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Reuend ü r g» Freitag den 9. November M7.

Der deutsche Tagesbericht.

Großes Hauptquartier, 8. Nov. (WTB.) Anrt!. Westlicher Kriegsschauplatz:

Heeresgruppe des Generalfeldmarschaüs Kron­prinz Rupprecht von Bayern:

An der flandrischen Schlachtfront hat der Feind seine Angriffs nicht wiederholt. Die Ar­tillerietätigkeit blieb rege. Sie steigerte sich namentlich gegen die Abschnitte an der Yser and bei Passchendaele. Die Stadt Dixmuiden lag unter heftigem Miuenfeuer.

Nördlich von Porlkapelle und bei Armentie­res wurden englische Erkundungsabteilnngen ab- gewiesen.

Heeresgruppe des deutschen Kronprinzen:

Im Ailettegrmrd wurden aus erfolgreichen Vorfeldkämpfen französische Gefangene einge­bracht.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschaüs Her­zog Alvrccht von Württemberg:

Im Sundgan schwoll dir schon seit einigen Tagen lebhafte Artillerietätigkeit zu Leiden Seiten des RheinRhone-Kanals zu größter Heftigkeit an. Französische Sturmtrupps stießen am Nach­mittag nördlich und südlich vom Kanal vor.

Bei Ammertsweiler wurde der Feind zurück- ßeworferr, westlich von Heidweiler bliebe« vor- sprmgende Grabenstücke in seiner Hand. Am Abend brachen hier erneute Angriffe der Fran­zosen verlustreich zusammen.

Seit dem 3. November verloren die Gegner im Luftkampf und im Abwehrfeuer 24 Flugzeuge. Leutnant W ü sth o fs errang seinen 24. und 25. Ltzftfieg.

OesAcher Kriksisschauplatz:

Be? Brody und an der Moldawa lebte die Fenertätigkeit zeitweilig aus.

Mazedonische Front:

Im Cernabogen hat fich die Artillerietätigkeit mieder verstärkt.

Italienischer Krieftsscharrvlatz:

Unsere auf den Gebirgsstraßen vordringenden Abteilungen brachen den Widerstand feindlicher Nachhuten.

Dem am mittleren Tagliamento zwischen Tol- mezzo und Gemona und an den ständigen Be- sestigrmgswerken des Monte St. Simeone noch ausharrenden Feinde verlegten umfassend ange- seßte Angriffskolonnen den Rückzug.

Bisher mußten sich 17000 Italiener (darunter 1 General mit 80 Geschützen) ergeben.

In der Ebene entwickelten sich längs der Livenza Kämpfe. Im frischen Draufgehen er­zwangen sich deutsche und österreich-ungarische Divisionen trotz zerstörter Brücken den Ueber- gaug und warfen den Feind westwärts zurück.

Die Gesamtzahl an Gefangenen hat sich ans mehr als 250000, die Beute an Geschützen ans über 2300 erhöht.

Der erste Generalauartiermeister Ludendorff.

Der deutsche Abendbericht.

Berl in,8. Novbr., abends. (WTB. Amtlich.) In Flandern verstärkte Artillerietätigkeit bei ' Dixmuiden und Passchendaele.

Fu Italien vorwärtsschreitende Kampfe im tebirge und in der Ebene.

U

Neue U«Bootserfolge.

Berlin, 8. Nov. sAmtl.) Auf dem nördlichen Seekriegsschauplatz wurden durch unsere U-Boote wiederum 15000 Bruttoregistertonnen versenkt. Unter den vernichteten Schiffen befinden sich der amerika­nische Transportdampfer Achilles (6878 Tonnen) und ein unbekannter Tankdampfer, sowie der fran­zösische Segler Rose.

Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Neuer Aufstand in Petersburg.

Wien, 8. Nov. «MTB.) Aus dem Kriegs­pressequartier wird gemeldet: Unsere Radiostationen im Nordwesten haben heute folgenden verstümmelten Kunkspruch ausgenommen, der von Petersburg an alle Armeen gesandt wurde: Aufruf des kriegs­revolutionären Komitees. (In offener Sprache, der Anfang der Depesche fehlt.) Die politischen Ge­fangenen werden unverzüglich befreit. Die ehe­maligen MmisterKonavallo,Kischkin,Terestschenk», Maliantowitsch, Nikiti» usw. werden von dem revolutionären Komitee ins Gefängnis gesetzt, Kerenski ist entflohen. Es wird allen Armee­organisationen anbefohlen, Maßnahmen zu treffen, um Kerenski sofort zu verhaften und ihn nach Petersburg auszuliesern. Jede Hilfe zugunsten Kererrskis wir- als schweres Staatsverbrechen bestraft werden. I« Petersburg hat -er Arberter- und Soldatenrat gesiegt. Der allrussische Kon­greß der Arbeiter- und Soldaten-Deputierten spricht die Hoffnung aus, daß aus den Eisen­bahnen die Ordnung aufrecht erhalten bleiben und der Betrieb nicht eine Minute gestört wird.

Zürich, 8. Nov. (GKG.) DieMorningpost" meldet aus Petersburg: Truppensormationen der russischen Nordfrom haben sich für den Petersburger Arbeiter- und Soldatenrat erklärt und sind im Vor­marsch aus Petersburg. Die dem Arbeiterrat er­gebenen Soldaten besetzten die Munitionsfabriken in der Wiborger Vorstadt. Der Zugsverkehr mit Peters­burg ruht.Dail Mail" meldet ans Petersburg: Das russische Vorparlament hat den Antrag der Negierung nach einer Mindgebung für ein gemein­sames Kriegsziel der Alliierten zum zweitenmal von der Tagesordnung abgesetzt. Der Beschluß er­folgte am Montag nach Mündiger lebhafter Erör­terung.

London, 8. Nov. MTB.) Reuter erhielt ein Telegramm v»n der amtlichen Pet. Tel.-Ag., die in Händen der Marimalisten ist, in dem es heißt, daß die Marimalisten die Stadt in ihrer Gewalt haben und die Minister verhafteten. Der Leiter der Bewegung, Lenin, verlangt sofortigen Waffenstillstand und Frieden.

Bern, 8. Nov. (WTB.)Progres de Lyon" meldet aus Petersburg: Das Landgut des Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch bei Nikolajew wurde dem Erdboden gleichgemacht. Die sehr wert­vollen Kunstschätze des Großfürsten sind verschwunden. Alle Untersuchungen zur Entdeckung der Schuldigen sind ergebnislos geblieben. In Podolien, in der Ukrain und in Nordbessarabien ist die Lage durch plündernde Banden so ernst geworden, daß die Re­gierung der Militärbehörde die Vollmacht gab, mit aller Strenge vorzugehen, um die Ordnung wieder herzustellen.

Berlin, 8. Nov. DerLokalanzeiger" meldet von der schweizerischen Grenze: DieN. Zür. Ztg." meldet aus Petersburg: Das Organ der russischen Marimalisten berichtet, Wladiwostok sei seit einigen Tagen vollständig in der Macht der Marimalisten. Sie erließen an die Bevölkerung einen Ausruf, daß sie die Gewalt übernommen haben. Die öffentlichen lichen und die privaten Organisationen erklärten sich bereit, dem Befehl des Rates der Marimalisten zu gehorchen und ihn anzuerkennen.

Stockholm, 8. Nov. In der Rußkija Wie- domosti" besaßt sich ein Artikel mit dem Regierungs­programm der Marimalisten. Demnach fordern

diese völligen Ausschluß des Bürgertums von der Macht, ferner energische Schritte zu sofortigem» Frie­densschluß, drittens die Arbeiterkontrolle über die Industrie, endlich die Uebergabe der ganzen Macht an die Arbeiter- und Soldatenräte, sowie zum Schluß vollständige Einstellung der Zinsenbezahlung von allen Kriegsanleihen.

Der Siegeslauf in Oberitalien.

Was ist heute noch übrig von Cadornas Streit­macht? -Seine Gesamtverluste an Menschen können vorerst kaum abgeschätzt werden. Es sind gewöhn­lich die besten Leute, die besten Truppen, die einer solchen Katastrophe zmn Opfer fallen. Die ihm verbleibenden Heeresteile werden so schwer erschüt­tert sein, daß es im günstigsten Falle einiger Wochen zur Wiederherstellung ihrer Kampffähigkeit bedarf. Wenn der BernerBund" meint, daß 300000 Mann englisch-französischer Verstärkungen nötig seien, um auch nur zahlenmäßig Cadornas Verluste auszugleichen, so ist das jetzt schon zu wenig, denn auf 200 000 Gefangene kommen natürlich sehr vieb mehr als. 100000 Tote und Verwundete, von solchen Versprengten, die nicht mehr zurückkehren, gar nicht zu reden. Aber auch derBund" erkennt, daß mit dem zahlenmäßigen Ausgleich noch keineswegs an der Südsront die strategischen Verhältnisse wiederhergestellt sein wür­den, wie sie vor unserem Siege waren. Die moralischen Kräfte lassen sich, wenn sie einmal er­schöpft sind, nicht so ohne weiteres nachsüllen. Auch sind 1800 Geschütze nicht leicht zu ersetzen, rund gerechnet 450 Batterien, darunter sehr viel schwere und schwerste Artillerie. Diese Niederlage vom Jsonzo zum Tagliamento bedeutet eine Kata­strophe für die italienische Armee, und man darf heute schon sagen, daß der weitere Vormarsch unse­rer verbündeten Heerkörper in der nächsten Zeit nicht vorn Willen des Feindes abhängt (auch nicht von dem seiner etwa herbeigeeilten Verstärkungen), sondern einzig von unserer eigenen Heerführung. Die Sturmkrast, mit der die große Heeresmacht Italiens in wenigen Tagen über den Haufe» gerannt wurde, ist fast beispiellos. Ein Sieg, der' noch künftigen Geschlechtern aus dem unheimlich brausenden Schlunde dieses Weltkrieges herrlich hervorleuchten wird. Die Völker Deutschlands und Oesterreich-Ungarns haben ihn der genialen Ueber- legenheit ihrer Heersührung zu danken und gleicher­maßen der nicht auszulöschenden Hingabe, dem sittlichen Schwung ihrer Soldaten, dem rastlos in den Feind sich werfenden Drang nach Vorwärts. Die strategische und taktische Anlage des Durch­bruchs bei Flitsch und Tolmein legte den Grund zum Erfolge. Nicht die Tatsache, daß wir an­greifen wollten, war für die Italiener Ueber- raschung. Aber die Art unseres Angriffes, die Größe und Kühnheit des Gedankens, die Kraft und die Schnelligkeit seiner Ausführung. General Eadorna hielt offenbar einen Versuch, seine Truppen wieder vom Bainsizza-Plateau herunterzudrängen, fSr unser wahrscheinlichstes und höchstes Kriegsziel. Hinter den dortigen Linien hatte er seine Haupt­reserven massiert. Die Verbündeten aber begnügten sich, den Feind an dieser Stelle zu fesseln. Der Durchbruch erfolgte gerade dort, wo die Italiener ihn als ganz aussichtslos abgeschätzt hatten. Er erfolgte mit Methoden, die ihnen neu waren, denen sie deshalb hilflos gegenüberstanden. Artillerievor­bereitung nicht tage- oder wochenlang, sondern wenige Stunden, Gasangriff nach einem Verfahre», gegen das sie, wie es scheint, keine Abwehr fanden, Taktik: nicht frontal gegen die Hauptstellungen des Verteidigers, sondern zuerst in den Tälern vorwärts, die Bergsiellungen fielen dann teilweise von selbst, wie das KrN'Massiv, das sich östlich Karfreit aus­baut. Der Durchbruch im Raume Tolmein und Flitsch führte zur Lösung der Fronten Cadornas südwärts im ganzen Jsonzogebiet, später auch nach Norden und Osten in den Karnischen Alpen. Eine