Amsterdamer Zeitung „De Tijd" vom 10. Mai: „Die Umstände haben sich wohl etwas geändert seit den Tagen, in denen von allen Dächern verkündet wurde, daß die Alliierten keinen anderen Frieden schließen würden, als den, welchen sie selber den Mittelmächten zu diktieren gedächten. Jetzt hört man solche Worte allein noch aus Amerika, dem Land der unbegrenzten Versprechungen. Die anderen Assoziierten singen bereits einen Ton tiefer, und der Wunsch „Gott helft England", den die englischen Arbeiter in Woolwich aussprachen, ist bezeichnend für die Lage. Wird England jetzt noch anderen Völkern, wie beispielsweise Italien, zu Hilfe kommen können? Höchstwahrscheinlich wird sich dieses hilfsbedürftige Land mit demselben Trost zufrieden geben müssen, den Lloyd George vor wenigen Monaten Rumänien zuteil werden ließ. Dieser Trost bestand darin, daß die englische Regierung versicherte, sie würde sich jeden Tag mit lebhafter Sympathie der Dienste erinnern, die Rumänien ihr geleistet habe."
Basel, 3. Juni. Die „Basler Nachrichten" berichten aus Rom: Die Tätigkeit des Vesuv ist stark im Zunehmen begriffen. Ueber dein Gipfel erhebt sich majestätisch die farbige Dampf- und Aschensäule des Ausbruchs. Mitten im Kessel braust und gärt die Lava, von der kleine Bächlein glühend an den Seiten des Berges herunterlaufen. Das wundervolle Schauspiel gibt zur Beunruhigung keinen Anlaß.
Oldenburg i. Gr., 3. Juni. Die Birkenfelder Landesztg. schreibt, die oldenburgische Regierung sei mit Mitgliedern des Landtags in Fühlung getreten wegen der Abtretung des als Enklave in der Rheinprovinz liegenden Fürstentums Birkenfeld an Preußen. Die Frage sei noch unerledigt, namentlich sind noch keine Verhandlungen mit Preußen gepflogen worden. (Das vom Wiener Kongreß 1915 dem Großherzogtum Oldenburg angefügte Fürstentum Birkenfeld, südlich vom Hunsrück, hat 503 GevicrtkiloMeter Umfang und etwa 45000 Einwohner. Die Verwaltung des so fern liegenden Landesteils, der ganz andere wirtschaftliche und soziale Verhältnisse hat als das eigentliche Großherzogtum, hat der Regierung von jeher Schwierig- keilen geboten, sodaß eine Abtretung an Preußen gegen eine gewisse Entschädigung das Gegebene zu fein scheint.)^^j
MürttLmbLi'g.
Stuttgart, 4. Juni. Heute nachmittag traten die Vereinigten Ausschüsse für Finanzen und Innere Verwaltung der Ersten Kammer zu einer Sitzung zum Zweck der Beratung der Fragen der Volksernährung und Kriegswirtschaft zusammen.
Stuttgart, 3. Juni. Unter dem Vorsitz von Oekonomierat Warth hielt der Württ. Weinbauverein am Sonntag seine Hauptversammlung hier ab, der als Vertreter der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft Präsident v. Sting und -Oberregierungsrat Gauger anwohnten. In seinem Jahresbericht sprach der Vorsitzende die Hoffnung aus, daß der Weinbau auch in diesem Jahr von Höchst-
Meine Schicksale un- -Le große Velttragööie.
^ Roman von L. Panthenius.
tüj (Nachdruck verboten.)
Er erstickte sie fast mit seinen Küssen. „Komm, komm, Geliebte, nach jener Felsenbank dort. Laß uns glücklich sein! Ich bin gewiß ein guter Patriot, aber sollen wir des Vaterlandes wegen unsere eigenen Wünsche ganz und gar vergessen? Unser König hätte seinen verlogenen Ratgebern weniger Gehör schenken, uns diesen schrecklichen Krieg ersparen sollen. Wir verlieren ohnehin genug. Unser persönliches Glück dürfen wir nicht auch noch opfern. Das wollen wir jetzt in vollen Zügen genießen!"
Rosmana befreite sich mit einer energischen Bewegung aus Elinars Armen. „Du sprichst wie ein Hochverräter!"
„O, nicht doch, gewiß nicht, du Einzige! Aber wer so heiß und sehnsüchtig liebt wie ich, wehrt sich gegen alles, was von der Liebsten und vom Herzensglück ablenkt."
Er wartete keine weitere Entgegnung ab. er riß das betörend schöne Weid an seine Brust, seine wilden Küsse brannten auf ihrem Gesicht. Er zog sie mit siü> fort zu jener Bank im Schatten der überhängenden Felsenwand.
Er stammelte heiße, unzusammenhängende Worte» fest legte sich sein Arm um ihre Hüsten.
Da schien sie wie aus einem Traum zu erwachen. Sie riß sich los, rückte von dem Bur- schen fort, doch ein reizendes, halb gewährendes Lächeln teilte ihre Lippen.
Jede ihrer Bewegungen, jedes Wort war wohlberechnet, übte die beabsichtigte Wirkung auf
und Richtpreisen verschont bleibe. Der Mitgliederstand ist auf 1561 gestiegen. Der Jahresbeitrag wurde von 2 auf 3 Mk. erhöht. Bei der Besprechung der wichtigen Frage der Weinsteuer wurde von den anwesenden Landtagsabg. Vogt und Hauser nachdrücklich die Herabsetzung des ursprünglich »orgeschlagenen Steuersatzes von 20°/° auf 10°/- befürwortet und gegenüber den Einwendungen des Schultheißen Kümmel von Strümpfelbach, daß der Weinbauverein die Notwendigkeit einer Besteuerung des Weins überhaupt nicht hätte anerkennen sollen, auf die taktische und praktische Unzweckmäßigkeit einer solchen Stellungnahme hingewiesen sowie betont, daß es sich nur um eine möglichst zweckmäßige Gestaltung der Steuer für den Produzenten nach Lage der Sache handeln könne. Die vom Standpunkt der Wirte gegen die Weinsteuer erhobenen Bedenken brachte Hotelbesitzer Banzhaf zur Sprache. Die Versammlung nahm schließlich, nach weiteren Ausführungen der Abg. Haag-Heilbronn, Gemeinderat Krämer-Stuttgart und Schultheiß W end e l-Schnaith, einen Antrag an, der der württ. Regierung die volle Anerkennung und lebhaften Dank für die energische Wahrung der Lebensinteresftn des württ. Weinbaus bei der Gestaltung der Weinsteuer ausfpricht und die Regierung ersucht, bei der weiteren Beratung des Gesetzentwurfes entsprechend dem Beschluß des Getränkesteuerausschusses des Reichstags auf eine Herabsetzung der vorgesehenen Weinsteuer auf höchstens 10"/o und beim Abschluß von Handelsverträgen auf den dringend notwendigen Zollschutz für den deutschen Wein nachdrücklich hinzuwirken. — Aus den von den Vertrauensmännern des Vereins sodann gegebenen Berichten über den Stand der Weinberge ergibt sich, daß im allgemeinen die Reben sehr schön stehen und vielfach die Herbslaussichten noch besser sind als im Vorjahr. Mit einer Besprechung der Schädlingsbekämpfung erreichte die Tagung ihr Ende.
Stuttgart, 4. Juni. Am Samstag den 8. Juni werden in Stuttgart-Gaisburg im städtischen Schlachtviehhof etwa 50 arbeitsverwendungsfähige Pferde zum Ankaufspreis zuzüglich den Unkosten verkauft. ^ Stuttgart, 4. Juni. Von Samstag, 15. Juni d. I. an wird der Schnellzug O 19, Stuttgart ab 9.33, Ulm an 11.31 vorm., bis München fortgesetzt: Ulm ab 11.40, München an 2.10 nachm, und der Schnellzug O 60 (Ulm ab 7.42, Stuttgart an 9.34 nachm.), schon von München geführt: München ab 5.15, Ulm an 7.35 nachm. Die Züge O 19 und I) 60 führen vom genannten Tage an durchlaufende Wagen l.—!!l. Klasse zwischen Straßburg und München.
Nach den Mitteilungen des K. Stat. Landesamts betrug im Jahre 1914 die Zahl der Eheschließungen in Württemberg 15511, der Geborenen (einschließlich Totgeboren) 68931, der Gestorbenen (einschließlich Totgeborenen) aber ohne Militärpersonen 40 869, der Totgeborenen 1852. Im Jahre 1915 sehen die Zahlen folgendermaßen aus: 7598, 51445, 39421,1369. Im Jahre 1916: 8356, 38727, 38 387, 1133.
Aus Bade«.
Karlsruhe, 2. Juni. Gestern nach«itt<,z wurde hier im Orangeriegebäude die Ausstellung „Durchhalten" eröffnet. Die Ausstellung hat den Zweck, Ersatzstoffe und Methoden vorzuführen, di« das wirtschaftliche Durchhalten den einzelnen Haushaltungen ermöglichen sollen. Im Lauf des Vormittags wurde die Ausstellung von der Großherzogin Luise besucht.
Kus StaSt. Bezirk und Umgebung.
Conweiler. Mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse wurden bei den letzten schweren Kämpfen ausgezeichnet Emil Rapp, Sohn des Amtsdieuecs Johann Rapp, und Albert Altergott von hier.
Zainen. Jakob Nothacker, Milchhändlec von hier, wurde dieses Frühjahr mit der Silbernen Verdienstmedaille ausgezeichnet. Nun ist ihm z« derselben auch das Eiserne Kreuz II. Klasse »erließen worden.
Die Heuernte.
Wir nähern uns der Höhe des Jahres und damit der Heuernte, die es Heuer, wo die fortschreitende Einziehung der männlichen Bevölkerung zum Heeresdienst den Mangel an Arbeitskräften aufs Höchste steigert, besser denn je vorzubereiteu gilt, damit uns keine Verluste an diesem wertvollen Futtermittel treffen. Der richtige Zeitpunkt für den ersten Grasschnitt ist gekommen, sobald die Mehrzahl der Gräser in die Blüte tritt, die Heuer voraussichtlich rasch eintreten und ebenso rasch vorübergehen wird. Die Ernte über diesen Zeitpunkt hinauszuzögern, um dadurch größere Quantitäten zu ernten, ist nicht richtig - denn unter diesem Fall wtrde unter der Quantität die Qualität leiden, die doch die Hauptsache ist. Es steht nämlich fest, daß vom Zeitpunkt des Verblühens ab der Gehalt an Stickstoff und Fett in den Blättern und Halmen rasch abninrmt und das Futter infolgedessen Nährstoff«« und schwer verdaulich wird. Es ist deshalb durchaus zu empfehlen, mit dem Eintritt der Blüte de» Schnitt zu beginnen, ja sich Heuer unter Umständen sogar schon vor Eintritt der Blute dazu entschließen, wenn günstiges Wetter vorauszusehen ist. Es empfiehlt sich, tunlichst schon vor Tagesanbruch «ie dem Mähen zu beginnen, da das Gras dann leichter fällt und bei herßem Wetter schon am gleiche» Tage eingefahren werden kann. Erinnert sei daran, daß dem Zugvieh während des Ausladens nichts von dem neuen Heu vorgelegt werden soll, da hiedurch Bläahrmgen und Koliken hervorgerufen werden. Auch zu Hause soll neues Heu nicht allzubald verfuttert werden. Man muß mindestens warten, bis das Futter den Erhitzung?- und Gärungsprozeß durch- gemacht hat.
den jungen Menschen aus. Er war das willenlose ! Werkzeug, das sie für ihre Pläne brauchte. s
„Du Böser," schmollte sie, „hättest mich fast i überwältigt! Aber das darf nicht sein! Wir ver- ! sündigen uns. Mag auch unser König gefehlt > haben, wir dürfen unser Land, unsere Väter und ! Brüder nicht im Stich lassen! Erst die Arbeit, j dann der Lohn! Haben mir das Werk, um welches wir uns ein großes Verdienst erwerben, ! vollbracht, so hindert uns nichts mehr an unserem j Glück. Bis dahin aber müssen wir klaren Kopf ! behalten, damit wir nicht in der Gefahr umkommen."
Elmar bettelte und flehte, doch Rosmana» trotzdem sie ihn wiederholt mit einem Blick streifte, der sein Blut noch mehr in Wallung brachte, blieb standhaft. —
Ihre kühlen Finger legten sich beschwörend und beschwichtigend auf seine heiße Stirn. Sie zischelte ihm ins Ohr:
„Wir müssen Sorge tragen, daß sich eine große Sckiar von Rumänen in den unterirdischen Gewölben des Schloßturms verbirgt, welche die ahnungslosen Deutschen überfallen und überwältigen sollen. Meine Aufgabe soll sein, mich in den Besitz des Schlüssels zu bringen, der den Turm öffnet, die deinige, den geheimen Eingang zu den unterirdischen Gängen zu erforschen. Oder" — ein lauernder Seitenblick streifte Elmar — «kennst du. diesen geheimen Eingang vielleicht?"
Elinar war von der Einfachheit und Größe dieses Planes einfach verblüfft. Es leuchtete ihm sofort «in, daß das Gelingen desselben den Rumänen einen unberechenbaren Erfolg bringen könne. Und Elinar war, abgesehen davon, Satz der süße Liebestaumel ihn völlig benommen hatt^ ein guter, treuer Patriot. Er sagte, »och so» Rosmanas Eröffnung betroffen:
„Den Eingang zu den Gewölben kennt »ur eine hier, Waldtraut Wendler."
Doch kaum hatte er den Namen ausgesprochen, so ging eine merkbare Wandlung mit ihm vor. Das glühende Verlangen wich aus seinen Auge». Er sprang auf. Er war sich selbst zurückgegeben.
Wie der Sünder vor dem Mutrergottesbilüe verstummt und bereut, solch ein ähnlicher Vorgang vollzog sich in Elinars Brust.
Mißmutig hatte Rosmana die Wirkung de» genannten Namens erkannt. Sie zog jetzt Elinar auf die Bank zurück.
„Wendlers I Sind das nicht die Beute, welche drüben in der Ruine die Schankwirtfchaft betreiben?"
Der Bursche nickte finster, wie abwesend.
Doch Rosmana lächelte nun. Sie kannte ihre Macht. Schmeichelnd, wie in schwer zu überwindender Schüchternheit, legte sie den weißen Arm um seinen Hals. —
Er zog sie an sich, er küßte sie. Nicht mehr so unsinnig wild wie vorher. Aber sie hätte kein Weib sein müssen, um nicht zu empfinden, daß er ihr gehörte, was auch zuvor zu Waldtraut Wendler ihn hingezogen haben mochte.
Sie raunte ihm zu, daß Rumänien groß und frei werde durch diesen Kampf, und daß Rußland, fein mächtiger Bundesgenosse, es reich belohnen und entschädigen werde für alle Unbill, die es erlitten. Aber man dürfe nicht zögern, den gewakb sam in Rumänien vordringenden Deutschen Fä«- stricke zu legen, nichts unversucht lassen, um es <u» seinen eigenen Eroberungsgelüsten zu strafe».
(Fortsetzung folgt.)
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