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^ SO.

Anzeiger kür Sa» Enztal unS Umgebung.

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Reaendürg, Samstag den 25. Januar 1919.

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77. Jahrgang.

Dsu-schlanS.

Stuttgart, 23 Jan. Der Landesausschuß der Sol- dotenrä'e Württembergs richtete folgende Protestnote an den Rai der Bolksbeaustraptc" in Berlin:Tie L >ndesversamm- 1»inq der Solda eniiite Württembergs im Einvernehmen mit dem Krie, snnnister protestiert auf das entschiedenste gegen die «iedeiholien Bestimmungen und Verfügungen des pr.'. Kriegsmlmsieriuws über die Ausstellung von Neuiormatio- nen, w e: Ftakbatterien sowie Wiederherstellung des Pserde- et«>s von 1914 für Kavallerieregimenter u'w. Wir fordern vollständigen Abbau und Auflösung des jetzigen siebenden Heeres und Bildung einer^s'eiw lligen Bolksmeihr auf demo- Ikalifcher Gr»' Klage." Landesciussckuß der Soldatenräte Wärt embergs. I. A.: gez. Sckäffler.

Stuttgart, 23. Jan. Das wurtt. Staatsmimstenum hat schwer.- Bedenken gegen den En'wuri der Re'chsversas- snng, namentlich gegen Z '2, dei von den Landesverfassungen nicht ohne Zustimmung der Bundesstaaten aulgenommen »erden tgnne.

Stuttgart, SS. Jan. Die wurtt. Bürgerpartei, der Bauernbund und der Weingä-tnerbund bobeii in ihre' ge­stern nachmittag stattge'undenen gemeinsckaNlichen Sitzung beschlossen, sich zu einer Fraktion der>tt. Büroerpartei j» ve, einigen. Vorsitzender der Beieinigung ist Oberamt- Mgnn Bazille, erst-r S cllvcrtreier Oekonomierat Vogt, zwei­ter Stellveitreter R gierungerat Stiövel und Schnsrsührer Fabrikant Mieder.

Karlsruhe 28. Jan. Der Ausschuß zur Beratung der neuen bndi'chen Verfassung ist gestern in Korlsiuhe zu- s«mm> »getreten. Bei den seitherig n Besprechungen einigte ««n sich u. a. über das Einkammersystem. Zentrum und Derno'ratle verlangten für die Wahlberechtigt!' g das 21. Lebensjahr, sowie mindestens 8 Monate Anwesenheit im Land. Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten wurde die Fassung angenommen. Größere Aussp ache veraniaßte auch Le. de>:'.okr7.!ische Antrag auf Festsetzung der Wahlpflicht, ks düeb aber bei der Einfügung eines h>,rn losen Satzes »Die Ausübung des Wahl- und Stimmrechts ist eine allge- «eine Bürgerpflicht".

Karlsruhe, 28. Jan. A>s dieler Tage französische Offiziere in Karlsruhe Wesiren, um gewiss Bestimmungen des iraruösischen Oberkommandos lür die neutrale Zone zu kontroll-eren, wuiden sie im Ehrenbürgerzimmer des Rat­hauses empfangen. Wie derVolks'reund" berichtet, halte »an aus diesem Zimmer zuvor das Bild Hindenburgs, des Ehrenbürgers der Stadt, entfernt. Ist das wahr, dann schäme sich Karlsruhe und mit ihm ganz Buden ob solcher Hundedemut.

Kehl, 23. Jan. Nach den neuen Waffenstillstandsver- handlungen wird der Straßburger Forigüriel im Umkreis v»n 10 K'lometer besetzt und obgesperrt. Ob auch der Bohnhos Appenl-'ner in das Bbsperrungsgebiet fällt, dar­über schweben augenblicklich noch B ehandlungen

Srraßburg, 24. Jan. Wie zuverlässig verlautet, find in Stioßburg seit kurzem die Sparkassen für deutsche Staatsangehörige gesperrt; diese können dort nichts »on ihrem Guthaben abheben

Wiesbaden, 23. Jan. Ein deutscher Arbeiter wurde vom französischen Ortskommando zu >4 Tagen Gesängnis verurteilt, weil er aus dem Bürgersteig ihm entgegenkom­menden fran.ösischen Offizieren nickt Platz gemacht und »icht gegrüßt hat. Seine Entschuldigung, daß er sranzöfi- sche Offiziere nickt kenne, wurde nicht anerkannt. Sämt­liche Lehrer deutscher Nationalität an den höheren Schuten sind in den letzten Tagen aus Metz ausgewiesen woiden.

München. 23. Jan. Dem doyenschen Ministerpräsi­denten Kurt Eisner ist von der französischen Besatzungs- behörde die Einreiseerlaubnis zur Wahlagitation in die Pinie verwes ert worden, während andere Politiker aus de« rechts'hemischen Bayern, z. B. Dr Heim, die Erlaubnis erhalten haben.

M ainz, 23. Jan. Die Franzosen haben im Eisenbahn­betrieb des besetzten Gebiets den Achtstundentag wieder ab- ßeschafft und durch den Zehnstundentag ersetzt. Deutschland erhob dagegen Widerspruch.

M ühIhausen i. Elsaß, 23. Jan. Am Mon­tag bildete sich in Mühlhausen ein Demonstrations­zug, meistens Arbeiter, die mit schwarz weiß roten Fahnen durch die Stadt zogen. Sie sangenDeutsch­land, Deutschland über alles" dieWacht am Rhein" undIch bin ein Preuße" zogen nach dem Ralhause und wollten die Trikolore herunterholen. Ferner erschollen folgende Rufe:Vive l'Allemagne" Vive la Pruisse" undm.. . la France!" Das Militär mußte einschreiten und es wurde sogar ge­schossen. Die Leute, die sich einbildeten, daß ihnen unter der französischen Herrschaft der Himmel voller Baßgeigen hängen würde, sind somit jetzt schwer enttäuscht und. erbittert. Die harten Maß­nahmen, welche die Franzosen getroffen haben, müssen zu einer Katastrophe führen. Für die Ar­beiter, die unteren und mittleren Volksschichten wird in Frankreich erwiesenermaßen nur wenig gesorgt. Man lese nur die französischen Zeitungen, um einen Einblick in das große Elend gewisser Bevblkerungs- schichten zu erlangen.

Saarlouis, 23. Jan. Daß die Franzosen kein Mittel scheuen, um eine Rechtsgrundlage zu schaffen für den An­schluß des rein demschen Saargebiets an Elsaß Lothringen und damit, wie die Franzosen hoffen, an Frankreich, beweist nach'yjgender Vorgang: In Soarlouis wurde am Tage vor der Wahl zur deutschen Nationalversammlung von unlau­teren Llemenien der Zivilbevölkeruna, zumteil aber auch oft von Angehörigen der französischen Besatzung, Flugblätter folgende» Jnhalis verbreiiet:Bürger von Saarlouis! Werft das prcuß sche Joch ab, das Jbr 100 Jahre lang ge­tragen habt. Bleibt Brüder der Lothringer, schließt Euch an Frankreich an, das Eure Interessen wahrnehmen wird. Zeigt d es morgen bei der Wahl, indem Ihr Euch der Ab­stimmung enthal'ei oder weiße Zettel abgebi!" Die poli- tisch'i, Parieien in Saarloms veranstalteten sosort Gegen­kundgebungen.

Berlin, 24. Jan. Der Rat der Volksbeaustragten beschloß, an der Wahl Weimars als Tagungsort der demschen Nationalversammlung unbedingt sestzuhalten. Mit dem Zentralrat der Republik sind dahingehende Verhandlungen eingeleiiet.

Berlin, 24. Jan. LautTägl. Rundschau" wird am kommenden Dienstag in Weimar eine Reichsfinanzkon­ferenz zur Besprechung aller dringenden Finanz- und Sleuer- fragen abgcbalten werden.

Berlin, 24. Jan. Von mehr als sünszehn Bundes­regierungen lagen bis Donnerstag irüh in Berlin Einsprüche vor gegen den Plan der Reichsregierung über die Neubil- düng der Einzelstaatengebilde im neuen Reich.

Berlin, 24. Jan. Siaatss lrctär Dr. Preuß sprach gestern vor den Mitgliedern des Vereins der ausländischen Presse. Im Sinne einer geregelten Staatsordnung und weitgehenden Sozialisierung scheine nach den Wahlen zur Pationalveisammlung die Konsolidierung gesichert zu sein unter Mitwirkung der Mebrheitsiozialisten, die sich der Ein­sicht nicht verschlössen, daß vu, >oo sie mit igeae/. Krusten nicht ausreichien, dre Mitarbeit der bürgerlichen und der Beamtenschaft unembehrkich sei. Dr. Preuß bezeichnte als eine der ersten Ausgaben der Nationalversammlung den Anichluß Deutsch Oesterreichs an Deutschland, obwohl sich Frankreich unbedingt dagegen aussprach.

Beuthen (Obcrscklesien), 23. Jan. Zu den streiken­den Gruben sind 24 noch hinzugekommen. Auf der Grube Hohenzollern streikt etwa 70 Prozent der Belegschaft, wäh­rend der Reit einikhrt. Gearbeitet wird aus 2i Gruben. Zu größeren Ausschreitungen ist es bisher nicht gekommen. Dagegen findet eine Beeinflussung der arbeitswilligen Bergarbeiter durch Streikposten statt, welche sich vielfach an den Toren vor den Gruben auihalten und die arbeitswilli­gen Bergleute an der Arbeit verhindern.

Hamburg, 23. Jan. Die Seeleute, die jahrelang beschäirrgungslos waren, haben zu streiken begonnen. Die Wer-tarbeiter des Vulkans wollen sich hinter die Seeleute stellen und mit ihnen streiken. Die Seeleute erklärten, daß keine Schiffe den Hamburger Hafen verlassen dürfen, kalls ihre Forderungen nicht bewilligt werden. Die Seeleule wollen also auch dre Rahrungsmitielzusuhr für das hungernde Deuischlavd verhindc-n. Sie verlangen die Aushebung der Scemannsordnung und verbrannten auf einem Scheiter­hausen vor dem Rathaus ein Stück derselben.

Die württembergische Verfassungsurkunde.

Stuttgart, 23. Jan. Die von der provisorischen Negierung auigestellte Veriaffunosurkunde des Volksstaates Württemberg lieg' nunwehr im Entwurf vor. Es wird darin u. a. bestimmt: daß der Volksstaat Württemberg ein Bestand­teil des deutschen Vnlksstaates ist und daß er ferne Staats­hoheit noch Maßgabe die,er Verfassung und der vom deutschen Volksstaate gegebenen Gesetze ausübt.

All-- Staatsgewalt geht vom Volke aus. Das Volk äußert seinen Willen kurch Abstimmung und Wahlen. Stimm- berechtig e Mitglieder deS Volkes sind alle württembergischen Staatsbürger b-rdcrlei Geschlechts, die das 20. Lebensjahr vollendet und im La de ihren Wohnsitz haben. Das Stimm­recht ist gleich und geheim und wiid direkt aus eübt. Landes- einwohncr, tue n cht die württembergische aber die Staots- angehöngkeit eines anderen deutschen Bundesstaates besitzen, sind stimmberechtigt, wenn ihr Hermatsstaat die Wüntem-- berger ebenso zum Stimmrecht zuläßt.

Weiler sind u. a. vorgesehen gleiche Rechte und Pflichten aller Staats ürger. Abhebung aller Titel, insoweit sie nicht mit einem Amte verbunden sind. Abschaffung der Orden und Ehrenzeichen, Aufhebung der Fideikomiffe durch Gesetz, Ver- gcsellsckmtung d-r Wirtschalt noch dem Stande ihrer Ent­wickelung, Ueberiührung eines Zweiges der Gütererzeugmffe in die Gemeinwiriichail durch Gesetz, ungestörte Gewissens­freiheit und Rel'gi-msübuitg, freie und selbsiänhige Ordnung und Verwaltung ihre, Angelegenheiten durch die kirchliche und religiöse Gemeinschaft im Rahmen der allgemeinen f S'aatsgesetze, Abfindung der evangebschen und kaiholischen ' Kirche sür ihre V rmög-nsansnrüche an den Staat durch eine Geldrente, Aussicht über das Schulwesen nur durch den Staat, Beseitigung jeden Zwangs zur Erteilung und zum Besuche des Religionsunterrichtes, vierjährige Landlagspe- riode Wahl eines Al-q-ordneten aus je 250 0 Landesein- wohner, Volksabstimmung, Staatsleitung durch das Staats­ministerium, an desfl n Spitze ein Ministerpräsident steht, der die amtliche Bezeichnung Stao'sprüsident führt uns den Staat nach Außen vertritt. Feststellung des Staaishaus- ? Haltes durch Gesetz in jedem Jahre, sowie Ministeranklage- i

Nur bedingte Lebensmitteleiufuhr.

Ueber die Lebensmitteleinfuhr nach Deutschland teilte Unterstaatssekretär von Braun mit, daß während des Waffen­stillstandes eine Notaushilfe an Lebensmitteln etwa 70000 Tonnen Speisefett, 50000 Tonnen Weizen usw. für Kranke, Kinder, Mütter usw. erfolgen werde. Die weitere Besorgung Deutschlands hänge nur von der Erfüllung der gestellten Bedingungen ab. Dazu sei erioiderlich, sich durch die Ausfuhr von Kohlen, Kali und Jndustrieerzeugniffe« so rasch wie möglich Devisen im Auslande zu verschaffen, mit denen die Lebensmittellieferungen bezahlt werden tönne«, denn darüber darf man sich keiner Täuschung hingeben, gegen Kredite oder deutsches Geld, das bei Fortdauer des Uebeiwiegens der Einsuhr über die Ausfuhr lmmer mehr entwertet werden würde, liefert uns Amerika nichts.

KuslanS.

Paris, 23. Jan. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Mächte beschlossen haben, eine aus zwei Vertretern, einem Zivilisten und einem Militär, bestehende Kommission nach den Prinzeninseln im Marmarameer zu entsenden, um dort mit russischen Abgesandten zusammen zu kommen. Eine ähnliche Kommission wird nach Danzig gehen, um mit den Polen zu verhandeln. Am 25. Januar wird eine öffentliche Vollsitzung abgehalten werden, um über den Völkerbund zu beraten. Lloyd George wird bei dieser Gelegenheit einen aus einen wenigen, kurzen Klauseln bestehenden Antrag über die allge­meinen Bedingungen einbringen. Hierauf wird Wilson den nach den Unterredungen mit Robert Eecil und Smuts entworfenen Plan einbringen. Schließlich wird eine besondere Völkerbundskommifsio» darüber entscheiden, wie groß der von Deutschland angerichtete Schaden und wieviel Schadenersatz Deutschland zu bezahlen imstande ist und in welcher Zeit die Zahlungen geschehen können.

Paris, 23. Jan. Marschall Foch läßt die Katze aus dem Sack. Einem Vertreter des Pariser Matin" hat er mit einem Hinweis auf die Auf­lösung des deutschen Heeres gesagt:Jetzt haben wir die besten Bürgschaften. Der Mein bildet eines der besten Hindernisse, und wir besitzen außerdem alle wünschenswerten Ausfallspforten gegen Deutsch­land." Nach dem neuen Vertrage können die Fran­zosen ja auch die rechtsrheinischen Forts der Festung Straßburg besetzen. Und den amerikanischen Jour­nalisten hat er erklärt:Die natürliche Grenze, die die Zivilisation beschützen wird, ist der Rhein; a« ihm müssen wir die Deutschen halten. Dadurch machen wir es ihnen unmöglich, denCoup" von 1914 zu wiederholen. Der Rhein ist die Friedens­garantie für alle Nationen, die ihr Blut für die Sache der Freiheit vergossen haben."

Paris, 23. Jan. Das Kriegsministerium ord­net die Demobilisierung der Jahresklassen 1890 bis 1906 an.

Bern, 23. Jan. DerMatin" weist darauf hin, daß das eine der deutschen Ueberseekabel Emden- Amerika, das nach der Kriegserklärung von den Engländern durchschnitten worden sei, von England übernommen wurde, und verlangt dementsprechend, daß das andere-Kabel im Friedensvertrag Frank­reich zugesichert werde.

Lissabon, 24. Jan. Die Flotte vor Oport» hat gemeutert. Die Monarchie wurde von der Flotte ausgerufen. Die Garnison in Coimbra ist ebenfalls zu den Monarchisten übergegangen. Die Drathverbindungen zwischen Spanien und Portugal sind gestört. Der Kabelverkehr mit Oporto ruht seit Mittwoch mittag. Eine drathlose Meldung be­richtet, daß seit mehreren Tagen Kämpfe zwischen trcugebliebenen Teilen der Flotte und den Monar­chisten stattfinden.

Konstantinop el, 23. Jan. Marschall Kiamil Mahmud Pascha, der Befehlshaber der dritten tür­kischen Armee, ist unter der Anklage der Massak- rierung von Griechen und Armeniern verhaftet worden.

Newyork, 24. Jan. In sozialistischen Kreisen verlautet, daß den drei Sozialisten, die zur inter­nationalen Sozialistenkonferenz nach Lausanne reisen wollten, die Pässe verweigert wurden.