Unter anderen ist der amerikanische Dampfer „Shaumet" welcher mit 7'/» 8b. per 100 Pfund auf 6 Monate versichert war, mit 10 Pfund pro Hundert weiter versichert worden. Der englische Dampfer „St. Hubert", welcher mit Salpeter von Chile nach Japan unterwegs ist, ist mit 20 Pfund pro Hundert versichert worden. Die Zahl der Schiffe, welche Kontrebande nach Japan bringen sollen, wird auf 3 bis 400 geschätzt.
Nom japomslh-nlsßstzm Krieg.
Petersburg, 5. August. Nachrichten aus Liaoyang zufolge erfolgte der Rückzug der Russen längs der ganzen Front auf ausdrücklichen Befehl Kuropatkins. In Liaoyang wird der erste wirkliche Widerstand entgegengesetzt werden.
Petersburg, 5. Aug. Hier umlaufenden Gerüchten zufolge hat ein neues Gefecht, welches angeblich für die Russen günstig verlaufen ist, nördlich von Haitschcng stattgefunden.
Petersburg, 5. Aug. Infolge der hier eingetroffenen HiobLposten vom Kriegsschauplätze ist die Stimmung äußerst erregt. In militärischen Kreisen ist man erstaunt über die Dispositionen Kuropatkins und man spricht bereits von einem bevorstehenden Wechsel in der obersten Leitung der mandschurischen Armee.
Petersburg, 5. Aug. Die Verluste der Russen in den Kämpfen bei Haitscheng werden auf 1300 Offiziere und Mannschaften beziffert.
Paris, 5. August. Man ist hier fast allgemein der Ansicht, daß General Kuropatktn einer Schlacht bei Liaoyang nicht mehr ausweichen kann, da er die dort angehäuften Truppenmassen und Vorräte nicht so schnell nach Norden zu schaffen vermag und von Kuroki festgehalten wird. Nach hiesiger Berechnung hat Kuropatkin bestenfalls 180000 Mann, der Schätzung des Journals zufolge höchstens 130 000 Mann. Die drei japanischen Armeen dürften zusammen 210 bis 240 000 Mann zählen.
Tokio, 5. Aug. Ueber den Sturm auf Port Arthur liegen noch keine amtlichen Nachrichten vor. Leute, welche von der Halbinsel zurückkehren, erklären, die japanischen Angriffe würden die Welt in Staunen setzen.
vermischtes.
— Ein Afrikaner über Kaisers Geburtstag. Ein eingeborener Lehrer, Seminarist der norddeutschen Mission in Amedschowe, berichtet über die Feier von Kaisersgeburtstag in Lome (Togo): Der einzige Mann, der viele Länder zu ihrer Gunst und Sicherheit mit aller Sorgfalt pflegt, ist der Kaiser. Da dieses Ge
schäft kein leichtes ist, darum ist es wohl schön, als Volk ihm freiwillig untertan zu sein, damit man auch mit ihm sich freuen kann an seinem Freudentage. Dieser sein Freudentag ist sein Geburtstag, der heutzutage in allen deutschen Kolonien gefeiert wird, sowohl auch in Lome, der Hauptstadt von Togo. Alle benachbarten Stämme feierten diesen Tag in Lome zusammen. Der Tag fällt jährlich ans den 27. Januar, weil der Kaiser am 27. Januar 1859 geboren ist. Der letzte Kaisersgeburtstag war ein heißer Mittwoch. Vom Morgen bis Mittag gegen 3 Uhr war alles ruhig. Morgens um 10 Uhr hielt Missionar Spieß eine deutsche Kaiser- und Brückenpredtgt, wozu viele Europäer kamen, auch der Gouverneur. Unsere deutsche Schule sang deutsche Lieder. Bei dem Vergleichen des jetzt und früher gefeierten Festes können wir sagen, daß dies nicht mehr mit großem Geräusch gefeiert wurde. Ungefähr um 3 Uhr erst versammelte sich eine Volksmenge beim Bezirksamt mit ihren verschiedenen Trommelspielen. Einige Europäer waren da als Zuschauer im Oberstock zusammen und alle eingeborenen Zuschauer dagegen waren rings um die Mannschaft. Da tanzte man mit Kraft und Ernst, jeder nach seiner Tanzkunst. Man hatte es gerne sehen wollen, aber der großen Staubwolke wegen konnten viele nicht lange dableiben. Der Trommelschlag selbst dauerte auch nicht lange an. Nach anderthalb Stunden ungefähr verzog sich die Volksmenge. Das war ein kleiner Ueberblick vom Feste am 27. Januar.
— Der Priester als Held. Einer der Helden der russischen Armee ist der Pater Iwan Schtscherbatkowsky, der, das Kruzifix hoch emporschwingend, das 12. Regiment zu einem Todeskampf gegen die japanischen Reihen führte. Er liegt jetzt in dem Lazarett von Charbin mit 3 Kugelwunden in der Brust; er selbst erzählte, wie ein englischer Korrespondent berichtet, seine Heldentat folgendermaßen: „Unser Regiment war vorgeschickt worden, um die erschütterten Bataillone Kashtalinsky zu entsetzen und ihnen den Rückzug zu sichern. Während diese sich zurückzogen, wurden wir von den Japanern umringt und mußten uns den Weg mit den Bajonetten bahnen. Die japanischen Schrapnells rissen große Lücken in unsere Reihen und unsere Leute zögerten und wankten. Da trieb mich unser heiliger Glaube an, ihnen neuen Mut einzuflößen. Ich warf meinen Hut fort, nahm das Kruzifix in die rechte Hand und stürmte vor die Front. Die Leute faßten wieder Mut, als sie mich sahen und schrieen: „Christus ist mit uns!" Drei Männer neben mir wurden von einem Granatsplitter fortgerissen, doch ich blieb unversehrt. Alle, die vorstürmten, fielen in dem Gcschützfeuer der Japaner, und die glühenden Schlünde der Geschosse erschienen uns wie Flammen der Hölle. Ich hielt das Sinnbild der Gottheit hoch in die Luft und es verbreitete Furcht und
Schrecken über unfern heidnischen Feinden. Schließlich traf eine Kugel meine Brust, doch ich drang weiter vor. Eine andere traf mich, ich stolperte. Da traf mich eine dritte und ich fiel und ward mit fortgeschlcppt über das Schlachtfeld, während unsere kleine Schar, den Pfaden des Herrn folgend, sich den Weg hindurchbohnte durch die Unzahl der Feinde und unsere zurückweichende Hauptarmee erreichte. Freilich waren die Opfer gewaltige und von 100 Mann lagen 90 starr und tot auf dem Kampfplatz."
Litterarisches.
X. Hirsau. Kürzlich ist ein „Schwank von Alban Blank" erschienen unter der Aufschrift: „Die bestrafte Notlüge oder die Tommerreise «ach Hirsau."
In scherzhafter Dramatik wird uns darin ein alter guter Eheherr vorgeführt, der durch Vorspiegelung eigener Krankheit seine unpraktische, nervöse und exzentrische Ehehälfte mit sich in die Sommerfrische nach Hirsau zu bringen hofft. Durch die überreizte Sorglich- keit der Frau, die Aengstlichkeit des Arztes und das läppische Dazwischentreten anderer Figuranten gerät der alte Herr in eine so unleidliche und unmögliche Situation, daß er nur noch in einer plötzlichen Flucht nach Hirsau, die unter außerordentlich komischen Umständen vor sich geht, sein Heil findet. Seine durch die überraschende Wendung ernüchterte Frau reist ihm nach. Der Schwank, offenbar von einem warmen Freunde Hirsau'S verfaßt, läßt am Schluß dessen Vorzüge in Hellem Lichte erstrahlen. Die Anziehungskraft Hirsau'S ist es, deren Unwiderstehlichkeit den guten Vupillenrat zu seiner Simulation veranlaßt und die zuletzt auch alle Schwierigkeiten siegreich überwindet. Einheimische und Gäste werden durch Lesen dieses hübschen Scherzspieles sich ein heiteres Viertelstündchen bereiten. (Vorrätig bei Kameralamtsdiener Zeih er in Hirsau L 20 -4.)
Standesamt Kak«.
Geborene.
28. Juli. Paula Walpurga, Tochter des Anton Konzel-
mann, Lokomotivführers hier.
29. „ Maria Erna. Tochter des Otto Wick, Kauf
manns hier.
1. Aug. Georg August, Sohn des Pflästerermeisters August Weckerle hier.
Getraute.
6. Aug. Otto Krehl, Amtsgerichtssekretär in Besigheim mit Julie Schill von hier.
Gestorbene.
29. Juli. Johann Georg Keppler, Taglöhner hier, 54 Jahre alt.
31. „ Otto Friedrich, Sohn des Wilhelm Frohn-
maier, TaglöhnerS hier, 3 Monate alt.
4. Aug. Hugo, Sohn des Josef Heindl, Handelslehrers hier, 1 Monat alt.
Krtkameteil.
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In der Tür stand inzwischen die Oberstin, die dem Mädchen gefolgt, wie erstarrt, ängstlich den Blick auf die Fremde gerichtet, die ihr wie eine Unglücks- bringerin erschien, als sie Priska an deren Brust liegen sah.
Der Oberst stand als stummer Zeuge, gerührt, in stürmischer Gefühlswallung. Einst hatte er sie verloren, um die er jahrelang getrauert, und jetzt kam sie, um ihm das Kind wieder zu entreißen, ihr Kind, das er schon wie das seinige betrachtet. Er sah sie bereits scheiden, beide. Und welche Lsbensöde mußte ihn angähnen, wenn sie fort waren, wenn er nicht mehr dieses heitere, so innige Wesen um sich hatte, das von allen geliebt ward. Aber es war vielleicht bester, sie schied. Er hatte in den letzten Tagen aufmerksamer beobachtet als seine in Gefühlssachen so harmlose Gattin, was mit seinen Söhnen vorging. Mochte denn auch das ihm noch beschieden sein!
11.
In Priskas Herzen war Heller Jubel. Der Onkel, der Oberst, zeigte ihrer Mutter eine Aufmerksamkeit, ja Galanterie, durch die sich seine Gattin ohne ihre große Selbstlosigkeit hätte zurückgesetzt fühlen können.
Die Mutter wohnte in einem Hotel der Nachbarschaft; sie hatte es nicht gewagt, zu beanspruchen, daß die Tochter bei ihr sei, war also stets bei ihr in des Obersten Wohnung. Keiner wagte die Frage zu berühren, was jetzt werden solle.
Nur auf Bernhards Antlitz stand dieselbe fortwährend. Er war in seinem Wesen nicht wieder zu erkennen; ruhig, von außerordentlicher Artigkeit gegen PriskaS Mutter, so daß diese für ihn ein besonderes Wohlwollen zeigte.
Der Oberst umgab letztere mit den größten Aufmerksamkeiten. Kein Wort fiel zwischen ihnen über das damals, nur ein warmer Druck ihrer Hände, wenn sie kam oder ging, erinnerte sie beiderseitig an dasselbe.
Auch Jobst zeigte ihr seine Verehrung; sie unterhielt sich gem mit ihm, fand in ihm einen geistreichen Mann.
„Aber warum dieser schwermütige Zug in seinem Wesen?" fragte sie Priska.
„Er fühlt sich unglücklich, ich weiß nicht, warum," antwortete diese aus» weichend, aber doch etwas unruhig, denn Jobst war ihr ja unheimlich geworden.
„Ec scheint für Dich zu schwärmen," hatte die Mutter ihr schon gesagt. Priska fürchtete sogar, er habe dieser schon mehr gesprochen während einiger Promenaden, die beide zusammen gemacht, und die Mutter schien ihn gern zu sehen.
Eines Abends saß sie allein in dem Wohnzimmer der Oberstin, einen Brief an den Vormund schreibend, mit dem die Mutter sie beauftragt. Alles war im Theater, sie hatte nicht mitgewollt.
Am Schreibtisch über das Papier gebeugt, vernahm sie plötzlich dumpfe Tritte an der offenen Tür. Aufblickend, erkannte sie Jobst in seiner gewohnten schwarzen Kleidung, der, die Portiere zurückbiegend, auf der Schwelle stand.
„Ich störe Sie, Priska?" fragte er halblaut, und sie blickte fast erschreckend in das von dem blaffen Scheine der Lampe höher als sonst gefärbte Antlitz.
„Der Brief soll heute Abend noch zur Post," antwortete sie, ihn fast bange anschauend, „aber es ist ja noch Zeit."
Beklommen sah sie ihn hereintreten. Er erschien ihr heute so feierlich, sie deutete auf den anderen Sessel am Tisch und legte die Feder hin. „Nur Sie sind heute nicht im Theater?" fragte sie.
„Ich besuche eS selten — heute war es mir ein Bedürfnis, mit Ihnen zu plaudern." Seine Stimme klang beengt, in seinen tiefliegenden Augen bemerkte sie auffallende Unruhe, und sie teilte sich auch ihr mit ihm. Sie blickte zur Tür lauschend, ob denn Niemand in der Nähe sei. Sie fürchtete sich, mit ihm allein zu sein. Ihre Miene, die Scheu, mit welcher sie sich an die Lehne zurückzog, mußte ihm dies verraten. Ein recht trübes Lächeln schwebte über seinem Antlitz.
Es sind nur wenige Worte, Priska, Worte, die lautlos schon oft gesprochen worden sind. Die so betrübende Aussicht aber. Sie hier verlieren zu sollen, diktiert mir dieselben jedoch heute.
Priska schwieg, sie wagte vor Herzpochen nicht, ihn anzuschauen.
(Fortsetzung folgt.)