ten in ihrer Sitzung am 12. ds. Mts. den Abschluß eines Präliminarfriedens mit den Feinden zugestimmt haben und daß die Vorarbeiten unmittelbar nach Abschluß des neuen Waffenstillstandes beginnen »erden.

G e nf, 15. Febr. Ministerpräsident Clemeneeau hat nach einer Meldung des LyonerProgres" aus Paris in der Sitzung des Kammerausschusses für Auswärtiges erklärt, er werde niemals einen Frieden unterzeichnen, der Frankreich nicht voll^Geuugtuung und nicht die volle Wiederherstellung bringe.

L« den erschwerten Waffenstillstandsbedingungen.

Basel, 15. Febr. In den neuen Bedingungen wird neben der endgültigen Entwaffnung unter der Kontrolle der Alliierten auch die Auslieferung der Handelsflotte ver­langt. Wenn Deutschland seine Vereinbarungen getreulich halte, werde es mit Lebensmitteln und Rohstoffen versorgt «erden und vermutlich werde man auch seine Gefangenen srei lassen. Die Abrüstung Deutschlands erfolgt unter Ucberwachungder Alliierten. Die VerproviantierungDeutsch- lands bleibt von der Annahme dieser Bedingung abhängig. Der Bedarf Deutschlands wird überdies nur soweit berück­sichtigt als dem Bedarf der Alliierten kein Abbruch ge­schieht. Die französische Presse fügt hinzu:Wenn Deutsch­land, das nunmehr militärisch vollkommen in die Hand der Alliierten gegeben wird, diese Bedingungen nicht annehme, seien die Alliierten genügend stark, um zu machen, was sie «ollen.

Trier, 15. Febr. Das Zusatzabkommen über die Verlängerung des Waffenstillstandes lautet:

1. Die Deutschen müssen alle Offensivbewegungen gegen die Polen aufgeben und ihre Truppen dürfen folgende Linien nicht überschreiten: Bon der russischen Grenze west­lich Luisenfelde, westlich Groß-Neudorf, süslich Brzoza, nörd­lich Schubin, nördlich Exin, südlich Samatschin, südlich Cbod- ztesen (Kalmar), nördlich Czarnikau, westlich Jala, westlich Vicnbaum, westlich Bentschen, westlich Wollstrein, nördlich Liffa, nördlich Viernchow bis zur schlesisch-russischen Grenze.

2. Der Waffenstillstand wird auf unbefristete Zeitdauer mit dreitägiger Kündigungsfrist verlängert.

3. Die Ausführung der srüheren Waffenstillstandsbedin­gungen wird festgesetzt und zum Abschluß geführt.

klus LtaSt. B-rZirk uns Umgebung

Neuenbürg, 15. Febr. Auf den Postkarten nach der französischen Besatzungszone (einschließlich Rbeinpfalz) ist deutliche, möglichst lateinische Schrift und Angabe von Namen und Wohnung des Ab­senders erforderlich.

Neuenbürg, 17. Febr. Wie hin und wieder in den Parlamenten kann auch der gestrige Nach­mittag als eingroßer Tag" in der Geschichte Neuenbürgs bezeichnet werden. Er brachte im voll­besetzten Ankersaal die Bewerbervorstellung um die erledigte Stadtschultheißenstelle. Die Versammlung, der auch eine größere Zahl von Krauen im Bewußtsein ihrer Bedeutung bei oen Wahlen anwohnte, leitete im Auftrag der bürgerl. Kollegien Gemeinderat Gollmer, der nach Be­grüßung der Erschienenen die Namen der gemeldeten I Bewerber bekanntgab und zwar 1. Eugen Knödel, Stadtpfleger in Neuenbürg, evangelisch, verheiratet, geb. 17. Oktober 1877 in Nagold, Kriegsteilnehmer, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und der Silb. Verdienstmedaille; 2. Hermann Rücker, Oberamtssekretär in Maulbronn, evangelisch, ledig, geb. 24. August 1891 in Dertingen, OA. Maul­bronn, ungedient, ausgezeichnet mit dem Charlotten­kreuz; 3. Karl Schell, Schultheißsnamtsverweser in Kochendorf, katholisch, verheiratet, geb. 24. April 1892 in Hagenbach, OA. Neckarsulm, Ersatzreserve, gedient 1914/15. Der nachträglich aufgetretene 4. Bewerber, Georg Riederberger, stellv. Regist­rator bei der städt. Polizeidirektion Stuttgart, hat telegraphisch seine Bewerbung zurückgezogen. Im Anschluß daran kamen die Nationallisten und Zeug­nisse der Bewerber zum Verles, wobei als ein eigentümliches Spiel des Zufalls vermerkt werden darf, daß ein Zeugnis des Bewerbers Knödel von dem Bewerber Rücker in seiner Eigenschaft als seinerzeitiger Sekretär am Oberamt in Neuenbürg unterzeichnet war. Nach den Zeugnissen, welche unterschiedslos die Tüchtigkeit der Bewerber hervor­heben, zu urteilen, sind sämtliche Bewerber auf Grund ihrer Bildungslaufbahn, der bisherigen viel­seitigen Tätigkeit und der mit Erfolg bestandenen Prüfungen im Verwaltungs- und Justizdienst zum Amt eines'Ortsvorstehers befähigt und an selbstän­diges Arbeiten gewöhnt. Die Reihenfolge, in welcher sie sich der Bürgerschaft vorstellten, wurde durchs Los bestimmt und erhielt als erster Redner das Wort Oberamtssekretar Rücker.

Er führte nach kurzer Schilderung seiner per­sönlichen Verhältnisse und seines Bildungsganges etwa folgendes aus: Früher schon am hiesigen Oberamt tätig, wo er die Verhältnisse und Lebens­bedingungen der Stadt und seiner Einwohner ein­gehend kennen und verstehen lernte, werde er der Bürgerschaft kein Fremder sein. Im allgemeinen führte er aus, wie er sich die Tätigkeit eines Orts­vorstehers denke. Es komme heute nicht darauf an, mit schönen Worten viel zu versprechen, sondern wenig zu versprechen und viel zu halten. Er stehe sowohl im bürgerlichen Leben wie in Sachen der

Gemeindeverwaltung auf freiheitlichem Standpunkt; ohne die Stimme des freien Wortes für jedermann, ohne Duldung einer gesunden sachlichen Kritik könne ein Ortsvorsteher nie segensreich wirken. Weite Kreise der Bürgerschaft sollen an der Lösung von Gemeindefragen Anteil nehmen; er sei für weitsich­tige Oeffentlichkeit in der Behandlung von Gemeinde­fragen, auf dem Rathaus öffentliche Bekanntgabe der Sitzungen und Erstattung sachlicher Sitzungs­berichte. Ein Ortsvorsteher müsse für alle Zeit­fragen einen freien Blick, ein offenes Herz,; haben, um die Pflichten seines Berufes mit vollem Ver­ständnis für die Bedürfnisse der Allgemeinheit erfüllen zu können. Dazu gehöre Selbstverleugnung und Wohlwollen gegen jedermann, Energie und feste Entschlossenheit, besonders aber praktisches Ver­ständnis und Erfahrung, frei von bürokratischen Gesichtspunkten bei Ausführung der Gesetze. Wir alle stehen unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Schwierigkeiten unseres Heimatlandes; sie werden »och größer werden und jeden Einzelnen scharf an-, fassen. Wir müssen alles daransetzen, um wieder annehmbare Verhältnisse zu schaffen; dazu gehöre gegenseitiges Zusammenarbeiten der Bürgerschaft, Sichverstehen und Vertrauen. Jedermann müsse in seinem Nebenmenschen den gleichwertigen Mitbürger sehen, das öffentliche Leben müsse sich demgemäß abspielen. Hier den richtigen Weg zu finden, halte er für die schönste Aufgabe des Ortsvorstehers. Nicht in' der erhobenen Rolle des Stadtoberhauptes dürfe sich dieser gefallen, sondern er müsse in freund­licher entgegenkommender Weise mit jedermann ver­kehren, getragen von dem Gedanken, daß er nicht über die Gemeinde gesetzt sondern ihr erster Diener sein soll. Der Ortsvorsteher müsse auch außer­dienstlich, in der Gesellschaft Fühlung mit der Bürgerschaft haben, dabei sei es selbstverständlich, daß er auf Schwatzereien nichts geben dürfe, schon der bloße Schein der einzelnen Bevorzugung sei zu vermeiden. Seine ganze Amtsführung müsse zeigen, daß er allen Kreisen der Bürgerschaft ohne Unter­schied des Standes, der Konfession oder des Ver­mögens Achtung und Wertschätzung entgegenbringe. Dann sei der Boden vorhanden, auf dem sich Meinungsverschiedenheiten und Gegensätze ausgleichen lassen zum Frieden und Segen der ganzen Gemeinde.

Nur darin könne er die Möglichkeit erblicken, für die Gemeinde Gutes zu schaffen, wenn zwischen dem Ortsvorsteher und den gewählten Vertretern der Bürgerschaft, dem Gemeinderat, ein friedliches und schaffensfreudiges Einvernehmen herrscht. Deren Rat soll den Ortsvorsteher leiten, der Wille der Bürgerschaft soll durch sie zum Ausdruck kommen. Mit den städtischen Beamten und Angestellten in bestem Einvernehmen zu leben, getragen von dem Gedanken, daß sie alle Mitarbeiten an dem Wohle und der Allgemeinheit, sei nötig, damit fluch Ersprießliches geleistet werden kann. Den Verkehr mit den übergeordneten Behörden würde er in erträglicher Art pflegen, dabei aber die volle Wahrung der Gemeindeinteressen im Auge behalten und auf eine rasche Erledigung der Amts­geschäfte bedacht sein. Innerhalb der bestimmten Amtsstunden müsse der Ortsvorstehsr der Bürger­schaft zur Verfügung stehen. Für die fortschreitende Entwicklung der Gemeinde würde er ein wachsames Auge haben, besonders in den kommenden Zeiten des Wiederaufbaus und Erschließung Neuenbürgs für den Verkehr, so auch in der Holzbranche. Auch den Fragen der Ansiedelung von Betrieben der Edelmetall-Industrie würde er Interesse entgegen­bringen, damit die vielen Arbeiter am Platze tätig sein können. Die Wunden des Krieges zu heilen, den Familien, welche den Ernährer verloren haben, den Kriegsbeschädigten, welche in ihrer Erwerbs­möglichkeit beeinträchtigt wurden, bei Erlangung ihrer Ansprüche behilflich zu sein, würde er gerade so bemüht sein, wie in dem Bestreben, den Arbeitern die Vorteile sozialer Maßnahmen zuteil werden zu lassen, wozu auch das Gebiet der Gesundheitspflege und die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse zähle. Die Lösung der Frage des Verhältnisses zwischen Staat, Kirche und Schule liegt nicht bei der Gemeindevertretung, aber was seitens der Ge­meinde getan werden könne, um unsere Jugend zu tüchtigen Staatsbürgern heranzuziehen, müsse ge­schehen; in der Jugend liege die Zukunft unseres Volkes. Der Erhaltung der Friedens in den Kon­fessionen würde er Rechnung tragen und auf gleich­mäßige Behandlung Aller achten. Der Glaube sei Sache des Herzens und des Gemüts. Der Ge­meindehaushalt ist auf der Grundlage weiser Spar­samkeit zn gestalten. Die Leistungsfähigkeit der Steuerzahler muß in gerechter Abstufung erfolgen. Die Sparsamkeit darf nicht so weit gehen, daß dringende und unabweisbare Bedürfnisse unbefriedigt bleiben. Obwohl auf demokratischem Standpunkt stehend, achte er politische Ueberzeugung anderer

und würde sich nie erlauben, bei Erledigung der Amtsgeschäste parteipolitische Zwecke zu verfolgen; Politik gehöre nicht auf das Rathaus. Durch seine bisherige umfangreiche Tätigkeit auf den verschie­densten Gebieten und seine unverbrauchte Arbeits­kraft glaube er den Anforderungen gewachsen zu sein, welche der Posten des Ortsvorstehers verlange. Er verhehle sich nicht, daß er verhältnismäßig noch jung an Jahren sei, aber man werde mit jedem Tage älter. Wenn ihn das Vertrauen der Bürger­schaft auf den Posten des Ortsvorstehers berufen sollte, würde er seine ganze Kraft einsetzen, um zn zeigen, daß sich die Bürgerschaft in ihm nicht ge­täuscht habe. Wie aber auch der Ausfall sein möge, sein Wunsch sei, es möge dem Manne, welchen das Vertrauen der Bürger zum Ortsvorsteher berufe, vergönnt sein, Neuenbürg eine Geltung und Zukunft zu verschaffen, welche des schönen Enzstädtchens und seiner Bürgerschaft würdig sei.

Der nächste Bewerber,

Stadtpfleger Knödel,

bemerkte einleitend, daß auch einem mutigen Manne angesichts der vielseitigen Aufgaben bange werden könne, wenn er sich entschließe, sich um das Amt des Ortsoorstehers zu bewerben. Nicht Ehrgeiz, sondern das Bestreben, seinen Mitbürgern an der Stelle zu dienen, worauf ihn deren Vertrauen be­ruft, habe ihn veranlaßt, als Bewerber aufzutreten. 13Jahre gemeinsamen Erlebens verbinden ihn mit der Bürgerschaft, darunter 4^/- Jahre Kriegszeit, hievon wiederholt an der Front, wo er in den Argonnen, bei Verdun und an der Maas mitkämpfte und mithungerte. Seit 1911 im Dienste der Stadt stehend, habe er reichlich Gelegenheit ge­habt, sich in alle Zweige der städtischen Verwaltung einzuarbeiten als Stadtpfleger, als Verwalter des Elektrizitätswerkes u. a. m. und während der Er­krankung des früheren Stadtschultheißen als dessen Amtsverweser. Im Herbst 1917 rief ihn die Rekla­mation der Stadt endgültig aus dem Felde zurück, wo­raus ihm das städt. Lebensmittelamt übertragen wurde. Er habe dasselbe nicht aus Vergnügen übernommen, sondern in dem Bestreben, in treuer Pflichterfüllung der Einwohnerschaft zu dienen. Seit 1. Jan. ISIS sei er als Amtsverweser anstelle des in den Ruhe­stand getretenen Stadtschultheißen Stirn tätig. Gr glaube, auf Grund seiner bisherigen Tätigkeit i« Gemeindedienst den Anforderungen gewachsen zu sein, welche das Amt eines Ortsvorstehers stelle. Im Folgenden entwickelte er die Grundsätze, vo« welchen er sich leiten lassen würde, wenn ihn das Vertrauen der Bürgerschaft ans den Posten des Stadtschultheißen berufen würde. Er würde sich bemühen, die Rathausgeschäfte nach gesetzlicher Vor­schrift gewissenhaft zu erledigen und auf ein fried­liches und ersprießliches Einvernehmen mit dem Gemeinderat hinzuwirken. Jedem Einwohner ohne Ansehen der Person würde er mit Rat und Tcü zur Seite stehen und namentlich bei den Arbeitern dafür sorgen, daß das, was ihnen auf Grund reichsgesetzlicher Versicherung zusteht, auch zu­kommt. Besonders auch den Einwohnern, welche auswärts beschäftigt sind, würde er, wie seither, Gelegenheit geben, ihre Wünsche ohne Arbeitsoer­säumnis vorzubringen. Auf dem Boden des evan­gelischen Bekenntnisses stehend, trete er für ein verträgliches Zusammenleben der Konfessionen ein. Einer politischen Partei sei er nicht verschrieben. Seine bisherige Tätigkeit dürfte Garantie sein für gewissenhafte Pflichterfüllung im Dienste der Stadt­gemeinde wie in Wahrung der Interessen der Ein­wohnerschaft. Der Neuordnung der Verhältnisse in Staat und Gemeinde werde er sich mit Eifer und Fleiß unterziehen, das Gemeindevermögen getreulich verwalten, bei dem Aufbau und der Besteuerung sich nur von dem Grundsatz einer gesunden Finanz­politik leiten lassen, weise Sparsamkeit im Gemeinde­haushalt beobachten, ohne daß dringende Bedürfnisse hintangestellt würden. Als Familienvater und Kriegsteilnehmer könne er mit anderen fühlen. Einem guten Zustand der Straßen und Wege, wie der Hebung des Verkehrs, der Förderung von Industrie, Handel und Gewerbe würde er besondere Aufmerk­samkeit schenken und darauf bedacht sein, neben einer gesunden Wohnungspolitik und Erschließung neuer Bauquartiere günstige Existenzbedingungen für die Arbeiter zu schaffen. Die Hebung des Fremden­verkehrs, jedoch erst nach Eintritt normaler Ver­hältnisse, werde er sich angelegen sein lassen. Falls die Pforzheimer Schmuck-Industrie eine Stockung erleiden sollte, halte er entsprechende Maßnahmen zur Gewinnung neuer Industrien für geboten. Bei etwaiger Vergesellschaftung städt. Unternehmungen (Elektrizitätswerk) wären die Interessen der Stadt energisch zu wahren. Den Kriegsteilnehmern eine gesicherte Lebensstellung zu wahren, erachte er als eine dankbare Aufgabe. Bezüglich der heiklen Sache der Lebensmittelverteilung bemerkt Redner, daß die