H . Einen interessanten Beitrag zur
-Beurteilung der Ernährungsschwierigkeiten unserer englischen Feinde liefert nachstehender Briest den die
junge Tochter eines H.Bürgersohns an
ihren Later, der nach 30jährigem Aufenthalt in England bei Kriegsausbruch interniert worden war, in das Lager geschickt hat. Der Brief entging dadurch der englischen Zensur, daß er in ein Kleidungsstück eingenäht war. Der Adressat selbst ist kürzlich als Austauschgefangener hierher zurückgekehrt. Das junge Mächen, das mit Mutter und Geschwister in Eceles Lei Manchester lebt, schreibt an ihren Bater: Eccles, den 6. Januar 1918.
Ich bin zu Hause, damit jemand da ist, um die Ausgänge zu machen. Letzte Woche stand ich am Maypole (Geschäftshaus) 5'/- Stunden lang. Ich bin schier zusammengebrochen. Ebenso mußte ich am Freitag 3> Stunden vor dem Metzgerladen stehen und schließlich unverrichteter Sache nach Hause gehen. Ich war krank und mußte mich zu Hause legen. Es ist schrecklich hier. Wir können absolut nichts bekommen, ohne dafür zu stehen. Morgen muß ich wieder zu Maypole und stehen. Es macht einen geradezu krank. Man wird fast zu Tode gedrückt. Letzte Woche sind 7 Kinder ohnmächtig geworden. Es war ein Wunder, daß ich es aushielt. Das Wetter ist sehr schlecht, nichts als Regen. Behalte guten Mut, Vater, wie wir auch versuchen, den Mut nicht zu verlieren.
Pforzheim, 4. März. Im Septembrr vorigen Jahres ist auf dem Bahnübergangs bei Jsprin- gen ein schweres Unglück geschehen. Eine Leerlokomotive fuhr in einen mit einem Paar Kühen bespannten Erntewagen, auf dem die acht Kinder und die Frau des Hilfsbahnwärters Jakob Henninger saßen. Zwei der Kinder wurden getötet, vier verletzt. Heute hatte sich wegen des Unglücks der Hilfsbahnwärter Jakob Henninger vor der Karlsruher Strafkammer zu verantworten. Es wurde ungenommen, daß Henninger die Schranken zu spät geschlossen hat. Das Gericht verurteilte ihn zu einem Mvnat Gefängnis.
Verjährung v-on Krankengeldanspruch. Die Bekanntmachungen des Reichskanzlers über Verjährungsfristen vom 22. Dez. 1914 und 4. Nov. 1915 finden nach der grundsätzlichen Entscheidung des Reichsversicherungsamts vom 21. Novbr. 1916 auch auf das Sterbegeld der Krankenkassen Anwendung, weil davon auszugehen sei, daß sie alle Ansprüche der in den 8 196 und 197 B. G. B. erwähnten Art betreffen, deren Verjährung reichsgesetzlich geregelt ist. Das trifft, wie der Ver- ficherungsbote ausführt, zweifellos auf Krankengeld zu, das zu den in 8 197 B. G. B. erwähnten „anderen regelmäßig wiederkehrenden Leistungen" zu rechnen ist. Die Verjährung ist zunächst bis Ende 1918 aufgehalten.
Vermischtes.
54 Jahre im Zuchthaus. Der älteste Strafgefangene im Großherzogtum Hessen ist im Alter von 80 Jahren in der Strafanstalt in Butzbach gestorben. Er ist der 1838 in Storndorf im
Kreis Alsfeld geborene Johannes Herchenröder, der 1868 von dem damaligen großherzoglich hessischen Assisenhof wegen eines bei Salzhausen begangenen Raubmordes zum Tod verurteilt, später aber zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt wurde. Er hat 54 Jahre seines Lebens im Zuchthaus zugebracht.
Bei der.Goldankaufsstelle in Schopfhei« hat ein Mann aus der Umgegend 6000 Mark in Goldstücken abgeliefert. Hätte der Mann das Geld in Kriegsanleihe oder in andere Weise gewinnbringend angelegt, so hätten ihm diese 6000 Mark während der Kriegsjahre an Zinsen 1000 Mark gebracht. Um diese hat sich also der Mann durch das Zurückhalten des Goldes betrogen.
Ein Verbot der Altpapiervergeudung. Der Oberkommandierende in den Marken hat verboten, Papier, auch Zeitungen, Reste von Papier oder Pappe dem Hausmull beizumengen. Begründet wird das Verbot damit, daß die Papierabfälle der Rohstoffversorgung dienstbar gemacht werden sollen.
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Berlin, 9. März. Indirekt wird aus Petersburg gemeldet: Der Hauptausschuß der Sovjets hat in seiner am Dienstag abgehaltenen Sitzung den Beschluß gefaßt, dem Bürgerkrieg ein Ende zu machen und neben der Ukraine auch den Kosaken unter Führung des Generals Alexejew die Hand zu Verhandlungen zu bieten. Eine besondere Abordnung des Sovjets wird sich nach Nowotscherkask begeben.
Berlin, 11. März. (WTB.) Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hört, tritt heute der für Finnland ernannte Gesandte Freiherr von Brück die Reise nach Finnland an. Der zum zeitweiligen diplomatischen Vertreter bei der ukrainischen Regierung ernannte Botschafter a. D. Freiherr v. Mumm begibt sich heute nach Kiew. — Der deutsche Gesandte Graf Oberndorfs ist von Sofia nach Bukarest abgereist.
Berlin, 11. März. (Priv.-Tel.) Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanz." aus Basel hat das englische Kriegskabinett beschlossen, daß für die nächste Zeit aller Schiffsraum für die Einfuhr von Brotgetreide, Fleisch und Fett Vorbehalten wird, sodaß selbst Rohmaterialien für die Munitionsfabriken und Viehfutter dahinter zurückstehen müssen. — Laut „Berl. Lokalanz." begeben sich v»n österreich-ungarischer Seite Delegierte unter Führung des Grafen Forgach und von deutscher Seite Vertreter unter Führung des Unterstaatssekretärs von Stumm nah) Kiew, um über die Frage der Getreidezuschübe aus der Ukraine nach dem Gebiet der Mittelmächte zu verhaudeln.
Berlin, 11. März. Wie die Nordd. Allgem. Ztg. schreibt, erfährt die „Times" aus Petersaurg, daß die Bewegung zu Gunsten der Ratifizierung des Friedensvertrags immer zunimmt. Es könne nicht mehr daran gezweifelt werden, daß der Sov- jetkongreß in Moskau den Vertrag ratifizieren werde. Infolge der kräftigen Maßregeln gegen eine Gegen
revolution in Petersburg herrsche vollständige Ordnung in der Stadt. — Laut „Boss. Ztg." kündigt die Covjetregierung die bevorstehende Verlegung der Hauptstadt nach Moskau an. Petersburg solle als Freihafen erklärt werden.
Berlin, 11. März. (Priv.-Tel.) Dieschwed- ischen Zeitungen „Sozialdemokraten" und „Stockholms Tidningen" geben laut Berl. Tagblatt zu verstehen, daß Schweden seine Truppen von Aaland zurückziehen wird, da Schwedens Pazifierungsmission dort beendet sei.
Berlin, 11. März. (Priv.-Tel.) Aus Wien wird dem „Berl. Lokalanz." mitgeteilt: Den Bestimmungen des Präliminarfriedens mit Rumänien zufolge räumen die Rumänen seit dem 5. März die bisher noch von ihnen besetzt gehaltenen Teile der Bukowina. Von den ihnen nachrückenden österreichungarischen Truppen zog am Nachmittag des 7. März ein österreich-ungarisches Bataillon in Anwesenheit eines Divisionskommandeurs in die Stadt Sereth ein, wo die Truppen jubelnd begrüßt wurden.
Wien, 10. März. (WTB.) Die Kaiserin ist heute 10 Uhr 40 Minuten vormittags in Baden von einem Prinzen glücklich entbunden worden.
Bern, 10. März. Petit Parisien meldet aus Newpork: In diesem Frühjahr wird ein großer amerikanischer Dampferkreuzer fertig gestellt, der eigentlich aus fünf Schiffen zusammengesetzt und daher unversenkbar sei.
Lübeck, 10. März. Der Hilfskrer „Wolf" langte heute nachmittag 3'/ü Uhr vor Travemünde an und erreichte in 10- ständiger Fahrt den bekanntlich für große und tiefgehende Schiffe geeigneten Lübecker Hafen, um hier einen Teil seiner Ladung zu löschen. Unter Glockengeläute legte das Schiff am Hafenquai an.
Berlin, 11. März. Der Zentralvorstand der Nationalliberalen Partei Deutschlands trat gestern zu einer zahlreich besuchten Sitzung im Abgeordnetenhaus zusammen. Abgeordneter Stresemann eröffnete die Verhandlungen durch einen Bortrag über die äußere Politik. An den Vortrag schloß sich eine Debatte. Alsdann wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen: Der Zentralvorstand billigt die Haltung der nationalliberalen Fraktion des Reichstags auf dem Gebiet der auswärtigen Politik in allen Punkten und spricht ihr seinen Dank für die entschlossene Vertretung der von ihrem Vorsitzenden dargelegten Kriegs- und Friedenszielen aus. — Der zweite Gegenstand der Verhandlungen bildete ein Bericht des Geh. Rats Prof. Dr. Paasche über die innere Politik. Nach längerer Debatte, an der sich auch Staatsminister Dr. Friedberg beteiligte, kam folgende Entschließung zur Abstimmung: Der Zentralvorstand hält die Einführung des gleichen Wahlrechts für die Wahlen zum preußischen Landtag für eine Staatsnotwendigkeit und bittet daher die Landtagsfraktion, unter Zurückstellung gewichtiger Bedenken sich auf den Boden der Regierungsvorlage zu stellen. Bei der Abstimmung wurde die Resolution mit insgesamt 104 gegen 34 Stimmen angenommen.
timrlich« Bekanntmachungen unS Privat-Bnzelgen.
K. Oberamt Neuenbürg.
E i e r - V e r s o r g u n g.
Da die Ortslisten zur Viehzählung vom 1. März 1918 erst im Laufe dieser Woche vom K. Statistischen Landesamt zurückgegeben werden können, wird die Frist zur Vorlage der Aufstellung über die Eierlieferungsschuldigkeit bz«. den Zuschuß- bedars der Gemeinden bis 16. März verlängert. -
Den 11. März 1918. Oberamtmann Ziegele.
K. Oberamt Neuenbürg.
Eier-Abgabe.
Nach Anordnung der Landesversorgungsstelle können bis zur endgültigen Festsetzung des Verteilungssatzes weitere 10 Eier, insgesamt also 15 Eier, an die Versorgungsberechtigten «bgegeben werden. ^
Den S. März ISIS. Oberamtmann Ziegele.
Die hiesige
Maisenbach.
Kemeindezcrgb
*ird am Samstag, den 18. Mürz 1918, nachmittags 2 Uhr,
*uf weitere 6 Jahre öffentlich verpachtet. Die Bedingungen «egen auf dem Rathaus zur Einsicht auf.
Gchntttzaitzanamt: Geib »ld.
K. Amtsgericht UenenbArg.
Im Vereinsregister, Band I, Blatt 77, ist am 5. März 1918 folgendes eingetragen worden:
Geflügelzüchter-Verein Calmbach, mit dem Sitz in Calmbach.
Die Satzung ist am 29. April 1917 errichtet.
Der Vorstand ist mit 4 anwesenden Mitgliedern beschlußfähig.
Als gesetzlicher Vertreter gilt der 1. Vorsitzende.
Der Vorstand besteht aus:
dem Vorsitzenden: Reinhold Hörnle, Schultheiß, dem Schriftführer: Wilhelm Faaß, Gärtner, dem Kassier: Friedrich Wurster, Fabrikarbeiter, den Beisitzern: Fritz Barth, Zimmermeister,
Wilhelm Burgner, Fabrikarbeiter, Gottlieb Bott, Flößer,
August Seyfried, Schmied, sämtlich in Calmbach.
Den 7. März 1918. Amtsrichter: Frhr. V. Natter.
k. Iiüek, Laä lüebenrell
8prveli8tnnä«n: S—12 n. 2—5 Dkr. — Dvlsto» 52. Xn 5onn- u. keiertsxen sowie Lumsts^r xescklosse».
Oberamtsstadt Neue«b«g.
Auf
Lebensmittelmarke Nr. I»
entfallen 750 8 Marmelade, abzuholen bisspätestenslS.März in den Läden von Pfister, Pfaun- kuch, Fieß, Gaffer, Gauß, An- dräS. Preis 1 ^ 80 ^ für 11cx.
Die hies. Betriebe mit Schwerarbeitern können ihre Anweisungen am Dienstag den 12. ds. Mt-., vorm. 11 Uhr hier «bholen.
Städt. Lebensmittelstatke. Knödel.
Oberamtsstadt Neuenbürg.
Aus
Kffemnrte 6
eutfallen 120 s Delikatest- oder 125 x Hartkäse, abzuholen bei Kaufmann Fieß.
Die Schwerarbeiterkäsekarten werden bei Kaufmann Saiser «»gelbst mit 450 x Weichkäse. Städt. LebeusmtttelstvAe Knödel.