benutzte der Feind zur Erkämpsuug seines Erfolges in Mazedonien. Dieser ist lediglich als vorübergehend anzusehen und nach kurzer Zeit wird die Lage infolge der Maßnahmen, die von dem Oberkommando der bulgarischen und der verbündeten Armeen getroffen wurden, hergestellt sein. Sie wissen wohl, daß der südliche Kriegsschauplatz nicht der der Bulgaren, sondern des ganzen Nierbundes ist. Infolge dieses Umstandes kann man volles Vertrauen haben, daß der zeitweilige Erfolg des Feindes durch die Bajonette unserer tapferen Armeen bald zunichte gemacht sein wird. Was den Frieden betrifft, so will ihn unser Bund und er will auch Opfer bringen, um ihn zu erreichen. Da aber unsere Feinde gegen den Frieden sind, muß der psychologische Moment abgewartet werden, wo wir einen Frieden schließen können, der unser Gebiet und unser Recht auf Dasein wahren wird. Ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich behaupte, daß dieser Moment nicht mehr fern ist. Eben infolge der Nähe dieses Augenblicks müssen wir noch einige Opfer bringen, müssen Geduld haben und im vollen Vertrauen der Zukunft entgegensehen.
Berlin 30. Sept. (W. T. B.) Der französische Funkspruch meldet unter dem 29. September: Heute Nacht ist ein Waffenstillstandsvertrag zwischen den bulgarischen Abgesandten und dem Hauptquartier der Orientalin«^ in Saloniki unterzeichnet worden. Es iü auf der ganzen Front der Befehl gegeben worden, die Feindseligkeiten einzustellen. (Bemerkung des W. T. B.: Nach den hier vorliegenden Nachrichten sind die Bedingungen des Waffenstillstandes der Regierung in Sofia nach nicht bekannt.)
Berlin, 30. 9. Hier sind in den letzten Tagen sieben Fälle von asiatischer Cholera vorgekommen, von denen 6 tödlich verlaufen sind. Die Erkrankten waren in Krankenhäusern abgesondert. Die erforderlichen Maßregeln sind getroffen. Ein Grund zur Beunruhigung liegt nicht vor.
Wien, 28. Sept. (WTB.) Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Am 26. Sept., einem Großkampftage an der Westfront, haben die bei Verdun stehenden österreich-ungarischen Truppen des Feldmarschalleutnants Metzger sich rühmlich ausgezeichnet. Der gegnerische Einbruch wurde durch rasches Zugreifen der österreich-ungarischen Reserven vollständig wettgemacht. Die österreich-ungarischen Truppen griffen überdies noch mit allen verfügbaren Kräften in den Kampf ihrer Nachbarabschnitte ein und konnten damit den deutschen Waffenbrüdern wirksamste Unterstützung gewähren.
Zeichnungen zur S. Kriegsanleihe.
Heilbronn, 28. Sept. Die Firma S. H Knorr A.G. hak zur 9. Kriegsanleihe eine Million Mark gezeichnet.
Die Firma Wayß u. Freitag A.G. in Neustadt a. Haardt hat für Zentrale und Niederlassungen 1150000 Mk. gezeichnet, so daß ihre Zeichnungen mit den für die bisherigen Anleihen gezeichneten 4650000 Mk. nunmehr 5800000 Mk. betragen.
Württemberg.
Ulm. Die auf viele Jahre zurückreichenden Bestrebungen auf Errichtung eines Stadtbades haben sich mit der nach 4^/t Jahre dauernden Fertigstellung des Bades, wofür Geldstiftungen von etwas über 100 000 Mk. Vorlagen, erfüllt. Vollendet ist nun die Dampf- u. Warmwasserbereitungsanlage, das Schwimmbad, dessen prächtige Halle ein 22 Meter langes und 10 Meter breites Schwimmbecken, an 70 Auskleidungszellen und einen Aus- kleideraum für 100 Kinder birgt, sowie die aus 5 Räumen bestehende Schwitzbadanlage. Für einen späteren' Ausbau sind Räume für Wannen- und medizinische Bäder vorgesehen. Eine Reihe alter, sanierungsbedürftiger städtischer Gebäude, die sich östlich des Metzgerturms an der Stadtmauer um die ehemalige „Metzig" gruppierten, mußten dem Neubau weichen. Die schwierige Ausgabe, diesen in Einklang zu bringen mit dem altertümlichen Ctadtbilde, ist ebenso wie die unauffällige Ausgestaltung des Dampfkamins dem Stadtbaumeister Baurat Romann, in ungezwungener Weise geglückt. Am 1. Okt. wird das Bad der allgemeinen Benützung übergeben. ?
Ellwangen, 30. Sept. Samstag vormittag : ist der 53 Jahre alte Stadtpflegediener ZLaver ^ Fis ch er beim Abladen von Zuckersäcken von einem t Brückenwagen im Rathaushof dadurch verunglückt, daß er mit einem 2 Zentner schweren Sack zu Boden fiel. Dadurch scheute das an dem Wagen befindliche Ochsengespann ein wenig. Einer der Ochsen trat dem hinter ihm gefallenen Fischer so
unglücklich auf die Brust, daß der Brustkasten eingedrückt wurde. Fischer wurde noch letzend, aber in bewußtlosem Zustand in die Polizeiwache getragen. Der alsbald herbeigerufene Geistliche konnte ihm noch die letzte Oelung spenden, der etwas später eingetroffene Arzt nur noch den Tod feststellen.
Aalen, 29. Sept. Einer zeitgemäßen Anregung gab der Gemeinderat statt, nämlich an die Landesversorgung die Bitte zu richten, daß bei den voraussichtlich hohen Weinpreisen die Kommunalverbände Wein in größeren Quantitäten einkaufen, um unbemittelte Kranke mit Wein versorgen zu können.
Oberndorf, 28. Sept. Eine böss Ueberra- schung bereitete unfern Stadtvätern die Abrechnung über dis Wiederherstellung der durch das Hochwasser im vergangenen Winter am neuen Neckarbett angerichteten Schäden. Der Voranschlag betrug 76000 M, die tatsächlichen Ausgaben fast genau das Doppelte — 146000 M. Vor Genehmigung der Ausgaben soll eine Untersuchung über den Grund der Mehrausgaben angestellt werden. — Die Stadt zeichnet zur 9. Kriegsanleihe 50000 Mark.
Horb, 25. Sept. Im hiesigen „Schwarzw. Volksblatt" führt „Ein Horber im Sinne vieler" Klage über „Pforzheimer Großhamsterei", die derart schwunghaft betrieben wird, daß aus den Ortschaften Baisingen, Eutingen, Göttelfingen, Oberund Untertalheim u. a. waggonweise Landesprodukte aller Art nach Pforzheim wandern. „Es hat fast den Anschein", wird hinzugefügt, „daß die Herren Ortsvorsteher in dieser Hinsicht ein Auge zudrücken, als ob es ihnen insofern erfreulich wäre, daß ihren Gemeinden mit der Zeit immer reichere Geldquellen zufließen. Die Produzenten sagen sich, solche Preise wie von den Pforzheimern bekommen wir von der einheimischen Bevölkerung niemals. Daß dieses aber ein großes Unrecht ist, bedenken jedenfalls die wenigsten, und daß vor dem Krieg das Absatzgebiet Horb auch kein schlechtes war und nach dem Krieg wieder ein gutes wird." Die Pforzheimer wissen sich demnach zu helfen, die genannten Ortschaften, wie man sich bereichert, und den Horbern verbleibt der gute Appetit und — das Nachsehen.
Keine Richtpreise, für neuen Wein? Wie der Ausschuß des württembelgischen Weinbauvereins in Erfahrung gebracht hat, ist zuständigen- orts beabsichtigt, Richtpreise für den Verkauf des neuen Weines unter Zugrundlegung der ferndigen Kelterpreise mit Zuschlägen für den Großhandel, den Einleger und den Detailverkauf der Wirte usw. einzusühren; Abweichungen sollen von Weinpreiskommissionen zugelaffen werden. Der Ausschuß des Weinbauvereins hat sich gegen eine solche Maßnahme ausgesprochen und betont, daß er in der Festsetzunng von Richtpreisen eine durchführbare Abhilfe gegenüber der uferlosen Preistreiberei wenigstens für den Herbstverkauf nicht zu erblicken vermöge: Qualitätsunterschiede dürfen bei der Preisbestimmung nicht außer Acht bleiben und können auch von gewissenhaftesten Weinkommissionen nicht genügend berücksichtigt werden; der Verkauf im Herbst würde zurückgehalten und der Schleichhandel gefördert werden; auch bestehe die Gefahr, daß bei Richtpreisen viele Erzeuger zu einer vorzeitigen, die Qualität beeinträchtigenden Lese Veranlassung nehmen würden. Was die geplanten Weinpreiskommissionen anbelangt, so würden denselben so umfassende und schwierige Aufgaben gestellt, daß sie denselben bei der Kürze der verfügbaren Zeit gar nicht gewachsen wären. Schließlich wird auch noch angeführt, daß nach den neuesten Berichten der Vertrauensmänner des Württ. Weinbauvereins im Landesdurchschnitt nicht mehr als die Hälfte des ferndigen Erzeugnisses zu erwarten steht, da Wurmfraß, Sonnenbrand, Wespen und Vögel die Erntemenge bedeutend verringert haben und noch verringern, daß dagegen die Baukosten gegenüber dem Vorjahr bedeutend sich erhöht haben.
KL2 LtaSt. Brsir'k rmS WMsLRNg.
Calmbach. Bei den letzten schweren Kämpfen und Ringen im fernen Westen wurde für Mut und Tapferkeit vor dem Feinde, dem Schütze Ernst Rentschler im Jnf.-Regt. 125, L. M.G.K., das Eiserne Kreuz II. Klaffe verliehen. Er iß der Sohn der Witwe Mina Rentschler hier.
Arnbach. Gefr. Friedr. Jörger von hier erhielt für Tapferkeit und Treue die Silb. Bad. Verdienstmedaille. Derselbe ist auch Inhaber des Eis. Kreuzes und der Württ. Silb. Verdienstmedaille.
Neuenbürg, 1. Okt. Vom heutigen 1 OK ab tritt der Winterfahrplan in Kraft. Was Tnztalbahn betrifft, so ist lediglich zu bemerken d»L der Abendzug Nr. 988 ab Ästldbad 4.47 sbirö«- 4.32), ab Neuenbürg Hauptbhf. 5.15 (4.58), Pfo«- heim an 5.35 (5.18) und der Abendzug 975 ^ Pforzheim auch werktags wieder 6.18, Neuenbür» 6.45, Wildbad an 7.17 kursiert. Auch die Fahr? zeiten der Züge nach Stuttgart und Karlsruhe sind gleich geblieben. Dasselbe ist auch bei der Nagold- bahn der Fall. Auf beiden Linien besteht eben immer noch Kriegsfahrplan. Bedauerlich ist und bleibt, daß die Frühverbindung von Stuttgart he, ins Enztal, die mit Eintritt des Gommerfahrvlans (15. Mai 1918) erstmal in Wegfall kam, noch nicht wieder eingerichtet worden ist. Da «ährend des ganzen Vormittags in der Zeit von 6.50 bis 12.14 kein Zug talaufwärts geht, kann man überhaupt erst mit dem letztgen. Zug, also von Stuttgart her erst mittags 1 Uhr in die Enztalorte kommen. Besonders zu beklagen bleibt dies hinsichtlich des Eintreffens der Post mit den Zeitungen und Briefen von Stuttgart her; man hoffte doch so sehr, daß diesem Uebelstand abgeholfen werden würde. .
Wildbad, 30. Sept. Heute wird die neuerbaute Militärkuranstalt in Benützung genommen. Von einer Einweihungsfeier ist der Kciegsverhält- niffe wegen abgesehen worden.
Telegraphische Postanweisungen nach dem Generalgouvernement Belgien. Vom 9. September an sind zwischen Deutschland und den im Generalgouvernement Belgien gelegenen Orten Brüssel, Lüttich, Verviers, Antwerpen, Charleroi, Einer,, Halle, Hasselt, Hur>, Löwen, Mecheln, Namur, Sint-Truiden, Tienen Tongern und Welkenrah tele- .graphische Postanweisungen bis zum Einzelbetrage von 800 Mk. zugelaffen.
Aich Halden OA. Oberndorf, 26. Sept. Eine hiesige Arbeiterfamilie kaufte im Frühjahr Saatkartoffeln von einem hiesigen Bauern im Dorf um 11 Mk. den Zentner und pachtet« vom gleichen Bauern ein Stück Feld, um die Kartoffeln anzupflanzen. Nun aber fiel es dem Arbeiter in letzter Zeit auf, daß seine Kartoffeln stark aönahmen. Eine Kontrolle brachte ihn aus dem Wunder, indem sie die Bäuerin beim Kartoffelausgraben antrafen, bei der sie die Saatkartoffsln kauften und das Pachtgeld erlegten.
Wie die „Köln. Ztg." sich aus Waldenburg (Schlesien) telegraphieren läßt, hat das dortige Amtsgericht entschieden, daß die Kommunalverwal- tungen nicht berechtigt wären, durch Entziehung der Zuckerkarten auf volle Erfüllung der auferlegten Eierablieferungspflicht hinzuwirken. Die Zuckerverteilung sei durch die reichsgesetzliche Verordnung geregelt, in der keine Bestimmung über Entziehung der Zuckermarken vorhanden sei. Die Kommunalverwaltungen wären nicht berechtigt, neue Bestimmungen in eine Reichsverordnung hineinzutragen.
Die Schweinsblase unterm Schurz. Ein Landwirt aus dem badischen Oberland hatte einige Zeit hindurch stark verwässerte Milch nach Freiburg geliefert, weshalb an einem frühen Morgen ein Kontrollbeamter des städt. Untersuchungsamtes bei dem Bauern erschien, um eine Stallprobe zum Vergleich zu erheben. Als die dicke Tochter des Kuhhalters in den Stall zum melken kam, fiel plötzlich eine große gefüllte Schweinsblase unter ihrem Schurz hervor. Was ging hier vor sich? Die Tochter hatte sich eine mit Wasser gefüllte Schweins blase um den Leib gebunden und mit dem Schurz verdeckt; mit einer Nadel bewaffnet, hatte sie vor, die Schweinsblase anzustechen und den Inhalt während des Melkens heimlich in die Milch laufen zu lassen, damit die Stallprobe ebenso verwässert werde, wie die nach Freiburg geschickte Milch. Die Bäuerin war noch so raffiniert, das Wasser in der Blase anzuwärmen, damit die gewässerte Stallprobe ebenso warm werde, wie die Naturmilch. Unglücklicherweise löste sich aber die Schnur und die Blase fiel auf den Boden.
Zeitgemäße Verse! Ein Leser teilt der „Köln. Volksztg." folgende Verse mit, die er im Tagebuch seines vor einem Jahre verstorbenen geistlichen Oheims fand:
Besteuert man die Lügenmäuler und auch die Lästerzungen mit, ein hohes Ziel wär' dann errungen, gedeckt wär' jedes Defizit!
Für jede Lüge einen Groschen und zwei für jede Klatscherei.
Was diese Steuern wohl ertrügen?
Ich glaub', wir wären steuerfrei!