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125 .

Neuenbürg, Samstag den 1 . Juni 1918 .

76 . Jahrgang.

TelMSMk dk» WM'schen Kim» M denCiiMer".

Der deutsche Tagesbericht.

Großes Hauptquartier, 31. Mai (WTB.) Amt!.

Westlicher Kriegsschauplatz:

Heeresgruppe des Generalfe!dmarschalls Kron­prinz Rupprecht von Bayer«:

Artilleriekämpfe wechselnder Stärke.

Kleinere Jnfanteriegefechte.

Heeresgruppe desdeutschenKronprinzen:

Dem von der Ailettefront südlich der Oise «eichenden Feind stießen wir über die Oise und Mette scharf nach und gewannen die Linie BretignySt. PaulTroslyLoire.

Nördlich der Aisne warfen wir in stetem Kampfe den Feind über Bieuxy Chavigny zurück.

Südlich von Soisfons führte der Franzose Kavallerie und Infanterie zu heftigen Gegen­angriffen vor. Er wurde von unserem Fener vernichtend gefaßt und geschlagen. Wir haben die Straße Soisfons-Hartennes überschritten.

Die in Richtung auf Fere-en-Tardenois, von Südwesten über die Marne und von Södoste» her herangeführte« französischen Divisionen ver­aschten trotz verzweifelter Gegenangriffe nirgends unseren vorwärts strebenden Korps erfolgreich Widerstand zu leiste».

Rückwärtige Stellungen des Feindes bei Arcy und Grand Rozoy wurden durchstoßen.

Südlich von Fere en Tardenois haben wir die Marne erreicht. Die Höhen bei Champvoisy, St. Gemme und Romiguy find in unserem Lefitz. Auf dem Südufer der Vesle westlich von Reims wurden Gerrmgny, Gueux und Thil- lois genommen.

Gefangenenzahl und Beute find ständig im Wachsen. Mehr als 45000 Gefangene weit über 46V Geschütze, tausende von Maschinengewehre.

Der erste Generalqnartiermeister Ludendorff.

Der deutsche Abendbericht.

Berlin,30. Mai, abends. (WTB. Amtlich.) An der Front von Noyon bis westlich von Reims ist unser Angriff in gutem Fortschreiten.

Neue A-Bootsersolge.

Berlin, 30. Mai. (WTB. Amtlich.) Durch unsere U-Boote wurden aus dem nördlichen Kriegs­schauplatz neuerdings 9500 Br.R.T. feindlichen Handelsschiffsraums versenkt.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Zur Kriegslage.

Seit dem 30. Mai stehen wieder deutsche Truppen an der Marne. Der Keil, der am 29. Mai bis Fere en Tardenois und Coulonges vorgestoßen worden war, ist nach Süden weiter getrieben worden bis M dem Fluß, der der großen Schlacht vom Sep- tember^19l4 den Namen gegeben hat. Das ist an meser Stelle wieder ein Vorrücken um etwa 15 km au einem Tag. Welche mächtige Fülle von Er­innerungen, erhebender und ernster Art, strömt bei iesem Namen auf uns alle ein! Wer hätte zu ^egmn der Woche, als zum erstenmal von einem ^rurrn auf den vielumstrittenen Damenweg die Rede ar, dre Hoffnung über seine Lippen treten lassen ?ir schon um die Mitte der Woche « alle die schier unübersteigbaren Schwierigkeiten

hinweg bis zum Marnetal vorstoßen würden! Die Stoßkraft unserer Heere und die Ueberlegenheit der geistigen Führung haben wieder Triumphe gefeiert. Es kommt nun bald der Augenblick heran, ivo sich die eigentlichen Absichten unserer Heeresleitung ent­schleiern werden. Warten wir diesen Augenblick mit demselben felsenfesten Vertrauen ab, mit dem unsere Heere ihren Führern folgen! (S.M.)

Berlin, 31. Mai. (WTB.) Die berühmten Höhen 108, 100 und Brimvnt, von denen am 27. Mai die Truppen des Generals Fritz von Below ihren Angriff unwiderstehlich vortrugen, liegen heute, an: dritten Tage der Offensive, still und verlassen weit hinter unserer Front. Das ganze französische Stellungssystem ist durchbrochen. Der Kampf schreitet über freien, vom Kriege bis­her noch unberührten Boden hin. Dementsprechend ist auch die Beute, die bei der Schnelligkeit des Vormarsches noch nicht an Zahl zusammengestellt werden kann, wiederum überaus groß. Insbesondere sind neben Geschützen schwersten Kalibers in den Materiallagerräumen und Stapelplätzen im Vesle- tal außerordentlich wertvolle Vorräte an Munition, Bekleidungsstücken, Hafer, Gerste, Hartspiritus und anderem Kriegsmaterial in unsere Hände gefallen. Die unglückliche Bevölkerung der blühenden Ort­schaften im Veslegrunde ist ahnungslos mitten in des Frühlings Glanz und Stille vom Kriegsschrecken überrascht worden. Ueberall Zeichen des hastigen Ausbruchs. Die wenigen zurückgebliebenen Zivilisten machen aus ihrer Erbitterung gegen ihre Regierung und die Engländer keinen Hehl. Gläubig ihrer Presse, vertrauend, haben sie sich wohl geborgen ge­fühlt im Schutze der mit der eigenen Armee jetzt zusammengeschweißten Engländer, denen seit den letzten Wochen die Verteidigung der mächtig ausge­bauten Höhenstellungen zwischen Aisne und Vesle anvertraut war. Nun ist dieser kostbare französische Boden in weniger als drei Tagen preisgegeben. Fassungslos steht die Bevölkerung vor dieser Tat­sache und hoffnungslos erklärt sie uns: »Vous tililWe? !s Zuerre." (Wir beendigen den Krieg.)

RuttSschau.

Der Reichstag ist noch in den Pfingstferien. Er hat seinen Präsidenten Dr. Kämpf verloren, der mit außerordentlichen Ehren zu Grabe getragen wurde. Wer sein Nachfolger wird, steht noch dahin. Anspruch haben das Zentrum und die Sozialdemokra­tie. Die meisten Aussichten besitzt, da Abg. Gröber aus Gesundheitsrücksichten und seiner ganzen persönlichen Veranlassung nach die viele mit dem Amt des Reichstagspräfidenten verbundene Repräsentation zu scheuen scheint, der badische Zentrumsabgeordnete Fehrenbach, der einst ein sehr tüchtiger Präsident des badischen Landtages. Aber auch vom Grasen Posadowsky, dem früheren Staatssekretär des Reichs­amt des Innern, ist vielfach die Rede in dem Sinne, einen Mann, der keiner Partei anzehört und doch sehr großes Ansehen genießt, an die Spitze des Reichstags zu bringen. Die 200. Kriegs­woche hat uns die Wiederaufnahme der Offen­sive im Westen gebracht. Die große Schlacht an der Aisne wurde glänzend gewonnen, der Damen­weg erstürmt und ein gewaltiger Sieg errungen, dessen Früchte noch in der Entwicklung begriffen sind. Hindenburg und Ludendorff haben das Heft in der Hand. Unser Vertrauen auf ihre überlegene Kriegs­kunst hat sich abermals voll "bewährt. Unsere Truppen haben neue gewaltige Leistungen vollbracht, die ihnen den Dank des Vaterlandes sichern. Ob dies schon der Hauptstoß ist oder ob man im Großen Hauptquartier noch weitere Eisen im Feuer hat, können' wir getrost abwarten. In Frankreich und England bemüht man sich krampfhaft den Gleich­gültigen zu spielen. Vertrauen und Hoffnung ist dort die Losung. Wir wissen es besser. Es ist der Mut der Verzweiflung, mit dem man bei der En-

> tente Gelassenheit heuchelt. Tatsächlich ist das Ver­trauen der Alliierten ttef erschüttert und die Hoff- , nung auf die eigene Kraft längst geschwunden. Alle Augen unserer Feinde richten sich jetzt nach Amerika, wo Wilsory der Erlöser lebt! Er will drei Millio­nen neue Soldaten aufstellen und nimmt auch sonst den Mund recht voll, aber verblüffen lassen wir uns nicht. Nur das ist die Frage: Wo bleibt

Oesterreich ? Es wäre nun an der Zeit auch in Oberitalien wieder etwas zu leisten, anstatt sich fortgesetzt an der Abwehr italienischer Angriffe zu genügen. Wir glauben aber, daß die Antwort auf diese Frage bald erfolgen wird. Der Unter­seebootkrieg geht unverändert fort. Auch unsere Luftangriffe auf die feindlichen Hauptstädte haben wieder zugenommen. Es ist geradezu überwältigend, welche Energie Deutschland gegen den Schluß des vierten Kriegsjahres noch entfaltet. Die Feinde kennen deshalb auch nnsere ungebrochene Kraft, die die letzte Möglichkeit zu erschöpfen weiß und kein Nachlassen kennt. Da mögen Wilson und Lloyd George alle Woche ihre Brandreden halten, mag der feindliche Telegraph aus dem unerschöpflichen Sack seiner Lügen die Welt immer wieder zu täuschen suchen, der Sieg muß uns doch bleiben. Wir rechnen nicht mit den inneren Schwierigkeiten der Gegner, nicht mit den zunehmenden Arbeiter­unruhen in Frankreich und England, auch nicht mit der irischen Frage, die sogar in Amerika peinlich zu werden beginnt, wir hoffen auch nicht auf fremde Hilfe aus dem Wölkenkuckucksheim, wir bauen ledig­lich aus die eigene Kraft und Gottes Beistand auch bei dielen neuen schweren Kämvfen, deren weiteren Fortgang wir mit atemloser Spannung verfolgen.

Es ist bald ein Jahr, daß die Franzosen von der Aisne aus gegen den Chemin des Dames anstürmten. In schweren wochenlangen Kämpfen opferten sie damals 200000 Mann, um erst nicht am Ziele anzukommen. Hindenburg, als der Gescheitere gab nach, und räuinte nachher freiwillig das Gelände, nachdem er alle Verkehrsverbindungen zerstören ließ. Darüber großer Jubel in Paris. Und nun alles das an einem einzigen Tage wieder verloren. Und nicht nur das. Schon ist auch die Linie Soissons-Reims durchbrochen worden, die Verbindung zwischen den beiden Flügelpunkten Soisfons und Reims durchschnitten, die beiden Hoch­burgen der französischen Verteidigungsstellung durch enge Umzügelung aufs Höchste bedroht, das ist der gewaltige Erfolg der ersten Schlachttage. Dazu kommen 45000 französische und englische Gefangene und eine unübersehbare Kriegsbeute an Geschützen, Pioniergeräte, Munition, Automobilen, Proviant, Flugzeugen, ganz zu schweigen von all dem, was die Alliierten, an Blut und Gut verloren hatten, während wir verhältnismäßigganz geringe" Ver­luste hatten. Foch, dessen Genialität unlängst Lloyd George bis in den dritten Himmel erhob, ist, er mags zugeben oder nicht, völlig überrascht worden, an einer Stelle, wo er kurz zuvor unentbehrliche Fronttruppen mit abgekämpften englischen Divisionen vertauschte. Unter diesen Umständen haben es die Pariser Blätter nicht leicht, die Leser, die nachge­rade nervös geworden waren, nicht nur über die lange Pause, sondern auch über die Granaten, die seit Wochen die Weltstadt selbst belästigen, einiger­maßenzu trösten. Sie meinen, Foch habe alles das vorausgesehen, dann um so schlimmer für ihn, der Stoß der Boches sei keinHauptakt" sondern nur eineDiversion" mit dem unvermeidlichen An­fangserfolg, der absolut keine Folgen habe, den Endsieg" der Entente und wie die andern leeren Trostsprüche heißen mögen. Nur derTemps" sieht die Niederlage ernster an. Aber auch dieses führende Blatt fordert auf zumVertrauen", als dem einzigen Losungswort, das Frankreich übrig bleibe. Mehr nicht? Dann wäre es allerdings um diegloire" schlimm bestellt.