154. Amts- und AnzeigeölaLt für den Bezirk Hatw. 79. Ishrgavs.
«isHiimmirtar«: Ditnltaz, Lounerttv», «am«- «»a. Tönning, Ans«tionrp,,i« 10 Vsll. pro Z,il« für *tabt «» Hqi«r»or1»; außer »,,KI II Pfg.
Donnerstag, den 29. September 1904.
Abonnementspr. tn d. Stadt pr. Viertelj. Mk. 1.10 incl. Träger!. Bierteljährl. PastbezugspreiS ohne Vestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortSverkehr 1 Mt., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10. Bestellgeld 20 Pfg.
Wildberg, 28. Sept. Gestern abend zwischen 7 und 8 Uhr drohte in der Papierhülsen- und Spulenfabrik Reinhardts ein gefährlicher Brand auszubrechen. Während der Geschäftsführer und ein Arbeiter aus Effringen im Trockenraum sich noch zu schaffen machten, platzte dasselbst. ein Wärmerohr und im Augenblick stand das ganze Lokal, in welchem noch verschiedene, leicht brennbare Stoffe wie Oel und Spirituslack aufbewahrt find, in Flammen. Die beiden Genannten erlitten bedeutende Brandwunden und sprangen brennend in die Nagold. Der in der Nähe des Brandplatzes wohnende Kaufmann Krebs setzte sofort seinen berühmten „Minimax" in Tätigkeit und löschte in wenigen Sekunden das Feuer, sodaß der rasch herbcigeeilten Feuerwehr nichts mehr zu tun übrig blieb. „Minimax", der gegenwärtig oft genannte Feuerlöschapparat, hat sich vorzüglich bewährt. Eine neue Empfehlung für seine Anschaffung tn den weitesten Kreisen.
Haiterbach, 26. Sept. DieJungvieh- weide Unterschwandorf wurde Heuer am Samstag, den 28. Mai, eröffnet. Aufgetrieben wurden vom Bezirk Nagold 3 Farren, 48 Rinder, vom Bezirk Calw 19 Rinder und vom Bezirk Freudenstadt 1 Rind, zusammen 71 Stück Jungvieh. Der Abtrieb hat am Samstag, den 24. ds. Mts., stattgefunden, es betrug somit die Weidedauer 120 Tage, in welcher Zeit sich das Durchschnittsgewicht eines Tieres von 606 auf 728 Pfund gesteigert hat. Die Durchschnitts-Gewichtszunahme beträgt pro Stück 122 Pfund. Das höchste Zunahmegewicht betrug 218 Pfund, das mindeste 18 Pfd. und der tägliche Zuwachs im Durchschnitt per Stück 1 Pfd. Das durchschnittliche Weidegeld mit Versicherungsgebühr beträgt pro Tag und Stück 32 Vergleicht man
die Durchschnittszuuahme und den Vorteil des Weidegangs mit dem Weidegeld, so können die Besitzer der Weidetiere auch Heuer wieder recht zufrieden sein und ist es nur zu wünschen, daß von dem Vorteil des Weidegangs noch mehr Gebrauch gemacht wird.
Wimsheim, 27. Sept. Der Hopfenhandel geht hier sehr flau. Einige Partien wurden zum Preise von 100—140 nebst Draufgeld verkauft. Da sich die Produzenten sowohl beim Pflücken als auch namentlich beim Dörren viele Mühe gegeben haben, so darf die sackbare Ware als durchaus schön bezeichnet werden.
Stuttgart, 27. Sept. In der Hopfendarre der Brauerei Rettenmayer ist in letzter Nacht kurz nach 12 Uhr auf nicht ermittelte Weise ein Brand ausgebrochen. Der an die Weckerlinie angeschlossene Löschzug der Heslacher freiwilligen Feuerwehr war bald zur Stelle und löschte das Feuer in verhältnismäßig kurzer Zeit.
Stuttgart, 27. Sept. Wegen Lohndifferenzen find heute vormittag 160 Fuhrleute in den Ausstand getreten. Sie haben folgende Forderungen aufgestellt: Erhöhung des Wochenlohnes auf 20 bezw. 23 12stündige Arbeitszeit, 50 A für die Ueberstunde, Entschädigung der Sonntagsarbeit und zwar für den halben Sonntag 2 für Arbeiten, die bis in den Nachmittag dauern, 4 Herr v. Maur soll um militärische Ersatzleute nachgesucht, solche aber nicht erhalten haben. Die älteren und besonneneren Fuhrleute, welche den Streik nicht mitmachen, werden begleitet, um im Falle eines Angriffes der Streikenden sofortigen Schutz zu haben. Da in diesen Tagen eine große Anzahl Soldaten zur Reserve entlassen wird, so dürfte für Herrn v. Maur Aussicht vorhanden sein.
alsbald eine größere Anzahl Leute zu finden, die in die Stellen der Streikenden eintreten können. Ob die Streikenden bei diesen Aussichten ihre Forderungen durchdrücken, erscheint daher noch fraglich.
Tübingen, 27. Sept. Ein Unteroffizier des hies. Bataillons, Jnf.-Reg. Nro. 180, hatte sich unvorflchtigerweise mit einer Platzpatrone durch die Hand geschossen. Es trat Wundkcampf ein sodaß der erst 22 Jahre alte Mann seinen Verletzungen erlag.
Eglosheim OA. Ludwigsbnrg, 27. Sept. Hier vergnügten sich am Samstag mittag außerhalb des Ortes der Ludwigsburger Volks-Ztg. zufolge mehrere Kinder mit dem Abbrennen von Feuerwerk. Auf den Ruf: „Der Feldschütz kommt", steckte der 11jährige Otto Birkhold einen „Schwärmer", den er bereits angezündet hatte, in seine Hosentasche, wo er noch andere Feuerwerkskörper hatte. Diese entzündeten sich alle und brachten dem Knaben gefährliche Brandwunden am Oberschenkel bei. Ein dazugekommener Mann leistete die erste Hilfe, sonst wären die Verletzungen des Knaben, der sich nun in ärztlicher Behandlung befindet, bedeutend größer.
Kleingartach, 26. Sept. Um den verschiedenen Mißdeutungen, auf die Hxrbstnachrtcht vom 22. Sept., Aufklärung zu geben, sei an dieser Stelle mitgeteilt, daß das veröffentlichte Mostgewicht vom Frühgewächs mit 71° Oechsle, von der Lese am 8. Sept. datiert, was für diese Zeit schon als ein gutes Gewicht bezeichnet werden kann. Es wurde nun zwecks weiteren Tatbestandes unter Kontrolle von verschiedenen Traubensorten Wägungen vorgenommen, mit folgendem Resultat: Lorenze, Frühgewächs 78 ° Oechsle, Silvaner, weiß 85, Gutedel, weiß und blau 85, Silvaner, blau 86, Trollinger und Riesling 86, Riesling, schwarz 86 und 87, Riesling, weiß 87, Lemberger 87 ° Oechsle,
8<ttk!kSllDßß» Nachdruck verboten.
Nachbarskinder.
Roman von B. v. d. Lancke n.
(Fortsetzung.)
Maxwell drückte Dorothee leise und doch sehr innig die Hand, und als sie zaghaft die dunklen Wimpern hob, leuchtete ihr aus den blauen Männeraugen ein Blick entgegen, der sie verwirrte und ihr junges Herz rascher schlagen machte. Tante Lotte bekam einen Handkuß, Stephan einen kurzen, festen Händedruck, dann schwang sich Maxwell in den Sattel. Hinter den Gardinen der Nachbarhäuser lugten verstohlen neugierige Frauenaugen hervor, und wie damals auf der Landstraße blieben auch hier ein paar Vorübergehende stehen und schauten ihm nach. Maxwell ritt langsam die Straße hinab. An der Ecke wandte er sich noch einmal um und grüßte zurück, sein Blick traf Dorothee. Dann war er verschwunden, und Dorothee Stoltenberg hatte ein Gefühl, als ob plötzlich die Sonne untergegangen wäre.
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Draußen tanzten Schneeflocken vor den Fenstern und ein scharfer Nordost fegte durch die Straße. In Sidonie HeskampS behaglichem, eleganten Wohnzimmer war eS gemütlich warm, gedämpftes Licht verbreitete angenehme Helle, und eine Fülle duftender Frühlingsblumen zauberte Lenzeswonne in die Umgebung der jungen Frau. Sidonie saß in einem niedrigen Sessel, die Hände im Schoß gefaltet, das Haupt gegen einen kostbaren Paravent gelehnt, der diesen Teil des
Zimmers zu einer lauschigen Plauderecke abtsilte, ihr Bruder ihr gegenüber auf einem Stuhl, die Arme auf der Lehne gekreuzt. Er sprach lebhaft aus seine Schwester ein.
„Ich sehe keinen andern Ausweg, und wenn du deiner Sache gewiß bist?" er lachte dazu wie jemand, der weiß, daß der andere nur zustimmend antworten wird.
„Aber Edmund, natürlich."
„Gut, so soll aus der kleinen Dorothee Stoltenberg eine Frau von Maxwell werden, und dann können wir uns gegenseitig gratulieren. Wir haben brillant abgeschnitten.
„Was meinst du", fuhr der Leutnant fort, „ob ich erst nach Neustadt reise und mich dem Alten entdecke, oder ob ich erst mit Dorothee spreche?"
„Erst sprich mit Dorothee, da die ganze Geschichte doch nur eine feine Spekulation ist, so ist es jedenfalls gescheiter, die Kleine schon ganz auf deiner Seite zu haben. Sie ist ja ein reines Kind und sieht wie zu einem Gott zu dir empor. ... Sei gut mit ihr, Edmund", setzte sie in einem aufwallenden Gefühl hinzu.
„Aber Sidonie, ich weiß doch, war ich dem Mädchen schuldig bin, der ich meinen Namen gebe. Ich werde ihr stets tadellos höflich begegnen."
„Weiter nichts? Arme Kleine."
„Gicbst du vielleicht deinem Gatten mehr?"
Eine Blutwelle stieg ihr in die Wangen.
„Das ist ganz etwas anderes."
„Wieso? Du hast Heskamp auch nur genommen, weil er reich ist, und.