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Amtsblatt wr Sen Vberamtsbezirk Neuenbürg.

Erscheint täglich» mit Ausnahme Ser Sonn- unv Zelttage.

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Schluß der Anzeige» Annahme 8 Uhr vorm.

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Für telefonische Aufträge r»Wd keine Gewähr übernommene.

30.

Neuenbürg, Donnerstag den K. Februar 1M9 I 77. Jahrgang.

DsullchlanS.

Stuttgart, 5. Febr. Die verfassunggebende wlrtt. Landesversammlung wird ihre Beratungen »araussichtlich Ende Februar wieder aufnehmen, da «an annimmt, daß bis dahin die Ausschüsse, vor «Hern der Versassungsausschuß, ihre Arbeiten so «eit gefördert hoben werden, daß die Plenacbera- tringen beginnen können. Die Beratungen dcr Ver- fossung im Plenum dürsten längere Zeit in Anspruch nehmen, doch kann dann damit gerechnet werden, daß sie bis Ostern Gesttzeskraft erlangt hoben wird.

Stuttgart, 4. Febr. Der Abgeordnete Grö­ber und die anderen Mitglieder der Zentrumsfrak- tivn haben 9 Anträge bei der Württ. Landesver­sammlung eingcbrocht. Diese Anträge besoffen sich im rvestnllichen mit der Aufhebung der Kriegsge- sellschafun, der Ausdehnung der Tätigkeit der Ver­eine Kriegshilfe und Schwäb. Bürgerheim, der Bei- iehaliung der Krirgswochenhilfe, einer Verbesserung des Mannschaft-veisorgungsgesetzes, Beschaffung von Arbeit für Kriegsteilmhmer usw., Steigerung der Leistungsfähigkeit unserer Landwirtschaft durch Zu­weisung von Arbeitskräften und Rohstoffen, ferner «nt der Beschaffung von Arbcitsmöglichkeit für das Handwerk und Kleingewerbe, dem Wunsche auf Einwirkung der Regierung beim Friedensvertrag in Bezug auf die internationale Regelung von Arbei­terfragen und die Neuordnung weiterer sozialer Fragen, endlich mit der Einführung einer neuen Brsolvungspolilik.

Stuttgart, 4. Febr. Der Präsident der Landesversawmlung, Keil, hatte für seine Person auf eine Eiuschädigung als Präsident verzichtet, nachdem der Abg. Graf (Ztr.) einen in der Form sehr unglücklichen Vorstoß dagegen gemacht halte. Heute veröffentlicht nun dieSchw. Tagwacht" ein Schreiben des Ministers von Kiene an Präsident Keil, in dem er den Vorstoß seines Parteigenossen Graf wieder gutzumachen sucht. Der Abgeordnete G>af, so heißt es in dem Schreiben, habe in der Begründung des Standpunktes der Zentrumsfraklion das Wesentliche nicht richtig und nicht maßgebend dargesteüt. Die Fraktion sei durchweg für eine Entschädigung der Tätigkeit und des Repräscntations- aufwandes des Präsidenten, nur soll diese nickt den Eharakler einer Gehaltsart haben. Form und Ton der Rede des Abg. Graf gibt Herr von Kiene preis, indem er gewünscht hätte, daß der Fraktionsvorsitzende selbst in derimmerhin heiklen Angelegenheit" ge­sprochen hätte. Zum Schluß bittet er Herrn Keil, seine Verzichterklärung rückgängig zu machen. Herr von Kiene stellt fest, daß auch der Fraktions- Vorsitzende Gröber mit ihm übereinstimme.

Karlsruhe, 4. Febr. Die badischen Mitglie­der der deutschen Nationalversammlung sind gestern gemeinsam nach Weimar abgereist; von Frankfurt ab wurde der für die Mitglieder von Süd- und Westdemschland gestellte gemeinsame Extrazug benützt.

Kehl, 5. Febr. Im Aufträge der deutschen Regierung richtete die deutsche Kommission an die Gegner die dringende Bitte, zur Versorgung Süd- badcns, wie zum Warenaustausch zwischen Kehl u..d dem Hinterland den Verkehr mit dem Kehler Koh­lenhofen nicht zu unterbinden.

München, 5. Febr. Voraussichtlich für den 13. Februar ist eine große Tagung der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte in München in Aussicht genommen, die sich mit den Beschlüssen des Aktions­ausschusses der Räte wegen Beibehaltung des RätesystkMs und Eingliederung der Räte in die Verfassung beschäftigen und endgültige Beschlüsse fassen soll. Der Vollzugsausschuß des Landessoldatenrats Bayern hat gestern an die Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte eine program­matische Erklärung hinausgehen lassen, in der er betont, daß der Weiterbestand der Arbeiter- und Bauernrälc als wirtschaftliche Träger der Revolution und der der Soldatenräte «Ir Exekutivgewalt ge­fordert werde.

Magdeburg, 4. Febr. In der letzten Nacht

beging eine etwa 80 Mann zählende, bewaffnete Horde in Soldatenuniform in Magdeburg schwere Ausschreitungen. Sie befreiten durch eine Anzahl von Handgranatenangriffen im Justizpalast 160 Ge­fangene. Dann raubten sie das Gebäude aus und plünderten auf dem Breiten Wege zahlreiche Läden nach Einschlagen der Schaufenster. Die Räuber waren mit gestohlener Munition versehen. Sie gaben zahlreiche Schreckschüsse ab, es scheint indes niemand verletzt worden zu sein. Wie nachträglich gemeldet wird, gelang es später, einige an den spartakistischen Räubereien Beteiligte zu verhaften. Unter ihnen befindet sich- ein allbekannter Schwer­verbrecher, der einen vom früheren Polizeipräsidenten Eichhorn ausgestellten Reisepaß bei sich trug.

Berlin, 5. Febr. In einem Bericht der Voss. Ztg. aus Weimar heißt es: Tie sozialdemokratische Fraktion macht jedenfalls Anspruch auf die Stelle des ersten Präsidenten. Unter den Namen, die ge­nannt werden, treten besonders Wotfgang Heine und der Breslauer Löbe hervor. Die beiden ent­scheidenden bürgerlichen Fraktionen, Demokraten und Zentrum, halten heute ihre Fraktionssitzungen ab. Von deren Ergebnis wird es abhängen, ob ein großes Koalilionskabinett von 14 bis 16 Personen gebildet wird oder ob nur Sozialdemokraten und Demokraten sich zusammentun. In letzterem Falle denkt man in sozialdemokratischen Kreisen, daß Ebert zum provisorstchen Reichspräsidenten ernannt wird. Ein politisches Kabinett im bisherigen Sinne würde nicht mehr gebildet werden, sondern ein Reichsministerium, in dem von den bisherigen Mitgliedern Graf Brockdorff, Preuß und Schiffer verbleiben würden. Landsberg würde das Justiz­ministerium übernehmen. Wissel an Stelle Rüd lins das Reich?Postamt, Noske das Reichsmarine- amt und Scheidemann als Staatssekretär ohne Portefeuille würde den Vorsitz im Kabinett führen. Wurm soll das Reichsernährungsamt beibehalten.

Berlin, 4- Febr. Der Zentralrat der deutschen A.- und S.-Räte richtete an die Nationalversamm­lung in Weimar eine Erklärung, in der er sich für unbedingte Wahrung der Reichseinheit und gegen dieschädliche Wiederanstrebung einzelstaatlicher Hoheitsrechte" ausspricht und die ihm vom Rerchs- kongreß der A.- und S. Räte übertragene Gewalt in die Hände der deutschen Nationalversammlung legt. Die ihm übertragenen Befugnisse, insbesondere die ihm durch die Neuregelung der Kommandoge­walt überwiesene Stellung als oberste Berufsinstanz für die S. Räte wird der Zentralrat jedoch noch so lange ausüben, bis die Naiionalversommlung diese Befugnisse einer anderen Körperschaft übertragen hat.

Berlin, 4. Febr. TiePost" meldet in ihrer Handelszeitung unter der ÜberschriftDie Einigung der Industriellen": Tie heute in Jena zu einer gemeinsamen Tagung versammelten Mit­glieder des Zentralverbands deutscher Industrieller und des Bundes der Industriellen haben beschlossen, die Verbände zu einem Reichsverband der deutschen Industriellen zu verschmelzen, der auf dem Unter­bau der fachlich landschaftlichen und örtlichen Organi­sationen industrieller Gruppen errichtet, sich die Wahrnehmung aller wiitsch-ftlichen Interessen der deutschen Industrie zur Aufgabe setzt. Anschließend an die zur Vereinigung der Verbände führenden Verhandlungen fand eine mehrstündige Erörterung über die Frage der Arbeitsgemeinschaft der Arbeit­geber und Arbeit, eh»,er statt, die schließlich zu einer befriedigenden Lösung führte. Schließlich nahm die Versammlung eine Protestkundgebung gegen die Verhaftung der westdeutschen Eisen- und Stahlindustriellen durch die Franzosen und Belgier an und sprach dem sogenannten Deutschen Wirt- schaftskonureß jede Befugnis ab, sich als Vertreter der Industrie zu gerieren.

Berlin, 5. Febr. Das Demobilmachungsamt hat einen Entwurf ausg, arbeiiet, durch besten Be­stimmungen dem Arbeiter Mangel aus dem Lande abgeholsen werben soll. Dieser Entwurf ist gestern

den Volksbeauftragten zugegangen. Er enthält nichts über eine Entziehung der Lebensmittelkarte.

Berlin, 5. Febr. DerBerl. Lok.-Anz.* schreibt: Was heute in der Provinz Posen möglich ist und welche Greueltaten polnischerseits dort ver­übt werden, dafür bietet ein bezeichnendes Beispiel der Vorgang, daß in den letzten Kämpfen in Hopfen­garten bei Bromberg ein Pole einem deutschen Kinde den Hals abschnitt. Die Mutter lief hinter de« Mörder her. Dadurch wurden Grenzschutzsoldate» auf ihn aufmerksam, verfolgten ihn und nahmen ihn fest. Der Mörder, der nur mit Mühe der Lynch­justiz entzogen werden konnte, wurde in Bromberg dem Gerichte übergeben.

Bremen, 4. Febr. Die im Aufträge der Reichsregierung eingesetzte provisorische Regierung Bremens erließ einen Aufruf, in dem sie auf die Miß- und Gewaltwirtschast der bolschewistischen Minderheit hinwies, die bisherige Regierung Bre­mens für abgesetzt, Volkskommissariat und Arbeiter­rat für aufgehoben, erklärt. Der Aufruf sagt:Die provisorische Regierung wird unverzüglich nach de­mokratischen Grundsätzen eine verfassunggebende bremische Nationalversammlung berufen. Diese allein wird über Bremens Zukunft entscheiden. Sie wird eine Regierung, die die Vollstreckers des Volks­willens ist, einsetzen, und die Verwaltung neuordnen. Freiheit der Presse, Freiheit der Person, Sicherheit des Eigentums werden gewährleistet. Ungehemmt soll Bremens Wirtschaftsleben sich wieder entfalten können.

Breslau, 5. Febr. Wie dieSchlesische Ztg.* berichtet, haben die Polen heute die Bahnlinie Bo- MowoRawitsch angegriffen, sodaß der Zugver­kehr zwischen Breslau und Lissa nicht aufrecht er­halten werden kann. Die Strecke Bojonowo-Ra- witsck ist unterbrochen. Bei Wiesenrothe haben die Polen die Bahnlinie gesprengt. Der deutsche Ge­genangriff ist sofort eingeleitet und die gesprengte Strecke wieder hergestellt worden. Aus Lissa hat ein Panzerzug in die Kämpfe eingegriffen, die sehr schwer sind. Rawitsch selbst wird, entgegen Mel­dungen, die seine Einnahme durch die Polen melde­ten, gegen starken Angriff erhalten.

kluslanS.

Wien, 4. Febr. Der Vertreter des Wiener Fremdtnblattes hatte mit einem amerikanische» Delegierten eine Unterredung. Dieser führte u. a. aus: Die Amerikaner werden auf den vom Präsi­denten Wilson aufgestellten Grundsätzen beharren und vor allem auf einen Frieden hinarbeiten, inr keinen Keim eines neuen Krieges enthält. Sie können versichert sein, daß wir das Selbstbestimmungs­recht der Deutschen vollkommen gerecht und unbe­schränkt beschützen werden. Deutsch-Oesterreich wird vielleicht noch mehr, als es heute glaubt, sein Schicksal selbst bestimmen können. Jedenfalls wird die Frage der Vereinigung oder Nichtvereinigung für Deutsch-Oesterreich mit Deutschland in erster Linie vom deutschen Volke entschieden werden. Die separatistischen Bestrebungen in Deutschland und Deutsch-Oesterreich nehmen wir nicht ernst, denn eine befriedigende Lösung der Nationalfrage wird die Sonderwünsche mit einem Schlage verstumme« machen.

Wien , 5. Febr. Infolge der verkürzten Fleisch­ration auf IVO Gramm für den Kopf :nd die Woche kam es gestern in Wien zu lebhaften Straßen­kundgebungen und in deren weiterem Verlauf zu Plünderungen der Lebensmittelgeschäfte, der Gaft- bäuser und Hotels. Dabei wurden auch geschloffene Geschäfte erbrochen. Die Ausschreitungen nahmen einen großen Umfang an und dauerten bis zum Abend. Es beteiligten sich daran in der Haupt­sache wieder halbwüchsige Burschen und ArbeitS- ° lose, aber auch die Arbeiter der Schiffswerften und der staatlichen Dabakfabrik.

Wien, 5. Febr. Wie das neue Wiener Journal au« Klausenburg meldet, kam es in Beßarabie«