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Der

Anzeiger kür Sas Enztal und Umgebung.

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SS.

Neuenbürg, Dienstag den 12. März 1918.

76. Jahrgang.

Itikjri»« l>r» Wilff'jchks Amis an drnEnMIkl".

Der deutsche Tagesbericht.

Kraßes Hauptquartier, 11. MärzlWTB.Mmtl.

Westlicher Kriegsschauplatz:

Die Artillerie- und Minenwerfertätigkeit lebte a« Abend vielfach auf. Rege Erkundungstätig- keit hielt an. Eigene Abteilungen drangen an «ehrere« Stellen der flanderischen Front, in der Kegen- von Armentieres und auf dem westlichen MaaSufer in die feindlichen Gräben ein und brachte» Gefangene und Maschinengewehre zurück. Bei einer deutschen Unternehmung nord- Sstliih von Reims trat wiederum eine in letzter Zeit mehrfach beobachtete auf der Kathedrale von Reims eingerichtete Bliukstelle der Franzosen in Tätigkeit.

Hauptmann Ritter *«n Tutschek und Leutnant Wüst ho ff errangen ihren 27., Ober­leutnant Bölcke seinen 20. Luftfieg.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Feindliche Banden wurden bei Bachmatsch («ördöstlich von Kiew) und bei Rasdjelnaja (an der Bahn SchmerinkaOdessa) zerstreut.

Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

' Der erste Generalquartiermeister

Ludendorff.

Der deutsche Abendbericht,

Berlin, 11.März., abends. (WTB. Amtlich.) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Neue U-BooLserfolge.

Berlin, 11. März. (WTB. Amtlich.) Eines unserer U-Boote, Kommandant Kapitänleutnant von Glasenapp, hat an der Westküste Englands fünf Dampfer und ein Segelschiff mit zusammen 2370V Bruttoregistertonnen Schiffsraum vernichtet. Unter den versenkten Schiffen befinden drei besonders «ertvvlle Dampfer von je etwa 6000 Bruttoregister­tonnen. Drei von den Dampfern waren Tank­dampfer. Alle Dampfer waren bewaffnet und mit einer Ausnahme tief beladen. Namentlich konnten festgestellt werden der bewaffnete englische Dämpfer Birchleaf" (5847 Bruttoregistertonnen), der nach der Torpedierung mit Artillerie in Brand geschossen und dessen Kapitän gefangen eingebracht wurde, und der englische DampferHaileyburp" (28885 BRT).

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Elsaß-Lothringens Bodenschätze besonders das oberelfäsfifche Kali.

Von Pros. Dr. W. Roth-Greisswald.

I-

In französischen Zeitungen liest man jetzt auf­fällig viel von den Bodenschätzen Elsaß-Lothringens. Ta die Kriegslust in Frankreich zu erlahmen be­ginnt, rechnet man dem Volke vor, welche Schätze ^an Frankreich mit den beiden (allerdings erst noch Erobernden)Provinzen" zuführen würde. Wenn sich der Frieden bezahlt machen solle, gehöre dazu unbedingt die Eroberung von- Elsaß-Lothringen und die Angliederung des an Kohle reichen Saarbeckens

Frankreich. In den Reichslanden und bei dem nahen Saarbrücken seien Milliarden zu holen, die Frankreichs schwer zerrütteten Finanzen wieder auf- httfen könnten. In Frankreich weiß man in den ^«testen Kreisen besser als bei uns, was in Elsaß- «»thrmgen für Schätze stecken!

Von dem lothringischen Eisenerz, derminette", aus der Gegend nördlich und nordnordwestlich von Metz haben wohl alle Deutschen schon gehört, wenn auch nicht jeder weiß, daß wir dort drei Viertel unseres Eisenerzes und zugleich fast allen einheimi­schen Phosphordünger, (Thomasmehl) gewonnen haben. Der Verlust jenes Gebietes würde daher für die deutsche Landwirtschaft und Industrie die unbedingte Abhängigkeit vom Auslande, also die allerschwersten wirtschaftlichen Nachteile, diejgesicherte Ausbeutung des sowohl an Eisen wie an Phosphor reicheren französisch-lothringischen Beckens von Briey- Longwp aber die allergrößten Vorteile bedeuten. Die lothringische Kohle, .das unterelsässische Erdöl ist schon erheblich weniger bekannt als dieminette", von demSchatz im Elsaß", aber dem Kali bei Mülhausen, auf das die Franzosen die größten Hoffnungen setzen, wissen in Deutschland auffallend wenige Leute etwas, und doch sind gerade diese Kalilager wirtschaftlich und weltpolitisch"höchst wich­tig und interessant.

Bekanntlich entziehen alle Pflanzen dem Boden Kali, die einen mehr, die anderen weniger. Zufäl­lig sind Amerikas Hauptkulturpflanzen, Baumwolle, Tabak und Zuckerrübe, besonders starke Kaliver­braucher. Will man ohne Einschaltung von Brache­jahren, in denen der Boden ausruhen und neue Nahrung für die Pflanzen bereitstellen kann, die Ernten auf der Höhe halten oder gar steigern, so muß man dem Boden außer Phosphordünger (Thomasmehl oder Superphosphat) und Stickstoff­dünger (Chilesalpeter, Amuionsulsat oder Kalkstick­stoff), Kalidüngung zuführen. Denn der Stalldung, der an sich das Beste für die Pflanzen ist, genügt auf die Dauer nicht. Lösliche, als Mineraldünger verwendbare Kalisalze finden sich aber in großen, auf die Dauer von Jahrzehnten abbaubaren Lagern nur bei uns. Fast nach allen Ländern der Welt lieferte Deutschland im Frieden in immer steigenden Mengen Kalidüngesalze, etwa die Hälfte unserer Ausfuhr ging nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika und deren überseeischen Besitzungen (wie dem Zuckerrohr bauenden Hawai).

Allgemein bekannt sind die fast unerschöpflichen Kalilager der Provinz Sachsen und der benachbarten Gebiete, nach dem ältesten Bergwerk faßt man alle dort geförderten Salze unter dem NamenStaß- furter Salze" zusammen. Daneben gewann man kleinere, aber bis zum Kriegsbeginn ständig steigende Mengen Kali im Oberelsaß, nördlich und nord­nordwestlich von Mülhausen. Von diesen Kali­gruben, aus denen man die ganze Welt über 100 Jahre versorgen könnte, und deren Wert man nach ihrem Kaligehalt und dem Marktpreise vor dem Kriege, also kanfmäpnisch sehr anfechtbar auf 50 Milliarden Mark geschätzt hat, träumen die Franzosen und, wie es scheint, auch die Amerikaner. Auf die französischen Luftschlösser, die zum Teil ganz barocke Formen annehmen, möchte ich hier nicht eingehen. Bemerkt sei nur, daß man in dem anschließenden französischen Gebiet, weder südwest­lich bei Belfort, noch westlich auf der anderen Vogesenseite, Kali gefunden hat. Die Gruben im Sundgau sind fest in unserer Hand, wenn die Front­linie auch nicht allzu weit davon verläuft.

Wo Wertvolles aus der Erde zu holen ist, streckt Amerika seine gierigen Hände aus und sucht die Schätze an sich zu reißen, so in Mexiko, Süd­amerika, Rußland und neuerdings Französisch-Nord- afrika. Da aber unsere Feinde an Amerika tief verschuldet sind, hat Amerika leichtes Spiel, unter der Form von Pfändern, von Zinsgarantien wert-»- volle Bergwerke mit Beschlag zu belegen.

RunSschau.

Berlin, 11. März. Unterstaatssekretär Frhr.

, von dem Bussche hatte gestern Abend Besprechungen mit den Vorsitzenden der Reichstagsfraktionen bezw. deren Vertretern über Fragen der Auswärtigen Politik.

Wien, 11. März. Von unterrichteter diplomati­scher Seite verlautet, daß die Abtretung der Dobrudscha an den Vierbund und nicht sofort an Bulgarien aus folgenden Gründen erfolgt: Die Mittelmächte und die Türkei werden die Dobrudscha an Bulgarien gegen gewisse wirtschaftliche Vorteile abtreten, die gegenwärtig noch von einer gemischten Kommission in Buftea beraten werden. Diese Zu­geständnisse beziehen sich auf die zukünfitgen wirt­schaftlichen Beziehungen zwischen den Mittelmächten und der Türkei einerseits und Bulgarien anderer­seits.

Nach einer Budapester Melduyg teilte der Ministerpräsident Wekerle in einer Wählerver­sammlung mit, daß der Handelsverkehr mit der Ukraine bereits begonnen habe. Auch sei nach Abschluß der Friedensverhandlungen mit Ru­mänien, welche einen günstigen Verlauf nehme«, sofort auf die Wiederaufnahme des Handelsverkehres mit Rumänien zu rechnen. Nach anderen Nach­richten erfährt man auch, daß weiter im Innere» der Ukraine sich noch ganz bedeutende Vorräte an Getreide und auch an schlachtbarem Vieh befinde». Es sei eigentlich in der Ukraine noch alles zu haben, nur die Preise seien noch hoch.

Berlin, 11. März. Aus Stockholm wird ge­meldet: Auf dem 7. Kongreß der Maximalisten- partei hielt Trotzki eine Rede, worin er von seinem Rücktritt als Volkskommissar des Auswärtigen Mitteilung machte. Seine Absicht gehe jetzt darauf hinaus, bei dem Moskauer Konvent der Sovjets Führer der kriegerischen Opposition zu werden. Die Führung der Auswärtigen Angelegenheiten sollen jetzt Lenin und Sokolnikow gemeinsam über­nehmen. Damit darf der Kampf LeninTrotzki als in ein neues Stadium eingetreten angesehen werden.

Berlin, 6. März. Die große Beute dk Deutschen an Geschützen und Kriegsmaterial, das zum größten Teil englisch-französisches Erzeugnis ist, wird von der Entente als recht ärgerlich empfunden. Im ganzen beziffert sich die Beute der Mittelmächte seit dem 1. Dezember 1917 auf 12044Z Gefangene, 3633 Geschütze, 7103 Maschinengewehre, 86 Grabenwaffen, 128000 Gewehre, viele tausend Fahrzeuge, darunter 500 Kraftwagen, 11 Panzer­autos, mehrere Millionen Schuß Ärtilleriemunition, zahlreiche Tanks, 47 Panzer-, Motor- und Lazarett­boote, 22 Flugzeuge (ohne die abgefchoffenen), 800 Lokomotiven, 8000 meist mit Proviant beladene Eisenbahnwagen; dazu unermeßliches Kriegsgerät, zahllose Feldküchen mit Zubehör und dergl. Diese ungeheuren Zählen gewinnen vor allem an Bedeut­ung, wenn man bedenkt, daß die Zahl der 3633 Geschütze bei weitem den Friedensbestand sämtlicher deutsche Armeekorps an Feldartillerie übertrifft, während die Zahl der 7103 Maschinengewehre ei» Vierfaches darstellt von dem, was an dieser Waffe bei Kiegsausbruch in Deutschland vorhanden war. Rechnet man die Tausende von Geschützen und Ma­schinengewehre aus der Offensive gegen Italien hinzu, so kann man den ungeheuren Kräftezuwachs ermessen, der den Mittelmächten aus ihren Siegen zugeflosien ist, und den Aerger Englands und Frankreichs voll­auf würdigen.

Der Finanzminister Bonar Law hat eine neue Kriegskreditvorlage von 12 Milliarden Mark ir» englischen Unterhause eingebracht und dabei auch eine große Rede über die politische Lage und mili­tärische Lage an der Westfront gehalten. Bonar Law gibt zu, daß der Zusammenbruch Rußlands sich auf allen Kriegsschauplätzen nachteilig für Eng­land und Englands Bundesgenossen fühlbar mache. Auch im Westen hätten sich die Verhältnisse gründ­lich durch Rußlands Zusammenbruch geändert und Deutschlands Lage sei dadurch erheblich gebessert worden. England, Frankreich und Amerika wollen aber, was Mannschaften und Geschütze anbelangt, den Deutschen immer noch eine Kleinigkeit überlege» sein. Nun- wir »erden in Deutschland abwarten.