S72

Turngemeinde Heilbronn, 12 s S. Robert Beck, Turnerbund Cannstatt, mit 59 Punkten.

Fünfkampf:

1. Sieger Eugen Kurz, Männertnrnverein Stuttgart, mit 40'/» Punkten. 2. S. Wilhelm Schmelzle, Turnverein Cannstatt, 3. 'S. Ferd. Faufel, Turnverein Cannstatt, 4. S. E. Grie- ßinger, Männerturnverein Stuttgart, 5a S. Wilh. Kieninger, Turnverein Schramberg, 5 d S. Jos. JoaS,. Turnverein Heidenheim, 6a S. Th. Bulling, Turnerbund Gmünd, 6b S. E. Schwai­cker, Turnverein Stuttgart, 6e S. Karl Maier, Turnerbund Kuchen, S. Hugo Schweizer, Turngemeinde Göppingen, 7a S. Viktor Maier, Turnerbund Stuttgart, 7b S. Albert Deutl, Turnverein Obertürkheim, 7 e S. Otto Noth­nagel, Turnverein Oberndorf, 8aS. Wilh. Herold, Turngemeinde Geislingen, 8b S. Franz Barth, Turnerbund Stuttgart, 9 a S. Gust. Hagemnayer, Turnverein Cannstatt, 9b S. Aug. Nill, Turner­bund Göppingen, 9o S. Fried. Maier, Turner­bund Göppingen, 9 ä S. Konr. Hartmann, Turn­verein Nenningen, 10. S. Max Dums, Turnverein Eybach, 11a S. Ludw. Mayer, Turnverein Rottenburg, 11b S. Friedr. Banhart, Turner­bund Cannstatt, 12 a S. Wilh. Halbritter, Turner­bund Untertürkheim, 12 d S. Karl Schweizer, Turngemeinde Göppingen, mit 33 Punkten.

Ringen:

1. Sieger Herm. Hahn, Turnverein Eßlingen, 2. S. Karl Bohner, Turngemeinde Eßlingen.

Leichtgewicht:

1. Sieger Karl Eckert, Turngemeinde Eßlingen, 2. S. Franz Eble, Turnverein Karlsvorstadt.

Schwergewicht:

1. Sieger August Stöckle, TurnklubFrisch auf" Göppingen, 2. S. Willy Hurtig, Turnverein Schramberg.

Mit dem gemeinsam gesungenen LiedDeutsch­land, Deutschland über alles" wurde das offizielle Turnfest geschlossen.

Geislingen, 1. Aug. Der erste festliche Tag unseres 2tägigen Kinderfestes fand einen un­erwarteten Abschluß. Kaum waren, nachdem man vom Festplatz auf den Kirchenplatz gezogen war, die übliche Rede und die letzten Klänge eines gemein­samen Gesangs verhallt, als die Feuerzeichen ertönten. Kinder und Erwachsene stoben aus­einander und eilten dem entfernten Stadtteil See­bach zu. Dort stand der Dachstuhl eines 4stockigen, dem Bau- und Sparverein gehörigen Doppelhauses in lichten Flammen. Das anfänglich aufgetauchte Gerücht, es seien zwei von den Eltern eingeschlofien gewesene Kinder verbrannt, bestätigte sich glücklicher­weise nicht. Der Dachstock des erst einige Jahre bewohnten HauseS ist ab- der 4. Stock stark an­gebrannt.

Plochingen, 1. Aug. Am Samstag nachmittag wurde auf einer Wiese zwischen hier

und Altbach der 45jährige Gottfried Rupp aus dem Oberamt Welzheim erschossen aufgefunden. Nach den Umständen dürfte Selbstmord vorliegen.

Eßlingen, 2. Aug. Im benachbarten Nellingen schlug heute früh gegen 6 Uhr der Blitz in die Schafherde des Mich. Bluthardt und tötete sofort 9 Stück Schafe. Während noch weitere 45 Stück betäubt wurden, kam der in der Nähe steheude Schäfer ohne jeglichen Schaden davon.

Obereßlingen, 1. Aug. Gestern abend brachte der 24jährige ledige Schlosser Friedrich Kühle von Eßlingen dem 20jährigen Müller Ernst Langbein mir einem Messer einen Stich in die Herzgegend bei. Die Verletzung dürfte jedoch nicht lebensgefährlich sein. Der Täter ist verhaftet.

Ludwigsburg, 2. Aug. (Schweine­markt.) Zufuhr: Milchschweine 159 St., Läufer­schweine 48 Stück. Preis für 1 Paar Milchschwetne 2032 für 1 Läuferschwein 2640 ^ Die Zufuhr von Milch- und Läuferschweinen war heute eine mittelstarke. Der Verkauf ging gut und wur­den Milchschweine rasch vollständig, Läufer zur Hälfte verkauft.

Vom Amt Ludwigsburg, 29.Juli. Die Ernte wird, von der Witterung begünstigt, in dieser Woche der Hauptsache nach beendet werden. Die Dinkelernte war in den Neckarorten des Bezirks schon in dieser Woche ziemlich vorüber. Das Er­gebnis ist, wie im Durchschnitt des Landes, viel Garben, gutes Stroh, kleine, aber gehaltvolle Körner. Die Gewitterregen dieser Woche haben zwar den Staub gelegt und das Fallen des Obstes vermindert, waren aber, wenigstens im östlichen, milderen Teile des Oberamts, zu schwach, um die nötige Durch­feuchtung des Bodens zu erzielen.

Meimsheim, 2. Aug. Durch einen Blitz­strahl wurde bei dem Gewitter heute früh kurz nach 6 Uhr die große Scheuer des Bauern Ludwig Fischer in Brand gesetzt. Sie brannte, derNcckar- zeitung" zufolge, nebst einem angebauten Schuppen vollständig nieder. Das Wohnhaus wurde ziemlich beschädigt, konnte aber gerettet werden. Der Schaden beträgt etwa 6000 ^

Oberndorf, 2. Aug. Sechs Chinesen sind heute zur Besichtigung der Gewehrfabrik Mauser hier eingetroffen. Es sind Militärtechniker, welche verschiedene deutsche Waffenindustrieplätze zur Be­lehrung besuchen.

Laichingen, 2. Aug. Nachdem der Himmel wochenlang wie verschlossen schien, ist endlich der langersehnte Regen gekommen. Doch sollte es dabet nicht ganz ohne Schaden abgehen. Kurz nach 5 Uhr zog heute morgen ein schweres Gewitter über unfern Ort und unsere Fluren. Zum Glück blieben wir von dem drohenden Hagel verschont. Dagegen hat der Blitz durch einen sogenannten kalten Schlag das Kamin und Dach eines voriges Jahr neu er­bauten Hauses beschädigt. Schlimmer erging es

HtUtüklükr» Nachdruck arrboten.

Heimchen am fremden Herd.

Roman von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Die einzige Erbin bist Du, wirst es vielmehr sein nach dem Tode Deiner unglücklichen Mutter!" rief der Oberst. Herzliche Glückwünsche! Dein Groß­vater wurde, soviel mir bekannt, auf eine halbe Million Rubel geschätzt. Er verlor alles durch seine Beteiligung an der polnischen Revolution."

Auch in ihm stiegen alte Erinnerungen wieder auf. Treuherzig blickte er auf das Mädchen, dessen Herz vor Ueberraschung noch so unruhig, wie Priska den gesenkten Kopf schüttelte, als faßte sie das alles noch nicht.

Es war ja der Aufregung zu viel für sie; soeben noch die Unterhaltung mit der Oberstin, der sie nicht zu bekennen gewagt, was Annette Birk, ihr be­gegnend, so schadenfreudig kürzlich von einem blutigen Geheimnis der Familie Elsner erzählt, das aber der Welt doch gar kein Geheimnis sei, wenn auch der Oberst wahrscheinlich die Zeitungen ersucht habe, nichts davon zu schreiben, und jetzt dieser plötzliche Wechsel ihres Geschickes, der ihr wie ein Traum erschienen wäre, hätte der Oberst nicht noch das Papier in der Hand gehabt.

Wäre der Himmel so gnädig, der armen Mutter das Licht der Seele wiederzugeben, damit auch sie das Glück zu fassen imstande!" sprach sie traurig vor sich hin.Was mir der Vormund bei dieser Gelegenheit wieder über sie schreibt, klingt so trostlos wie immer."

Hoffe, mein Kind! Du kannst wenigstens der Zukunft jetzt froher ent­gegensetzen."

Die Oberstin schloß Priska freudig in ihre Arme, als sie die Mär gehört.

unseren Nachbargemeinden Seißen und Suppingen. Während die Feuerwehr Suppingen ihrer Nachbar­gemeinde-Seißen zu Hilfe eilte, um einen durch Blitzschlag entstandenen Brand zu löschen, wurde in Suppingen selbst ein Wohnhaus durch einen Blitz­schlag eingeäschert.

Blaubeuren, 2. Aug. Heute nacht wurde der Oberamtsbezirk von einem furchtbaren Gewitter verbunden mit Hagel heimgesucht. In Seißen schlug der Blitz in eine Doppelscheune und äscherte dieselben binnen kurzem ein. In Suppingen brannte ebenfalls infolge Blitzschlags ein Wohnhaus und eine Scheuer ab. Der Hagel richtete an Feld- und Gartenfrüchten nicht unbedeutenden Schaden an. Die Höhe des letzteren ist noch nicht festgestellt.

Ulm, 2. Aug. Das alte Fabrikgebäude der Mayser'schen Hutmanufaktur in der Sterngasse wird nun in ein Soldaten- und Ledigenheim umgebaut, in welchem 124 Betten jungen ledige» Männern Herberge bieten sollen. Das Unternehmen geht vom Süddeutschen Bund der Vereine junger christlicher Männer aus, der das Anwesen für 800000 ^ erworben hat. 130000 ^ sollen für den Umbau und 75000 für die Beschaffung der inneren Einrichtung aufgewendet werden. Die Hospitalstiftung ist um Unterstützung des Unter­nehmens angegangen worden. Die Ortsarmen­kollegien haben heute beschlossen, dem Bund eine zweite Hypothek mit 42000 einzuräumen und einen jährlichen Zuschuß von 2000 ^ für die nächsten 10 Jahre auszusetzen. Dabei wird aus­bedungen, daß das Heim, in welchem besonders auch die Soldaten an den Sonntagen Unterkunft finden sollen, allen Konfessionen gleichmäßig offen stehen soll.

Friedrichshafen, 2. Aug. Der greise Ministerpräsident a. D. Freiherr v. Mittnacht und seine betagte Gemahlin dürfen am morgigen Tage auf ihrem Ruhesitz bei Friedrichshafen das seltene Fest der goldenen Hochzeit begehen. Die Jubilare werden morgen von ihren Familien­angehörigen umgeben sein. Mit aufrichtiger Dank­barkeit gedenkt aus diesem freudigen Anlaß das württembergische Volk des 79jährigen Mannes, der so viele Jahre hindurch mit bewundernswürdigem stattsmännischem Geschick an der Spitze des Staats­ministeriums stand und an der Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches so hervorragenden Anteil hatte. Für seine 69jährige Gemahlin ist es viel­leicht das schönste Zeugnis, das ihr ausgestellt wer­den kann, daß sie in der Stille der Häuslichkeit ihren Wirkungskreis suchte und ihn mit treuer Für­sorglichkeit ausfüllte. Möge es dem Jubelpaare noch lange Jahre vergönnt sein, an den schönen Gestaden des schwäbischen Meeres die wohlverdiente Ruhe gemeinsam genießen zu dürfen!

Berlin, 2. August. Wie der Morgenpost von besonderer Seite mitgeteilt wird, hat eine An-

Bernhard stand wie starr bei der Nachricht, als die Mutter, plötzlich erschreckend' hinzusetzte:

Aber Du wirst uns nicht mehr so gehören wie bisher, wirst uns vielleicht verlaßen wollen."

Verlaßen? Um wen?" Priska schüttelte trübe lächelnd das Haupt. Macht das Geld mich etwa weniger zur Waise, als ich es bisher gewesen? Hätte nur mein armer Vater das noch erlebt, eS ging seit seiner Pensionierung recht knapp bei uns zu, er sparte nur für mich. Und die unglückliche Mutter: mit all dem Gelds könnte sie nicht zurückkaufen, was sie verloren. Aber wir wollen heute den Tag recht froh begehen! Die Sorgen um das Geld hat ja der Vormund . . . Bernhard, wie Du dastehst!" wandte sie sich lächelnd an diesen. Hast Du gar kein Wort?"

Er starrte sie groß und vorwurfsvoll an. Die Nachricht war ihm wie ein Schlag auf das Herz gewesen.

Du weißt." antwortete er schroff,daß ich für Dich nur ein Wort habe, und das willst Du nicht hören!" Er wandte sich und verließ daS Zimmer.

Priskas Antlitz färbte sich hochrot vor Beschämung, als die Eltern sie er­staunt anblickte», die allein den Sinn seiner Worte verstand, und dann unter sich einen Blick wechselten.

Hört nicht auf ihn," bat sie, sich fastend, mit einem gezwungenen Lächeln, und verzeiht mir, wenn ich mein Zimmer aufsuche. Was mir heute geschehen, ist mir ja noch so unglaublich. Mein Großvater ... ich hörte ja als Kind nur von ihm, wie von einem Gestorbenen . . . Meine Mutter, ich war ja ein Kind noch, als man sie eines TagsS in meiner Abwesenheit fortführte, und Monde verstrichen, ehe ich hörte, wohin!" Sie legte die flachen Hände an die Schläfen und blickte sinnend vor sich hin.Gönnt mir die Muße, mich zurückzudenken. Auch meine Kindheit war ja eine so unruhige, daß sie mir heute zuweilen wie