zerstörten Panzerwagen bei Kunjuchi gesunden wurde, findet sich folgende Stelle: Ich erinnere daran, daß für die Panzerwagen Gefangene ein unliebsamer Ballast sind.
Lugano, 10. August. „Avanti" teilt mit, daß die italienische sozialistische Kammergruppe beschlossen hat, gleich nach Beendigung der Ententekonserenz in London eine neue Sitzung anzusetzen. Die italienischen Abgeordneten beabsichtigen in dieser Sitzung den Generalstreik in ganz Italien zu erklären, falls die Londoner Ententekonferenz ein greifbares Resultat für die Eröffnung der Friedensverhandlungen nicht bringen sollte.
Selbstherrscher Wilson. Daß die Macht, die einst der Zar besaß, nur gering war gegenüber der Autokratenmacht des amerikanischen Präsidenten haben die letzten Monde klar erwiesen. Selbst die Engläirder geben zu, daß Wilson sein Volk gegen seinen Willen in den Krieg zwang. In zwei Artikeln „Das neue Amerika" von Jan Hay, die die Londoner „Times" veröffentlichten, wird auch auf die Vorgeschichte der Erklärung des Kriegszustandes mit Deutschland durch Wilson eingegangen, und dabei sagt der englische Lobredner Amerikas über die Rolle, die der Präsident dabei gespielt hat: „Wie tief wir Amerika verpflichtet sind, ist von uns noch nicht genügend gewürdigt. Es sei daran erinnert, daß dieser Beistand, wenigstens im Anfang des Krieges, nur von einer verhältnismäßig kleinen Gruppe von Amerikanern geleistet wurde. Unter diesen stand in erster Linie der Präsident. Er wußte: wenn er sich gleich in den Krieg stürzte aus Gründen der nationalen Ehre und der allgemeinen Menschlichkeit, so würde ihm das Volk in seiner Gesamtheit nicht folgen. So wartete er ab, und versuchte nicht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, außer im Sinne strikter Neutralität. Er hielt an sich, bis er vorgehen konnte mit hundert Millionen Menschen hinter sich. . . . Bis zur Sicherung seiner- Wiederwahl konnte Wilson keine ausgesprochene Stellung nehmen. Bei der Wahl im November 1916 widerstand Wilson allen Versuchen seiner Gegner, ihn zum Farbebekennen zu veranlassen. Er stellte sich zur Wiederwahl als der Mann, „der das Land vor dem Krieg bewahrt hatte." So wurde Wilson wieder gewühlt. Nun stand er fest: mehr: er war allmächtig. Seit dem Sturz des Zaren ist der Präsident der Vereinigten Staaten wohl noch der einzige wirkliche Autokrat in der Welt. Wir, die wir in einer Monarchie leben, wo eine Volksabstimmung über Nacht die Regierung stürzen kann, verstehen kaum, was es heißt, der Bürger einer großen Demokratie zu sein, wo ein einziger Mann zugleich als König und Ministerpräsident waltet, seinen Willen meist der Gesetzgebung ausnötigen kann, für keine seiner Handlungen verantwortlich und vier Jahre laug unabsetzbar ist."
Berlin, 10. Aüg. Der Berliner Vertreter des „St. Tagbl" meldet: Für den Wahlkreis Saarbrücken, der durch den Tod Wassermanns erledigt ist, wird, wie wir hören, an die Kandidatur Dr. von Hiebers in Stuttgart gedacht. Dr. von Hieber legte bekanntlich sein Mandat nieder, als er zum Regierungsdirektor im würtembergischen Kultusministerium ernannt wurde. Aber dre Gründe, die ihn damals zum Ausscheiden aus der parlamentarischen Laufbahn bewogen, bestehen wohl nicht mehr, wenigstens nicht iu der gleichen Stärke. Auf alle Fälle wäre es dringend zu wünschen, wenn um ihretwillen in einer Zeit, die an parlamentarischen Talenten ohnehin nicht übermäßig reich ist, der Reichstag eine Kraft wie Dr. v. Hieber auf die Dauer nicht entbehren müßte.
Berlin, 10. Aug. Wie das „Berliner Tageblatt" erfährt, fand gestern in der Reichsstelle für Gemüse und Obst eine Besprechung zwischen den Vertretern der Regierung und den verschiedenen Interessentenkreisen über die Beschlagnahme der Aepfel-, Birnen- und Pslanmenernte statt. Diese Besprechungen sind noch nicht abgeschlossen, doch dürften sie zu dem Ergebnis führen, daß die Beschlagnahme der ganzen Obsternte baldigst durchge- führl wird.
Württemberg.
Stuttgart, 10. Aug. Die Zweite Kammer beendete heute vormittag zunächst die Abstimmung über die restlichen Anträge zur Volksernährung. Die Ausschußanträge wurden größtenteils angenommen. Dann begann die Beratung über die Kriegswohlfahrtspflege. Abg. Schees (FV) erstattete über die Ausschußverhandlungen Bericht. Minister des Innern von Fleischhauer sprach über die staatlichen Maßnahmen zur Kriegswohlfahrtspflege und die Stellungnahme der Regierung zu den vorliegenden
Anträgen, worauf der Abg. Andre (Z) die Anträge seiner Partei begründete und unter anderein eine einheitliche Regelung für Kriegswohlsahrtspflege verlangte, was auch der Wunsch des Landtags und des ganzen Landes sei. Der Abg. Böhm (N) anerkannte das Verständnis der Behörden dafür, die Not zu lindern. Beschwerden ließen sich wohl nie ganz verhindern. — In der Nachmittagssitzüng sprach zunächst der Abg. Westmeyer (SV) zu den vorliegenden Anträgen. Die geringe Zahl von Beschwerden über die Kriegsunterstützungen beweise nicht, daß alles wohlbestellt sei, sie beweise vielmehr daß große Zerfahrenheit herrsche. Die Schultheißen und Oberamtmänner wüßten vor lauter Verordnungen nicht mehr aus noch ein. Der Abg. Muttutat cS) sprach der Regierung die Anerkennung dafür aus, daß sie in der Unterstützungs- und Zuschußfrage alles getan habe, was in ihrer Macht stand. Hierauf meinte der Abg. Hiller (BK), die vorbezeichneten Fälle seien sicher ganz vereinzelt, die Vermieter hätten auch teilweise mit großen Mietzinsausfällen zu rechnen. Der Abg. Groß (Z) sprach über das mangelnde behördliche Entgegenkommen bezüglich der Gewährung von Reichskriegshilfe und der Abg. Gaiser.(FV) meinte, die Ortsvorsteher hätten ihre Aufgaben sicher zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt. Nach weiteren kurzen Bemerkungen der Abgg. Karges (BK), Graf (Z), Nübling (BK) und Schees (FV) wurden die Ausschußanträge durchweg angenommen und die Zusatzanträge abgelehnt mit Ausnahme eines Zusatzantrags Graf (Z) betr. Mitwirkung von Arbeiterausschüffen bei der Entscheidung über Beschwerden aus der Familienunterstützung, der angenommen wurde, trotzdem der Minister- schwere Bedenken geltend gemacht hatte. Schluß '/s8 Uhr. Weiterberatung Samstag vormittag '/-10 Uhr.
Stuttgart, 10. Aug. Die 27 Jahre alte verheiratete Pauline Bechtle aus Besigheim, deren Mann bei Straßburg im Heeresdienst steht und schon längere Zeit keinen Urlaub hatte, schrieb in der Aufregung an dessen Major einen wenig liebenswürdigen Brief und bedrohte den Offizier in nicht mißzuverstehender Weise, falls ihr Mann keinen Urlaub bekomme. Die schneidige Kriegersfrau entschuldigte sich zwar nachträglich bei dem Major, der ihrem Manne trotz der schweren Beleidigungen Urlaub gab. Die Strafkammer aber berücksichtigte den Nötigungsversuch der Angeklagten mit 3 Wochen Gefängnis.
Soeflingen, 10. Aug. Der Verkauf des Obstertrags der Schwenkschen Gärten bot ein markantes Kapitel zur Kriegsteuerung. Trotz des reichen Obstsegens wurden Preise angelegt, die das Maß dessen weit übersteigen, was man in den drei Kriegsjahren gewohnt war. So wurde beispielsweise für einen Nußbaum 240 Mk. bezahlt, dabei soll der Käufer nach fachmännischer Ansicht noch ein gutes Geschäft gemacht haben, und für einen Obstgarten, der voriges Jahr bei gleichem Ertrag um 91 Mk. verkauft wurde, betrug der Erlös Heuer 972 Mk., also mehr als 10 mal mehr. Die Zahl der Liebhaber war auch eine ganz außerordentlich große, was hauptsächlich dem Umstande zuznschreiben ist, daß das städtische Obst dieses Jahr nicht verkauft wird. Der Gesamterlös betrug 8550 Mk. bei einem Voranschlag von 2830 Mk.
Vom Lande. Wer die Obstkerne nicht sammelt, schadet sich selbst und man wird es ihm an der Fettkarte abziehen müssen, hörten wir einen Landbewohner sagen: das geht nur die Leute in der Stadt an. Wir haben ja keine Fettkarte und man wird sie uns daher auch nicht kürzen können. Diese Antwort eines schlichten Landbewohners enthält eine bittere Wahrheit. Gar mancher Bewohner auf dem Lande pflanzt keine Oelgewächse an, und da die meisten Gemeinden keine Sorge treffen, ihre Bürger mit Oel und Fetten zu versorgen, so gibt es sogar manche Familie, die monatelang kein Oel im Hause hat. Daher auch vielfach die Interesselosigkeit an dem Sammeln der Obstkerne. Und doch sollte gerade auf dem Lande die Mahnung: Sammelt Obstkerne! ^erst recht durchgeführt werden, da es hier Kerne in Massen zu sammeln gibt. Man denke nur einmal an die Kerne, die nach dem Brennen von Obst übrig bleiben und meist weggeworfen werden, obwohl sie nach der Antwort eines Sachverständigen in der Landwirtsch. Zeitschrift für die Herstellung von Oel fast noch den vollen Wert haben wie die frischen Kerne.
Die Honigernte. In der Sommerversammlung des Bienenzuchtvereins „Von den Fildern" berichtete der Vorsitzende, Oberlehrer Rentschler- Hohenheim, die heurige Honigernte sei nicht so günstig ausgefallen, wie man nach dem Blütenstand und der Frühjahrswitterung hätte erwarten sollen. Die Völker waren wegen des langen Winters noch
nicht so stark, um die Hauptblütezeit richtig auszunützen. Immerhin sei mit einem Ertrag von 10 Pfd. für das Volk zu rechnen. Die Nachfrage nach Honig war äußerst lebhaft, und der Höchstpreis von 3 All für das Pfund wurde gerne bezahlt. Zucker zur Einwinterung der Bienen bekommen die Jmkek neben 10 Pfund steuerfreiem, vergälten! Bienen- zucker nur noch 3 Pfund versteuerten für das Volk. Das Wachs ist beschlagnahmt und wird mit 12 Mk. das Kilogramm als Höchstpreis bezahlt.
Frühherbstliche Witterung. In manchen Gegenden, u. a. in Oberschlesien, wird der 10. Aug. als erster Herbstag bezeichnet. Auch in unserem Gebiet trifft Heuer diese Annahme fast zu, denn frühherbstlich sind die gegenwärtigen Lustverhältnisse, früherbstlich der Witterungsverlauf. Für die Alb kam der Regen sehr erwünscht, weil dadurch das Wachstum des Oehmds und der Halmfrüchte gefördert wird und die Getreidekörner sich voller entwickeln. Der stärkste Niederschlag siel im Schwarzwald. — Die neuerdings von Westen heraufgekom- menen Störungen bewirken der Menge und Stärke nach für die folgenden Tage andauernd unbeständige Witterung mit häufigen Niederschlägen. Das Wetter wird also weiterhin frühherbstlich bleiben.
klus StaSt, Bezirk ANS Umgebung.
Aus der amtl. württ. Verlustliste Nr. 596. Karl Bischofs, Langenbrand, leicht verwundet. Erwin Hanselmann, Neuenbürg, leicht verwundet. Utffz. Adolf Höckele, Birkenfeld, l. verw., b. d. Tr. Friedrich Klenk, Loffenau, schwer verwundet.'
Karl Klenk, Loffenau, schwer verwundet.
Karl Klotz, Waldrennach, l. verwundet, b. d. Tr. Wilhelm Kusterer, Waldrennach, l. verw., b. d. Tr. Gfr. August Schempf, Obernhausen, vermißt. Robert Schöttle, Schwann, gefallen.
AonsrtagsgeÄarrken (11. Aug. 1917.)
Kriegsernte.
Nun schneiden wir das reife deutsche Korn, mit Händen von der Arbeit hart gesegnet, mit Herzen, dankerfüllten Frohmuts voll, denn Gott hat Fülle in die Zeit geregnet.
Else Robaizel,
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Es ist heiliges Geheimnis und voller Schönheit: draußen steht das Konz hoch und dicht in unabsehbaren Breiten. Als wir das Kom in die Erde legten, hatten unsere Feinde beschloM, daß wir um diese Zeit kein Brot mehr haben sollten. Wir haben es noch und cs dünkt uns ein Wunder, das andächtig macht. Anna Sckneber,
-r- -k
So lange die Erde stehet, soll nicht aufhören Samen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. i. Mose 8, 22 ,
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Heller Glocken Morgenschall,
goldene Garben überall . . .
Rauhe Hand greift über Garben:
„Deutsches Land du wirst nicht darben!
Unsre Erde! Droben Er!
Sie verlassen nimmermehr!"
Reinhold Braun.
Vermischtes.
(Ein hartnäckiger Liebhaber.) In Pforzheim stellte sich dieser Tage bei Uhrmacher G. ein fremder Herr ein, der an einer Regulatoruhr ganz besonderen Gefallen fand. Auf seine Frage nach dem Preis antwortete der Uhrmacher, daß ihm die Uhr nicht verkäuflich sei. Andern Tags dieselbe Antwort. Als der Liebhaber am dritten Tag den doppelten Preis geboten hatte, erhielt er wieder die Antwort, das Stück wird auch zu dem höheren Preis nicht abgegeben. Welche Ueberraschung, als andern Morgens die Uhr fort war. Der sonderbare Liebhaber hatte sie sich mittels nächtlichen Einbruchs in das Verkauflokal zu holen gewußt, jedoch den Barbetrag jvon 65 Mk. hinterlassen. Ein guter Mensch, dessen Persönlichkeit bis jetzt nicht ermittelt werden konnte.
Berlin, 9. Aug. Ein Streit auf der Straßenbahn nahm Donnerstag nacht einen verhängisvolle« - Ausgang. Ein Straßenbahnführer wurde von einem unbekannten Fahrgast so heftig gegen die Brust gestoßen, daß er zu Boden stürzte und sofort tot war. Der unbekannte Täter ist entkommen. Aus seM Ergreifung ist eine Belohnung von 500 aufgesetzt.
Die „B. Z." meldet: Die vor einigen Tag« erfolgte Aufdeckung einer Geheimschlächtereiw Wernigerode hat noch zu einer Schließung von acht weiteren Hotels geführt.