NWM

Lj-Linsau

MM

MW

-tMWl'-MN

x«

rtzsÄ

.-4^ N'

rtzsÄ

^S 121.

Amts- und AuzergeökaLt für den Bezirk Kakw.

79. Ishrgasg.

Srschitmmsrta»«: Dtenltaz, »onnerltag, «amr- «»a, «iouutag. Insertion »preis 10 Ufg. pro Zeile sür «ladt »a» »rrirttort»; nutzer Bezirl U yfg.

Dienstag, den 3. August 1904.

Abonnement»pr. in d. Stadt pr. Viertels Mk, 1.10 incl. LrLgerl. BierteljLhrl. PostbezugLvreiS ohne Bestellg. f. d. OrtS- u. Nachdar- ' - -." " . ^ ^ --

ortLnerkehr 1 Mi-, s. d. sonst. Verkehr >

i.10. Bestellgeld W V>g-

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 1. Aug. Die Schlußfeier des Realprogymnasiums fand in herkömmlicher Weise am Samstag vormittag im Georgenäumssaale statt. Zu dem feierlichen Akt hatten sich die Schüler und Lehrer, sowie Freunde der Anstalt und die Angehörigen her Schüler in stattlicher Zahl ein­gefunden. Nach dem frischen VaterlandsliedWir fühlen uns zu jedem Tun entflammet", vorgetragen von dem Schülerchor, hielt der Leiter der Anstalt, Hr. Rektor vr. Weizsäcker eine Ansprache, in der er zuerst auf die Personalveränderungeu im Lehrkörper hinwies, sodann die Versetzungen und Prüfungen berührte, wobei er die Verdächtigungen eines anonymen Briefschreibers aufs schärfste zurück­wies, hierauf wandte er sich mit eindringlichen Worten der Ermahnung an die austretenden Schüler, be­sonders an diejenigen, welche die Schule für immer verlassen und schloß mit der hoffnungsvollen Auffor­derung an die in der Anstalt verbleibenden Schüler im nächsten Schuljahr wieder frisch und freudig an die Arbeit zu gehen und Eltern und Lehrern Freude zu bereiten. Auf den GesangHerbei, herbei, du trauter Sängerkceis" folgten die Deklamationen, welche flott und mit gutem Verständnis vorgetragen wurden. Nach einem weitern GesangEin heilger Fried" fand die Verteilung der Prämien und Be­lobungen, sowie der Zeugnisse für die wissenschaft­liche Befähigung zum einjährig-freiwilligen Dienst statt. Das Zeugnis für den einjährigen Dienst erhielten sämtliche 19 Schüler der 6. Klasse; aus dieser Klasse treten 2 Schüler in die 7. (frühere 8.) Klasse über. Mit Beginn des neuen Schuljahrs tritt ein neuer Lehrplan für die Realgymnasien in Kraft; dieser Lehrplan ermöglicht auch fernerhin

eine besondere Fürsorge für die Realisten und Humanisten. Mit dem strammen ReiterlicdWohl­auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd" fand die einfache aber würdige Feier einen eindrucksvollen Abschluß.

* Calw, 1. Aug. Am Samstag veran­staltete Hr. Oberamtsrichter Fischer anläßlich der Vollendung der Umschreibung der Pfandbücher in die Grundbücher eine Versammlung der Beamten des Amtsgerichts, der Grundbuchbeamten, der Notare und der Schultheißen in der Brauerei Dreiß. Es fand ein gemeinschaftliches Mittagessen statt, an dem sich 54 Personen beteiligten. Herr Oberamtsrichter Fischer gedachte in einer sehr beifällig aufgenommenen Rede der Schwierigkeiten, welche sich der großen Arbeit entgegengestellt hätten; im Jahr 1899 sei man mit Sorgen an die wichtige Sache heran­getreten, nun sei aber an allen Orten das Werk glücklich vollendet worden dank der treuen Hingabe aller beteiligte» Faktoren. Herr Schultheiß Hill:-' gardt-Stmmozheim feierte hierauf die tatkräftige Unterstützung und sachgemäße Anleitung, welche die Grundbuchbeamten von dem Vorredner erfahren durften, dessen vortrefflicher Direktive sei es vor allem zu verdanken, daß nach verhältnismäßig kurzer Zeit alles zu einem guten Ende gekommen sei. Weitere Ansprachen wurden von den HH. Schultheiß Scholl-Unterreichenbach, Stadtschultheiß Müller - Neubulach und Notar Seeger-Calw gehalten, gehalten. Abends war noch gesellige Unterhaltung im Adler.

Stuttgart, 30. Juli. (Wochenmarkt.) Der heutige Engros-Markt hatte eine starke Zu­fuhr aufzuweisen. Heidelbeeren kosteten 1821 Stachelbeeren 78 A Johannisbeeren 1213

Waldhimbeeren 3035 F, Pflaumen 1014 A Zwetschgen 15 -Z., Aprikosen 1625 A, Pfirsiche 2535 A, Aepfel 714 A, Birnen 920 ^ das Pfund. Auf dem Gemüsemarkt haben sich die Preise wenig verändert. Im Einzelverkauf war Obst 510 s). teurer. An den Wildbret- und Geflügelständen kosteten 1 Pfd. Rehschlegel 1.20 1 Pfd. Rehziemer 1.30M, 1 Gans 4.505 1 Taube 50 §)., 1 Wildente 2 Der Fischmarkt bot Aal zu 1.401.50 Barben zu 60 Karpfen zu 90 §).1 Zander zu 1.101.20 ^., Backfische zu 4045 das Pfund. Auf dem Viktualienmarkt kostete 1 Pfd. saure Butter 1 1 Pfd. süße Butter 1.101.20 Eier 2 Stück 13 Kartoffelmarkt auf dem Leonhardsplatz. Zufuhr 600 Ztr. Preis 4.505 per Zentner. Verkauf lebhaft.

Stuttgart, 31. Juli. Die Zentral­vermittlungsstelle für Obstverwertung gibt auf Grund der Erhebungen des Kgl. Etat. Landesamts von Mitte Juli eine Zusammenstellung über die Obstaussichten in Württemberg und kommt zu dem Ergebnis, daß bei einem Vergleich mit der Zu­sammenstellung vom 25. Juni ein Zurückgehen der Aussichten auf gute Obsternten sich ergibt.

Alpirsbach, 29. Juli. Heute vormittag ereignete sich hier ein schwerer Unglücksfall. Der als Handlanger bei den Dach reparaturarbeiten an der Klosterkirche beschäftigte Ferdinand Hetze! von hier, der schon seit mehreren Jahren an Fall­sucht gelitten hat, stürzte während der Vesperzeit durch eine an der Nordseite der Kirche über dem Querschiff befindliche große Ladenö ffnung zweifellos in einem epileptischen Anfall aus einer Höhe von 20 Meter ab. Der Unglückliche, welcher 25 Jahre

Nachdruck »erbot«».

Heimchen am fremden Herd.

Roman von HanS Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Warum soll ich lange Umschweife machen, da ich Dich endlich einmal allein finde !" fuhr er nervös fort, seine Mütze auf den nächsten Sessel werfend. Ich versuchte Dir schon einmal zu sagen, was in mir vorgeht . . .

Bernhard, ich verbiete Dir, das zu wiederholen!" Sie ließ die Arbeit in den Schoß sinken und blickte mit gerötetem Antlitz auf. Ihre Stimme zitterte sogar.So lange ich hier im Hause eine so großmütige Gastfreundschaft genieße, darf ich Dich nicht anhörsn!"

Bernhard lächelte bitter.

Aber Du hörtest es an, als die Eltern selbst Dir zu Gunsten meines Bruders sprachen!"

Priskas erstaunte Miene bewies, daß ihre Antwort eine aufrichtige;

Davon ist mir nichts bewußt!"

So irrte ich mich, weil ich weiß, daß Jobst Dich in seiner Weise so ver­ehrt! ... Ich bin nicht wie er, ich habe das Herz auf der Zunge, und dieses Herz kann nicht ohne Dich sein!"

So treibst Du mich hinaus, obgleich ich Deinen Eltern versprach . . . Du hörtest was ich Dir sagte!"

Ich hörte noch nichts; ich will hören, muß hören, ob Du mich lieben kannst! Betrachte das nicht als eine so übliche Redensart, ich spreche die Wahr­heit, wenn ich Dir sage: es ist mir eine Lebensbedingung!"

Sie blickte in tiefem Ernst vor sich hin. Kein Zag regte sich in ihrem Antlitz, denn sie wußte, daß fein Blick an diesem hafte.

Vielleicht, wenn Du schweigst!" antwortete sie endlich, und da erst schaute auch sie ihn an, bittend, beschwörend sogar.Du weißt, daß über meiner Jugend, über meiner Kindheit sogar schon so viel trauriges waltete . . . Frage nicht, ich darf Dir keine Antwort geben!"

Priska!" rief er unbefriedigt, in feierlichem Ton.Du verschweigst mir auch nicht das Gegenteil, suchst mich nicht zu trösten als den Sohn Deiner Wohltäter, wie Du sie nennst!"

Er hatte sich ungestüm erhoben, stand vor ihr mit einer Miene, vor der sie erschreckt die Augen senkte, sich furchtsam ebenfalls erhebend.

Kein Wort mehr, wenn Du mich liebst!" rief sie mit bittender Miene.

Wenn Du mich liebst!" Ec erfaßte leidenschaftlich ihr Handgelenk. Muß ich der Sklaoe Deiner Furcht vor anderen sein, vor meiner Mutter, die andere Pläne mit mir bat und mir jetzt täglich von diesen spricht?" Er stand vor ihr so entschlossen, so imponierend, daß seine schlanke Gestalt ihr um eine» halben Kopfes Höhe gewachsen erschien. Ton und Miene sagten ihr, daß er bereit, allem zu trotzen, was sich seiner Leidenschaft entgegenstellen möge.Ich weiß, was hier vorgeht, daß man Dich für meinen Bruder bestimmt, wenigstens zu gewinnen sucht ... Er ist mein Bruder, ja, und wir liebten uns wie Brüder, aber das ist vorbei. Willst Du mir schwören, daß Du . . ."

Priska blickte ihm ernst und gefaßt ins Gesicht.

Dein Bruder? Beruhige Dich!" Sie schüttelte mit trübem Lächeln das Haupt . . .Nein, nein!" Es war, als fühle sie sich durchschauert . . Genügt Dir das? Quäle mich heute nicht mehr!"

Er ließ ihren Arm los, blickte sie an, als suche er, was sie so sonderbar erregte.