Donaueschingen, 13. März. Durch Zeitungsinse­rate werden cbemalige Angehörige badischer Regimenter zum Eintritt in das Regiment 112 nach Tonaueschinge» ausgefordert.Zum Schutz unserer badischen Heimat." Nach den üblichen Anpreisungen über Löhnung usw. schließt der Ausruf mit der Bemerkung:Reichliche Verpflegung bei ls. Fürstcnbergcr." Fehlt nur nochgutbcsetz'.e Tanzmusik", dann ist die Kirchweihanzeige fertig.

Lörrach, 13. März. Der hiesige, sich aus zahlreiche» Unabhängigen zusammensetzende Voftsrat und das'Gewerk- schasiskartell ließen eine Bekanntmachung anschlagen, wori» mitgcteilt wird, daß der Leiter des städt. Nahrungsmittel- om's Schemens«, ferner der Vorstand des Bezirksamt- Doerke und der Armenpfleger Kolb ihrer Posten enthöbe» werden. Mehrere städtische Beamte erhieltenernste Ver­warnungen". Der Volksrat machte weiter bekannt, daß er diese Woche Büchsenfieisch und andere Konserven austeile» wird,unter Ausschaltung der besser gestellten Bürgers» asr."

Konstanz, 13. März. Tie Oberbürgermeisterfrage, die in der hiesigen Presse lebhaft besprochen wird, ist in ei» neues Stadium geirrten. Nach denKonst. Nachr." «irb unter den Parteien z. Zt. ein von demokratischer Seite ge­machter Komprowißvorschlag beraten, der drei Bürgermeister iür Konstanz vorsieht. Jede der großen Parteien soll eine» Bürgermeister erhalten.

Holz-Versteigerung.

Auf dem Holzlagerplatz Dirkenfeld» an der Linie PforzheimWildbad (von Pforzheim aus mit der Straßenbahn zu erreichen kommen am Montag» den 17. und Dienstag, De« 18. Mörz etwa 150 Waggon Bretter 18 und 24 mm, Bohlen 30/100 mm, sowie Vorratsholz 8/820 20 cm stark, waggonweise gegen sofortige Kasse (200 Mark Baranzahlung auf dem Holzlagerplatz bei jedem Zuschlag, Restzahlung am Dersteigerungstoge in Kriegsanleihe oder in bar im Büro des Holzlagerplatzes), zur öffentlichen Versteigerung.

Nähere Verkaufsbe'dingungen werden auf dem Holzlager- Platz bekannt gegeben.

Stuttgart, den 11. März 1919.

Württ. Arbeitsministerium wirtschaststechn. Abteilung» Referat Holz.

Gaßhaiis z.Krone", Schwann.

Wieder-Eröffmmg 15. März.

Reine Weine» vorzügliche Küche, gute Bedienung.

Es ladet ergebenst ein ,

Fr. Büchler.

Eonweiler.

Stammholz- u. Stangen Verkauf.

Aus dem Gemcindewald Abt. Gfäll, Kirchweg, Wolf und Hardt kommen zum Verkauf:

29,44 Festm. I., 49,21 Festm. II., 96,52 Festm. III., 66,92 Festm. IV.. 58,50 Festm. V., 16,84 Festm. VI. Klasse, zusammen 317,43 Ftstm. Tannen- und ForchewStammholz;

1,83 Festm. III., 3.92 Festm. IV., 3L4 Festm. V., 2,16 Festmeter VI. Klasse Eichen- und Birken-Stammholz.

Schriftlicke, bedingungslose Angebote in Prozenten der Taxpreise für 1919 sind bis

Mittwoch, 19. März 1919, abends 7 Uhr,

hierher einzureichen.

Ferner kommen im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf am Montag, 17. März 1919, vormittags 11 Uhr, auf dem Rathaus hier 149 Stück Bauftangen. 32 Stück Gelüststangen, 11 Stück Hagslangen II. und HI. Klasse, 14 Stück Hopfenstangen II. und III. Klaffe.

Losverzeichnisse erteilt der Waldschütze.

Conweiler, 13. März 1919. Gemeinderat.

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Ltellenvermlttlunx. Prospekt Isi. krei.

Oberamtsstadt Neuenbürg.

Es kommt immer wieder vor, daß Unrat und Steine a» öffentlichen Plätzen und Straßen abgelagert werden. Ich ersuche die Einwohnerschaft überall auf sauberes und geord­netes Aussehen des Sladtinner» und der Umgebung zu halten und die schöne Natur weder durch solche Schmutzlager noch durch das im Frühjahr übliche Abreißen von Weidenkätzchen, Haselnußzweigen usw zu verun­zieren. Zuwiderhandlungen wird die Polizei verfolgen.

Der städt. Schuttplatz befin­det sich in der-äußeren Wild- baderstraße bei der Happey- quellfuffung.

Den 10. März 1919. Stadtschulthrißcnamt:

A. WKnodel.

MW, IM mt IM

heute abend 8 Uh» Versamm­lung im Gasthaus z. Ochse».