Zur Revolution i» Rußland.
Berlin, 24. Mürz. Die provisorische Regierung untersagt laut „Lokalanz." den Angehörigen des kais. Hauses das Verlassen des Militärbezirks von Petersburg bezw. ihres Wohnortes. Die sozialistische Arbeiterschaft veranstaltet seit mehreren Tagen Friedenskundgebungen in den Straßen von Petersburg.
Amsterdam, 24. März. (WTB.) Der Korrespondent der Times meldet aus Petersburg vom Mittwoch : Man erwartet, daß alle Großfürsten ihre militärischen Würden niederlegen werden, da sie die Regierung nicht durch ein längeres Verbleiben in ihren Aemtern in Schwierigkeiten bringen wollen. Großfürst Kp rill hatheute das Vorbild dazu gegeben. Alexejew wird wahrscheinlich Generalissimus werden. Der Vertreter der Duma, General Pota- pow, hat sich das Vertrauen des Komitees der Ar- beiter-und Soldatenabgeordneten zu erwerben gewußt. - Vom Donnerstag meldet der gleiche Korrespondent, daß Großfürst Nikolai Nikolajewitsch im Dezember- letzten Jahres nach seinem Landgut verbannt worden iftzweil er dem Zaren die Wahrheit über die Lage erzählte und den Rasputinskandal ans Licht brachte.
Berlin, 24. März. Aus Gens wird dem „Lokalanzeiger" gemeldet: Wie hierher gemeldet wird, berichtet die „Petersburger Börsenzeitung", Protopopow werde durch seinen politischen Briefwechsel mit der Zarin schwer belastet. Die gegenwärtige Regierung besitze diese Papiere. Ob und wann davon die Öeffent- lichkeit Kenntnis erhalten soll, bleibt einstweilen Geheimnis -es Justizministers.
Basel, 24. März. Schweizer Blätter melden über London aus Petersburg: Innerhalb der russischen Sozialdemokratie ist erneut eine bedeutsame Spaltung vor sich gegangen. In Petersburg wurde ein neues Komitee der Bolseewisten gebildet, deren Programm geeignet ist, die jetzigen Machthaber in Petersburg in Schrecken zu setzen. Die Bolseewisten erklären, die Regierung bedingt zu unterstützen, und verlangen, daß sie in Friedensverhandlungen, ein- treten. Das neue Komitee der Bolseewisten überreichte der Revolutions-Regierung eine Art Ultimatum, in dem diese Regierung aufgefordert wird, 1. die Republik auszurufen, 2. sofort in Friedensverhandlungen einzutreten, 3. die einberufenen Soldaten sofort zu entlassen. Im Falle die Regierung diese Vorschläge ablehnen sollte, wollen die Bols- cewisten die Regierung mit Gewalt stürzen, alle Vorbereitungen für eine Wetterführung des Krieges verhindern und alle Maßregeln ergreifen, um die Errichtung einer sozialdemokratischen Republik durch- znführen.
Basel, 24. März. Die „Basl. Nationalzeitung" läßt sich nach der „Frkf. Ztg."aus Petersburg melden: Die, in der Peter-Paulsfestung gefangenen Staatsmänner des alten Regiments werden nicht wegen ihrer verfassungswidrigen Haltung, sondern wegen Amtsmißbrauch in den Anklagezustand versetzt werden. _ __
vom Sitten (las kette.
Roman von A. Hottner-Grefe.
25j (Nachdruck verboten.)
„Nicht daheim?" fragte Rasmer erstaunt.
„Nein. Es ist mir selbst unverständlich. Sie ist doch gewiß auch sehr begierig gewesen, zu erfahren, ob ich den Becher bekomme. Und heute, wie ich hinkomme, ist sie fort und hat nur angegeben, daß sie in sechs Stunden wiederkommt. Ich begreife das gar nicht. Und mit der alten Gnädigen kann man ja gar nicht reden."
„Warum?" unterbrach ihn Rasmer.
Aber Gottfried Mallinger fand, daß er schon zu viel gesprochen habe. Schweigend führte er feinen unerbetenen Gast aus dem Zimmer und durch den Garten bis zum Tore. Die alte Frau hatte nur stumm genickt zum Abschied. Dann war sie wieder am Bette ihres Sohnes niedergesunken, und als Doktor Rasmer schon halb im Flur stand, hörte er noch, wie sie vor sich hinsagte :
„Nein, Gustl! Mein lieber Gustl! Nein — nichts hast du dafür können! Gar nichts! Die anderen — die haben dich halt verleitet! Gelt! Bist ja mein Bub —"
„Mutterliebe!" dachte Rasmer fast erschüttert, um Abschied reichte er dem alten Manne die and.
„Verlassen Sie sich nur auf mich!" sagte er warm. „Hoffentlich bringen wir allein Licht in dieses Dunkel und alles bleibt unter uns."
Die Finger des Greises zitterten in Doktor Ernst Rasmers Hand.
„Gott gebe es!" — Die müde, alte Stimme war sehr unsicher. Und plötzlich stürzten wieder die Tränen über die gefurchten Wangen.
Köln, 24. Marz. Der „Kölnischen Zeitung" zufolge meldet der Schweizer Preßtelegraph u. a.: Die Bewegung für eine baldige Einberufung der konstituierenden Versammlung nimmt an Stärke zu.
Stockholm, 24. März. Ministerpräsident Fürst Lwow ordnete die unterschiedslose Verabschiedung sämtlicher Gouverneure und Vizegouverneure an.
Stockholm, 24. März. Es steht lt. „Lokalanz." fest, daß bei den Petersburger Unruhen 8 Engländer und ein Däne erschossen worden seien. Die Sozial-Revolutionäre suchten die Bevölkerung gegen die Engländer aufzuhetzen, wofür sich guter Boden fand. Die Zahl der Getöteten wird auf mindestens 20000 geschätzt und die amtliche Angabe von 2000 als ganz unzutreffend bezeichnet.
RunSschau.
Die Kriegshandlungen beginnen allmählich auf allen Kampfhandlungen aus dem Stadium der relativen Untätigkeit herauszutreten und nähern sich dem Höhepunkt, der die Entscheidung dieses Jahres bringen muß. Im Westen haben sich in der vergangenen Woche Ereignisse abgespielt, deren volle Bedeutung wir jetzt noch gar nicht würdigen können. Durch die Zurücknahme der deutschen Front auf einer Breite von 135 lrm ist eine vollkommen neue Lage geschaffen worden. Man kann schon heute sagen, daß uns die meisterhafte Strategie des Ge- neralseldmarschalls v. Hindenburg nicht nur die Freiheit für unsere zukünftigen Entschließungen gewährleistet, sondern auch die feindlichen Pläne in der empfindlichsten Weise durchkreuzt hat. Für den März war die große Offensive der Entente vorbereitet, und tatsächlich hatten die Engländer und Franzosen bis in die Einzelheiten alle Maßnahmen getroffen, um von neuem einen Sturmlauf gegen die deutsche Front zu-versuchen und an ihre mißglückte Somme- Offensive anzuknüpfen. Durch die Zurücknahme der deutschen Linien ist es unseren Gegnern vollkommen unmöglich geworden, ihre Pläne in absehbarer Zeit zu verwirklichen. Sie müssen ihren Angriffsapparat von neuem aufbauen, was mindestens mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Andererseits ist durch die Stellungsänderung auf deutscher Seite eine erhebliche Frontverkürzung erreicht worden, die es uns gestattet, eine ganze Anzahl von frei werdenden Divisionen an anderer Stelle einzusetzen. Nach dem anfänglichen Jubel, der sich in der feindlichen Presse nach der Räumung von Bapaume und Peronne, von Noyon und Roye geltend machte, beginnt eine nüchterne Beurteilung und Würdigung der Tatsachen Platz zu greifen. Die ernsthafte feindliche Presse ist unter dem Druck der Tatsachen bereits zu der Ueberzeugung gekommen, daß Engländer und Franzosen nicht die geringste Veranlassung haben, über ihren „Raumgewinn" zu frohlocken und den deutschen Rückzug als einen Erfolg ihrer eigenen Waffen zu buchen.
„Mein Himmel — und dafür lebte man fünfundsiebzig Jahre! Dafür, daß man am Ende seines Daseins sagen muß: Herr, jetzt Hab'ich alles hingegeben. Mein mühsam erworbenes Geld, mein einziges Kind — alles! Jetzt muß ich auch noch bitten mit weißen Haaren, daß ich ineine» Namen ohne Schand' tragen darf bis ans End ."
Gottfried Mallinger wartete keine Antwort ab. Schwer siel das Tor zu zwischen ihm und Rasmer, der noch, ergriffen durch diesen heißen, tiefen Schmerz, einen Augenblick lang stille stand und auf die Schritte horchte, welche verhallten. Dann hörte er, wie auch die Haustür geschlossen wurde. Und wieder lag das kleine Haus still und verschwiegen da in der funkelnden Winterpracht des verschneiten Gartens.
Nachdenklich schritt Rasmer die Straße entlang , zurück in das laute bunte Leben. Bei sich erwog er nochmals alles genau. Er mußte sich eingestehen, daß er sich eigentlich, trotz aller seiner kriminalistischen Gewiegtheit, diesmal in einem Irrtum befunden habe. Er hatte für bestimmt angenommen, daß hier in diesem ent- jegenen Hause eigentlich die Hauptsätzen dieser ganzen, seltsamen Begebenheit zusammenlaufen müßten. Und nun hatte die Aufklärung, an deren Richtigkeit und Wahrheit er kaum zweifelte, nur die Bloßlegung eines Nebenumstandes ergeben, die Tatsache, daß dieser Becher gestohlen worden war.
Ein schlechter Streich eines leichtsinnigen Menschen — aber keine geringste Spur, welche darauf hinwies, daß der Dieb selbst in irgendeiner Beziehung zu Christa Weltins unerklärlichem Verschwinden gestanden hatte. Es war im Gegenteil anzunehmen, daß Gustav Mallinger kein Idee davon gehabt hatte, welchen sonderbaren Inhalt dieser Becher barg. Denn ein so ganz außergewöhnlicher Inhalt müßte ja bei einer
Berli n, 25. März. (WTB. Amtlich.) Außer den im Laufe des Monats März bereits veröffentlichten Schiffsverlusten haben unsere U-Boote in den letzten Tagen versenkt: 25 Dampfer, 14 Segler !
und 37 Fischerfahrzeuge mit einem Gesamttonnengehalt von 8V 000 Bruttoregistertonnen. Ferner wurde am 19. März von einem unserer Unterseeboote im Kanal ein englischer Doppeldecker durch Geschützfeuer vernichtet.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Berlin, 24. März. Der hiesige chinesische Gesandte hat heute dem Auswärtigen Amt ein Telegramm seiner Regierung mitgeteilt, wonach die chinesische Regierung die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich abgebrochen habe. !
Berlin, 24. März. (WTB. Amtl.) Der Vize- k generalissimus der osmanischen Armee, Enver Pascha, r weilte zu Besprechungen mit dem Kaiser, General- - feldmarschall v. Hindenburg und General Ludendorff im Großen Hauptquartier und begab sich dann zum !
Besuch der deutschen Truppen an die Westfront. s
Berlin, 23. März. Im Reichstagsausschuß ' für Ernährungsfragen erklärte Präsident von Batocki: >
Die Kartoffelbestandsaufnahme habe im Vergleich zu der schlechten Ernte ein günstiges Ergebnis gehabt. Die Verluste durch Frostbeschädigungen würden wahrscheinlich nicht groß sein. Eine Lieferung von 5 Pfund auf Kopf und Woche, sowie fünf Pfund Zulage für Schwerarbeiter sei sichergestellt, und zwar bis zur Frühkartoffelernte, so ! daß Aussicht bestehe, daß die Bevölkerung in diesem j Frühjahr und Sommer mehr Kartoffeln erhalte, als i im Vorjahr. Zur Verbilligung der Sonder-Fleisch- I rationen von 250 Gramm für die Minderbemittelten - zahlten Reich und Bundesstaaten den Gemeinden s für den Kopf der Bevölkerung ohne Unterschied und k
für die Woche 70 Pfg. Außerdem würde den Re- !
gierungspräsidenten ein weiterer Betrag für besondere Bedürfnisse zur Verfügung gestellt. Zum Schlüsse wiederholte der Präsident die Zusicherung, daß die Herabsetzung der Brotration an Arbeiter nur dort in Kraft trete, wo sowohl die Kartoffel-, als auch die Fleischanlieferung funktioniere.
Haag, 24. März. Aus Washington wird gemeldet, daß man für die Ausrüstung einer Armee von 1 500000 Mann zum überseeischen Dienst Vor- . bereitungen treffe. Der erste Aufruf soll für 500000 s Mann Freiwillige erfolgen. Die ganze Miliz von 400000 Mann wird aufgelöst.
g.
Stuttgart, 23. März. Der ehemalige Landtagsabgeordnete für Biberach, Schultheiß Franz Laver ' Krug in Lauperatshausen, ist im Alter von 72 Jahren in seinem Heimatsort gestorben. Er gehörte der , .Zentrumsfraktion an und vertrat den Bezirk Biberach j von 1895—1912 im württ. Landtag. ^
eventuellen Anzeige gegen den Dieb sehr leicht auf dessen Spur führen.
Uebrigens: so ganz ohne Erfolg war sein Weg hierher doch nicht gewesen. Er war eben eine Staffel zu den weiteren, notwendigen Nachforschungen. Schließlich wußte er ja nun auch schon eine ganze Menge: daß jene junge Frau die Tochter eines Obersten von Risnach und die Gattin jenes Barons Felix von Laßwitz war, welcher in Krakau so schwer krank daniederlag und der dennoch nicht sterben wollte, ehe er nichr diesen Silberbecher in den Händen hielt. Natürlich handelte es sich für diesen Felix von Laßwitz nur um den Inhalt des Gefäßes. Dieses selbst war ihm gewiß minder wichtig. Und so konnte man wohl auch mit Fug und Recht annehme», daß dieser todkranke Mann die Persönlichkeit war, an welche man sich zu halten hatte. Aber wenn er starb, ehe Werner Mertens ihn zur Rechenschaft ziehen konnte?
Es war freilich da noch ein Bruder — Herbert von Laßwitz! — Vielleicht war auch dieser eingeweiht. —
Rasmer trat in das nächste Kaffeehaus und ließ sich das große Adreßbuch geben. Der Name „von Laßwitz" kam überhaupt nicht vor. Aerger- lich schlug er bei „R" nach. Die junge Frau schien bei ihrer Mutter zu wohnen. Sie mußte entschieden getrennt sein von ihrem Gatten, denn sie hatte, nach Werners Aussage, ja selbst zu Gottfried Mallinger geäußert, daß sie ihn schon seit fünf Jahren nicht mehr sah. — Aber auch der Name Risnach fehlte vollständig in dem sonst so verläßlichen Buche.
Also: da mußte man zur Polizei. Anders ging es nicht. Aber vorher wollte er doch ins Hotel fahren, um Werner Mertens über den Er- olg seiner Wege zu unterrichten. Dann konnten ie ja auch gemeinsam alles weitere beraten.
(Fortsetzung folgt.)
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