Als bürgerliche Mitglieder der verstärkten Er­satzkommission für die Jahre 1919, 1920 und 1921 «urden gewählt: Allschultheiß Häberlen Calmbach, Ctadtschultheiß Stirn-Neuenbürg, Stadlschultheiß Bätzner-Wildbad, Schultheiß Holzschuh Birkenfeld; Stellvertreter: Schultheiß Seibold - Maisenbach, Schultheiß Seufer-Schwann, Schultheiß Rentschler- Langenbrand, Schultheiß Allinger-Dobel.

Zu Mitgliedern der Oberamts quartierkommission für die Jahre 1919, 1920 und 1921 wurden be­rufen Sladtschultheiß Grüb-Herrenalb, Schultheiß Hörnle-Calmbach; als Stellvertreter Stadtpfl eger a.D. Olpp-Neuenbürg, Gemeinderat und stello. Stadt- pfleger Brachhold-Wildbad.

Als Schätzer in Viehseuchenangelsgenheiten für die Jahre 19201924 wurden von jeder Bezirks­gemeinde je 2 vom Landw. Bezirksverein gewählte Personen, insgesamt 70. bestimmt.

Die Familien-Unterstützungen wurden mit Wir- >ung vom 1. November 1918 ab aus monatlich SO Mark für Ehefrauen, 20 Mark für sonstige Berechtigten erhöht.

Oberamtspfleger Kühler erstattete Bericht über die Tätigkeit des Kommunalverbands im Geschäfts­jahr 1917. Angegliedert wurden weiter die Fleisch­versorgung, das Bekleidungswesen und vermiedene kleinere Aachen. Gewaltige Summen treten hier in Erscheinung. Der buchmäßige Jahresumsatz betrug 12621829 Mark. Die Bilanz auf 1. Okt. 1918 ergibt 450672 Mk. Einnahmen, welchen 436 730 Ak. Ausgaben gegenüberstehen; es ergibt sich ein Rein­gewinn von 13941 Mk. Wie sehr der Bezirk Bedarfs­land ist, zeigen die Einfuhrziffern für Mehl. Gries, Graupen, Kartoffelmehl, Suppeneinlagen. Gersten- «nd Hafermehl, Teigwaren, Zwieback, Marmelade, Kunsthonig und Syrup mit zusammen 45 467 Zentner, davon allein an Mehl 39104 Zentner. Die Kar­toffel- und Gemüseversorgung weist eine Einfuhr »on 112888 Ztr. auf, davon 46668 Ztr. Speise­kartoffel und 2600 Ztr. Saatkartoffel. In der Kartoffelversorgung befriedigte sowohl das Jahr 1918 wie 1917. Die Gemüseversorgung wurde stchergestellt durch Abschluß von Anbauverträgen mit der Firma P'annkuch <8c Co., welche - n verschiedenen Gemüsen insgesamt weitere 6896 Ztr. einführte. Die Eierversorgung wefft folgende Ziffern auf: Ein­kauf im Beziik 215157, Einfuhr aus fremden Be­zirken 444900, zus. 660057 Stück. Mit wenigen Ausnahmen kamen die Erzeuger ihrer Ablieferungs- Pflicht nach. Die Süßstoffoersorgung erfolgte be­züglich des Zuckers durch den Großhandel, an -Tabletten wurden 54000 Briefchen und 2070 Schachteln eingeführt. Die Einfuhr der verschie­denen Futtermittel weist zusammen 19070 Zentner «uf. Die Versorgung war in Quantität wie Quali­tät eine ganz ungenügende. Man war auf Ersatz- suttermittel angewiesen und diese taugten vielfach nichts. Nur die Pferde konnten berücksichtigt wer­den, Rindvieh und Schweine gingen leer aus. An Getreide, Heu und Stroh wurden im Bezirk abge­nommen für die Reichsgetreidestelle 3570 Ztr. Brot­getreide. für Militär 9790 Ztr. Heu, 1402 Ztr. Stroh, für den eigenen Bezirk 2255 Ztr. Hafer, LI2 Ztr. Gerste, 202 Ztr. Stroh. Die Mehl­mischung wird, einem Anträge aus Verbraucher­kreisen entsprechend, vom Kommunalverband' selbst vorgenommen. Das im Bezirk erzeugte Brotge­treide, in Mehl umgerechnet, würde den Bedarf im Bezirk gerade drei Wochen decken; dieser Vergleich zeigt zur Genüge,, wie sehr der Bezirk in dieser Richtung auf die Einfuhr angewiesen ist. Das Be­kleidungswesen weist ziemlich große Umsätze in Manufaktur-, Weiß- und Wollwaren sowie Schuh­maren auf. Die Verteilung erfolgt durch den Klein­handel. Die Altkleidersammlung ergab 233 Anzüge, 12 Röcke und 5 Märtel. Bei der Fleischversorgung erstreckt sich die Tätigkeit der Geschäftsstelle auf die Bezahlung des abgenommenen Viehs und Wieder­einzug der Kaufpreise von den Metzgern. Angekauft «urden 1735 Stück Großvieh, 2499 Kälber, 7 Schweine, davon abgegeben an die Sammelstelle nach Stuttgart 516 Stück Großvieh, 12 Kälber, der Rest wurde im Bezirk verbraucht. Das Fleisch- Umsatzkonto weist 1315638 Mark auf. Weitere Einfuhrartikel bilden Fische, Waschmittel, Benzin, Carbid, Maschinenöl, Streumittel u. a. Der Be­richt hebt di; Unmöglichkeit hervor, daß der Bezirk seine Bevölkerung selbst ernähren kann, daß letzteres vielmehr durch die öffentliche Versorgung, durch die Einfuhr von auswärts, erfolgen muß. Die Ge­schäftsstelle war bemüht, den Anforderungen nach Möglichkeit Rechnung zu tragen; die Mehlversor­gung fungierte ununterbrochen trotz des bedeutenden Fremdenverkehrs. Das Geschäft ist ein undankbares und befriedigt weder Erzeuger nvch. Verbraucher.

Schultheiß Rapp Feldrennach erkennt die um­fangreiche Tätigkeit der Geschäftsstelle an, nament­

lich in Bezug auf die Brotmehlversorgung; Klagen wurden ja laut, aber darauf wolle er nicht eingehen. Die vom Redner gestellte Frage wegen Verwendung des Reingewinns beantwortete Ober­amtspfleger Kübler dahin, daß dieser hauptsäch­lich durch Ueberschüsse aus der Fleischversorgung erzielt wurde und daß darüber die Amtsversamm­lung, wohl im Sinn der Wohltätigkeit, verfügen dürfte.

Den amtskörperschaftlichen Straßenwärtern, welche alle 4 Jahre einen Hut, alle 6 Jahre einen Man­tel anzusprechen haben, wurden an Stelle dieser Dienstkleidung Geldvergütungen gewährt. DieVer gütungssätz" wurden pro Jahr auf 6 Mark für ei­nen Hut, 30 Mark für einen Mantel festgesetzt.

Die Entschädigung des Bezirksamtsblatt-Verle- gers für die Aufnahme der oberamtlichen Bekannt­machungen wird entsprechend dem Antrag des Be­zirksrats geregelt.

Dem Antrag des Bezirksrats auf Erhöhung der Schußgelder für Vertilgung von Raubzeug der ver­schiedensten Arten wurde mit Wirkung vom 1. April 1918 entsprochen; die Mehrausgabe entspricht dem Betrage von 200 Mark jährlich.

Der von Oberamtspfleger Kübler zur Kennt­nis gebrachte Voranschlag der Amtskörperschaft für 1918 weist auf an Einnahmen 149400 Mark, wel­chem 494400 Mark Ausgaben gegenüberstehen; es ergibt sich eine Unzulänglichkeit von 345000 Mark. Dce öffentliche Schuld ist, hauptsächlich infolge des Kriegs, auf 4500000 Mark angewachsen. Der Ge­genstand zeitigte eine lebhafte Aussprache mit dem Ergebnis, den Abmangel mit 345 000 zuzüglich ei­nes Abmangels vom Jahr 1917 mit 30000 Mark, zus. 375 000 Mark, durch eine Umlage zu decken.

Die Versammlung stimmte gemäß dem Antrag des Bezirksrats der Aufnahme eines Darlehens zum Zwecke der Kriegsfamilienfürsorge im Betrag von 1000000 Mark bei der landw. Genossenschaftszen- tralkasse Stuttgart, verzinslich zu 4R«"/» zu, nach­dem das Finanzministerium die Verantwortlichkeit aussprach, im Falle einer vorzeitigen Kündigung des Darlehens und dadurch nötig werdenden Inanspruch­nahme des Wechsrlkredits wieder die wechselrechtliche Haftung des Staats in Anspruch zu nehmen.

Oberamtspfleger Kübler trügt den Jahresbe­richt der Bezirkskrankenhausoerwaltung für 1917/18 vor, welcher zur Kenntnis genommen wird. Der sehr ausführliche Bericht gibt Aufschluß über den ärztlichen Dienst, Krankenpflege- und Dienstpersonal, Einrichtung und Verpflegung, Krankenfrequenz, Be­nützung als Vereinslazarett, Verwaltungsergebnis, Tierhaltung u. a. m. Einer Gesamteinnahme von 83 948 Mark 59 Pfennig stehen Ausgaben mit 83 262 Mark 89 Pfennig gegenüber; es ergibt sich sonach ein kleiner Ueberschuß von 685 Mk. 70 Pfg. Daran und über den nächsten Punkt, Erhöhung der Verpflegungsgelder im Bezirkskrankenhaus, schließt sich eine längere Aussprache, nach deren Beendigung dem Beschluß des Bezirksrats betr. Erhöhung der Verpflegungsgelder für erwachsene Privatkranke ab 15. November 1918 beigetreten wird. Diese betra­gen pro Verpflegungstag in 1. Klasse 7 Mark, 2. Klasse 5 Mark, 3. Klasse 3 Mark 50 Pfg., in Fäl­len besonderer Dürftigkeit ausnahmsweise 3 Mark. Die Erhöhung der Sätze für Kassenkranke ab 1. April 1919 wird in Erwägung gezogen.

Für die Stelle eines Arztes für das Bczirks- krankenhaus waren nicht weniger denn 26 Bewerb­ungen eingegangen. Die Namen der Bewerber wur­den vom Vorsitzenden bekanntgegeben. Die Oeffent- lichkeit wurde über die Dauer der Besprechung der persönlichen Verhältnisse der Bewerber ausgeschlos­sen. In geheimer Wahl entfielen auf Dr. mecl. Ludwig Böcker, Assistent an der chirurgischen Klinik des städtischen Krankenhauses in Pforzheim 15, Dr. mecl. Hans Werner, Stabarzt d. L. in Feuerbach 8, Dr. mecl. Groß in Neuenbürg 3, Dr. mecl. Gärtt- ner von Wildberg 1 Stimme; erster ist somit ge­wählt. Das feste Jahresgehalt desselben wird auf 4500 Mark festgesetzt.

Den Beschlüssen des Bezirksrats betr. Teuer­ungszulagen für dieBeamten, Unterbeamten und sonstige Angestellte der Amtskörperschaft und desKommunalver- bands wurde in der vorschlagenen Höhe zugestimmt.

Den Bezirksstraßenwärtern wird eine jährliche Teuerungszulage von 360 Mark und ab 1. Okt. 1918 von 600 Mark gewährt. Der Jahresgehalt, welcher bisher 900 Mark betrug, soll ab 1. April 1919 auf 1200 Mark erhöht werden. Maschinenwärter Stäbler im Bezirkskrankenhaus wird eine jährliche Teuerungszulage von 480 M. ab 1. April 1918 und eine solche von 720 M. ab 1. Okt. 1918 ge- j währt. Der Jahresgehalt einschl. freier Wohnung, I Heizung und Beleuchtung beträgt 1500 M.

Schultheiß Kienzle kritisierte bei dieser Ge­legenheit die vorzeitige Vollziehung verschiedener Ge­haltserhöhungen ohne den Entscheid der Amtsver­

sammlung abzuwarten, worauf Oberamtspfleger Kübler dies als eine außerordentliche Maßnahme bezeichnet, die einen Vorgang in ähnlichen Fälle» auch bei der württ. Regierung habe. Da die Lmts- versammlung - jährlich nur einmal tage, könne bei besonders dringlichen Fällen nicht solange zugewartet werden, außerdem glaube er, daß der Bezirksrat das Vertrauen der Amtsversammlung in dem Maße genieße, daß er unbilligen Forderungen sich verschließe. Der Vorsitzende bemerkte, man werde der Anregung känftig Rechnung tragen.

Ein Beitrag für die Stadtgemeinde Wildbad z« den Kosten des Baissträßchens und des Kegelbach­wegs wurde abgelehnt.

Der Gemeinde Schömberg wurde zu den Kosten der neuen Umgehungsstraße im Ortsetter ein Bei­trag in Höhe von 12000 M. mit Stimmenmehr­heit bewilligt.

Ueber das Bedürfnis des Neubaus einer Straße Neuenbürg-Waldrt.nnach-Langenbrand gab es eine längere Auseinandersetzung zwischen Vertretern der Oberamtsstadt und der Gemeinde Langenb^and. Im allgemeinen trat in den Aeußerungen aus der Mitte der Versammlung, auch seitens Vertreter* nichtbetei- ligter Gemeinden, zu Tage, daß das Straßenprojekt, welches schon bald 30 Jahre die Gemüter beschäf­tigt, einem wirklichen Bedürfnis entspreche. Stadt­baumeister Striekel gab an Hand eines Planes entsprechende Aufklärung über das Straßenprojekt, das eine Gesamtlänge von 7287 Meter aufweist und einen Kostenaufwand von 219 000 M. (Friedens- p-eis) erfordert. Die Versammlung beschließt, den 3 Gemeinden einen Beitrag von einem Drittel der Baukosten im Voranschlag von 219000 M. und außerdem '/cr der Ueberteuerunqskosten in Aussicht zu stellen.

Als Vergütung des Kqmmunalverbands an die Gemeind:n gemäß tz 30 Abs. 1 der Reichsgetreide- ocdnung für 1918 wird der Betrag von 20 Pfß. auf den Kopf der Bevölkerung festgesetzt.

- Gemäß dem Anträge des Bezirksrats wird die Dienstzulage des Oberamtssparkassiers und der Hilfs­kräfte für die Oberamtssparkasse geordnet.

Der Entwurf einer vom Bezirksrat vorgelegten Satzung über die Erwerbslosenfürsorge erhält die Genehmigung der Versammlung, desgleichen einige weitere Beschlüsse des Bezirksrats, Belohnungen des Schriftführers der Amtsversammlung und des Be­zirksrats u. a., die in vermehrter Arbeit und Ver­teuerung der Lebenshaltung begründet sind.

Ein mehrfach geäußertes Verlangen, die anläß­lich der Demobilisation und des Rückmarsches der Truppen entstandenen Verpflegungskosten auf die Amtskorpo-ation zu übernehmen, konnte der Kon­sequenzen wegen und weil zu spät eingegangen nicht mehr behandelt merden; der Antrag wurde jedoch dem Bezirksrat zur Erwägung überwiesen.

Damit hatten die umfangreichen Verhandlungen, welche ununterbrochen von '/-II Uhr bis nachmit­tags 5 Uhr dauerten, ihr Ende erreicht. Ein ge­meinsames Essen im Gasthof z. Bären vereinigte die Vertreter noch auf kurze Zeit.

Neuenbürg. 31. Jan. (Postalisches). Vom 1. Februar an ist der hiesige Postschalter wieder ge­öffnet von 8 bis 12 Uhr vormittags und von 2'/- bis 6 Uhr nachmittags. Vom gleichen Tage a« dauert der Telegraphen- und Fernsprechdienft wieder wie früher von 8 Uhr morgens bis 9 Uhr abends.

Württemberg.

Stuttgart, 30. Jan. Von einer Firma, die mit der Einfuhr von Orangen befaßt ist, wird uns mitgeteilt, daß der neulich angegebene voraussicht­liche Preis von 1 M. für die Orange viel zu hoch gegriffen ist. Der Preis wird sich je nach Qualität etwa auf 20 bis 35 Pfennig das Stück stellen.

Rotten bürg, 30. Jan. Die Zurichtung bez«. Erweiterung des Weggemal-Mesnerhauses zu eine« kleinen Franziskanerkonvent verursacht ziemlich große Kosten. Um diese dem Orden zu erleichtern, hat der Bischof ein Kapital von 10000 M. gestiftet. Ferner haben die Gebrüder Pfarrer Bader-Gosbach und Kupferschmied Bader hier für denselben Zweck eine Stiftung von 2000 M. gemacht.

Geislingen a. Steige, ZO Jan. Schultheiß Rauscher von Deggingen, der seit RevolutionsauS- bruch fortgesetzten Anfeindungen ausgesetzt war, hat ähnlich, wie neulich auch der Schultheiß von Grui- bingen, seinen Rücktritt erklärt.

Göppingen, 30. Jan. Auf dem Wege nach Uhingen wurde dieser Tage während der Nacht der ! vollbeladene Getreidewagen eines Göppinger Bauer« i von Mannschaften der Sicherheitskompagnie ange­halten. Es stellte sich heraus, daß das Getreide i der Allgemeinverteilung entzogen werden sollte. ES i ist beschlagnahmt worden.