teilen, in Rußland herrsche eine sehr erregte Stim­mung gegen Lenin und Lrotzki, die beschuldigt «erden, durch ihr Hinziehen der Friedensverhand­lungen den großen Länderverlust Rußlands ver­schuldet zu haben. Im Smolny-Jnstitut in Petersburg bestätigt man Lenins bestimmte Vor­aussicht, daß der Moskauer Sovjetkongreß, wenn­gleich unter Protest, den Brest-Litowsker Vertrag genehmigen werde. Auch verlautet, daß der Zaren- samilie ein anderer Aufenthalt innerhalb Rußlands angewiesen werden soll. Hierzu bemerkt der Pariser Gaulois", Japan möge sich beeilen, die Zaren­familie zu befreien. Es wäre jetzt der sehnlichste Wunsch der leitenden Ententekreise, die Dynastie Romanow wieder emporzubringen. In gleichem Ginne äußert sich HervosViktoire".

Rotterdam, 9. März. Reuter meldet aus Petersburg: Der Zentralausschuß der Petersburger Sovjets hat mit großer Mehrheit den Friedens­vertrag mit Deutschland gutgeheißen. Wie verlautet, ist Krylenko wegen politischen Meinungsverschieden­heiten mit den Volkskommissaren zurückgetreten.

Aus Berlin wird berichtet, daß für Kurland im Einverständnisse mit den Vertretern der Selbst­verwaltung in Kurland ein wichtiger Schritt der deutschen Reichsregierung bevorstehe. Man kann überhaupt annehmen, daß für die deutsche Regier­ung nach dem Abschlüsse des Friedensvertrages mit Rußland und der bereits bekundeten festen Absicht Deutschlands nicht nur Kurland, sondern auch Litauen zu einer Selbständigkeit zu verhelfen, der Augenblick nun gekommen ist, sich über die Zukunft Kurlands und Livlands klar und offen auszusprechen.

Köln, 7. März. Die ..Köln. Ztg." meldet aus Kopenhagen: Der nach Finnland entsandte Mitarbeiter des BlattesSozialdemokraten" wohnte in Helsingfors einer Zusammenkunft des neuen revo­lutionären Ministerpräsidenten Männer, des Mini­sters des Auswärtigen Sirola und des Chefs der Roten Garde mit der schwedischen-sozialistischen Ab­ordnung bei. Während der Sitzung lief die Nach­richt ein. daß die Deutschen die Aalandsinseln be­setzt hätten. Diese Nachricht rief große Bewegung hervor. Männer erklärte, dies bedeute einen Kampf auf Leben und Tod. Der ganze finnländische Teil der Bevölkerung müsse sich nun gegen das Ein­greifen Deutschlands erheben. Die schwedische Ab­ordnung machte jedoch darauf aufmerksam, daß sich die Lage nun zu Gunsten der Weißen Garde ändern müsse. Der Chef der Roten Garde bestritt dies. Männer erklärte, wenn die Deutschen ernstlich die bürgerlichen Truppen unterstützen wollen, sei die Lage entschieden. Er glaube indessen nicht, daß sich die Deutschen in die inneren Verhältnisse Finn­lands einmischen würden. Im Laufe der Sitzung mußten die Vertreter der revolutionären Regierung zugeben, daß die Rote Garde sich schwerer Grau­samkeiten an der Zivilbvöklerung schuldig gemacht habe.

Berlin, 9. März. DieVoss. Zeitung" meldet aus Genf: Wie es heißt, trifft die Entente Vor­bereitungen, um an einem dem Einfluß der Mittel­mächte entrückten Punkte in Rußland eine russische Sonderregierung zu errichten, die den Brester Frieden nicht anerkennt und den Krieg, wenn auch nur mehr oder weniger theoretisch, fortsetzt.

Köln, 9. März. DieKölnische Ztg." mel­det aus Berlin: Durch Funkspruch ist bei der russischen Regierung dagegen Verwahrung eingelegt worden, daß die Verschleppung von deutschen Flücht­lingen aus Estland und Livland nach Sibirien fortgesetzt wird, obwohl dies den Abmachungen des Friedensvertrags widerspreche.

Berlin, 9. März. Die Deutsche Tagesztg. meldet aus Wien: Der Reichspost" zufolge zog die Rada unter dem Jubel -der Bevölkerung feierlich in Kiew ein, wo sie wieder ihren Sitz aufschlug.

Köln, 9. März. DieKöln. Ztg." meldet «us Wien: DieNeue Freie Presse" bespricht den Kampf gegen Lloyd George und Northclrffe. Der Widerstand gegen die Anmaßung des letzteren werde in England täglich größer. Lloyd George habe sich diesem verhängnisvollen Mann verschrieben wie Faust dem Mephisto. Aber er habe jetzt in Larson einen der gefährlichsten Gegner bekommen, einen Mann von eisernem Willen. Lord George lebe nur davon, daß niemand Lust habe, sein Nach­folger zu werden. Nach dem eigenen Eingeständnis Bonar Laws sei die Lage an der Westfront durch den furchtbaren Schlag gegen Rußland wesentlich verändert. Aber »er habe den Umsturz in Ruß­land bewirkt, wenn nicht England selbst? Der Verband, der die Friedensangebote verhöhnte und die Papstnote nicht beantwortet habe, wisse jetzt «och, daß der Vierbund jeden Augenblick bereit sei, ihm die Hand zu reichen. Er gehe nicht darauf ein, »eil er von Wahnsinn besessen sei. Wenn

England noch eine« Funken Vernunft besitze, müffe eS mit Abscheu die von fick schleudern, die nicht begreifen wollte», daß mit den Anweisungen aus die Zeit nur Zeit verloren, nicht Zeit gewonnen werde. Lloyd George habe eine starke Gegnerschaft gegen sich. Niemand könne sagen, ob er nicht falle» werde. Aber der Glaube an ihn sei erschüttert, die Schwungkraft, die aus dem Vertrauen ent­sprungen sei, gebrochen.

Frankfurt, 9. März. Die Frkf. Ztg. meldet: Nach einer Pariser Havasmeldung wird dem Matin aus London gemeldet: Im Unterhaus er­klärte Lord Ceeil, daß die Regierung täglich mit dem Gesandten Großbritanniens in Jassy telegra­phisch in Verbindung stehe und die Alliierten immer über den Verlauf der Verhandlungen unterrichtet seien, aber der diplomatische Kurier verkehre nicht, die Alliierten stünden vollständig außerhalb der Verhandlungen.

Rotterdam, ». März. (WTB.) Nach dem Nieuwen Rotterdamschen Courant wird der Exchange Telegraph Compagny aus Newyork gemeldet, daß die japanische Botschaft erklärt habe, der Plan für die Intervention in Sibirien sei vorläufig ausge­schoben. Es hänge jetzt von England ab, was Japan tun werde.

Genf, 9. März. Nach Londoner Meldungen wurden in den letzten Tagen über 10 OM Mann englische Truppen nach irische Häfen übergeführt.

1 8 Die steigende Lebensmiltelknappheit in England, gegen die sich anscheinend kein Mittel finden läßt, hat die Regierung in nicht geringe Verlegenheit ge­bracht. Die Bevölkerung der größeren Städte be­ginnt bereits unruhig zu werden und es scheint zu erheblichen Straßenkämpfen und Unruhen gekommen zu sein, deren Veröffentlichung während der letzten Wochen in ganz England von der Regierung den Zeitungen verboten wurde. Die Londoner Zeitungen erhielten aus fast allen Jndustriegegenden derartige Berichte, die alle dieselbe Klage wiederholten: Mangel an Fleisch, Fett und Butter fehlen gänz­lich, Milch und Käse sind nur ausnahmsweise zu erhalten, die Arbeiter hielten Protestversammlungen ab, in denen die Regierung Beamte sprechen ließ: die augenblickliche Lage sei auf Wucher zurückzu­führen, welcher Uebelstand bald beseitigt werden würde. Dadurch wurden die Arbeiter zu Aus­schreitungen gegen Ladenbesitzer und Inhaber von Lagerhäusern veranlaßt, sobald sie vermuteten, daß bei diesen noch Lebensmittel vorrätig seien. In ver­schiedenen Städten mußte Militär einschreiten. Diese Verhältnisse haben großen Einfluß auf die politische Haltung der Arbeiter, so daß liberale Kreise bereits glauben, die Regierung habe in ihrem eigenen Interesse die Verhältnisse soweit kommen lassen, um eine friedlichere Politik »erfolgen zu können.

Frankfurt, 9. März. Die Frkf. Ztg. meldet aus Genf: Nach den ersten amtlichen französischen Meldungen über den neuen Luftangriff auf Paris wurde das Alarmsignal in Paris gestern abend kurz vor 9 Uhr gegeben. Der Alarm dauerte

2 Stunden. Mehreren feindlichen Fliegergeschwadern gelang es, die französischen Linien zu überfliegen und Paris zu erreichen. Trotz der kräftigen Ab­wehrmaßregeln der französischen Flieger und der Artillerie gelang es einer Anzahl Flieger, die Stadt zu überfliegen und Bomben abzuwerfen. Es wird versichert, daß der Abwehr- und Hilfsdienst besser funktioniert habe, als'bei dem letzten Fliegerangriff, und daß auch die Zahl der Opfer geringer sein dürfte.

Basel, 9. März. Das Berner Tagblatt erfährt laut B. Z. von gut unterrichteter Seite aus Paris: Zwischen Clemeneeau und General Petain ist be­ständig ein Kampf in der Frage der Offensive der Westfront. Clemeneeau will, daß die Offensive von den Franzosen ergriffen wird, bevor die Deutschen die von ihnen angekündigte Offensive auslösen, während General Petain die deutsche Offensive ab- warten will, um dann zum Gegenangriff überzu­gehen.

Zum Frieden mit Rumänien. Ungarische Zeitungen schreiben, daß in dem Friedensvertrage mit Rumänien eine Bestimmung enthalten war, daß künftig das ganze Petrvleumgebiet Rumäniens ge­meinsames Eigentum Deutschlands, Oesterreich-Un­garns «nd Rumäniens sein werde und daß dessen Verwaltung einer besonderen Kommission übergeben werden svll.

Letzten Donnerstag traf auf dem Bahnhof Aachen-West der 14. Transport schwerverwun- deter Austauschgefangener aus England ein. Er bestand aus 211 Mann, darunter 7 Offiziere, 7 Sanitätsoffiziere und 10 fchwerkranken Zivilper­sonen. Das Aussehen der Heimgekehrten ließ er­kennen, wie sehr die Ernährung in englischer Ge­fangenschaft in letzter Zeit zurückgegangen ist.

Württemberg.

Stuttgart, 10. März. (GKG.) Heute »,r- j mittag zwischen 11 und 18 Uhr griffen zehn feind- l liche Flieger die offenen Städte Eßlingen «»z Stattgart und dazwischenliegende Ortschaften «tz zahlreichen Bomben, darunter Brandbomben, a«. Militärischer Sachschaden ist nicht entstanden, da­gegen wurden einige Wohngebäude beschädigt. Fünf Zivilpersonen, darunter zwei Frauen und zwei Kin­der, find verletzt. Die feindlichen Flieger wurde«, von unserem Abwehrfeuer vertrieben und durch eigene Kampfflieger verfolgt. Ein feindliches Flug­zeug wurde auf dem Rückflug im württembergischen Schwarzwald zum Landen gezwungen; die Insasse«, zwei englische Offiziere, durch einen Landsturmmann dort gefangen genommen.

Stuttgart, 7. März. Der 31 Jahre alle Bäckergeselle Eugen Seyfried war bei einem hiesige« Spediteur als Taglöhner beschäftigt. Bei seinen häufigen Arbeiten auf dem Güterbahnhof will er bemerkt haben, daß dort Manches gestohlen wurde was ihn veranlaßt habe, es ebenso zu machen. Er entlehnte sich einen kleinen Wagen und fuhr damit anf den Güterbahnhof. Dort lud er zwei Körbe und zwei Säcke mit Obst im Wert von 86 Mk. auf seinen Wagen. Der Diebstahl wurde aber vo« einem Angestellten der Firma Paul v. Maur be­merkt, worauf ihm das gestohlene Gut wieder abgs- nommen wurde. Die Strafkammer bestrafte ihn mit vier Monaten Gefängnis. !

Ludwigs bürg, 7. Mürz. In der vorletzte« Nacht wurden hier nicht weniger als vier große Schaufenster in verschiedenen Straßen auf be­willige Art eingeschlagen. Als Täter wurde ein aus dem Arbeitshaus« in Vaihingen a. E. entla»- fener, 54 Jahre alter Insasse von der Polizei fest­genommen, der sein Zerstörungswerk mit eine« Spaten wohl deshalb ausführte, um vom Arbeits­haus ins Gefängnis zu kommen. Die geschädigten !. Geschäftsleute, die nur zum Teil versichert sein sol- s len sind: Hofsattler Marquardt in der Myliusstraße, 1 das ResideNzcafe in der Bahnhofstraße, Buchbinder- s meister Würch in der Seestraße und das Putzge- ß schüft Strenitz-Matti in der Arsenalstraße. Der ! Schaden dürfte insgesamt einige Tausend Mk. be- ! tragen. ^

Mühlacker, 7. März. In letzter Zeit wurden ^ in der Seifenfabrik von Gebr. Rößler drei große f Einbruchsdiebstähle verübt, der letzte in der Nacht - vom Samstag zum Sonntag. Während bei den f zwei ersten Einbrüchen den Einbrechern aus Mustern s von allen Beständen größere Mengen von weißer f und gelblicher FriedenSgesichtseife, wie sie in den t letzten Jahren nicht mehr im Handel waren, in die f Hände fielen, gelang ihnen am letzten Samstag der ' Diebstahl von K. A.-Seife und K. A.-8eifenpulver.

Die Diebe sind unerkannt entkommen und scheinen f jedenfalls mit Leuten in Verbindung zu stehen, di ! den Fabrikbetrieb kennen. Die Fabrik hat auf die s Ergreifung eine Belohnung von 150 Mk. ausgesetzte /

Dürnrenz-Mühlacker, 10. März. Aus Ec- s bach O/A. Ehingen traf die Nachricht ein, daß' ; Schultheiß Händle, der feit einigen Tagen dort bei - seiner Tochter zur Erholung weilte, an einem Herz- / schlag verschieden ist. Durch die vermehrte Arbeits- ' last während des Krieges an seiner Gesundheit ; schwer geschädigt, nahm der im 57. Lebensjahr s» / jäh aus dem Leben Geschiedene vor einigen Woche« > einen Erholungsurlaub. Er stand seit 38 Jahre« : an der Spitze unserer Gemeinde./

Illingen, 5. März. Dieser Tage ist auf ^ der Eisenbahnstrecke Mühlacker-Illingen außerhalb der Station Illingen auf den 9.22 Uhr abends i «intreffenden Zug eine Knallkapsel von unbekannter f Hand auf die Schienen gelegt worden, wodurch eine kurze Betriebsstörung eingetreten ist. Fest ist es gelungen, den Täter in der Person eine! 16jährigen Burschen von hier, der im Maschine«- haus in Mühlacker beschäftigt ist, zu ermittel«.

Die Knallkapsel hat er von einem gleichaltrigen Rebenarbeiter, der sie im Maschinenhaus hatte- laufen lassen, erhalten. Beide gehen ihrer Bestraf­ung entgegen.

Aus Stavt, Bezirk unS Am-ebun«.

Neuenbürg. Obermatrose Eugen May", Svhn des I. Mayer Wagnermeister, erhielt M Treue und Tapferkeit das Eiserne Kreuz kl- Klafft Derselbe ist schon liiugere Zeit auch im Besitz »er Gilbernen Verdienstmedaille.