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164. Amis- rmd Kuzeigebkait für den Bezirk Hakw. 79. Jahrgang.

Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirks orte; außer Bezirk 12 Pfg.

Sonntag, den 16. Oktober 1904.

Abonnementtpr. tn d. Stadt pr. Viertelt« Mk. 1.10 tnel. Lrägerl. Bierteljährl. Postb^ugLprei- ohne Vestellg. f. d. OrtS- u. Nachbar- orttverlehr 1 DU., f. d. sonst. VÄehr Ml. 1.10. Bestellgeld 20 Psg.

ragesnenigkeitcn.

Nagold, 13. Okt. Der heutige Jahr­markt war im ganzen nicht sonderlich stark besucht, auch mit Vieh nicht besonders stark befahren. Da­gegen kann über lebhaften Handel in allen Vieh­gattungen berichtet werden, insbesondere brachten badische und rheinländische Händler, die Fettvieh in größerer Anzahl aufkauften, Leben in den Handel, was auch günstig wirkte auf den Umsatz in Zug-, Milch- und Jungvieh. Auf dem gutbefahrenen Schweinemarkt war ein Rückgang der Preise be­merkbar; Milchschweine fanden zu 1528

Läufer zu 3670 Absatz. Verkauf lebhaft.

Stuttgart, 7. Okt. Heute abend 7 Uhr brach im Souterrain des Putz- und Modewaren­geschäfts von Albert Mann in der Königstraße Feuer aus. Die Berufsfeuerwehr war alsbald zur Stelle und hatte mehrere Stunden lang große Mühe, gegen das Feuer vorzugchen, weil der Sou- terraiu, wo die Vorräte aufgestapelt sind, dicht mit Rauch gefüllt war. Um V«9 Uhr trat die Dampf­spritze noch in Tätigkeit, während man dem Rauch zum Teil durch Entfernung der Dachziegel Abzug zu schaffen versuchte. Der Straßenbahnverkehr mußte eingestellt werden. Eine dichtgedrängte Menschen­menge stand vor dem Brandplatze.

Stuttgart, 14. Okt. Wo stobst markt am Nordbahnhof.s (Mitgeteilt von der Zentral­vermittlungsstelle für Obstverwertung.) Markt­amtlich festgestellt am 13. Okt.: Aufgestellt waren 106 Wagen, davon Neuzufuhr 75: aus Württem­berg 8, Hessen 16, Preußen 6, Schweiz 12, Italien 10, Frankreich 23. Nach auswärts abgegangcn 20 Wagen. Preise waggonweise (per 10 000 Kilo) für hessisches und preuß. 570670 schweizer.

570650 Italien. 500600 französ. 560

bis 640 Im Kleinverkauf per 50 Kilo 2.80

bis 3.80 Handel: lebhaft.

Eßlingen. 13. Okt. Sehr hoch stehen in diesem Jahr die Ftlderkrautpretse. Während im Vorjahr der Zentner nur mit 90 bis 1 bezahlt wurde, findet dieses Jahr der Verkauf per Ztr. mit 2.60 bis 3 sehr rasch statt. Viele

Händler sind auf den Fildern zum Ankauf. Im Detailverkauf wird per Kopf 1622 A bezahlt.

Reutlingen, 14. Okt. Ein entlaufener

Küfergeselle hat seinem Meister dadurch einen empfindlichen Streich gespielt, daß er vor seinem Abgang sehr starken Essig in den zum Gären auf­gestellten Apfeltroß schüttete. Da es sich um über 50 Ztr. Obst handelt, wird der Schaden nicht klein sein und dürfte die Strafe dementsprechend ausfallen.

Hattenhofen, OA. Göppingen, 13. Okt. Heute brannte das Doppelwohnhaus des Bauern K. Widmann samt allen Neben­gebäuden, Inventar und Mobiliar vollständig nieder. Die Hausbewohner vermochten nur ganz wenig zu retten. Das Feuer entstand wahrscheinlich durch Funkenflug von einer Dreschmaschine, die gleichfalls den Flammen zum Opfer gefallen ist.

Aus dem Oberamt Mergentheim, 14. Okt. Das Einzige, was sich mit Bestimmtheit von unserem Wahlkampf sagen läßt, ist, daß die Verhältnisse noch in keiner Weise geklärt find. Hervorgerufen wird diese Tatsache durch das bis jetzt ganz passive Ver­halten des Zentrums. Als zweifellos darf nun das Zusammengehen der Volkspartet mit der Deutschen Partei angesehen werden. Die Kandidatur Mitt­nacht für den Bauernbund soll, wie man erfährt, Widerstand in evangelischen Bauernbundskreisen fin­den. Höchstwahrscheinlich ist, daß das Zentrum erst in letzter Stunde mit einem Kandidaten hervortritt

und da diese Partei immer mobil ist, bedarf sie keiner langen Agitation.

Pforzheim, 14. Okt. In der Vorstadt Brötzingen fand der 3'/, Jahre alte Knabe Emil Brasser auf tragische Weise den Tod. Der Knabe war der Frau des Maschinisten Friedrich Wetzel in Pflege gegeben, weil die Mutter des Kindes in der Fabrik arbeitet. Der Knabe litt an Ver­stopfung, weshalb ihm die Pflegemutter ein Abführ­mittel geben wollte, sie verwechselte ober die Flaschen und gab dem Kinde von einer Medizin, die ihr vor einem Jahre ein Arzt als Schlafmittel gegeben hatte. DaS Kiud klagte alsbald, daß es etwas Uebles bekommen habe. Der Zustand des Knaben wurde bedenklich. Abends 8 Uhr wurde ein Brötzinger Arzt gerufen, der dem Kinde schwarzen Kaffee und ein Klystier verordnete. Obwohl in der Nacht noch ein Pforzheimer Arzt beigezogen wurde, starb der Knabe um 4 Uhr morgens. Ueber Schmerzen hat er jedoch nicht geklagt.

Berlin, 14. Okt. Ueber neue verlust - reiche Kämpfe mit Jakob Morenga im west­lichen Kamerungebiet meldet Oberst Leutwein unterm 13. ds. Darin wurde Leutnant Eick und und ein Reiter getötet, Oberleutnant Schultze und 7 Soldaten schwer sowie Hauptmann Wehle und 4 Soldaten leicht verwundet. Auch ein Farmer erhielt einen Schuß ins Bein. Die Hottentotten von Goa- chas sollen aufständig sein.

Berlin, 14. Okt. Die Staats-Mitgift der Herzogin Cecilte zu Mecklenburg, der Braut des Kronprinzen Wilhelm, wird im nächsten Monat zur Regelung kommen. Wie aus Schwerin mitgeteilt wird, ist der mecklenburgische Landtag zum 15. Okt. nach Malchin einberufen. Zur Beratung steht u. A. eine Vorlage, die sich mit der Gewährung eines festen Unterhaltungs-Zuschusses für die Herzogin

Nachdruck verboten.

Nachbarskinder.

Roman von B. v. d. Lancken.

(Fortsetzung.)

Als der Diener kam um die Teller zu wechseln, brachte er auch die Post, und Dorothee warf einen flüchtigen Blick auf die Briefschaften.

Das ist alles nichts für mich, das geht Edmund an", sagte sie, einige Einladungen für ihren Mann beiseite schiebend.

Frau Dorothee."

Sie sah fragend zu ihm auf.

Ich darf auf den Anfang unseres Gespräches zurückkommen, nicht wahr? Also: ich möchte Sie bitten und Ihnen raten, wie ein guter, treu meinender alter Freund, ich glaube, es ist auch im Sinne ihres Vat-rS seien Sie nicht mehr nur die trauernde Tochter, seien Sie auch die teilnehmende Gattin. Ueber- lasten Sie Edmund nicht zu viel sich selbst, während Sie sich in ihre Trauer ein­spinnen."

Dorothee sah WaSmer mit einem schmerzlichen, hilflosen Blick an.

Ihr Vater ist jetzt ein Jahr tot! Wenn jemand ihn geehrt und geliebt hat und Ihren Schmerz versteht, so bin ich eS; aber trotzdem muß ich Ihnen sagen, daß Edmund jetzt größere Rechte an Sie hat, als der Tote. Begleiten Sie ihn hin und wieder in die Gesellschaften, nehmen Sie teil an dem, was ihm Freude macht."

Die Trauer ablegen? Es wird mir so schwer, und nun gar wieder die oberflächliche Geselligkeit. Ach, wenn Sie wüßten, wie wenig ich da hinein paffe, und wie wenig man mich dort vermißt," setzte sie leiser hinzu.

Sie mögen in alledem recht haben, Frau Dorothee, aber trotzdem wieder­hole ich Ihnen meine Bitte. Tun Sie es."

Sie saß still und nachdenklich und spielte mit dem silbernen Messerbänkchen.

Frau Dorothee seine Stimme klang weich und bittend, wie längst niemand mehr zu ihr gesprochen hatte.

Ich will es versuchen," sagte sie leise.Sie haben gewiß recht, und Edmund hatte Grund, mit mir unzufrieden zu sein."

Hm, das kommt eben auf das persönliche Empfinden an. Aber das ganz beiseite. Versuchen Sie es nur, es wird schon gehen."

Frau Hcskamp," meldete der Diener in diesem Augenblick. Dorothee sah fast erschrocken auf, und Wasmer hatte ein peinliches Empfinden zu unter­drücken. Da rauschte Sidonie auch schon über die Schwelle, elegant und geradezu berückend schön.

Also ich störe doch beim Frühstück! Fast fürchtete ich es; aber n Weg führte mich gerade hier vorbei, und da wollte ich dir malGuten Mc m" sagen, Maus".

Sir fuhr Dorothee scherzend mit dem kleinen Muff über die Wangen und reichte dann Wasmer die Hand, die er flüchtig berührte und dabei in etwas steifer Haltung hinter seinem Stuhle stehen blieb.

Du ißt natürlich mit. Noch ein Kuvert, Helmerding", rief Dorothee und nahm Sidonie den Muff fort.